Fürstenauer Holz

Waldgebiet in der Gemeinde Vechelde, Landkreis Peine in Niedersachsen

Das Fürstenauer Holz ist ein Waldgebiet in der Gemeinde Vechelde, Landkreis Peine in Niedersachsen. Es ist die größte zusammenhängende Waldfläche des Landkreises und umfasst etwa 3,5 km² (350 Hektar) Landeswald und etwa 2,5 km² (250 Hektar) Privatwald, überwiegend als Forstgenossenschaftswald, auch etwas Kirchenwald und Kleinprivatwald.[1] Der Wald ist Teil des Landschaftsschutzgebiets Staatsforst Sophiental und angrenzende Forste.

Steinfurtgraben im Voigtsbruch an der Weggabelung nach Fürstenau, Sophiental und Wahle, (Lagekarte)

Das Waldgebiet ist fast ausschließlich von Ackerflächen umgeben und umschließt hufeisenförmig eine langgestreckte Feuchtwiese. Es liegt am Ort Fürstenau zwischen Woltorf im Westen, dem Mittellandkanal und der Ortschaft Sophiental im Norden, dem Stichkanal Salzgitter und der Ortschaft Bortfeld im Osten. Die Genossenschaftsforste befinden sich im Süden in der Nähe der Ortschaften Sierße und Wahle. Sie werden als Sießer Forst und Wahler Forst bezeichnet.

 
Ansichtskarte von der Gastwirtschaft Brandes in Fürstenau, 1899

Landschaftsschutz

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Das Fürstenauer Holz ist Teil des seit 1969 bestehenden Landschaftsschutzgebiets „Staatsforst Sophiental und angrenzende Forste“ mit der Nummer LSG PE 00036. Es wurde bereits am 26. Juni 1962, als es noch zum Landkreis Braunschweig gehörte, unter Landschaftsschutz gestellt.[2] Zu einer geschützten Landschaft gehört nicht nur der Wald als solcher, sondern auch zum Teil seine angrenzenden Freiflächen. Das in der Bortfelder Feldmark gelegene Schwarze Bruch und die östlich der Aue befindlichen Wiesen sowie das Heegholz und der Köppels Busch nördlich des Mittellandkanals sind Teil dieses Landschaftsschutzgebiets.[3][4] Es hat insgesamt eine Größe von etwa 720 Hektar.

Ein Landschaftsschutzgebiet soll gut erreichbar und ruhig sein. Die Landschaft soll für den Menschen geschützt werden, die Natur dabei aber von ihm achtsam behandelt werden.[5] Um der Erholungsfunktion eines Landschaftsschutzgebietes gerecht zu werden, sind im Fürstenauer Holz an den Zufahrtsstraßen befestigte Parkbuchten angelegt und an den Waldwegen an verschiedenen Stellen Doppelbänke zum Verweilen und auch eine Schutzhütte errichtet worden.

Forstwirtschaft

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Die Forstwirtschaft im Landeswald Fürstenauer Holz wird nachhaltig betrieben. Die jährliche Holzentnahme orientiert sich dabei am Holzzuwachs. Im Jahr werden etwa 1700 Festmeter Holz geschlagen. Der prognostizierte jährliche Zuwachs liegt bei etwa 2200 Festmeter. Eichenbestände bilden mit etwa 30 Prozent den größten Anteil. Es folgen mit jeweils 10 Prozent Buchen-, Kiefern-, Fichten- und Lärchenbestände. Die übrigen 30 Prozent verteilen sich auf die Baumarten Erle, Esche, Ahorn, Pappel, Birke, Douglasie und unterschiedliches Wildobst.[1]

Die Niedersächsischen Landesforsten halten die Nutzfunktion des Waldes für genauso wichtig wie seine Schutz- und Erholungsfunktion.[6] Die Bewirtschaftung richtet sich nach einem 1991 aufgestellten Waldentwicklungsprogramm. Es stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse der Waldökosystemforschung.

 
Bäuerliche Waldnutzung im 18. Jahrhundert
 
Inselkarte des Forstreviers Sophiental, 1825.[7]
Der Mittel- und Niederwald ist grün eingefärbt, der Pflanzwald rot.[8]
 
Ausschnitt von dem Blatt 49 des Topographischen Atlasses des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig, 1832 bis 1848, Grenzverlauf in orange

Geschichte

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Waldnutzung in der frühen Neuzeit

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Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts galt alles, was an Holz aus einer Holzmark entnommen werden konnte als unerschöpfliche Resource. Vorrangig handelte es sich um Nutz-, Brenn- und Bauholz. Es stand nach althergebrachtem Recht jedem Markgenossen zu und beruhte auf Berechtigungen, die den Bewohnern zugestanden worden waren, die sich in der Nähe eines Waldes angesiedelt hatten.[9] Sie dienten dazu, um ihnen ihr Auskommen zu sichern. Für das Herstellen oder Ausbessern von Knüppeldämmen, die durch morastige Brüche führten, wurden große Mengen an Stangenholz benötigt. Die Waldweide und auch das Zusammenrechen von Laub- und Nadeleinstreu gehörte zu diesen Berechtigungen. Die für das Auskeimen von Wildlingen so notwendige schützende Naturhumusschicht wurde dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Zum Ende des 18. Jahrhunderts verbreitete sich zudem ein lebhafter Handel mit unrechtmäßig abgesägtem und geschlagenem Holz. Es wurde anschließend in einer nahe gelegenen Stadt verkauft. Die Landesverwaltung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel prognostizierte damals in absehbarer Zeit einen Holzmangel. Verbote zur Einschränkung des Waldfrevels wurden von der Bevölkerung nicht beachtet.[10][11] Um den Waldbestand nicht noch weiter zu dezimieren, wurden ab 1814 in den größeren Waldgebieten des Herzogtums Braunschweig insgesamt 76 Revierförstereien zum Forstschutz eingerichtet, so auch eine in Sophiental.[12]

Die Ablösung der Holzgerechtigkeiten

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Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich das Gedankengut des schottischen Nationalökonomen und Moralphilosophen Adam Smith auch im deutschen Sprachraum durch. Als liberaler Denker postulierte er in seinem Werk "Der Wohlstand der Nationen", dass der Staat die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln schaffen müsse. Die Akteure vor Ort würden sie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Man erkannte, dass die Abnahme der Holzvorräte weder mit Verordnungen noch Verboten einzudämmen war. Nur ein völliges Beseitigen der unzähligen, schwer kontrollierbaren Holzgerechtigkeiten sei erfolgversprechend. Somit war die erste Hälfte dieses Jahrhunderts von der Ablösung einer Vielzahl dieser Berechtigungen geprägt. In den Waldungen des Amtes Vechelde wurde davon frühzeitig Gebrauch gemacht.[13] Dies ermöglichte schon zu dieser Zeit einen Umbau des Waldes nach den Empfehlungen von Heinrich Cotta, einem allseits geachteten Forstwissenschaftler.[14] Begriffe, wie Forstplanung und Forsteinrichtung, fanden Eingang in das waldwirtschaftliche Denken und Handeln.[15] Der bisherige Mittelwaldbetrieb, der sich im Hinblick auf die Eigenversorgung mit Brennholz in den Genossenschaftsforsten noch eine Zeitlang hielt, konnte unter staatlicher Leitung nach dem Abtrieb der Alteichen- und Buchenbestände in einen Pflanzwald überführt werden, um langfristig Hochwaldbestände zu erziehen. Die verangerten, durch Weidebetrieb mit Gras oder Forstunkräutern überwachsenen Hudeflächen wurden mit schnellwachsenden Fichten gefüllt.[16] 1927 bestanden im Fürstenauer Holz im Gegensatz zu anderen Forstamtsbezirken absolut keine Holz- und Weideberechtigungen mehr.[17]

Straßen und Landwege

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Abgesehen von einigen nicht öffentlichen Holzabfuhrwegen wird das Waldgebiet in westöstlicher Richtung von nur einer einzigen Kreisstraße (der K 21) gequert. Sie wird am Ortsausgang von Fürstenau als „Alter Bierweg“ bezeichnet, weil auf ihr das auf der Fürstenauer Domäne gebraute Broyhahnbier durch die Sierßer Wiesen bis hin nach Vechelde zum Ruhesitz des Herzogs Ferdinand transportiert wurde.[18]

Südlich von Sophiental führt eine asphaltierte Straße, der sogenannte „Spannweg“, bis an den Rand des Waldgebietes. Es musste angespannt werden, um von hier aus trockenen Fußes durch das morastige Ochsenbruch und die immer Wasser führende Steinfurt im Norden der Sierßer Wiesen nach Wahle zu gelangen.[19]

Wasserstraße

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1927 näherte sich der Bau des Mittellandkanals dem Fürstenauer Holz von Westen her. Er durchschnitt südlich von Sophiental den nördlichen Teil dieses Waldgebiets. Der angefallene Aushub wurde südlich des Kanals im sogenannten Ochsenbruch als 7 m hohe Abraumhalde abgelagert. Der Bau des Kanals wurde ursprünglich mit einem Muldenprofil ausgeführt. In den 1980er Jahren musste der Mittellandkanal auf Grund der immer größer werdenden Schiffe (Großmotorgüterschiff) ausgebaut werden. Um die vorhandene Kanalbreite optimal zu nutzen, einigte man sich auf einen kastenförmigen Regelquerschnitt mit Spundwänden. Damit auch weiterhin ein Wildwechsel möglich war, wurde der befahrbare Querschnitt als kombiniertes Rechteck-Trapez-Profil (KRT-Profil) ausgebaut. Beim KRT-Profil endet die senkrechte Spundwand etwa 20 cm unter der Wasseroberfläche und geht von hier aus in die Böschung über. Dadurch wird es dem Wild ermöglicht, das Wasser zu verlassen. Streckenweise wurden auch ausstiegserleichternde Wildtierbuchten mit Unterwasserspundwand angelegt. Im Landschaftsbild fällt die senkrechte Unterwasser-Uferbefestigung nicht mehr auf, zu sehen ist ein bewachsenes Ufer.[20]

Siehe auch

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Commons: Fürstenauer Holz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Harald Meyer: Landesforsten: Wölfe nahe dem Fürstenauer Holz gesichtet. In: Peiner Nachrichten, Braunschweiger Zeitungsverlag, Braunschweig, 30. August 2019
  2. Nennung der Forstorte bzw. Feldmarksteile des Landschaftsschutzgebietes Nr. 19 des Landkreises Braunschweig, 1962 Digitalisat, abgerufen am 6. Februar 2022
  3. Beschreibung und Landkarte auf der Webseite Protected planet.net, Abruf am 14. Januar 2022
  4. Veränderung der Verordnungen für die Landschaftsschutzgebiete ..., P36, ... Abruf am 14. Januar 2022
  5. Klaus Schmidt: Landschaftsschutz im Landkreis Braunschweig. Braunschweigische Heimat, Jg. 53, H. 2, 1967, S. 59
  6. Wolf-Jürgen Gleber: Die Prinzipien Hoffnung und Planung sichern unseren Wäldern eine Zukunft. In: Peiner Heimatkalender 1988, 18. Jahrgang, Hrsg. Peiner Allgemeine Zeitung, Druckhaus Schläger, Peine, S. 65
  7. Forstorte in der Forstgemarkung Sophiental I, 1872 Digitalisat, abgerufen am 6. Februar 2022
  8. Erläuterung zur Colorierung der Betriebskarte auf Seite 194, Digitalisat, abgerufen am 7. Februar 2022
  9. Theodor Mylius: Die Ablösung der Holzberechtigungen im Freistaate Braunschweig, ihre Notwendigkeit und Möglichkeit. Diss. Univ. München, München, 1927, S. 10
  10. Karl I.: Serinissimi Verordnung die Aufsamlung des trockenen Lese-Holzes in den Forsten des Wolfenbüttelischen und Schöningischen Districts betreffend. Stadtbibliothek Braunschweig, Signatur: Brosch. I 39.984, 4 Bl. Braunschweig, 1750,
  11. Karl Wilhelm Ferdinand: Serenissimi Verordnung gegen die Holz-Verwüstungen in dem bey den Städten Braunschweig und Wolfenbüttel zunächst belegenen Forsten. Stadtbibliothek Braunschweig, Signatur: Brosch. I 39.993, 4 Bl. Braunschweig, 1804
  12. Kurt Schmidt: Aus der ehemaligen braunschweigischen Forstverwaltung. Schriftreihe "Aus dem Walde", Niedersächs. Minist. für Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten, Hannover, 1966 S. 106
  13. F. A. Mengen: Festgabe für die Mitglieder der XX. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe. Die Landwirtschaft und das Forstwesen im Herzogthume Braunschweig. Braunschweig, 1858, S. 162
  14. Heinrich Cotta´s Anweisung zum Waldbau Digitalisat, abgerufen am 6. Februar 2022
  15. NLA-Standort Wolfenbüttel, 50 Neu 5, Nr. 2938: Die Betriebsordnung und Betriebsveränderungen im Sophienthaler Forstreviere, 1834
  16. Edeltraut Hundertmark: Die Deutschen Landkreise, Handbuch für Verwaltung, Wirtschaft und Kultur. Bd. 22, Der Landkreis Braunschweig, Verwaltungsbezirk Braunschweig. Verlag W. Dorn, Bremen-Horn 1965, S. 244 ff.
  17. Theodor Mylius: Die Ablösung der Holzberechtigungen im Freistaate Braunschweig, ihre Notwendigkeit und Möglichkeit. Diss. Univ. München, München, 1927, S. 45
  18. Hannelore Wiese: Sophiental Geschichten aus der alten Zeit, Print Service Wehmeyer, Braunschweig, 2023, S. 81 f. (Handzeichnung von Revierförster Wolff)
  19. Hannelore Wiese: Sophiental Geschichten aus der alten Zeit. Print Service Wehmeyer, Braunschweig, 2023, S. 81 f.
  20. Dietrich Lankenau: Technische Zwänge, Entwicklungen und Notwendigkeiten bei modernen Wasserstrassen. Abbildung 15, 16 und 17 des Digitalisats, abgerufen am 28. Januar 2022

Koordinaten: 52° 17′ 51″ N, 10° 21′ 5″ O