Franz Jügert (Jurist)

deutscher Jurist, Syndikus und kurpfälzischer Assessor am Reichskammergericht

Franz Jügert (* 1563 in Hamburg; † 1638 in Braunschweig) war ein deutscher Jurist, Syndikus und kurpfälzischer Assessor am Reichskammergericht in Speyer.

Herkunft und Familie

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Jügert stammt aus dem Adelsgeschlecht der Jügert[1][2] und war ein Sohn des gleichnamigen Hamburger Kaufmanns und Oberalten Franz Jügert († 1592). Der Jurist Peter Jügert (1568–1639) war sein Bruder.

Jügert war zweimal verheiratet. Die erste Ehe schloss er 1593 mit Barbara Willers, Tochter des Juristen Joachim Willers, die bereits im folgenden Jahr starb. Jügert ging daraufhin 1596 eine zweite Ehe mit Anna Margaretha Tomloo ein.

In Hamburg geboren besuchte Jügert die Gelehrtenschule des Johanneums und studierte anschließend Jurisprudenz an der Universität Marburg. Dort hielt er 1587 eine Disputation unter Hermann Vultejus. Von Marburg wechselte er an die Universität Heidelberg und schloss sein Studium dort 1589 mit einer Inauguraldissertation unter dem Vorsitz von Julius Pacius de Beriga als Doktor beider Rechte ab.

1600 nahm er an dem Rezess einiger protestantischen Kurfürsten und Stände als Gesandter des Herzogs Barnim von Pommern-Stettin in Speyer teil.[3]

1602 wurde Jügert als Bevollmächtigter der Freien und Hansestadt Hamburg als Advokat am Reichskammergericht in Speyer zugelassen.

Für die Protestantische Union nahm Jügert im März 1611 als Gesandter der Stadt Speyer am Unionstag in Schweinfurt teil.[4] Von August bis September 1611 war er als Syndikus der Stadt Speyer auf dem Unionstag in Rothenburg ob der Tauber.[5]

1613 reiste er als Gesandter der Freien und Reichsstädte Speyer und Friedberg in der Wetterau zu dem Reichstag in Regensburg.[6]

Am 8. November 1615 wird Jügert für die Kurpfalz zum Assessor am Reichskammergericht ernannt.[7] Als Kaiser Ferdinand II. 1623 den reformierten Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz durch den katholischen Maximilian I. von Bayern ablöst, soll Jügert zusammen mit dem Assessor Johann Georg von der Grün als kurpfälzische Assessoren abgesetzt werden.[8][9] Gemeinsam übergaben die abgesetzten Assessoren den Präsidenten des Reichskammergerichts eine Handschrift in der erläutert wird, weshalb die reformierten Beisitzer des Gerichts nicht ausgeschlossen werden dürfen. Diese Handschrift wurde 1644, nach Jügerts Tod, abgedruckt. Der reformierte Heidelberger Jurist Reiner Bachoff von Echt widmete den beiden Assessoren 1627 eine Schrift.[10] Die vom Kaiser erzwungene Resignation der beiden Assessoren erfolgte im Jahr 1628.[11]

Nach seiner Absetzung wurde Jügert gräflich ysenburgischer Rat und Sekretär.[12]

Jügert starb 1638, kurz nachdem Herzog August I. von Braunschweig-Lüneburg († 1636) ihn zu seinem Kanzler berufen hatte.

  • Disputatio De fide Instrumentorum & Testibus. Paulus Egenolphus, Marburg an der Lahn 1587 (reader.digitale-sammlungen.de).
  • Centuria Conclusionum Ex Materia Pactorum. Heidelberg 1589 (uni-halle.de).
  • Hans (Johann) Georg von der Grün, Frantz Jugert: Calvinianos Assessorum Camerae imperialis excludi non posse. Speyer 1624 (Ungedruckte Handschrift, persönlich am 20. Dezemberjul. / 30. Dezember 1624greg. an die Präsidenten des Reichskammergerichts Karl Fugger und Adolf von Milendunck überreicht.).
    • Hans Georg von der Grün, Frantz Jugert: Abtruck, Einer von zweyen desz Käyserlichen Cammer-Gerichts Beysitzern zu Speyer abgefasseten, unnd denen Herrn Præsidenten wolbemeltes Käyserlichen Cammer-Gerichts übergebenen Schrifft, Darinnen Zwar kürtzlich, doch gründlich unnd beständig, außgeführt und erwiesen wird, daß die der wahren Reformirten Religion verwandte Stände unnd Unterthanen deß H. Röm. Reichs, in dem Religion-Frieden begriffen, und desselben allerdings fähig und theilhafftig seyen. Anjetzo der Warheit zu stewer und beserer information der unwissenden in den truck verfertiget. 1644 (archive.org).

Literatur

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  • Arnold Christian Beuthner: Iugerd, Franc., I. V. Doct. In: Hamburgisches Staats- und Gelehrten-Lexicon worin die Nahmen, das Leben und die Verdienste derjenigen Männer geist- und weltlichen Standes angeführet werden, welche von der heilsamen Reformation bis auf gegenwärtige Zeit, in dieser weltberühmten Stadt und derselben Gebiete, ein ansehnliches Ehren-Amt, oder eine hohe Würde bekleidet sich durch Schriften berühmt gemacht, daselbst gebohren und in der fremde beforderung erhalten, bereits aber das Zeitliche gesegnet haben. Christian Wilhelm Brandt, Hamburg 1739, S. 445 (resolver.sub.uni-hamburg.de).
  • Johann Moller: Cimbria Literata. Tomus Primus. Scriptores universos Indigenas, hisque immistos complures, quorum Patria explorari necdum potuit, comprehendens. In: Cimbria literata, sive scriptorum ducatus utriusque Slesvicensis et Holsatici, quibus et alii vicini quidam accensentur, historia literaria tripartita. Orphanotrophium Regium, Kopenhagen 1744, S. 288 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Juegert (Franc.). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 2: D–L. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1750, Sp. 2010 (books.google.de).
  • Johann Otto Thieß: Franz Jügert. In: Versuch einer Gelehrtengeschichte von Hamburg. Band 1. Heroldsche Buchhandlung, Hamburg 1783, S. 339 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Friedrich Georg Buek: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, S. 39 (books.google.de).
  • Hans Schröder: Jügerdt (Franz). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. 3. Band: Günther – Kleye. Perthes-Besser u. Mauke, Hamburg 1857, S. 509, Nr. 1851 (schroeder.sub.uni-hamburg.de – Faksimile auf den Seiten der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg).
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Einzelnachweise

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  1. Johann Christian von Hellbach: Jugert, Jugarda, Juegert. In: Adels-Lexikon, oder, Handbuch über die historischen, genealogischen und diplomatischen, zum Theil auch heraldischen, genealogischen und diplomatischen, zum Theil auch heraldischen Nachrichten vom hohen und niedern Adel, besonders in den deutschen Bundesstaaten, so wie von dem östreichischen, böhmischen, mährenschen, preußischen, schlesischen und lausitzischen Adel. Erster Band. A bis K. Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1825, S. 623 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Leopold Freiherr von Ledebur: Jügert. In: Adelslexicon der preußischen Monarchie. Erster Band. A–K. Ludwig Rauh, Berlin 1855, S. 403 (reader.digitale-sammlungen.de).
  3. Johann Christian Lünig: Recess einiger protestirender Chur-Fürsten und Stände, aufgerichtet zu Speyer Anno 1600. In: Das Teutsche Reichs-Archiv. Band 5. Friedrich Lackischens Erben, Leipzig 1713, S. 265–269 (books.google.de).
  4. Anton Chroust: Protokoll des schweinfurter Unionstages. 13. bis 23. März 1611. In: Historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Briefe und Acten zur Geschichte des Dreissigjährigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher. Neunter Band. Vom Einfall des Passauer Kriegsvolks bis zum Nürnberger Kurfürstentag. M. Rieger’sche Universitätsbuchhandlung, München 1903, S. 217–238 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Anton Chroust: Protokoll des Unionstages von Rotenburg a./T. 2. August bis 2. September 1611. In: Historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Briefe und Acten zur Geschichte des Dreissigjährigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher. Neunter Band. Vom Einfall des Passauer Kriegsvolks bis zum Nürnberger Kurfürstentag. M. Rieger’sche Universitätsbuchhandlung, München 1903, S. 697–732 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. Aller deß Heiligen Römischen Reichs gehaltener Reichstäg Ordnung, Satzung und Abschied, sampt andern Käyserlichen und Königlichen Constitutionen, als Gülden Bull, Religion, Landfried, Policey, Müntz, Cammergericht, unnd was denen mehr anhängig, betreffend, wie die vom Jahr 1356. biß auff das 1613. auffgericht, was darinn ernewert, approbiert, weiters erklärt und gebessert worden. Johann Albin, Mainz 1615, S. 804 (books.google.de).
  7. Carl Christoph Albert Heinrich von Kamptz: Darstellung des Präsentations-Rechts zu den Assessoraten am kaiserlichen und Reichs Kammergerichte. Heinrich Dieterich, Göttingen 1802, S. 110 (reader.digitale-sammlungen.de).
  8. Winfried Dotzauer: Die deutschen Reichskreise (1383–1806). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998, S. 460 (books.google.de).
  9. Karl Maria Freiherr von Aretin: Urkunden zum ersten und zweiten Abschnitt. In: Bayerns auswärtige Verhältnisse seit dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Erster Band. Friedrich Winkler, Passau 1839, S. 279 (reader.digitale-sammlungen.de).
  10. Reiner Bachoff von Echt: Tractatus De Pignoribus Et Hypothecis. Frankfurt am Main 1627 (reader.digitale-sammlungen.de).
  11. Sigrid Jahns: Das Reichskammergericht und seine Richter. Verfassung und Sozialstruktur eines höchsten Gerichts im alten Reich. Teil 1: Darstellung (= Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im alten Reich. Band 26). Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2011, DNB 101199609X, S. 152 u. 255.
  12. Karl Dielmann: Auswirkungen des Restitutionsedikts auf die Klöster im Büdinger Land. In: Wetterauer Geschichtsblätter. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde. Band 7–8. Carl Bindernagel, Friedberg in Hessen 1959, S. 111–113.