Flugplatz Ahlhorn

ehemaliger Militärflugplatz in Deutschland

Der Flugplatz Ahlhorn (ICAO-Code: EDHA) liegt in der Gemeinde Großenkneten im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen. Der Flugplatz war von 1916 bis 1995 ein Militärflugplatz, der im Laufe der Jahrzehnte unterschiedliche Verwendung fand. Heute wird der ehemalige Flugplatz unter dem Namen Metropolpark Hansalinie als Logistik-, Technologie- und Gewerbepark ausgebaut. Er war als Sonderlandeplatz zugelassen.

Ehemaliger Flugplatz
Ahlhorn
Vogelperspektive
Kenndaten
ICAO-Code EDHA
Flugplatztyp Sonderlandeplatz
Koordinaten 52° 53′ 20″ N, 8° 13′ 58″ OKoordinaten: 52° 53′ 20″ N, 8° 13′ 58″ O
Höhe über MSL 46 m  (151 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1 km südöstlich von Großenkneten-Ahlhorn
Bahn Gleisanschluss vorhanden
Basisdaten
Eröffnung 1916
Schließung 16. April 2021
Betreiber Metropolpark Hansalinie GmbH
Start- und Landebahn
09/27 2101 m × 45 m Beton

Geschichte

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Zeppelin L 50 in Ahlhorn (1917)

Der Flugplatz wurde 1916 während der Zeit des Ersten Weltkriegs unter dem Namen Luftschiffhafen Ahlhorn als Militärluftschiffhafen der Kaiserlichen Marine in Betrieb genommen. Der Zeppelin LZ 62 / Marine L 30 wurde in Ahlhorn von der Kaiserlichen Marine betrieben. Der Flugplatz wurde nach Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles aufgegeben. Die auf dem Flugfeld vorhandene Zeppelinhalle wurde vom Eisenwerk Varel übernommen.[1]

Ab 1938 wurde der Flugplatz als Einsatzhafen von der Luftwaffe der Wehrmacht genutzt; er sollte später im Rahmen des Silberprogramms für den Betrieb von Strahlflugzeugen ertüchtigt werden.[2] Im Februar 1945 zerstörte ein britischer Luftangriff die Anlagen des Flugplatzes, den die Alliierten als Airfield B.111 bezeichneten. Die British Air Force of Occupation nutzte die Bahnen jedoch vorerst weiter, im Sommer 1946 lagen hier zum Beispiel drei Staffeln Spitfire, die das 131. (Polish) Wing (Geschwader) bildeten. Es war aus polnischen Freiwilligen gebildet und wurde im Oktober des Jahres in das Vereinigte Königreich zurückverlegt.

Im Hinblick auf den sich anbahnenden Kalten Krieg wurde RAF Ahlhorn seit Januar 1952 von der Royal Air Force wiederhergestellt und anschließend reaktiviert. Seit Ende 1952 lag hier 125. Wing, ein gemischtes Geschwader aus zwei Staffeln Meteor-NF11-Nachtjägern und zusätzlich Canberra B(I)6-Angriffsflugzeugen; letztere unterstanden der Testeinheit Tactical Development Unit (TDU), die von Februar bis Oktober 1953 – mit einer Unterbrechung im Sommer – von Ahlhorn aus die Nachtangriffstauglichkeit der Canberra beurteilten. Später war eine Reihe von Canberra-Staffeln in dieser Rolle auf den RAF-Stationen westlich des Rheins beheimatet.

Im Oktober 1958 übergab die RAF die Station an die neu aufgestellte Luftwaffe der Bundeswehr, die den Platz bis 2005 betrieb:

 
Der ehemalige Flugplatz aus der Vogelperspektive

Im letzten Jahrzehnt des Kalten Kriegs war Ahlhorn darüber hinaus eine permanente Forward Operating Location (FOL) von nominell acht A-10-Erdkampfflugzeugen der United States Army Air Forces, die zirka alle zwei Wochen ausgetauscht wurden. Sie bildeten das Detachment 3 (Det. 3) des auf der englischen Doppelbasis RAF Bentwaters/RAF Woodbridge beheimateten 81st Tactical Fighter Wings (81st TFW). Das Det. 3 wurde am 1. Juli 1979 aktiviert und 1991 außer Dienst gestellt. Die Rotationen, jeweils ein Drittel einer Staffel, stellte bis Ende 1988 die 91st Tactical Fighter Squadron (91st TFS) aus Woodbridge und ab Anfang 1989 die 509th TFS des 10th TFW aus Alconbury. Im Vorfeld der Stationierung entstanden in Ahlhorn 17 Hardened Aircraft Shelter.

Der reguläre militärische Flugbetrieb der Bundeswehr wurde Ende 1995 eingestellt, der militärische Flugbetrieb endete endgültig im Jahr 2005. Bis zum Oktober 2008 war die Bundeswehr noch für das Areal und die Gebäude zuständig, seitdem untersteht der Landeplatz mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr in Oldenburg (ehemals Bezirksregierung Weser-Ems) einer zivilen Luftfahrtbehörde.

Ab 2005 war auf dem Gelände u. a. die Aircraft Maintenance Service GmbH vertreten, die dort Passagierflugzeuge wartete resp. zerlegte, jedoch im November 2009 in Insolvenz ging. Von 2005 bis 2009 wurde nach einem neuen Betreiber für den Flugplatz gesucht, wobei mehrere Verkaufsverfahren scheiterten.

Seit 1973 sind die Segelflieger des Luftfahrtverein Wildeshausen-Ahlhorn e. V. auf dem Platz beheimatet.

Im Mai 2016 wurde der am 20. Februar 1986 festgesetzte Lärmschutzbereich um den militärischen Flugplatz aufgehoben.[3]

Am 14. September 2018 wurde die Gestattung der Betriebsaufnahme als Sonderlandeplatz widerrufen.[4] Die Betriebsgenehmigung des Flugplatzes wurde am 16. April 2021 widerrufen.[5]

 
Solar-Anlage auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes

Heutige Nutzung als Metropolpark Hansalinie

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Am 1. Mai 2009 ging das Gelände in den Besitz der Johann Bunte Bauunternehmung GmbH & Co. KG über, die als Betreibergesellschaft die Flugplatz-Ahlhorn GmbH gründete. Das Gelände erhielt zunächst den Namen „Flugpark Ahlhorn“. Die seit dem 1. Juni 2013 als Metropolpark Hansalinie GmbH auftretende Betreibergesellschaft baut das Gelände langfristig zu einem Logistik-, Technologie- und Gewerbepark mit dem Namen „Metropolpark Hansalinie“ aus. Neben der Vermietung von Flächen an Betriebe wird ab 2011 eine Teilfläche von 45 Hektar der insgesamt ca. 307 Hektar Fläche zur Stromerzeugung durch Photovoltaik genutzt.

Zwischenfälle

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  • Am Abend des 5. Januar 1918 kam es aus bisher ungeklärten Ursachen zu einem Brand zweier Luftschiffe in einem Hangar. In der Folge kam es zu mehreren Explosionen anderer Luftschiffe. Insgesamt wurden dabei vier Hallen und fünf Luftschiffe zerstört, 15 Tote, 30 Schwer- und 104 Leichtverletzte waren zu beklagen.[6][7]
  • Am 24. November 1964 stürzte eine Nord Noratlas 2501D des Lufttransportgeschwaders 62 der Luftwaffe mit dem Luftfahrzeugkennzeichen GB+104 (Werknummer: D055) auf dem Flug vom Flugplatz Bourges (Frankreich) während des Anflugs ab. Alle vier Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.[8]
  • Am 14. Juni 1965 kam es nach dem Start einer Noratlas 2501D (GB+235, Werknummer: D171) zu einem Ausfall des rechten Triebwerks. Bei der folgenden Bauchlandung entstand an der Maschine Totalschaden, die Besatzung blieb unverletzt.[9]
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Commons: Flugplatz Ahlhorner Heide – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Eisenwerk kaufte alte „Zeppelinhalle“ , Kop, 06. November 2010, Nordwest-Zeitung, eingesehen am 8. November 2024.
  2. Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe : 1934-1945 ; und was davon übrig blieb ; Lexikon aller Flugplätze von A - Z ; [Gesamtverzeichnis]. Nickel, Zweibrücken 2010, ISBN 978-3-86619-054-2, S. 18.
  3. Niedersächsische Verordnung zur Aufhebung des Lärmschutzbereichs für den militärischen Flugplatz Ahlhorn vom 13. Mai 2016, in: Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 5/2016 vom 20. Mai 2016, S. 79, ISSN 0341-3497
  4. Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: Sonderlandeplatz Ahlhorn - EDHA: Widerruf der Gestattung der Betriebsaufnahme. In: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (Hrsg.): Nachrichten für Luftfahrer 1-1433-18. 19. September 2018.
  5. Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: Widerruf der Konversionsgenehmigung des Sonderlandeplatzes Ahlhorn. In: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (Hrsg.): Nachrichten für Luftfahrer 2021-1-2203. 16. April 2021.
  6. Fliegerhorst Ahlhorn. Traditionsgemeinschaft Fliegerhorst Ahlhorn e. V., abgerufen am 21. September 2021.
  7. Jürgen Zapf: op. cit., S. 18 f.
  8. Unfallbericht Noratlas GB+104, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. Februar 2019.
  9. Unfallbericht Noratlas GB+235, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. Februar 2019.