Fricke-Raum

mathematischer Begriff

Der Fricke-Raum, benannt nach dem Mathematiker Robert Fricke (1861–1930), bezeichnet in der Mathematik einen Modulraum, dessen Objekte markierte hyperbolische Metriken auf einer geschlossenen Fläche sind. Bei diesen Objekten handelt es sich um Riemannsche Metriken der Krümmung konstant . Äquivalent ist er ein Modulraum der diskreten, treuen Darstellungen von der Fundamentalgruppe der Fläche in die Isometriegruppe der hyperbolischen Ebene.

Der vergleichbare Teichmüller-Raum behandelt eigentlich den Modulraum Riemannscher Flächen, der Fricke-Raum steht für den Modulraum hyperbolischer Metriken. Der große Riemannsche Abbildungssatz (Uniformisierungssatz) zeigt, dass es in jeder Äquivalenzklasse Riemannscher Flächen vom Geschlecht eine eindeutige hyperbolische Metrik gibt. Der Teichmüller-Raum entspricht also 1:1 dem Fricke-Raum.

Fläche vom Geschlecht 2

Koordinaten

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Der Fricke-Raum   einer Fläche   vom Geschlecht   ist  -dimensional und homöomorph zur offenen Einheitskugel im  .

Eine mögliche Parametrisierung durch   reelle Parameter liefern die Fenchel-Nielsen-Koordinaten. Andere Koordinatisierungen ergeben sich aus der Identifizierung mit dem Teichmüller-Raum.

In moderneren Zugängen identifiziert man den Fricke-Raum häufig mit einer Komponente der Charaktervarietät  , nämlich der Komponente, die die Charaktere aller diskreten, treuen Darstellungen enthält. (Jeder hyperbolischen Metrik entspricht jeweils ihre Monodromie-Darstellung.) Als Fricke-Koordinaten bezeichnet man dann die folgenden bereits auf Fricke zurückgehenden Koordinaten.

Fricke-Koordinaten. Sei   die kanonische Präsentierung der Flächengruppe und   eine diskrete, treue Darstellung. Dann sind für  

 

Äquivalenzklassen von Matrizen, wobei wir o. B. d. A.   annehmen können. Die   Parameter des Fricke-Raumes sind dann

 .

Der Uniformisierungssatz identifiziert den Teichmüller-Raum mit dem Fricke-Raum und insbesondere liefern die Fricke-Koordinaten auch Koordinaten auf dem Teichmüller-Raum. Allerdings erhält man auf diese Weise nicht die komplexe Struktur auf dem Teichmüller-Raum, die erst von Teichmüller explizit koordinatisiert wurde.

Flächen mit Rand

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Eine Hose wird von 3 geschlossenen Kurven berandet.

Für Flächen mit Rand definiert man den Fricke-Raum als Modulraum der markierten hyperbolischen Metriken mit geodätischem Rand modulo randerhaltender Isotopien.

Beispiele

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Der Fricke-Raum der Hose   wird parametrisiert durch die Spuren   der drei Randkurven   für die nach   gehobene Monodromiedarstellung  . (Diese seien so orientiert, dass  .) Mit diesen Koordinaten ist   der Quotient von

 

(wobei die 4 Zusammenhangskomponenten durch die unterschiedlichen Hebungen der Monodromiedarstellung von   nach   zustande kommen) unter der Wirkung von  , er kann also mit   identifiziert werden.[1]

Punktierter Torus

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Der Fricke-Raum des punktierten Torus   wird parametrisiert durch die Spuren  , wobei   die Longitude und   den Meridian des Torus bezeichnet. Mit diesen Koordinaten ist   der Quotient von

 

unter der Wirkung von  , er kann also mit   identifiziert werden.[2]

Literatur

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  • Fricke-Klein: Vorlesungen über die Theorie der automorphen Funktionen. Band I: Die gruppentheoretischen Grundlagen. Teubner, Leipzig 1897; Band II: Die funktionentheoretischen Ausführungen und die Anwendungen. 1912.
  • Imayoshi-Taniguchi: An introduction to Teichmüller spaces. Translated and revised from the Japanese by the authors. Springer-Verlag, Tokyo 1992, ISBN 4-431-70088-9, Kapitel 2.5
  • Goldman: Trace coordinates on Fricke spaces of some simple hyperbolic surfaces. In: Handbook of Teichmüller theory. Vol. II, S. 611–684. In: IRMA Lect. Math. Theor. Phys., 13, Eur. Math. Soc., Zürich 2009, arxiv:0901.1404v1.

Einzelnachweise

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  1. Kapitel 4.3 in Goldman, op.cit.
  2. Kapitel 4.4 in Goldman, op.cit.