Felix Klein (Diplomat)

Jurist, Diplomat und Antisemitismusbeauftragter

Felix Klein (* 25. Januar 1968 in Darmstadt) ist ein deutscher Jurist und Diplomat. Er ist auf Völkerrecht spezialisiert und seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

Klein entstammt einer Familie von Siebenbürger Sachsen aus Sibiu (Hermannstadt). Zu seinen Vorfahren gehören evangelische Pfarrer. Sein Onkel Christoph Klein war bis 2010 Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.[1] Felix Kleins Vater, Hans Klein, in den 1950er Jahren Geiger im Philharmonischen Orchester in Hermannstadt, siedelte 1956 nach Deutschland über[1] und lebte mit seiner Familie seit 1967 in Darmstadt. Zu seiner Verwandtschaft gehören der Journalist Fritz Klein und der Historiker Fritz Klein junior.

Felix Klein besuchte das United World College in Duino bei Triest. Er fügte seinem von 1987 bis 1992 absolvierten Studium der Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Freien Universität Berlin[2] ein Masterstudium an der London School of Economics an und absolvierte von 1994 bis 1996 in Bonn die Ausbildung für den höheren Auswärtigen Dienst an der Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes („Diplomatenschule“). 2001 promovierte er mit der Arbeit „Eherecht und Ehewirklichkeit in Kamerun“ an der Universität St. Gallen zum Dr. iur. Neben Deutsch spricht er Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch.

Er begann seine Karriere im Auswärtigen Amt in Bonn als Referent für die Beziehungen zu den südamerikanischen Ländern Peru, Bolivien und Ecuador, war dann auf Auslandsstationen als Rechts- und Konsularreferent in Jaunde/Kamerun sowie als stellvertretender Generalkonsul in Mailand tätig und arbeitete seit 2007 im Außenministerium selbst: Referent im Personalreferat höherer Dienst im Auswärtigen Amt in Berlin, Stellvertretender Generalkonsul und Referent für Kultur und Wirtschaft am Deutschen Generalkonsulat in Mailand, Stellvertretender Leiter des Südosteuropareferats im Auswärtigen Amt, Persönlicher Referent und Leiter des Büros des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes Peter Ammon und zuletzt Leiter des Personalreferats höherer Dienst im Auswärtigen Amt.

Ab März 2014 war Klein Sonderbeauftragter für Beziehungen zu jüdischen Organisationen und Antisemitismusfragen im Auswärtigen Amt. Im April 2017 kamen Experten und Politiker zu dem Schluss, dass es der Bevölkerung an Einsicht in das Problem des Antisemitismus fehle.[3] Als im Januar 2018 die Einführung der Position eines Antisemitismus-Beauftragten[4] verabschiedet wurde, schlug der Zentralrat der Juden in Deutschland Klein vor. Sein Amt ist im Bundesinnenministerium angesiedelt. Klein will dazu beitragen, dass die Probleme des Antisemitismus deutlich sichtbarer werden. Er ist seit Mai 2018 im Amt.[5]

Seit August 2020 betreibt er als Antisemitismus-Beauftragter eine eigene Website.[6]

Debatten

Bearbeiten

Kritik Kleins an Achille Mbembes geplantem Auftritt bei der Ruhrtriennale 2020

Der Historiker und Politikwissenschaftler Achille Mbembe war eingeladen worden, mit einer Rede die Ruhrtriennale 2020 zu eröffnen. Klein kritisierte den angekündigten Auftritt. Mbembe habe in seinen Schriften das Existenzrecht Israels infrage gestellt und das Apartheidsystem Südafrikas mit dem Holocaust verglichen.[7] Am 30. April erklärten 37 jüdische israelkritische Wissenschaftler und Künstler ihre Solidarität mit Mbembe und forderten die Abberufung von Klein aus seinem Amt.[8][9] 700 afrikanische Intellektuelle verteidigten Mbembe gegen die Vorwürfe in einem Brief an Merkel und forderten ebenfalls die Entlassung von Klein.[10]

Zwölf jüdische oder zivilgesellschaftliche Organisationen in Deutschland reagierten auf die Kritik am Bundesbeauftragten. In einem offenen Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer sprachen sich u. a. die Jüdische Gemeinde zu Berlin, der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland und die Amadeu Antonio Stiftung für den Verbleib von Felix Klein als Beauftragten der Bundesregierung aus. Auch Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats, wies die Vorwürfe gegen Felix Klein als „ungerechtfertigt und inakzeptabel“ zurück.[11] Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, erklärte, die Debatten gingen „am wirklichen Problem“ vorbei. Damit werde Antisemiten nicht nur Vorschub geleistet, sondern „in fataler Weise“ ignoriert, in welcher schwierigen Situation Europas Juden derzeit seien.[12][13]

Islamischer Antisemitismus

Im Mai 2022 erklärte Klein, es dürfe keine falsche Scheu bestehen, islamischen Antisemitismus zu benennen und zu thematisieren.[14]

Apartheid-Vorwurf gegenüber Israel

Im August 2023 behauptete Klein unter Bezug auf eine Einschätzung von Muriel Asseburg, dass Vorwürfe, Israel sei ein Apartheidstaat, antisemitisch sind, da der Apartheidsvorwurf den jüdischen Staat delegitimiere.[15] Dem widersprach der israelische Historiker Omer Bartov.[16] Der Internationale Gerichtshof erklärte im Juli 2024 in einem Gutachten, Israel verstoße gegen Artikel 3 des Internationalen Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung, der das Verbot von Segregation und Apartheid enthält.[17][18]

Auszeichnungen

Bearbeiten

Privates

Bearbeiten

Felix Klein ist in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Magdalene Artelt verheiratet.

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Claudia Keller: Felix Klein: Mahner und Aufklärer. In: Herder Korrespondenz 8/2018, S. 8 (online)
  2. Interview mit Dr. Felix Klein, abgerufen am 29. Mai 2019
  3. „Antisemitismus ist kein Problem der Juden, sondern der Gesellschaft“
  4. Pressemitteilung des BMI
  5. Martin Niewendick: Regierungsbeauftragter Klein: „Judenhass hat auch ein hässliches islamistisches Gesicht“. In: Welt Online. 19. April 2018, abgerufen am 20. April 2018.
  6. Website des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Abgerufen am 5. August 2020.
  7. Ruhrtriennale 2020 wegen Corona-Pandemie abgesagt, Jüdische Allgemeine, 22. April 2020
  8. Berliner Zeitung am 9. Mai 2020:Antisemitismus: Der Streit um den Philosophen Achille Mbembe erreicht die Politik. Abgerufen am 9. Mai 2020.
  9. Jörg Häntzschel: "Kampagne". In: sueddeutsche.de. 1. Mai 2020, abgerufen am 27. Januar 2023.
  10. Sonja Zekri: Antisemitismus-Debatte: Mbembe bekommt Unterstützung. Abgerufen am 11. März 2023.
  11. »Ungerechtfertigt und inakzeptabel«. In: juedische-allgemeine.de. 4. Mai 2020, abgerufen am 13. Mai 2020.
  12. Europäische Rabbinerkonferenz verteidigt Felix Klein. In: juedische-allgemeine.de. 31. Juli 2020, abgerufen am 27. Januar 2023.
  13. Antisemitismus. Solidarität mit Felix Klein, Süddeutsche Zeitung, 2. August 2020
  14. Welt.de: Muslimischer Antisemitismus? „Darf bei Benennung keine falsche Scheu geben“, welt.de, 29. Mai 2022.
  15. Antisemitismusbeauftragter: „Eine Konfliktscheu, wenn ein Großteil der Schüler migrantischen Hintergrund hat“ - WELT. 7. August 2023, abgerufen am 8. November 2023.
  16. Christoph Gunkel: (S+) Nahostkonflikt: Der Historiker Omer Bartov über seine Kritik an Israel. In: Der Spiegel. 8. November 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. November 2023]).
  17. Alina Funk, Ammar Bustami: Power to the People. In: Verfassungsblog. 13. August 2024, ISSN 2366-7044, doi:10.59704/9fb8e0d6302814e7 (verfassungsblog.de [abgerufen am 26. August 2024]).
  18. Matthias Goldmann: Die Zeitenwende beginnt im Nahen Osten. In: Verfassungsblog. 23. Juli 2024, ISSN 2366-7044, doi:10.59704/23c89e2eabd1d8ad (verfassungsblog.de [abgerufen am 26. August 2024]).
  19. Antisemitismusbeauftragter Dr. Felix Klein mit Moshe-Rosen-Preis ausgezeichnet, Bundesministerium des Innern und für Heimat Pressemitteilung vom 24. Juni 2024
  20. Europäische Rabbinerkonferenz Moshe-Rosen-Preis für Antisemitismus-Beauftragten Felix Klein, Deutschlandfunk 24. Juni 2024