Gaius Quinctius Certus Poblicius Marcellus

römischer Suffektkonsul (120)

Gaius Quinctius Certus Poblicius Marcellus (vollständige Namensform Gaius Quinctius Gai filius Velina Certus Poblicius Marcellus) war ein im 2. Jahrhundert n. Chr. lebender römischer Politiker. In den Militärdiplomen[1] von 120 wird sein Name als Gaius Publicius Marcellus angegeben, in den Diplomen von 129 als Poblicius Marcellus.

Marcellus stammte wahrscheinlich aus Aquileia; dafür sprechen zwei dort gefundene Inschriftbasen für Skulpturen sowie seine (für Aquileia charakteristische) Zugehörigkeit zur Tribus Velina.[2][3] Aus dem Namen abgeleitete Überlegungen zu Verwandtschaftsbeziehungen (Sohn des Publicius Certus?[4] adoptiert durch einen Quinctius Certus? Verwandtschaft des Vaters und des Adoptivvaters?) bleiben hypothetisch.[3][5]

Seine Karriere vor dem Konsulat ist nicht überliefert. Durch Militärdiplome,[1] die z. T. auf den 29. Juni 120 datiert sind, ist belegt, dass Marcellus 120 zusammen mit Lucius Rutilius Propinquus Suffektkonsul war; die beiden Konsuln übten ihr Amt vermutlich von Mai bis Juni aus.[6] Sie sind in dieser Funktion auch durch die Arvalakten[7] nachgewiesen.

Durch eine Inschrift[8] aus Aquileia ist belegt, dass Marcellus Augur sowie Statthalter (Legatus Augusti pro praetore) in den Provinzen Germania superior und Syria war; er war zwischen 121/122 und 127/128 Statthalter in Germania superior und etwa 129–134/135 Statthalter in Syria.[2][9][10] Dieselbe Inschrift erwähnt, dass er – wohl für seine Teilnahme an Hadrians Judenkrieg – mit den ornamenta triumphalia ausgezeichnet wurde.[2][11] Jedenfalls verließ Poblicius Marcellus Syrien während seines damaligen Einsatzes als Truppenkommandeur und wurde in seiner Provinz durch Gaius Iulius Severus, damals Legatus legionis der Legio IIII Scythica, vertreten.[3][12][13]

Weitere Inschriften werfen kleine Schlaglichter auf die Amtsgeschäfte: In Mainz wurde während seiner Statthalterschaft das Praetorium des Winterlagers der Legio XXII Primigenia errichtet.[2][3][14] In Syrien musste er sich mit der Zweckentfremdung von Preisgeldern für einen musischen Wettbewerb in Apameia befassen, wie aus einem Reskript des Kaisers Hadrian hervorgeht.[3] Ein andermal ging es in seiner Rechtsprechung um die Frage, ob eine zum Tode verurteilte schwangere Frau hingerichtet werden dürfe und wie das Bürgerrecht des Kindes zu beurteilen sei. Eine Zusammenfassung jenes hadrianischen Reskripts wurde 400 Jahre später in die Digesten aufgenommen.[3][15] Inschriften aus Palmyra zeigen, dass die Sicherheit des Handels auf den Karawanenstrecken seine Aufmerksamkeit erforderte.[3]

Siehe auch

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Literatur

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  • Claudio Zaccaria: Poblicio Marcello: Un senatore aquileiese al servizio dell’impero. In: Aquileia nostra. Band 86, 2015, S. 141–152 (italienisch, archive.org).

Einzelnachweise

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  1. a b Militärdiplome der Jahre 120 (AMN-2006/07-194, CIL 16, 67, CIL 16, 68, IDR-01, 00006a, RMD 1, 17) und 129 (AE 2005, 1735, AE 2006, 1845, AE 2006, 1846).
  2. a b c d Werner Eck: Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1. –3. Jahrhundert (= Epigraphische Studien. Band 14). Rheinland-Verlag in Kommission bei Dr. Rudolf Habelt, Köln bzw. Bonn 1985, ISBN 3-7927-0807-8, S. 52–53.
  3. a b c d e f g Claudio Zaccaria: Poblicio Marcello: Un senatore aquileiese al servizio dell’impero. In: Aquileia nostra. Band 86, 2015, S. 141–152 (italienisch, archive.org).
  4. Werner Eck: Publicius [II 1]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 580.
  5. Werner Eck: Publicius [II 2]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 580.
  6. Werner Eck, Andreas Pangerl: Ein Consul suffectus Q. Aburnius in drei fragmentarischen Diplomen In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 185 (2013), S. 239–246, hier S. 245 (Online).
  7. Arvalakten (CIL 6, 2080).
  8. Inschrift aus Aquileia (AE 1934, 231).
  9. Werner Eck: Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139. In: Chiron. Band 13, 1983, S. 147–237, hier S. 169–176, 196 (dainst.org).
  10. Durch 2006 und 2016 bekannt gewordene Militärdiplome (AE 2006, 1845 und ein weiteres derselben Serie) ist die Anwesenheit des Poblicius Marcellus in Syrien bereits für den März 129 belegt. Daraus ergeben sich diese gegenüber der älteren Literatur etwas früheren Datierungen der beiden Statthalterschaften. – Claudio Zaccaria: Poblicio Marcello: Un senatore aquileiese al servizio dell’impero. In: Aquileia nostra. Band 86, 2015, S. 141–152, hier S. 145 mit Anm. 35 (italienisch, archive.org).
  11. Skeptischer als Werner Eck urteilte Rudolf Hanslik: „Ob sich Publicius bei der Bekämpfung der Aufständischen die ornamenta triumphalia erworben hat, ob er sie in Germanien oder automatisch als Consular erhalten hat, ist nicht auszumachen.“ – Rudolf Hanslik: Publicius 36. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXIII,2, Stuttgart 1959, Sp. 1904 f.
  12. Inschriften aus Ancyra (IGR III 174 und 175).
  13. Edmund Groag: Iulius 484. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,1, Stuttgart 1918, Sp. 811–820, hier Sp. 817.
  14. Graffito auf einer Keramikscherbe: AE 1964, 148.
  15. Dig. 1,5,18.