Fuat Oduncu

deutscher Hämatologe, Onkologe, Medizinethiker und Hochschullehrer

Fuat Shamoun Oduncu (* 1970 in Midyat, Türkei) ist ein deutscher Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Medizinethiker. Er ist Professor für Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und bekannt für seine Arbeiten auf den Gebieten der Krebsforschung, Palliativmedizin, Medizinethik und Gesundheitsökonomie.

Biographie

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Fuat Shamoun Oduncu wurde in der Stadtgemeinde Midyat (Südosttürkei) geboren und gehört als Aramäer der christlichen Minderheit der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien an.[1][2] Seine Familie wanderte 1974 als Gastarbeiter vom Tur Abdin nach Deutschland ins bayerische Füssen aus. Er machte 1989 das Abitur am Gymnasium Füssen und studierte von 1989 bis 1995 Medizin an der LMU München. 1997 wurde er an der Medizinischen Fakultät der LMU München zum Dr. med. promoviert. Parallel absolvierte Oduncu 1992–96 ein Philosophiestudium an der Hochschule für Philosophie München, das er dort mit einem Magister Artium (M.A.) abschloss und darauf 2005 an der Philosophischen Fakultät der LMU München zum Dr. phil. promoviert wurde. 1998 erhielt Oduncu die deutsche Staatsbürgerschaft (vorher türkische Staatsbürgerschaft).

2000–2002 absolvierte Oduncu einen Europäischen Postgraduiertenstudiengang European Master in Bioethics (E.M.B.) an den Universitäten von Nijmegen, Madrid, Leuven und Padua. 2005 erfolgte die Habilitation für das Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der LMU München. Seine Laufbahn als Arzt begann Oduncu 1996 an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV Klinikum der Universität München. 2004 folgte die Anerkennung als Internist, 2005 die Anerkennung für Hämatologie und Internistische Onkologie. 2006 wurde er zum Oberarzt der Hämatologie und Onkologie ernannt, 2007 zum Leiter der Hämatologie und Onkologie (Nachfolge von Bertold Emmerich). 2008 erlangte Oduncu die Erteilung der Befugnis zur Weiterbildung zum Facharzt für Hämatologie und Onkologie. 2009 erhielt er die Anerkennung für die Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, 2009 für Hämostaseologie. 2009 wurde ihm die Herstellungserlaubnis für autologe Stammzellen erteilt und er zur Sachkundigen Person durch die Regierung von Oberbayern ernannt. 2010 wurde er zum leitenden ärztlichen Qualitätsmanagement-Beauftragten der Medizinischen Klinik und Poliklinik ernannt.

2008–2011 studierte Oduncu Master of Business Administration Health Care (M.B.A). an der Munich Business School in Kooperation mit der Boston University School of Management. 2012 erhielt er die Zusatzbezeichnung Ärztliches Qualitätsmanagement. 2013 wurde er zum Professor an der LMU München ernannt.

Als Generalsekretär der Erich-Frank-Gesellschaft[3] setzt sich Oduncu als Brückenbauer für die Beziehungen zwischen den medizinischen Fakultäten der LMU-München und der Universität Istanbul in Form von Austauschprogrammen (Erasmus-Programm) für Studenten und Hochschullehrer ein. Als Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Christlicher Entwicklungsdienst[4] leistet Oduncu im Ehrenamt Entwicklungshilfe in den ärmsten Regionen von Indien und Afrika (Bau von Kinderschulen, Armenhäusern).

Seit 2021 ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Wissenschaftlicher Beitrag

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In Kooperation mit anderen Wissenschaftlern (Georg Fey,[5] Karl-Peter Hopfner[6]) arbeitet Oduncu an der Entwicklung sogenannter bi- und trispezifischer Antikörper, den Triplebodies. Das sind Antikörperderivate, die spezifisch die Krebszellen über ihre Oberflächenantigene erkennen und eliminieren.[7][8] Über das Prinzip des Dualen Targeting (duale Zielgerichtetheit) können Triplebodies die Krebszelle über zwei verschiedene Oberflächenmerkmale eindeutig identifizieren, binden und zerstören.[9][10][11][12][13] Dadurch wird eine hohe Wirksamkeit bei gleichzeitig sehr geringen Nebenwirkungen erreicht. Dieser Ansatz ermöglicht auf diese Weise eine zielgerichtete personalisierte Krebstherapie und damit eine realistische Chance auf Langzeitansprechen und Heilung für jeden einzelnen Krebspatienten. Das Team von Oduncu hat das Prinzip der Triplebodies und dualen Targeting erstmals am Model der Leukämie (Blutkrebs) etabliert.[14][9][10][11][12][13] Oduncus Arbeiten wurden u. a. durch den renommierten „m4-Award“ für Personalisierte Medizin (Spitzenclusterförderung durch das BMBF und bayerisches Ministerium für Wirtschaft) gefördert.

Als Medizinethiker leistete Oduncu zahlreiche Beiträge zu zentralen Fragen ethischer und gesellschaftspolitischer Debatten über Sterben in Würde,[15][16][17][18] Sterbebegleitung, Sterbehilfe, Euthanasie, Palliativmedizin, Priorisierung/Rationierung/Rationalisierung,[19][20][21] Organtransplantation,[22][23] Embryonen- und Stammzellforschung.[24][25]

Oduncu hat insgesamt mehr als 200 wissenschaftliche Beiträge in Form von Artikeln in Fachzeitschriften, Büchern und Kongressbeiträgen verfasst.

Der Theologe Andreas R. Batlogg widmete sein Buch Durchkreuzt – Mein Leben mit der Diagnose Krebs (2019) u. a. Fuat Oduncu, "meinem Lebensretter".[26]

Publikationen

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Ehrungen und Auszeichnungen

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Mitgliedschaften

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  • Deutsch-Türkischer Behindertenverein, München
  • Akademie für Ethik in der Medizin (AEM), Göttingen
  • European Society for Philosophy of Medicine and Health Care (ESPMH)
  • Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)
  • Münchener Kompetenz Zentrum Ethik (MKE) der LMU-München
  • Vorstandsmitglied der European Society for the Philosophy of Medicine and Health Care (ESPMH)
  • Mentor des Max-Weber-Programms der Studienstiftung des Deutschen Volkes
  • Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Christlicher Entwicklungsdienst (CED)
  • Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Arbeitsgruppe Internistische Onkologie (AIO)
  • Generalsekretär der Erich-Frank-Gesellschaft zur Förderung der deutsch-türkischen Beziehungen zwischen den Medizinischen Fakultäten der Universität München und Istanbul
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Einzelnachweise

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  1. Bayerische Staatszeitung. Abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  2. Prof. Dr. Dr. Fuat Oduncu im Assyrischen Kulturzentrum. 10. November 2019, abgerufen am 23. Oktober 2021 (deutsch).
  3. Erich-Frank-Gesellschaft
  4. Christlicher Entwicklungsdienst
  5. Georg Fey (Memento des Originals vom 6. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mice.med.uni-erlangen.de
  6. Karl-Peter Hopfner
  7. C. Kellner, J. Bruenke, J. Stieglmaier, M. Schwemmlein, M. Schwenkert, H. Singer, K. Mentz, M. Peipp, P. Lang, F. Oduncu, B. Stockmeyer, G. H. Fey: A Novel CD19-directed recombinant bispecific antibody derivative with enhanced immune effector functions for human leukemic cells. In: Journal of Immunotherapy. 31(9), 2008 Nov-Dec, S. 871–884.
  8. H. Singer, C. Kellner, H. Lanig, M. Aigner, B. Stockmeyer, F. Oduncu, M. Schwemmlein, C. Stein, K. Mentz, A. Mackensen, G. H. Fey: Effective elimination of acute myeloid leukemic cells by recombinant bispecific antibody derivatives directed against CD33 and CD16. In: Journal of Immunotherapy. 33(6), 2010 Jul-Aug, S. 599–608.
  9. a b M. Kügler, C. Stein, C. Kellner, K. Mentz, D. Saul, M. Schwenkert, I. Schubert, H. Singer, F. Oduncu, B. Stockmeyer, A. Mackensen, G. H. Fey: A recombinant trispecific single-chain Fv derivative directed against CD123 and CD33 mediates effective elimination of acute myeloid leukaemia cells by dual targeting. In: British Journal of Haematology 150(5), 2010 Sep, S. 574–586.
  10. a b I. Schubert, C. Kellner, C. Stein, M. Kügler, M. Schwenkert, D. Saul, B. Stockmeyer, C. Beren, F. S. Oduncu, A. Mackensen, G. H. Fey: A recombinant triplebody with specificity for CD19 and HLA-DR mediates preferential binding to antigen double-positive cells by dual-targeting. In: mAbs. 4(1), 2012 Jan-Feb, S. 45–56.
  11. a b I. Schubert, D. Saul, S. Nowecki, A. Mackensen, G. H. Fey, F. S. Oduncu: A dual-targeting triplebody mediates preferential redirected lysis of antigen double-positive over single-positive leukemic cells. In: MAbs. 2014 Jan-Feb 6(1), S. 286–296.
  12. a b T. A. Braciak, S. Wildenhain, C. C. Roskopf, I. A. Schubert, G. H. Fey, U. Jacob, K. P. Hopfner, F. S. Oduncu: NK cells from an AML patient have recovered in remission and reached comparable cytolytic activity to that of a healthy monozygotic twin mediated by the single-chain triplebody SPM-2. In: Journal of Translational Medicine. 11(1), 2013 Nov 16, S. 289.
  13. a b C. C. Roskopf, C. B. Schiller, T. A. Braciak, S. Kobold, I. Schubert, G. H. Fey, K. P. Hopfner, F. S. Oduncu: T cell-recruiting triplebody 19-3-19 mediates serial lysis of malignant B-lymphoid cells by a single T cell. In: Oncotarget 5(15), 2014, S. 6466–6483.
  14. F. S. Oduncu: Personalisierte Leukämie-Therapie durch „Duales Targeting“ mit Antikörper-Derivaten (Triplebodies). (Memento des Originals vom 6. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.m4.de m4-Symposium.
  15. F. S. Oduncu: In Würde sterben. Medizinische, ethische und rechtliche Aspekte der Sterbehilfe, Sterbebegleitung und Patientenverfügung. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, 2007.
  16. F. S. Oduncu, S. Sahm: Doctor-cared dying instead of physician-assisted suicide: a perspective from Germany. In: Med Health Care Philos. 13(4), 2010 Nov, S. 371–381.
  17. Gerrit Hohendorf, F. S. Oduncu: Der ärztlich assistierte Suizid: Freiheit zum Tode oder Unfreiheit zum Leben? In: ZfmE. 57(3), 2011, S. 230–242.
  18. F. S. Oduncu: Euthanasia: Killing as Due Care? In: Wiener Medizinische Wochenschrift. 153, 2003, S. 387–391.
  19. F. S. Oduncu: Verteilungsgerechtigkeit, Rationierung und Priorisierung - das Gesundheitswesen im Spannungsfeld zwischen Medizin, Ökonomie, Ethik und Recht. In: MedR. 30, 2012, S. 359–367.
  20. F. S. Oduncu: Kosten-Nutzen-Bewertung im Rahmen des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) unter besonderer Berücksichtigung der Onkologie. In: MedR. 30(11), 2012, S. 710–720.
  21. F. S. Oduncu: Priority-setting, rationing and cost-effectiveness in the German health care system. In: Med Health Care Philos. 16(3), 2013, S. 327–339 (JIF 1.303)
  22. F. S. Oduncu, U. Schroth, W. Vossenkuhl (Hrsg.): Transplantation. Organgewinnung und -allokation. In: F. S. Oduncu, U. Schroth, W. Vossenkuhl (Hrsg.): Medizin-Ethik-Recht. Band 2, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003.
  23. Fuat Oduncu: Hirntod und Organtransplantation. Medizinische, juristische und ethische Fragen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-45822-3.
  24. F. S. Oduncu, U. Schroth, W. Vossenkuhl (Hrsg.): Stammzellenforschung und therapeutisches Klonen. In: F. S. Oduncu, U. Schroth, W. Vossenkuhl (Hrsg.): Medizin-Ethik-Recht. Band 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002.
  25. F. S. Oduncu, K. Platzer, W. Henn (Hrsg.): Der Zugriff auf den Embryo. Ethische, rechtliche und kulturvergleichende Aspekte der Reproduktionsmedizin. In: F. S. Oduncu, U. Schroth, W. Vossenkuhl (Hrsg.): Medizin-Ethik-Recht. Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005.
  26. A. R. Batlogg: Durchkreuzt - Mein Leben mit der Diagnose Krebs. Innsbruck 2019. S. 5.
  27. m4-Award (Memento vom 5. Februar 2015 im Internet Archive)
  28. Zu allen Auszeichnungen siehe: Oduncu: CV, Preise, Ehrungen (Memento vom 5. Februar 2015 im Internet Archive)
  29. Bayerische Staatszeitung. Abgerufen am 23. Oktober 2021.