Frantschach-St. Gertraud
Frantschach-St. Gertraud ist eine Marktgemeinde mit 2428 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Wolfsberg in Kärnten.
Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Kärnten | |
Politischer Bezirk: | Wolfsberg | |
Kfz-Kennzeichen: | WO | |
Hauptort: | St. Gertraud | |
Fläche: | 100,97 km² | |
Koordinaten: | 46° 52′ N, 14° 52′ O | |
Höhe: | 503 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.428 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 24 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9413 | |
Vorwahlen: | 0 43 52 | |
Gemeindekennziffer: | 2 09 05 | |
NUTS-Region | AT213 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
St. Gertraud 1 9413 St. Gertraud | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Günther Vallant (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021) (19 Mitglieder) |
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Lage von Frantschach-St. Gertraud im Bezirk Wolfsberg | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geographie
BearbeitenNordöstlich von Wolfsberg gelegen, erstreckt sich das Gemeindegebiet von der Lavant auf die Hänge der Koralpe. Die 16 Ortschaften der Gemeinde liegen in 504 bis 1600 m Seehöhe. Im Osten grenzt die Gemeinde an den steirischen Bezirk Deutschlandsberg.
Gemeindegliederung
BearbeitenDie Gemeinde Frantschach–St. Gertraud ist in die Katastralgemeinden Kamperkogel, Trum- und Prössinggraben, Obergösel, Limberg, Untergösel, Kamp, Hintergumitsch, Zellach, Vorderwölch und Hinterwölch gegliedert. Das Gemeindegebiet umfasst folgende 16 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
- Frantschach (389)
- Hintergumitsch (131)
- Hinterwölch (44)
- Kaltstuben (17)
- Kamp (158)
- Kamperkogel (51)
- Limberg (97)
- Obergösel (98)
- Praken (3)
- St. Gertraud (332)
- Trum- und Prössinggraben (32)
- Untergösel (214)
- Vorderlimberg (110)
- Vorderwölch (191)
- Weinebene (1)
- Zellach (560)
Nachbargemeinden
BearbeitenWolfsberg | ||
Deutschlandsberg (DL) | ||
Sankt Andrä | Sankt Georgen | Bad Schwanberg (DL) |
Geschichte
BearbeitenDas Obere Lavanttal lag ab dem 11. Jahrhundert im Herrschaftsbereich der Hochstifts Bamberg, das heutige Gemeindegebiet gehörte teilweise zum Stadtgericht Wolfsberg, teilweise zum Landgericht Hartneidstein. Die Kirche in St. Gertraud wurde 1289 erstmals urkundlich erwähnt.
Ab dem Spätmittelalter war der Bergbau und die Eisenverarbeitung prägend; in Frantschach bestand ein Hammerwerk, in St. Gertraud ein Hammer und ein Hochofen und in Wölch wurde Erz abgebaut. 1759 kamen die Betriebe vom Hochstift Bamberg zunächst an den österreichischen Staat, 1825 wurden sie von der Wolfsberger Eisenwerksgesellschaft und 1846 schließlich vom schlesischen Unternehmer Hugo Henckel von Donnersmarck aufgekauft. Er ließ 1847/48 in St. Gertraud einen modernen Hochofen errichten, wandelte aber auch angesichts der sich abzeichnenden Krise des Montanwesens 1882 das Frantschacher Werk in eine Zellulosefabrik um. Daraus entstand das heutige Unternehmen Mondi Packaging Frantschach.
Bei der Bildung von Ortsgemeinden im Jahr 1850 konstituierten sich zunächst die drei Gemeinden Gösel, Kamp und Wölch, die sich zwischen 1954 und 1963 erstmals zur Gemeinde Frantschach-St. Gertraud zusammenschlossen. Bei der Gemeindereform 1973 wurde die Gemeinde aber schon in die Großgemeinde Wolfsberg eingemeindet. Nach einer Volksbefragung 1991 wurde sie zum 1. Jänner 1997 wieder selbständig, und damit ist Frantschach-St. Gertraud Kärntens jüngste Gemeinde. Wolfsberg wollte die Abspaltung Frantschachs bis zuletzt verhindern, weil in Frantschach mit der Papier- und Zellstofffabrik ein großer Steuerzahler beheimatet ist.
Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung wurde der Gemeinde im Jahr 2001 das Recht zur Führung der Bezeichnung „Marktgemeinde“ verliehen.
Staatsbürgerschaft, Religion
BearbeitenLaut Volkszählung 2001 hat Frantschach-Sankt Gertraud 3.148 Einwohner, davon besitzen 92,5 % die österreichische, 2,7 % die bosnische und 1,8 % die kroatische Staatsbürgerschaft. 89,3 % der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche, 1,1 % zur evangelischen Kirche und 3,7 % sind islamischen Glaubens. 4,9 % ist ohne religiöses Bekenntnis.[2]
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenKultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Katholische Pfarrkirche St. Gertraud im Lavanttal hl. Gertrud von Nivelles: Der spätgotische Kirchenbau ist aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In ihr befindet sich an der Westwand ein um 1420 entstandenes gotisches Fresko. Ein Vorgängerbau wurde 1289 erstmals urkundlich erwähnt, seit 1539 ist St. Gertraud Pfarre.
- Katholische Pfarrkirche Kamp hl. Nikolaus: Die Kirche ist in ihrer heutigen Gestalt ebenfalls im spätgotischen Stil errichtet (Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert), urkundlich erwähnt wurde sie bereits 1346 (unsicher) und 1399.
- Der Frantschacher Hochofen ist an der Lavant nördlich von St. Gertraud gelegen. Der 1848 errichtete, mit gotisierenden Schmuckformen versehene turmartige Bau ist als Wahrzeichen im Wappen der Gemeinde enthalten.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenDer größte Betrieb in der Gemeinde ist die Papier- und Zellstofffabrik der Mondi Packaging Frantschach. Der Tourismus spielt auch eine gewisse Rolle, bei St. Gertraud befindet sich das Skigebiet Weinebene, nicht weit sind Hebalm und Koralpe. Unterhalb der Weinebene befindet sich eine Lithium-Lagerstätte.
Wirtschaftssektoren
BearbeitenVon den 173 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden 56 im Haupt-, 106 im Nebenerwerb, 5 von Personengemeinschaften und 6 von juristischen Personen geführt. Im Produktionssektor arbeiteten 610 Erwerbstätige im Bereich Herstellung von Waren, 51 in der Bauwirtschaft und 22 in der Energieversorgung. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche soziale und öffentliche Dienste (175), freiberufliche Dienstleistungen (113), Handel (78) und Verkehr (58 Mitarbeiter) (Stand 2011).[3][4][5]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||||
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2021[6] | 2011 | 2001 | 2021[6] | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 100 | 173 | 201 | 123 | 137 | 133 |
Produktion | 33 | 23 | 15 | 657 | 683 | 653 |
Dienstleistung | 107 | 109 | 74 | 885 | 470 | 463 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Arbeitsmarkt, PendelnBearbeitenIm Jahr 2011 lebten 1224 Erwerbstätige in Frantschach-Sankt Gertraud. Davon arbeiteten 422 in der Gemeinde, zwei Drittel pendelten aus. Dafür kamen 868 Menschen aus der Umgebung zur Arbeit nach Frantschach-Sankt Gertraud.[7] VerkehrBearbeitenDurch das Gemeindegebiet führt die Packer Straße (B 70) sowie die Bahnstrecke der Lavanttalbahn. Auf dieser wurde der Personenverkehr im Jahr 2017 eingestellt.[8] BildungBearbeitenIn der Gemeinde befinden sich eine Volksschule, eine Mittelschule, eine Landwirtschaftliche Fachschule und eine Musikschule.[9] |
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Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat besteht aus 23 Mitgliedern.
- Mit den Gemeinderatswahlen 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 SPÖ, 5 Liste Hirzbauer, 3 ÖVP, 2 FPÖ.[10]
- Mit den Gemeinderatswahlen 2021 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 10 SPÖ, 5 Liste Frantschach-St. Gertraud Aktiv (FSGA), 3 ÖVP, 1 FPÖ.[11]
Bürgermeister
BearbeitenWappen
BearbeitenDie Blasonierung des Gemeindewappens lautet: „Im erhöhten Schildfuß silbern und schwarz geöffnet drei Spitzbögen auf zwei pfahlweise wachsenden, unter den Kämpfern verstärkten Diensten, darüber in Grün ein silberner, schwarz gezeichneter, im Untergeschoß geböschter, im Obergeschoß etwas eingezogener und oben von einem Zinnenkranz mit überdachten Türmchenaufsätzen an den Ecken bewehrter Turm, silbern beseitet vorne von einem Laubblatt, hinten von einem Fichtenzweig.“[14]
Im Schildfuß des Wappens sind die drei gotischen Jochen der Pfarrkirche von St. Gertraud als Spitzbögen angedeutet, darüber der 1847/48 gebaute Hochofen. Laubblatt und Fichtenzweig stehen für die bis heute bedeutende Frantschacher Papier- und Zellstoffproduktion.
Wappen und Fahne wurden der Gemeinde am 3. Juni 1999 verliehen, die Fahne zeigt die Farben Grün-Weiß mit eingearbeitetem Wappen.[15]
Söhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Johann Vallant (1898–1943), geboren in Kamp, ermordet im KZ Mittelbau-Dora[16]
- Franz Hafner (1903–1985), Forstingenieur, Rektor der Hochschule für Bodenkultur Wien
- Karl Schleinzer (1924–1975), Politiker der ÖVP, Bundesminister für Landesverteidigung 1961–1964, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft 1964–1970
- Erwin Lichtenegger (1928–2004), Agrarwissenschaftler
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Statistik Austria, Volkszählung, Demografische Daten. 15. Januar 2001, abgerufen am 3. März 2019.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Frantschach-St. Gertraud, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Frantschach-St. Gertraud, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Frantschach-St. Gertraud, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ a b STATcube. Statistik Austria, abgerufen am 18. Oktober 2023.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Frantschach-St. Gertraud, Berufspendler. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ Bad St. Leonhard – Wolfsberg: Der Zug ist auch hier abgefahren. Kleine Zeitung, 11. August 2017, abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ Schulen – Bildung. Gemeinde Frantschach-Sankt Gertraud, abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Frantschach-St. Gertraud. Amt der Kärntner Landesregierung, 1. März 2015, abgerufen am 15. April 2022.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2021 in Frantschach-St. Gertraud. Amt der Kärntner Landesregierung, 28. Februar 2021, abgerufen am 15. April 2022.
- ↑ Bürgermeisterstichwahl 2015. Land Kärnten, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Dezember 2020; abgerufen am 4. Dezember 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bürgermeisterwahl 2021. Land Kärnten, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. November 2021; abgerufen am 7. November 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 100.
- ↑ Gemeindewappen - Land Kärnten. Abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ http://totenbuch.dora.de/names/details/letter/v/lang/de/page/1/person/9801/ref/names