Das FIRA-Turnier 1936 war das erste von der Fédération internationale de rugby amateur (FIRA) ausgerichtete europäische Turnier in der Sportart Rugby Union. Es fand vom 14. bis 17. Mai 1936 in Berlin statt, auf dem Hubertussportplatz des Berliner Sport-Clubs im Bezirk Wilmersdorf. Vier Nationalmannschaften trafen aufeinander, den Europameistertitel holte sich Frankreich.

FIRA-Turnier 1936
Europameister Frankreich Frankreich (1. Titel)
Austragungsort Berlin, Deutschland
Eröffnungsspiel 14. Mai 1936
Endspiel 17. Mai 1936
Anzahl Nationen 4
Spiele 4
Punkte 105 (⌀: 26,25 pro Spiel)
Versuche 26 (⌀: 6,5 pro Spiel)
FIRA-Turnier 1937

Ausgangslage

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Zwei Jahre zuvor war die FIRA – auf Initiative des französischen Verbandes – als Alternative und in Opposition zum angelsächsisch dominierten International Rugby Board (IRB) gegründet worden. 1931 waren die Franzosen wegen Vorwürfen des Profitums und der Disziplinlosigkeit vom Five-Nations-Turnier ausgeschlossen worden. Von den neun Mitgliedsverbänden der FIRA erklärten sich der deutsche, der italienische und der rumänische Verband mit den Franzosen bereit, an einem Turnier teilzunehmen, das vom Deutschen Rugby-Verband organisiert und auf dem Hubertussportplatz des Berliner Sport-Clubs ausgetragen wurde.[1]

Datum und Austragungsort waren kein Zufall, denn die deutsche Hauptstadt würde in weniger als zwei Monaten die Olympischen Sommerspiele 1936 ausrichten. Außerdem strebte die FIRA gemeinsam mit den vier britischen Verbänden (Rugby Football Union, Scottish Rugby Union, Irish Rugby Football Union und Welsh Rugby Union) die Wiederzulassung von Rugby als olympische Sportart an (nach den Spielen 1924 war es aus dem Programm gestrichen worden). Das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in Berlin erkannte den ausgetragenen Wettbewerb, de facto eine Europameisterschaft, nie als Demonstrationsveranstaltung an. Beobachter waren jedoch übereinstimmend der Meinung, dass es sich um ein gut organisiertes Turnier auf internationalem Niveau handelte, da vier Nationalmannschaften beteiligt waren. Zum Prestige des im K.-o.-System durchgeführten Turniers trug auch die Tatsache bei, dass der Südafrikaner P. van der Merve, ein Mitglied des IRB, Schiedsrichter des Finales war.[2]

Ergebnisse

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Punktesystem: 3 Punkte für einen Versuch, 2 Punkte für eine Erhöhung, 3 Punkte für einen Strafstoß, 4 Punkte für ein Dropgoal, 3 Punkte für ein Goal from mark

Halbfinale Finale
15. Mai
Frankreich  Frankreich 25
Rumänien Konigreich  Rumänien 5
17. Mai
Frankreich  Frankreich 19
Deutsches Reich NS  Deutsches Reich 14
3. Platz
14. Mai 17. Mai
Deutsches Reich NS  Deutsches Reich 19 Italien 1861  Italien 8
Italien 1861  Italien 8 Rumänien Konigreich  Rumänien 7

Halbfinale

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14. Mai 1936
Frankreich  Frankreich XV 25 : 5 Rumänien Konigreich  Rumänien Hubertussportplatz, Berlin
Versuche: Capendeguy
Coderc (3)
Daguerre
Ithurra
Raynal
Erhöhungen: Raynal (2)
(9:0)
Bericht
Versuche: 1
Erhöhungen: 1

Das Spiel hatte zählte aus Sicht des französischen Verbandes nicht als vollwertiges Test Match.


14. Mai 1936
Deutsches Reich NS  Deutsches Reich 19 : 8 Italien 1861  Italien Hubertussportplatz, Berlin
Schiedsrichter: Léopold Mailhan (Frankreich)
Versuche: Aue
Hubsch (2)
Koch (2)
Dropgoals: Bukowski
(13:8)
Bericht
Versuche: Cazzini
Vinci
Erhöhungen: Rizzoli

Spiel um Platz drei

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17. Mai 1936
Italien 1861  Italien 8 : 7 Rumänien Konigreich  Rumänien Hubertussportplatz, Berlin
Zuschauer: 3000
Schiedsrichter: Oscar Leipprand (Deutschland)
Versuche: Aloisio
Cazzini
(3:7)
Bericht
Versuche: Barsan
Dropgoals: Crissoveloni
17. Mai 1936
Frankreich  Frankreich 19 : 14 Deutsches Reich NS  Deutsches Reich Hubertussportplatz, Berlin
Zuschauer: 4000
Schiedsrichter: P. van der Merwe (Südafrika)
Versuche: Celhay
Daguerre
Desclaux (2)
Geschwind
Erhöhungen: Raynal
Thiers
(8:9)
Bericht
Versuche: Dünnhaupt
Oppermann
Strafversuch
Erhöhungen: Metzger
Straftritte: Pfisterer
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Einzelnachweise

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  1. La Nazionale di rugby cede alla Germania per 19 a 8. La Stampa, 15. Mai 1936, S. 5, abgerufen am 3. Oktober 2023 (italienisch).
  2. Ian Buchanan: Rugby Football at the Olympic Games. In: Journal of Olympic History. Band 5, Nr. 1. International Society of Olympic Historians, London 1997, S. 14–15 (isoh.org [PDF]).