Fritzi Berger

österreichische Gebrauchsgrafikerin und Modedesignerin

Fritzi Berger (geb. 19. Februar 1894 in Wien; gest. 13. Dezember 1967 in New York City;[1][2] auch Friederike Berger, Friederike Hohenberg, Friederike Berger Hohenberg, Friedericke Berger Hohenberg) war eine österreichische Gebrauchsgrafikerin und Modedesignerin.

Leben und Werk

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Friederike Berger, genannt Fritzi, war die Tochter von Pauline Berger, geborene Beran (1861 in Janowitz – 1930 in Wien) und ihrem Mann Simon (23. November 1857 in Bisenz – 22. Dezember 1950 in London). Im Jahr 1917 heiratete sie den Ingenieur und Dichter Paul Hohenberg (8. Dezember 1885 in Wien – 11. Dezember 1956 in New York City).[3] Das Paar hatte zwei Töchter.

Der ältere Bruder Artur Berger, ein Schüler von Josef Hoffmann, wurde Film-Architekt. Der jüngere Bruder Josef, Ehemann der Künstlerin Margarete Hamerschlag, arbeitete als Architekt in Österreich, Palästina und Großbritannien. Er errichtete mit Martin Ziegler[4] 1931 die Villa Paul und Fritzi Hohenberg, Gaßmannstraße 39, Wien 12[5] als Wohnhaus für das Ehepaar.[6] Zum Bekanntenkreis der Familie gehörten u. a. Erica Tietze-Conrat oder Alban Berg, der Paul Hohenbergs Gedichte vertonte, so „Sommertage“ in Sieben frühe Lieder.[7]

Fritzi Berger erhielt privaten Zeichenunterricht, machte eine Schneiderlehre und arbeitete für Modejournale. Ab 1912 arbeitete sie für die Wiener Werkstätte (WW). Von ihr stammen Stoffmusterentwürfe und Modepostkarten für die WW. 1913 gewann sie einen Preis beim Wettbewerb des „Jungwiener Modekomitees“.[8]

 
Döblergasse 2 (2011)

1916 gründete sie gemeinsam mit ihrer Schwester, der Schneiderin Hilde Berger, verheiratete Lampl (1. November 1895[1] in Wien – 22. Juni 1955 in London), den Modesalon „Schwestern Berger“. Dieser befand sich in dem Otto-Wagner-Bau in der Döblergasse 2[9][10][11] in Wien-Neubau und erfreute sich bald des Rufes als „eines der elegantesten, geschmackvollsten und modernsten Wiener Ateliers“.[12] Eine als Veranstaltung zugunsten der Kriegsfürsorge Prag gezeigte Modeschau,[13] wurde wegen des Erfolges zwei Tage später wiederholt.[14] Das Atelier schuf neben Modemodellen[15] auch Bühnenkostüme, etwa für Ida Roland.[16]

1920 übersiedelte der Salon auf den (damaligen) Dr. Karl Luegerplatz 3.[A 1][11][17][18][19]

Für die bei der Pariser Kunstgewerbeausstellung 1925 gezeigten Arbeiten[20] wurde das Atelier mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.[21]

1927 wurde der Firmenname auf Friederike Hohenberg & Hilda Lampl vormals Schwestern Berger geändert,[19] als Arbeitgeberinnen zeigten sie eine soziale Einstellung.[22]

Wegen ihrer jüdischen Herkunft[23] musste sie 1939 nach dem „Anschluss Österreichs“ mit ihrem Mann und ihren Töchtern über Frankreich nach England und danach in die USA emigrieren, obwohl sie bereits 1933 aus der IKG Wien ausgetreten war.

Sonstiges

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In der Sammlung des MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst Wien befindet sich eine von Vally Wieselthier gestaltete Einladungskarte für ein Kostümfest der Schwestern Berger am 27. Jänner 1926.[18]

Werke (Auswahl)

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Grafische Arbeiten
  • 1908: Schachtelblatt, „BREMEN. RATHAUS“[24]
  • 1912: Künstlerpostkarte der Wiener Werkstätte Nr. 764, Modemotiv[25][26]
  • 1912: Künstlerpostkarte der Wiener Werkstätte Nr. 787, Modemotiv[25][27]
  • 1912: Künstlerpostkarte der Wiener Werkstätte Nr. 788, Modemotiv[25][28]
  • 1913: Künstlerpostkarte der Wiener Werkstätte Nr. 789, Modemotiv[29][25][30]
Arbeiten als Textil- und Modegestalterin
  • 1917: Bühnenkostüme für Ida Roland[16]
  • 1917: Sommerkleider[31]
  • 1920 bis 1921: Stoffmuster, Titel: Kultur (Originaltitel)[32]
  • 1924: Nachmittagskleider: Kleid aus schwarzer, glänzender Seide und Kleid aus kornblauem Crêpe marocain[33]
  • 1927: Nachmittagskleider: Kleid aus pfauenblauem Crêpe-satin und Kleid aus beigefarbenem Crêpe-de-Chine:[34]

Literatur

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  • Unveröffentlichter Brief von Josef Berger an Werner J. Schweiger, 19. August 1985, MAK, WW-Archiv.[36]
  • Berger, Fritzi. In: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy und Wolf Tegethoff (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online. K. G. Saur, Berlin / New York, 2009.
  • Erica Tietze-Conrat: Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926). Hrsg. Alexandra Caruso. Wien 2015.[36]
  • Christoph Thun-Hohenstein, Anne-Katrin Rossberg, Elisabeth Schmuttermeier (Hrsg.): Die Frauen der Wiener Werkstätte. MAK, Wien und Birkhäuser Verlag, Basel 2020, ISBN 978-3-0356-2211-9, S. 204, 206.
  • Gerda Breuer: Her Stories in Graphic Design. Dialoge, Kontinuitäten, Selbstermächtigungen. Grafikdesignerinnen 1880 bis heute. Jovis Verlag GmbH, Berlin 2023, ISBN 978-3-86859-773-8, S. 60–71, 275.
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  • sammlung.mak.at MAK Sammlung online unter dem Suchbegriff „Fritzi Berger“, abgerufen am 3. April 2022.

Einzelnachweise

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  1. a b sammlung.mak.at Christoph Thun-Hohenstein, Anne-Katrin Rossberg, Elisabeth Schmuttermeier (Hrsg.): Die Frauen der Wiener Werkstätte. MAK, Wien und Birkhäuser Verlag, Basel 2020, ISBN 978-3-0356-2211-9, S. 204.
  2. Friedericke Berger Hohenberg in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 19. Juni 2022.
  3. Paul Andrew Hohenberg in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 19. Juni 2022.
  4. Berger, Josef. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
  5.   Haus Hohenberg, Gaßmannstraße 39 im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  6. Iris Meder: Offene Welten. Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910–1938. Dissertation Universität Stuttgart 2004, elib.uni-stuttgart.de S. 600f.
    Bildteil 3, Haus Hohenberg 307ff. auf OPUS – Online Publikationen der Universität Stuttgart (PDF-Dokument 2,4 MB), alle abgerufen am 31. März 2022.
  7. Paul Hohenberg (1885–1956) auf: lieder.net, abgerufen am 31. März 2022.
  8. Das neue Wiener Kleid. Die Prämiierungen. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, 10. August 1913, S. 10–11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Die Jury hat zuerkannt: […] die fünf Preise zu je 200 K. […] Fräulein Fritzi Berger, Zeichnerin, […]
  9. Offene Stellen. Weibliches Personal. In: Neues Wiener Tagblatt, 19. März 1916, S. 64 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    „Nur tüchtige Schneiderinnen und Lehrmädchen werden aufg. Modellkleider, Schwestern Berger, 7. Bezirk, Döblergasse 2. 29513“ (Spalte 3)
    Gewerbliches Personal. 10 tücht. Schneiderinnen ... In: Neues Wiener Tagblatt, 21. April 1917, S. 22 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Offene Stellen. 20 Schneiderinnen u. Lehrmädchen. In: Illustrierte Kronen-Zeitung, 1. September 1917, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
    Gewerbliches Personal. Tüchtige Arbeiterinnen, ... In: Neues Wiener Tagblatt, 8. September 1918, S. 48 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  10. Offene Stellen. Tüchtige Schneiderinnen... In: Illustrierte Kronen-Zeitung, 9. Juli 1919, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  11. a b Eingesendet. (Das Modellhaus Schwestern Berger,). In: Neue Freie Presse, 18. Jänner 1920, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  12. –s.: Feuilleton. Bewertungen zur Mode. Aus Anlaß der Modenschau der Schwestern Berger. In: Prager Tagblatt, 18. Oktober 1916, S. 2–3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  13. *– Klub der deutschen Künstlerinnen. In: Prager Tagblatt, 19. Oktober 1916, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
    Vom Tage. Modellschau im Klub deutscher Künstlerinnen. In: Neue Freie Presse, 20. Oktober 1916, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  14. Theater und Kunst. Die Modellschau der Schwestern Berger ... In: Prager Tagblatt, 21. Oktober 1916, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  15. Vgl. z. B.: Elsa TauberNeue Sommerkleider. In: Neues Wiener Journal, 15. Juli 1917, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  16. a b Elsa Tauber: Bühnentoiletten. In: Neues Wiener Journal, 21. Jänner 1917, S. 17 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  17. Offene Stellen. Weibliche Kategorie. 20 tücht. Schneiderinnen ... In: Neues Wiener Tagblatt, 3. Februar 1920, S. 19 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Offene Stellen. Weibliche Kategorie. Tüchtiges Kinderfräulein ... In: Neues Wiener Tagblatt, 5. Dezember 1920, S. 39 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Offene Stellen. Weibliche Kategorie. Tüchtige Jackenarbeiterin ... In: Neues Wiener Tagblatt, 13. April 1921, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Offene Stellen. Weibliche Kategorie. Kindergärtnerin ... In: Neues Wiener Tagblatt, 23. November 1922, S. 18 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Tüchtige selbständige Arbeiterinnen ... In: Neues Wiener Tagblatt, 6. Mai 1923, S. 44 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    Der Prunk des Abendkleides. Märchengewänder. In: Neues Wiener Tagblatt, 30. Jänner 1927, S. 32 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
    „Viel bewundert wurde die Filmdiva Birds in einem herrlichen Cape aus dem Modellhause Schwestern Berger, Karl Lueger-Platz 3.“
  18. a b sammlung.mak.at Entwurf: Vally Wieselthier, 1926, Auftraggeber: Fritzi Berger, 1926, Inventarnummer: WWGG 555, abgerufen am 3. April 2022.
  19. a b Firmenprotokollierungen. In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung Nr. 244., 23. Oktober 1927, S. 628 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
    Wien, 1. Bez, Rathausplatz 3, Friederike Hohenberg & Hilda Lampl vormals Schwestern Berger. Vertretungsbefugt nunmehr: Beide Gesellschafterinnen gemeinsam. — 16, 132a.
  20. Mit der sie und andere „den Weltruf unserer Mode … verteidigen …“: Max EislerUnser Handwerk in Paris. In: Oesterreichs Bau- und Werkkunst, Jahrgang 1924, Nr. 45, S. 302–362: hier S. 311 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/buw
  21. Oesterreich auf der Pariser Kunstausstellung. Die Liste der Prämiierten. In: Neues Wiener Tagblatt, 29. Oktober 1925, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  22. „ … Firmen, die außerhalb der Unternehmervereinigungen stehen, haben mit der Gewerkschaft auf der Grundlage einer zwanzigprozentigen Lohnerhöhung abgeschlossen: … Schwestern Berger …“ Siehe: Firmen, die abgeschlossen haben. In: Arbeiter-Zeitung, 29. März 1928, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  23. [Ball der Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler in Wien.]. In: Neue Freie Presse, 22. Jänner 1914, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  24. sammlung.mak.at Entwurf: Fritzi Berger (?), Wien, 1908, Inventarnummer: WWPK 972-11, abgerufen am 3. April 2022.
  25. a b c d metmuseum.org, Fritzi Berger, The Metropolitan Museum of Art online, abgerufen am 22. Jänner 2022.
  26. sammlung.mak.at Postkarte Nr. 764, Modebild (Untertitel), Inventarnummer: KI 8873-371, abgerufen am 3. April 2022.
  27. sammlung.mak.at Postkarte Nr. 787, Modebild (Untertitel), Inventarnummer: KI 9302-106, abgerufen am 3. April 2022.
  28. sammlung.mak.at Postkarte Nr. 788, Modebild (Untertitel), Inventarnummer: KI 8873-373, abgerufen am 3. April 2022.
  29. Angela Völker: Wiener Mode + Modefotografie, Die Modeabteilung der Wiener Werkstätte 1911–1932. Verlag Schneider-Henn, München, Paris, 1984, ISBN 3-923239-10-6, S. 31.
  30. sammlung.mak.at Postkarte Nr. 789, Modebild (Untertitel), Inventarnummer: KI 8873-374, abgerufen am 3. April 2022.
  31. Elsa Tauber: Neue Sommerkleider. In: Neues Wiener Journal, 15. Juli 1917, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  32. sammlung.mak.at Entwurf: Fritzi Berger, 1920 bis 1921, Inventarnummer: WWS 409, abgerufen am 3. April 2022.
  33. Das aparte Nachmittagskleid. In: Moderne Welt, Jahrgang 1924, Heft 11, S. unpag.; zwischen 26 und 27 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmw
  34. Kete Wilheim: Die Mode im Herbst. In: Mein Film. Illustrierte Film- und Kinorundschau, Heft 89/1927, Nr., S. 17 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mfi
  35. Beschreibung der Modelle:
    13. Abendkleid aus Silberspitze mit weißem Taftunterkleid und Silbergürtel.
    14. Abendkleid aus Velourchiffon mit Goldspitze und Metallgürtel.
    15. Mantelkleid aus grauem Tuch mit Fuchsbesatz und Stickerei in der Farbe des Pelzes.
    16. Blauer Stoffmantel mit grau gefütterter gesteppter Pelerine.
    17. Nachmittagskleid aus Duvetine mit Stickerei und Affenpelz.
  36. a b sammlung.mak.at, Fritzi Berger, abgerufen am 3. April 2022.

Anmerkungen

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  1. Am 6. Oktober 1926 erfolgte die Umbenennung in Rathausplatz
    Vgl.: Rathausplatz im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien; s. a. Dr.-Karl-Lueger-Platz im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien