Franz Fettback

deutscher Papierwaren- und Kartonagefabrikant und Steindruckereibesitzer in Hannover
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Franz Fettback (Friedrich Franz Andreas Fettback, geb. am 8. September 1854 in Stendal, Altmark; gest. 19. April 1939[1] in Hannover[2]) war ein deutscher Papierwaren- und Kartonagefabrikant und Steindruckereibesitzer in Hannover. Er war zunächst Prokurist, dann Gesellschafter[3] und schließlich Geschäftsführer[4] der Papierwaren- und Kartonage-Fabrik Rob. Leunis & Chapman.

Lebensweg

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Friedrich Franz Andreas Fettback wurde am 8. September 1854 in Stendal geboren,[5] als Sohn des Kaufmanns und Lederfabrikanten Friedrich Franz Andreas Fettback (geb. 28. Mai 1820; gest. 9. April 1861[6]) und dessen Ehefrau Auguste Karoline Therese, geb. Ströhmer (geb. 1830, gest. 25. Dezember 1897.[7]) Der Architekt und Regierungsbaumeister Franz Andreas Carl (Karl) Fettback (geb. 15. November 1852 in Stendal; gest. 31. Oktober 1931 in Hannover)[8] war sein älterer Bruder. Als sein Vater 1861 starb, war Franz Fettback noch keine sieben Jahre alt.

Franz Fettback besuchte das Gymnasium in Quedlinburg am Harz und ging 1872 bei dem Ein- und Ausfuhrhaus G. J. H. Siemers & Co., Hamburg, in die kaufmännische Lehre. Nach beendeter Lehrzeit hielt Fettback sich von 1874 bis 1876 studienhalber in Frankreich und England auf, leistete nach seiner Rückkehr als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst und begann am 1. Oktober 1878 seine Tätigkeit bei der Firma Rob. Leunis & Chapman in Hannover an der Andertenschen Wiese Nrn. 19 bis 25. Das Papierwaren-Unternehmen war 1864 von Robert Leunis gegründet worden, der im Jahre 1874 John Chapman als Teilhaber aufnahm. 1879 wurde Fettback Prokurist der Firma Rob. Leunis & Chapman, 1881 ihr Teilhaber, und 1885 ging diese Firma in Fettbacks alleinigen Besitz über. Ende der 1870er Jahre wurden dort hauptsächlich Papiertüten und -beutel in Buchdruck hergestellt, später wurden auch feinere Papierwaren in lithographischer Druckausführung angefertigt, darunter mehrfarbige Samenbeutel, Lackkarten und kaufmännische Drucksachen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandte sich die Firma der Herstellung von Faltschachteln und ähnlichen Massenpackungen zu und widmete sich vor allem der Herstellung von hygienisch einwandfreien, staubdichten Verpackungen mit praktischer Öffnungsvorrichtung, wie sie etwa zur Verpackung von Keks und Zwieback verwendet werden. Die von der Firma Rob. Leunis & Chapman auf den Markt gebrachte Verpackung mit Nähfadenöffnung, eine Erfindung Fettbacks, wurde gut angenommen. Die nach Fettbacks zahlreichen Patenten[9] gebauten Maschinen zur Herstellung runder Kartonnagen wurden auch außerhalb Deutschlands eingesetzt. Die Firma Rob. Leunis & Chapman wurde im Jahre 1909 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt; Fettback wurde deren Geschäftsführer. Gesellschafter war neben Franz Fettback der Kaufmann Albert Stahn.[10]

Am 3. Oktober 1890 heirateten in Hamburg Franz Fettback und Henriette Magdalene Zell.[11]

Im Mai 1892 wurde Fettback Vizepräsident des Deutschen Papiervereins gewählt,[12] der ihn später zu seinem Ehrenvorsitzenden ernannte.[13]

Fettback war viele Jahre lang im Sektionsvorstand der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft tätig. Er war auch Mitbegründer des Vereins Deutscher Steindruckereibesitzer.[13] Am 19. Januar 1902 wurde in Hannover ein Bezirksverein des Vereins deutscher Steindruckereibesitzer gegründet und Franz Fettback zu dessen Ersten Vorsitzendem gewählt.[14]

Fettback setzte sich dafür ein, das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu verbessern. Er befürwortet die Gründung einer deutschlandweiten Vereinigung der Arbeitgeber in der Steindruck- und Luxuspapier-Branche und trat für die Anerkennung der Gleichberechtigung der Arbeitnehmer-Organisation ein. Er strebte eine Festlegung der Löhne und Arbeitsbedingungen durch Vereinbarung zwischen beiden Organisationen an, also die Schaffung einer Tarifgemeinschaft in der Lithographie-Branche. Dies trug ihm sowohl von Arbeitgeber-[15] als auch von Arbeitnehmerseite Kritik ein.[16]

Ab 1906 bis 1907 war Fettback, zusammen mit Georg Ohlekopf, Geschäftsführer der Firma Rondova Hannoversche Kartonnagen-Industrie-G.m.b.H. Gegenstand des Unternehmens war die Herstellung und der Vertrieb von Kartonagen aller Art, insbesondere von Schachteln.[17] Durch Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 1. Juli 1907 wurde Franz Fettbacks Bestellung als Geschäftsführer der Rondova widerrufen; an seiner Stelle wurde der Plantagenbesitzer Friedrich Volger in Nienburg zum Geschäftsführer der Rondova bestellt.[18] Ende 1920 wurde die Rondova GmbH liquidiert.[19]

Die Firma Rob. Leunis & Chapman ging ab 1908 zur Massenproduktion von Faltschachteln über. Das Unternehmen fertigte Spezialpackungen für verschiedene Zwecke, unter anderem für Lebensmittel, und besaß zeitweise mehr als hundert Patente und Gebrauchsmuster.[20]

Papier- und Druckwaren der Firma Robert Leunis & Chapman wurden 1877 und 1878 in Hannover[21] und 1885 bei der Weltausstellung in Antwerpen[22] prämiert.

Am 1. Oktober 1918 blickte Franz Fettback auf vierzigjährige ununterbrochene Tätigkeit in der Firma Rob. Leunis & Chapman zurück.[23]

1926 erwarben Otto und Richard Bestehorn, die Inhaber der Papierwarenfabrik H. C. Bestehorn in Aschersleben, Anteile am Verpackungsunternehmen Rob. Leunis & Chapman in Hannover.[24] Franz Fettback wurde in dem Jahr (das heißt, 1926) 72 Jahre alt.

Fettback engagierte sich unter anderem im Bezirksverein zur Fürsorge für entlassene Gefangene zu Hannover[25] und war Mitglied des Vereins für Feuerbestattung.[26] Er engagierte sich für den Bau eines Veranstaltungszentrums in Hannover.[27]

Franz Fettback starb am 19. April 1939 im Alter von 84 Jahren in Hannover.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Die Deutsche Bibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Elke Sobek, Frieder Schmidt, Internationale Bibliographie zur Papiergeschichte (IBP): Berichtszeit: bis einschließlich Erscheinungsjahr 1996, Verlag: Walter de Gruyter, Dezember 2011, S. 752, Fettback, Franz, Nrn. 12155 und 12156, (online)
  2. siehe Heiratsregister Hamburg, 1890, Nr. 937, Eintrag am linken Rand: „Hamburg, am 18. September 1940. Der Eheschließende zu 1 [= Fabrikant Franz Friedrich Paul Fettback] ist am 19.4.1939 in Hannover gestorben. Sterbebuch 787/1939 des Standesamtes 2 Hannover.“ Eingesehen auf ancestry.com, 30. Juni 2024
  3. „Bekanntmachung. In das hiesige Handels-Register ist heute Blatt 2236 eingetragen zu der Firma: Rob. Leunis & Chapman: Der bisherige Procurist Kaufmann Franz Fettback ist als Gesellschafter in die Gesellschaft eingetreten; die Procura desselben ist erloschen. Der Gesellschafter John Chapman ist aus der Gesellschaft ausgetreten und wird letztere von den Gesellschaftern Robert Leunis und Franz Fettback, beide zu Hannover, mit allen bisherigen Rechten und Verbindlichkeiten unter unveränderter Firma fortgesetzt. Hannover, den 11. Juli 1883. Königl. Amtsgericht. Abth. XI. Jordan.“ Bekanntmachung. In: Berliner Börsen-Zeitung, Abend-Ausgabe, Mo., 16. Juli 1883, S. 17, (Digitalisat)
  4. „Die Firma Rob. Leunis & Chapman ist im Jahre 1909 in eine G. m. b. H. umgewandelt worden, an deren Spitze Fettback als Geschäftsführer steht.“ Franz Fettback. In: Papierzeitung Nr. 86/1918, 27. Oktober 1918, S. 2010, Bandzählung 43.1918,79-104, (Digitalisat)
  5. Eheregister, Hamburg 01, 1890, Band 04, Nr. 937, eingesehen auf ancestry.com am 11. Mai 2024
  6. Sterberegister Stendal 1808-1874, „Gestorbene 1861 im Monat April“, No. 12, eingesehen auf ancestry.com am 11. Mai 2024
  7. Todesanzeige Karoline Fettback. In: Kölnische Zeitung, 27. Dezember 1897, S. 7, (Digitalisat)
  8. Reinhard Glaß, Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), Anfangsbuchstabe F, (online)
  9. siehe beispielsweise: Aus den amtlichen Listen. Eintragungen vom 22. September 1902. Gebrauchsmuster. In: Papierzeitung 27.1902, 79-104, 1902, S. 2872, (Digitalisat)
  10. Geschäftsnachrichten. In: Papierzeitung, 34.1909, 27-51, Nr. 30., 15. April 1909, S. 1181, (Digitalisat)
  11. Hamburg, Germany, Marriages, 1874-1920 for Franz Friedrich Paul Fettback, Heiratsregister Hamburg 01, 1890, Band 04, Nr. 937; eingesehen auf ancestry.com am 11. Mai 2024
  12. Hannoverscher Kurier: Hannoversches Tageblatt, 28. Mai 1892, S. 5, (Digitalisat)
  13. a b Franz Fettback. In: Papierzeitung Nr. 86/1918, 27. Oktober 1918, S. 2010, 43.1918, 79-104, (Digitalisat)
  14. Archiv für Buchgewerbe, Vol. 39 (1902), S. 67, (Digitalisat)
  15. In einer öffentlichen Lithographen-Versammlung…. In: Vorwärts, 2. Februar 1900, S. 9, (Digitalisat)
  16. Arbeitgeber, Werkmeister (Faktoren) und Gehilfen im Buch- und Steindruckgewerbe. In: Die Graphische Presse, 1902, Nr. 28, (Digitalisat). Siehe auch: Leipzig, 20. Juli [1902] (Arbeiterbewegung). In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger : Amtsblatt des Königlichen Amts- und Landgerichtes Leipzig und des Rathes und Polizeiamtes der Stadt Leipzig, 29. Juli 1902, S. 5, (Digitalisat)
  17. Siehe zur Gründung der Rondova im Jahr 1906 (auf 15 Jahre) und zum Unternehmenszweck: Hannoverscher Kurier: Hannoversches Tageblatt; Morgenzeitung für Niedersachsen, 11. Oktober 1906, S. 8, (Digitalisat); zur Liquidation der Rondova 1921: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 10. Januar 1921, S. 9, (Digitalisat)
  18. Geschäfts-Nachrichten. In: Papierzeitung, 32.1907, Heft Nr. 56, 14. Juli 1907, S. 2503, (Digitalisat)
  19. „Zu Nr. 385: Firma Rondova Hannoversche Kartonagen Industrie Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Liquidation: Die Liquidation ist beendet. Die Firma ist erloschen.“ In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 10. Januar 1921, S. 29, (Digitalisat)
  20. Heinz Schmidt-Bachem, Beiträge zur Industriegeschichte der Papier-, Pappe- und Folien-Verarbeitung in Deutschland. Quellen, Recherchen, Dokumente, Materialien. Düren 2009, S. 256, (Online)
  21. Offizieller Katalog der deutschen Abtheilung Weltausstellung Antwerpen 1885, Classe V.: Papiere, Einbände, Maler- und Zeichengeräthe, Lfd. Nr. 50, Platz-Nr. 471, Robert Leunis & Chapman, Hannover. S. 8 des Katalogs (= S. 21 der PDF-Datei), (Digitalisat)
  22. Papierzeitung Nr. 1, 1. Januar 1891, S. 28, Bandzählung: 16.1891, 1-26, (Digitalisat)
  23. Papierzeitung Nr. 71/1918, Bandzählung: 43.1918, 53-78, Erscheinungsdatum: 1918, S. 1808, (Digitalisat)
  24. Heinz Schmidt-Bachem, Aus Papier. Eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Papier verarbeitenden Industrie in Deutschland, Verlag: De Gruyter Saur, 2011, S. 61–64, S. 63, (Auszug bis einschl. S. 84 online)
  25. Sorge für entlassene Gefangene. Gegen das Absitzen geringer Freiheitsstrafen. In: Hannoverscher Kurier : Hannoversches Tageblatt ; Morgenzeitung für Niedersachsen, 7. Mai 1927, S. 9, (Digitalisat)
  26. Hannoverscher Kurier : Hannoversches Tageblatt ; Morgenzeitung für Niedersachsen, 24. Januar 1899, S. 5, (Digitalisat)
  27. Local-Nachrichten. Zur Besprechung der Circusbau-Angelegenheit hatte der Weststädtische Bürgerverein… In: Hannoverscher Kurier : Hannoversches Tageblatt ; Morgenzeitung für Niedersachsen, 10. Juni 1892, S. 5, (Digitalisat)