Fahrleitungssignale
Fahrleitungssignale (in Österreich Oberleitungssignale) sind Eisenbahnsignale, die für Schienenfahrzeuge, aber auch Oberleitungsbusse gelten, die per Oberleitung oder Stromschiene mit Antriebsenergie versorgt werden.
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Aufstellungsorte sind Stellen, an denen der Triebfahrzeugführer den Hauptschalter des Triebfahrzeuges ausschalten muss bzw. wieder einschalten darf, z. B. bei Schutzstrecken, geerdeten Oberleitungsabschnitten unter niedrigen Brücken, oder Systemtrennstellen, an denen das Bahnstromsystem wechselt. Das Ausschalten vermeidet Beschädigungen durch Abreißfunken. Diese Abschnitte sind mit Schwung zu durchfahren.
Weitere Aufstellungsorte sind Stellen, an denen der Triebfahrzeugführer den Stromabnehmer senken muss bzw. wieder anlegen darf, z. B. bei unterbrochenen, beschädigten oder nicht befahrbaren Fahrleitungen. Das Abbügeln vermeidet mechanische Schäden an Fahrleitung und Stromabnehmer; die spannungs- oder fahrleitungslosen Abschnitte sind mit Schwung zu durchfahren. Manche Systemtrennstellen müssen ebenfalls abgebügelt durchfahren werden. Das betrifft insbesondere die, wo wegen einer abweichenden Fahrleitungsgeometrie oder dem Material der Schleifleisten der Stromabnehmer gewechselt werden muss oder wo damit zu rechnen ist, dass Triebfahrzeuge mit zwei angelegten Stromabnehmern verkehren und damit einen Erdschluss auslösen.
Schließlich kennzeichnen Fahrleitungssignale Stellen, an denen die Fahrleitung endet und die daher ein Fahrzeug mit angelegtem Stromabnehmer nicht überfahren darf, um Schäden zu vermeiden.
Länderspezifisches
BearbeitenDeutschland
BearbeitenDie deutsche Eisenbahn-Signalordnung sieht als Fahrleitungssignale auf der Spitze stehende blaue quadratische Tafeln mit weißen Signalzeichen vor, die schwarz und weiß umrandet sind.
An Gleisverzweigungen sind die Signale El 1v, El 1, El 3, El 4 und El 6 durch einen oder mehrere Richtungspfeile (blauer Pfeil auf weißem Grund) ergänzt. Der Pfeil zeigt an, für welches Gleis das Signal gilt.
Die Signale El 1v, El 1, El 2, El 3, El 4 und El 5 werden durch eine Zuordnungstafel gekennzeichnet, wenn sie auf Grund ihres Standorts zwischen den Gleisen auch unzutreffend für das Nachbargleis gültig sein würden.
An Systemtrennstellen, die bereits vor der Einführung der Systemwechselsignale bestanden, beispielsweise im Netz der Stadtbahn Karlsruhe, werden die Fahrdrahtspannungen mit Angabe der Stromart durch weiße, rechteckige Tafeln mit schwarzer Schrift gekennzeichnet.
Mit der Einführung der ICE-1-Triebzüge verkehrten erstmals lange Zugeinheiten mit angelegten Stromabnehmern an beiden Zugenden. Zur Information, wann ein solcher Zug eine Schutzstrecke vollständig durchfahren hat und die Hauptschalter der Triebköpfe wieder eingeschaltet werden können, wurden auf den planmäßig vom diesen Zügen befahrenen und den Umleitungsstrecken ergänzend ICE-Zeichen in Form einer weißen, quadratischen und auf der Spitze stehenden Tafel mit der schwarzen Aufschrift „ICE“ in Zuglänge hinter dem Signal El 2 aufgestellt. Diese Tafeln sind im Signalbuch nummernlose Orientierungszeichen.
Die deutsche Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung enthält die Signale als Schaltsignale mit praktisch identischer Bedeutung ebenfalls. Das Ausschaltsignal heißt nach der BO Strab St 3, das Einschaltsignal St 4, das Bügel-ab-Signal St 5, das Bügel-an-Signal St 6 und das El 6 St 8.
Das Signal El 1 bzw. St 3 war im Juni 2023 Gegenstand einer Verkündigungssendung im WDR-Radio, die auf der Stadtbahn Köln spielt.[1]
Österreich
BearbeitenDie Oberleitungssignale bei den österreichischen Eisenbahnen sind im Aussehen praktisch identisch mit den in Deutschland üblichen. Es sind auf der Spitze stehende blaue quadratische Tafeln mit weißen Signalzeichen, die schwarz und weiß umrandet sind.
Schweiz
BearbeitenIn der Schweiz sind Fahrleitungssignale in Gelb/Schwarz gehaltene Rechtecke (bei Senksignalen auf der Spitze stehend), oder Lichtsignale, die z. B. bei umschaltbaren Zonen an Grenzbahnhöfen das anliegende Stromsystem anzeigen. Die Symbolik der Schalt- und Stromabnehmersignale entspricht wiederum den in Österreich und Deutschland üblichen.
Bezeichnung | Signalbild | Bedeutung | Bild |
---|---|---|---|
Vorsignal zum Ausschaltsignal | Zwei schwarze senkrechte Rechtecke oder als Lichtsignal zwei senkrechte gelbleuchtende Streifen. | Vorbereitung zum Ausschalten. Es folgt ein Ausschaltsignal. | |
Ausschaltsignal | Ein unterbrochenes schwarzes U oder als Lichtsignal ein gelbleuchtendes unterbrochenes U. | Vorbeifahrt mit ausgeschaltetem Hauptschalter. Es folgt ein Einschaltsignal. | |
Einschaltsignal | Ein geschlossenes schwarzes U oder als Lichtsignal ein gelbleuchtendes geschlossenes U. | Weiterfahrt mit eingeschaltetem Hauptschalter. | |
Vorsignal zum Senksignal | Zwei auf der Spitze stehende schwarze Quadrate. | Die Stromabnehmer müssen ab dem Senksignal gesenkt sein. | |
Senksignal | Ein waagerechter schwarzer Streifen. | Stromabnehmer senken. | |
Endsignal zum Senksignal | Ein senkrechter schwarzer Streifen. | Erlaubnis zum Heben des Stromabnehmers. | |
Aufhebungsignal zum Senksignal | Ein schwarzer, mit der Spitze nach oben zeigender Pfeil. | Ab dieser Stelle wird der mit gesenktem Stromabnehmer zu befahrende Abschnitt nicht befahren. | |
Signal für Streckentrennung | Eine rechteckige senkrechte Tafel. | Halt für Fahrzeuge mit gehobenem Stromabnehmer bei ausgeschalteter Streckenfahrleitung. | |
Umschaltsignal | Ein waagerechter schwarzer Streifen, darüber sowie darunter eine schwarze Zahl. | Halt für Einsystem- und Mehrsystem-Triebfahrzeuge mit gehobenem Stromabnehmer. Ausnahme: Vorbeifahrt für Triebfahrzeuge mit gehobenem Stromabnehmer und ausgeschaltetem Hauptschalter gestattet, sofern die Stromabnehmer für beide Systeme verwendet werden können. Die obere Zahl bezieht sich auf die Fahrleitungsspannung vor, die untere auf die Fahrleitungsspannung nach der Schutzstrecke. | |
Endsignal zur Systemschutzstrecke | Ein senkrechter schwarzer Streifen, darunter eine schwarze Zahl. | Weiterfahrt mit dem betreffenden Stromsystem. | |
Zonen-Schutzstreckensignal | Eine orangeleuchtende Lampe. | Halt für Einsystem- und Mehrsystemtriebfahrzeuge mit gehobenem Stromabnehmer. Ausnahme: Vorbeifahrt für Triebfahrzeuge mit gehobenem Stromabnehmer und ausgeschaltetem Hauptschalter gestattet, sofern die Stromabnehmer für beide Systeme verwendet werden können. | |
Zonensignal | Eine orangeleuchtende Zahl. | Das Signal zeigt den Schaltzustand der umschaltbaren Zone in kV an. |
Spanien
BearbeitenDie spanischen Fahrleitungssignale entsprechen in Aussehen und Bedeutung den deutschen El 1v sowie El 1 bis 5. Das dem El 6 entsprechende Signal, welches das Ende von Fahrleitungen kennzeichnet, besteht aus einem ebenfalls auf der Spitze stehenden Quadrat, das durch eine waagerechte und eine senkrechte Trennlinie in je zwei gegenüberliegende weiße und blaue Dreiecke geteilt ist.
Weitere europäische Staaten
BearbeitenAuch in weiteren europäischen Staaten wie Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Bulgarien, Tschechien und der Slowakei entsprechen die Fahrleitungssignale den in Österreich und Deutschland üblichen. Es gibt jedoch Abweichungen in Details wie die bei den Nachfolgebahnen der Jugoslovenske Železnice, wo vor Schutzstrecken signalisiert wird, nur einen Stromabnehmer anzulegen. Bei älteren Fahrleitungssignalen in Tschechien und der Slowakei werden die weißen Linien durch aneinandergesetzte runde, weiße Reflektoren gebildet, außerdem sind die Richtungspfeile bei Fahrleitungsendesignalen (die dem deutschen El 6 entsprechen) durch Weglassen eines Teils der weißen Linien in diesen selbst enthalten.
Weblinks
Bearbeiten- Fahrleitungssignale, stellwerke.de
- Fahrleitungssignale, lokifahrer.ch
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Nicola Thomas-Landgrebe: Zeichen und Wunder In: kirche-im-wdr.de, 13. Juni 2023.