Funkmessbeobachtungsgerät

Radarwarngerät im Zweiten Weltkrieg

Funkmessbeobachtungsgerät (Offizielle Abkürzung:[1] Fu MB; häufig auch geschrieben: FuMB) ist die vor und während des Zweiten Weltkrieges gebräuchliche deutsche Bezeichnung für ein Funkmessgerät zum Empfang von elektromagnetischen Wellen im Hochfrequenz-Bereich. (Die damalige authentischen Schreibweise war „Funkmeßbeobachtungsgerät“ mit „ß“. Neudeutsch wird solch ein Messgerät gerne als HF-Scanner bezeichnet.) Sie erfüllten insbesondere auf U-Booten den Zweck eines Radarwarngerätes.

Kanadischer Matrose inspiziert Antennen einer FuMB-Anlage: Links am Bild­rand die Bali-Antenne des FuMB 1 (Metox). In der Mitte, oben auf dem Antennen­mast, den der Matrose mit der rechten Hand dreht, dem Betrachter zugewandt, die „Fliege“-Antenne des FuMB 7 (Naxos). Markant ist der zwei Rosen­blättern ähnelnde Dipol (Schmetter­lings­antenne) im Zentrum des durch ein Draht­geflecht gebildeten Parabol­reflek­tors. Ganz oben auf dem Mast die kreisrunde Horn­antenne für FuMB 26 (Tunis). Rechts die ebenfalls kreis­runde UKW-Rahmen­antenne.

Das Foto wurde nach der deutschen Kapitu­lation und Übergabe von U 889 an die kanadische Marine am 13. Mai 1945 im Hafen von Shelburne (Nova Scotia) aufge­nommen.

Beschreibung

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Die Abkürzung steht für Funkmessbeobachtungsgerät. Gelegentlich wird auch Funkmeßbordgerät als Erklärung für die Abkürzung verwendet, dies ist jedoch nicht korrekt. FuMB arbeiteten auf verschiedenen Wellenlängen und wurden Anfang der 1940er-Jahre bei Luftwaffe und Kriegsmarine eingesetzt. Nachdem die ersten Geräte dieser Art relativ niedrige Frequenzbereiche, wie den UKW-Bereich (30 MHz bis 300 MHz) abdeckten, wurde es im Verlauf des Krieges erforderlich, auch höhere Frequenzen „beobachten“ zu können. So folgte beispielsweise auf das 1942 entwickelte Fu MB 4 (Samos), der 90 MHz bis 470 MHz abdeckte, ein Jahr später das Fu MB 5 (Fanö) für 400 MHz bis 1600 MHz und Fu MB 8 (Zypern I) und Fu MB 9 (Zypern II). Letzterer wurde auch „Wellenanzeiger“ genannt, kurz WAnz. Daraus erwuchs der Spitzname Wanze für das Messgerät, der den eigentlichen Decknamen Zypern verdrängte.

Einen großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Funkmessbeobachtungsgeräte hatte das sogenannte „Rotterdam-Gerät“. Das ist der deutsche Deckname eines Anfang Februar 1943 bei Rotterdam aus einem abgeschossenen britischen Stirling-Bomber geborgenen brandneuen Zentimeterwellen-Radars vom Typ H2S. Entscheidende Komponente war ein damals hochmodernes Magnetron, das die Erzeugung von Mikrowellen im S-Band, also bei 3 GHz (10 cm) erlaubte. Das konnte durch kein vorhandenes FuMB detektiert werden. Hierzu wurde die Entwicklung des Fu MB 7 (Naxos) vorangetrieben, das ab Herbst 1943 einsatzfähig war.

Die folgende unvollständige Tabelle fasst wichtige Eigenschaften der diversen FuMB-Modelle zusammen. Neben der Typbezeichnung wird der Deckname beziehungsweise Spitzname angegeben, dann der ungefähre Frequenzbereich in MHz sowie der entsprechende Wellenlängenbereich in Metern, und schließlich die Herstellerfirma, ihr damals zur Tarnung benutztes Fertigungskennzeichen (Fkz) sowie der Herstellort und das Jahr der Erstfertigung.

Modell Deckname Frequenz/MHz Wellenlänge/m Hersteller Fkz Ort Jahr
FuMB 1 Metox 113–484 0,62–2,65 Metox Paris 1940
FuMB 2 Sadir 66–120 2,5–4,5 Sadir Paris
FuMB 3 Dohmeyer 180–220 1,36–1,66 RPZ
FuMB 4 Samos 90–470 0,64–3,33 R&S ncv München 1942
FuMB 5 Fanö 400–1600 0,75–0,19 R&S ncv München 1943
FuMB 6 Wangerooge 158–250 1,2–1,9 R&S ncv München
FuMB 7 Naxos 2500–3750 0,12–0,08 Telefunken bou Berlin-Zehlendorf 1943
FuMB 8 Zypern 166–250 1,2–1,8 Hagenuk obn Kiel 1943
FuMB 9 „Wanze“ 166–250 1,2–1,8 Hagenuk obn Kiel 1943
FuMB 10 Borkum 100–400 0,75–3,0 1943
FuMB 11 Korfu 812 2500–3750 0,08–0,12 Blaupunkt fvw Berlin-Wilmersdorf 1943
FuMB 12 Korfu 1218 1660–2500 0,12–0,18 Blaupunkt fvw Berlin-Wilmersdorf 1944
FuMB 13 Korfu 68 3750–5000 0,06–0,08 Blaupunkt fvw Berlin-Wilmersdorf 1944
FuMB 14 Korfu 46 5000–7500 0,04–0,06 Blaupunkt fvw Berlin-Wilmersdorf 1944
FuMB 15 Korfu 274 7500–11100 0,027–0,04 Blaupunkt fvw Berlin-Wilmersdorf 1944
FuMB 17 Korfu 1726 11500–17600 0,017–0,026 Blaupunkt fvw Berlin-Wilmersdorf 1945
FuMB 24 „Fliege“ 2000–3750 0,08–0,15 Telefunken bou Berlin-Zehlendorf 1944
FuMB 25 „Mücke“ 10000 0,03 Telefunken bou Berlin-Zehlendorf 1944
FuMB 26 Tunis 2000–3750 & 10000 0,03 & 0,08–0,15 Telefunken bou Berlin-Zehlendorf 1944
FuMB 29 Bali
FuMB 32 Flores 110–300 1,0–2,75
FuMB 35 Athos 1500–15000 0,2–0,02 1945
FuMB 37 Leros 100–1500 0,2–3,0 S&H Berlin 1945
 
Das Biskaya-Kreuz bestand aus zwei auf einem Holzkreuz montierten Dipolantennen, die eine für horizontale und die andere für vertikale Polarisation.
  • Viele FuMB-Geräte trugen die Namen von Inseln.
  • Eines der ersten, bei der Kriegsmarine auf U-Booten eingesetzten FuMB, war FuMB 1 (Metox). Es verwendete als Antenne ein provisorisch anmutendes Holzkreuz (Bild) mit einem Doppel-Dipol. Aufgrund des Einsatzgebietes, der von der Royal Air Force überwachten Biskaya, und seines Erscheinungsbildes, wurde es als „Biskaya-Kreuz“ bezeichnet. Die Handhabung war mühsam. Es musste in der Hand gehalten werden und wurde dann in verschiedene Himmelsrichtungen gedreht. Über ein anfangs noch offen auf der Kommandobrücke liegendes Kabel wurde das Signal durch die Turmluke und die Zentrale des Bootes in den Funkraum geleitet, wo der Funker durch ein akustisches Signal, einen Brummton, eines Empfangsgeräts über eine erfolgende Radarortung unterrichtet wurde.

Literatur

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  • Arthur O. Bauer: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939–1945. Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U-Boote zum Ausgang der „Schlacht im Atlantik“ beigetragen haben. Arthur O. Bauer Selbstverlag, Diemen, Niederlande 1997, S. 195, ISBN 3-00-002142-6.
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Einzelnachweise

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  1. Handbuch, Scan der authentischen Werkschrift des Fu MB 4 (Samos), abgerufen am 19. Juni 2019.