Games Without Frontiers

Lied des englischen Singer-Songwriters und Rockmusikers Peter Gabriel (1980)

Games Without Frontiers ist ein Lied des englischen Singer-Songwriters und Rockmusikers Peter Gabriel. Es wurde am 25. Januar 1980 als Single[1][2] und am 30. Mai 1980 auf seinem dritten regulären Solo-Studioalbum mit dem Namen Peter Gabriel veröffentlicht, auf dem Kate Bush als Begleitsängerin mitwirkte.[3][4]

Games Without Frontiers
Peter Gabriel
Veröffentlichung 25. Januar 1980
Länge 4:05 (Albumversion), 3:47 (Singleversion)
Genre(s) Artrock, Pop, Progressive Rock
Autor(en) Peter Gabriel
Produzent(en) Steve Lillywhite
Label Charisma (UK), Mercury (USA)
Album Peter Gabriel (Melt)

Hintergrund

Bearbeiten

Gabriels erste beiden Solo-Studioalben wurden in den USA von Atlantic Records vertrieben, aber sein drittes Studioalbum (das diesen Titel enthielt) wurde mit der Begründung abgelehnt, Gabriel begehe „kommerziellen Selbstmord“. Atlantic ließ ihn fallen, versuchte aber, das Album zurückzukaufen, als Games Without Frontiers in Großbritannien Erfolg hatte und auch in den USA im Radio gespielt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wollte Gabriel nichts mehr mit Atlantic zu tun haben und überließ Mercury Records den Vertrieb des Albums in Amerika[5].

Ein Auftritt von Gabriel im Jahr 1991 in den Niederlanden wurde im Rahmen des Konzerts The Simple Truth für kurdische Flüchtlinge über Satellit in das Wembley-Stadion in England übertragen.

Inhalt und Bedeutung

Bearbeiten

Der Titel des Liedes bezieht sich auf Spiel ohne Grenzen, eine von 1965 bis 1999 laufende Fernsehsendung, die in mehreren europäischen Ländern ausgestrahlt wurde. Teams, die eine Stadt in einem der teilnehmenden Länder vertraten, traten in Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an, wobei sie oft bizarre Kostüme trugen. Bei einigen Spielen handelte es sich um einfache Rennen, bei anderen konnte ein Team ein anderes behindern. Die britische Version trug den Titel It's a Knockout – eine Formulierung, das Peter Gabriel auch im Text des Liedes erwähnt[6].

Der Text des Liedes wird als Kommentar zu Krieg und internationaler Diplomatie interpretiert, die wie Kinderspiele sind.[7]

Der Text „Adolf builds a bonfire/Enrico plays with it“ (=„Adolf baut ein Lagerfeuer/Enrico spielt damit“) erinnert an Zeilen aus Evelyn Waughs Tagebuch zum V-J Day „Randolph built a bonfire and Auberon fell into it“ (=„Randolph baute ein Lagerfeuer und Auberon fiel hinein.“)[8].

Peter Gabriel sagte zur Entstehung des Lieds:

„Es schien mehrere Ebenen zu haben. Ich fing einfach an, auf eine etwas unbeschwerte Art und Weise zu spielen - 'Hans und Lottie ...' -, so dass es oberflächlich betrachtet einfach nach Kindern aussah. Die Namen selbst sind bedeutungslos, aber sie sind mit bestimmten Assoziationen verbunden. Es ist also fast wie ein kleines Kinderspielzimmer. Dahinter verbirgt sich das Fernsehprogramm [und die] Art von Nationalismus, Territorialismus und Konkurrenzdenken, die hinter dieser Ansammlung fröhlicher Menschen steckt.“

Peter Gabriel[9]

Spiel ohne Grenzen

Bearbeiten
Spiel ohne Grenzen
Peter Gabriel
Veröffentlichung 4. Februar 1980
Länge 4:07
Genre(s) Artrock, Pop, Progressive Rock
Autor(en) Peter Gabriel
Produzent(en) Steve Lillywhite
Label Charisma (UK), Mercury (USA)
Album Ein deutsches Album

Von diesem Lied wurde, wie von allen anderen Liedern des Albums Peter Gabriel (Melt) eine deutschsprachige Version unter dem Titel Spiel ohne Grenzen kreiert, die am 4. Februar 1980 als Single und am 2. Juni 1980 auf dem Album Ein deutsches Album[10][11] in Westdeutschland erschien. Gabriel singt darauf selbst den von Horst Königstein auf Deutsch übersetzten Text.[12] Peter Gabriel arbeitete sorgfältig mit Horst Königstein zusammen, um sicherzustellen, dass der deutschsprachige Text mehr ist als eine einfache Übersetzung des englischsprachigen Originals. Die Sprache vermittelt nicht nur die Bedeutung und die beabsichtigte Bildsprache des ursprünglichen Songs, sondern ermöglicht es den Worten auch, zur Musikalität des Liedes beizutragen.[10]

Musikalisch beginnt Games Without Frontiers mit einer Mischung aus akustischer und elektronischer Perkussion, begleitet von einem Countoff. Bass-Synthesizer und eine kantige Slide-Gitarren-Figur setzen zu Kate Bushs Gesang ein und schaffen eine „düstere Klangumgebung“, wie AllMusic-Rezensent Steve Huey beschreibt[7]. Nach dem letzten Refrain geht der Song in einen Perkussion-Breakdown über, der von Synthie- und Gitarren-Effekten unterbrochen wird.[13]

Radioversion

Bearbeiten

Die Albumversion enthält die Zeile „Whistling tunes we piss on the goons in the jungle“ (=„Pfeifende Melodien, wir pissen auf die Trottel im Dschungel“) nach der zweiten Strophe und vor dem zweiten Refrain[14], die für die Single durch eine radiofreundlichere Wiederholung der Zeile „Whistling tunes we're kissing baboons in the jungle“ (=„Pfeifende Melodien, wir küssen Paviane im Dschungel“) aus dem ersten Refrain ersetzt wurde. Diese Version war auch in den ersten Exemplaren der Kompilation Shaking the Tree von 1990 enthalten[15].

Musikvideos

Bearbeiten

Das Musikvideo zu dem Song des britischen Regisseurs David Mallet enthält Ausschnitte aus dem Propagandafilm Olympia von Leni Riefenstahl über die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin und Szenen aus dem Lehrfilm Duck and Cover (1951), in dem die animierte Schildkröte Bert the Turtle US-Schulkindern zeigt, wie sie sich bei Atombombenexplosionen bei einem Atomangriff zu verhalten haben. Diese verzweifelten Bilder verstärken das Antikriegsthema des Songs. Für den Song wurden zunächst zwei Versionen des Musikvideos erstellt, 2004 folgte eine dritte Version.[14]

Bei den ursprünglichen zwei Versionen des Musikvideos handelt es sich um eine mit Aufnahmen von Kindern, die an einem Esstisch sitzen, und eine andere, in der diese Aufnahmen durch Archivmaterial aus den Filmen Duck and Cover, Human Grace, My Japan und Live and Let Live sowie Ausschnitte aus den Videokunstwerken Active Site, Spiral und Grid der israelischen Künstlerin Michal Rovner ersetzt wurden.[14]

Die dritte Version des Musikvideos entstand 2004 unter der Regie von York Tillyer, als Gabriel selbst die Entscheidung traf, die zweite Version für die Veröffentlichung auf der DVD Play: The Videos, die 23 Musikvideos aus seiner Solokarriere zusammenfasste, zu verändern. Diese veränderte Version des Videos ist die einzige, die Gabriel heute als offiziell betrachtet, obwohl die ursprüngliche Fassung immer noch im Internet zu finden ist, die aus Fernsehsendungen der 80er und 90er Jahre stammt. Diese dritte Version umfasst auch zusätzliches Videomaterial von York Tillyer, Dan Blore, Marc Bessant und neben den Ausschnitten aus Duck and Cover auch welche aus My Japan, Human Grace und Live and Let Live aus der Pelinger-Archivbibliothek.[14]

Titelliste

Bearbeiten
  • 7" (UK)
  1. Games Without Frontiers – 3:58
  2. Start – 1:21
  3. I Don’t Remember – 3:25

Mitwirkende

Bearbeiten

Technisches Personal

Bearbeiten

Rezeption

Bearbeiten

Rezensionen

Bearbeiten

Das Musikmagazin Record World schrieb: „Ein kreativer Mix aus Schlagzeug, Keyboard und Gesang und einzigartige Tempowechsel machen dieses Album ebenso attraktiv wie interessant.“[16]

Chartplatzierungen

Bearbeiten

Die Single wurde Gabriels erster Top-10-Hit im Vereinigten Königreich, der auf Platz 4 landete, und – zusammen mit Sledgehammer von 1986 – sein meistverkaufter Song im Vereinigten Königreich. In Kanada erreichte der Song Platz 7, in den Vereinigten Staaten jedoch nur Platz 48. Die B-Seite der Single bestand aus zwei Tracks, die zu einem einzigen zusammengefasst wurden: Start und I Don’t Remember[17].

Chartplatzierungen
ChartsChart­plat­zie­rungenHöchst­platzie­rungWo­chen
  Deutschland (GfK)[18]36 (11 Wo.)11
  Vereinigtes Königreich (OCC)[19]4 (11 Wo.)11
  Vereinigte Staaten (Billboard)[20]48 (11 Wo.)11
Jahrescharts
ChartsJahres­charts (1980)Platzie­rung
  Vereinigtes Königreich (OCC)[21]60

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Bearbeiten
Land/Region Aus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nung, Ver­käu­fe)
Ver­käu­fe
  Vereinigtes Königreich (BPI)[1]  Silber250.000
Insgesamt   1× Silber
250.000

Hauptartikel: Peter Gabriel/Auszeichnungen für Musikverkäufe

Coverversionen

Bearbeiten

Von Games Without Frontiers erschienen unter anderem Coverversionen von James Last und Pop Will Eat Itself. Die Datenbank mit Coverversionen SecondHandSongs listete 2023 etwa 22 verschiedene englischsprachige und 2 deutschsprachige Versionen auf.[22]

Peter Gabriel coverte auf dem 2010 erschienenen Studioalbum mit dem Namen Scratch My Back[23][24] das Lied My Body is a Cage von Arcade Fire in einer orchestralen Fassung. Diese coverten auf dem im Jahr 2013 erschienenen Kompilations-Album des Folgeprojektes And I’ll Scratch Yours[25][26] das Lied Games Without Frontiers von Peter Gabriel.

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Alfredo Marziano, Luca Perasi: Peter Gabriel - The Rhythm Has My Soul. The Stories Behind the Songs. L.I.L.Y. Publishing, Mailand 2024, ISBN 978-88-909122-7-6, Peter Gabriel III, S. 65–68 (englisch).
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Peter Gabriel – Games Without Frontiers. In: bpi.co.uk. BPI (British Recorded Music Industry) Ltd., 1. März 1980, abgerufen am 15. August 2023 (britisches Englisch).
  2. Peter Gabriel Ltd.: Games Without Frontiers - Released 4th February, 1980. PeterGabriel.com, 2024, abgerufen am 23. Dezember 2024 (britisches Englisch).
  3. Peter Gabriel Ltd.: Peter Gabriel - Released 30th May, 1980. PeterGabriel.com, 2023, abgerufen am 14. August 2023 (britisches Englisch).
  4. Marcel Rijs: Games Without Frontiers. KateBushEncyclopedia.com, 2023, abgerufen am 14. August 2023 (englisch).
  5. Steve Pond: Peter Gabriel Hits the Big Time - Over 10 years after he said goodbye to Genesis, Gabriel has finally made it on his own. Rolling Stone, 29. Januar 1987, abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Bitfeed.co: Games Without Frontiers is back on Channel 5. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juli 2019; abgerufen am 14. August 2023.
  7. a b Steve Huey: Games Without Frontiers - Peter Gabriel. AllMusic datum=, abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  8. Jeffrey Manley: Waugh's V-J Day. The Evelyn Waugh Society, 14. August 2020, abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  9. Nicky Horne: transkribiert von einem Capital Radio-Interview von Nicky Horne mit Peter Gabriel, gesendet am 16. März 1980. In: Fred Tomsett (Hrsg.): Fanzine White Shadow (= White Shadow. Nr. 1). S. 9–10.
  10. a b Peter Gabriel Ltd.: ein deutsches album - Released 2nd June, 1980. PeterGabriel.com, 2023, abgerufen am 14. August 2023 (britisches Englisch).
  11. Peter Gabriel III (Melt) - Ein Deutsches Album. Rate Your Music, 27. Juli 2008, abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  12. Bernd Zindler, Peter Schütz: Horst Königstein - Ein deutsches Interview - Hamburg, 24.10.1997. Genesis-Fanclub.de, 24. Oktober 1997, abgerufen am 14. August 2023 (deutsch).
  13. Dave Marsh: Peter Gabriel [3]. Rolling Stone, 26. Juli 2001, abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. a b c d e Peter Gabriel Ltd.: Games Without Frontiers. PeterGabriel.com, 2023, abgerufen am 14. August 2023 (britisches Englisch).
  15. Mat Snow: Q&A. In: Q Magazine. Nr. 55, 5. März 1991, S. 34.
  16. Single Picks: Peter Gabriel - Games Without Frontiers. (PDF; 14,3 MB) In: Record World. 14. Juni 1980, S. 16, abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  17. Peter Gabriel – Games Without Frontiers. UltraTop.be, abgerufen am 14. August 2023 (niederländisch).
  18. Peter Gabriel – Games Without Frontiers. In: offiziellecharts.de. GfK Entertainment, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
  19. Peter Gabriel – Games Without Frontiers. In: officialcharts.com. Official Charts Company, abgerufen am 15. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  20. Peter Gabriel. In: billboard.com. Billboard, abgerufen am 15. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  21. Top 100 Singles 1980. (PDF; 9,9 MB) In: worldradiohistory.com. Record Mirror, 21. März 1981, abgerufen am 15. August 2023 (britisches Englisch).
  22. Games Without Frontiers. SecondHandSongs.com, 2023, abgerufen am 14. August 2023 (englisch).
  23. Christian Gerhardts, Martin Klinkhardt, Steffen Gerlach: Peter Gabriel – Scratch My Back. Genesis-Fanclub.de, 2010, abgerufen am 14. August 2023 (deutsch).
  24. Peter Gabriel Ltd.: Scratch My Back 5 years on. PeterGabriel.com, 15. Februar 2015, abgerufen am 14. August 2023 (britisches Englisch).
  25. Thomas Schrage: Peter Gabriel - And I'll Scratch Yours - Zweiter Teil; Verspätung: drei Jahre. Genesis-Fanclub.de, 2013, abgerufen am 14. August 2023 (deutsch).
  26. Peter Gabriel Ltd.: And I’ll Scratch Yours - Released 23rd September, 2013. PeterGabriel.com, 23. September 2013, abgerufen am 14. August 2023 (britisches Englisch).