Gangloffsömmern
Gangloffsömmern ist eine Gemeinde im Landkreis Sömmerda in Thüringen. Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt an, die ihren Verwaltungssitz in der Gemeinde Straußfurt hat.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 11′ N, 10° 57′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Sömmerda | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Straußfurt | |
Höhe: | 168 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,62 km2 | |
Einwohner: | 941 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 64 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 99634 | |
Vorwahl: | 036376 | |
Kfz-Kennzeichen: | SÖM | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 68 013 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 13 99634 Straußfurt | |
Website: | www.vgstraussfurt.de | |
Bürgermeister: | Sven Tschapeller (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Gangloffsömmern im Landkreis Sömmerda | ||
Zur Gemeinde Gangloffsömmern gehört als Ortsteil auch das bis 1950 selbständig gewesene Dorf Schilfa.
Geografie
BearbeitenGangloffsömmern liegt im Thüringer Becken an der Pröse bzw. dem Prosebach, der später in die Unstrut mündet. In Nachbarschaft zu Gangloffsömmern liegen Greußen im Norden, Schilfa im Osten, Straußfurt im Südosten, Schwerstedt im Süden und Lützensömmern im Westen.
Klima
BearbeitenDas Klima ist zum größten Teil kontinental geprägt. Von den Niederschlägen her gehört das Thüringer Becken zu den trockensten Gebieten innerhalb Deutschlands. Die durchschnittlichen jährlichen Wetterdaten des DWD von 1961 bis 1990:
- Temperatur: 7,9 °C
- Regen: 468 mm
- Sonnenscheindauer: 1588 h.
Geschichte
BearbeitenErstmals wurde der Ort im Jahr 1215 urkundlich erwähnt. Der Name Gangloffsömmern leitet sich aus Gangolf (Gangloff: Schutzheiliger der Kirche in Gangloffsömmern), Sumeringen (sömmern: feuchte, nasse Gegend) und Schilfa (Schilfe: Ort in feuchter, mit Schilf bewachsenen Gegend) ab.
Die zweitürmige Dorfkirche St. Gangolf hat ihren Ursprung im 12. Jahrhundert in der Zeit der Romanik. 1571 wurden Herren von Brühl durch Kurfürst August von Sachsen mit Gangloffsömmern belehnt. Der bekannteste Vertreter dieses Geschlechts war Heinrich von Brühl (1700–1763), der Premierminister von Sachsen wurde. Der Ort gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Weißensee. 1806 plünderten französische Soldaten das Dorf. Ab 1815 gehörte Gangloffsömmern zum Königreich Preußen (Landkreis Weißensee[2]). Mitte des 19. Jahrhunderts wurden neue Wirtschaftsgebäude des Ritterguts im Südosten von Gangloffsömmern gebaut. 1855 konnte man die beiden Kirchtürme der Dorfkirche wieder aufbauen, die im 18. Jahrhundert wegen Einsturzgefahr hatten abgetragen werden müssen. 1888 erhielt Gangloffsömmern eine Haltestelle an der Bahnlinie Erfurt – Nordhausen.
Im Zweiten Weltkrieg nahm der Ort aus den Luftkriegsgebieten evakuierte Kinder auf, ab 1945 viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Am 10. April 1945 erhielt Gangloffsömmern Artilleriebeschuss mit amerikanischen Panzergranaten, die auch die Kirchtürme, Wohn- und Wirtschaftsgebäude trafen. Drei deutsche Soldaten kamen zu Tode, sie wurden auf dem Kirchhof beerdigt. Nach Ablösung der amerikanischen durch sowjetische Besatzung wurden im Herbst 1945 im Zuge der Bodenreform das Rittergut des Reichsgrafen von Brühl (500 ha) und das Gut der Familie Hoffmeister (150 ha) entschädigungslos enteignet und an Neubauern aufgeteilt. Es entstanden 20 Neubauerngehöfte. 1948/1949 konnte durch den Einsatz des Schulleiters Hermann Regel und mit Unterstützung des Landrats verhindert werden, dass das Herrenhaus des Brühlschen Rittergutes abgerissen wurde. Es wurde stattdessen von der Goethe-Schule bezogen. In den 1950er Jahren erfolgte die Kollektivierung der Landwirtschaft.
Während des Zweiten Weltkrieges verrichteten über 50 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus Polen, Serbien, Frankreich und Russland Zwangsarbeit in der Landwirtschaft. Ein Arbeitskommando war in Schilfa stationiert.[3]
Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Schilfa eingegliedert.
Einwohnerentwicklung
Bearbeiten
|
|
|
|
|
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat aus Gangloffsömmern setzt sich aus 8 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen. Er wird alle fünf Jahre neu gewählt.
Parteien und Wählergemeinschaften | 2014[4] | 2009[5] | 2004[6] | 1999[7] | 1994[8] | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | ||||||
Bürgerinitiative Gangloffsömmern/Schilfa | BIGS | 64,1 | 5 | 68,9 | 8 | 97,6 | 10 | 85,5 | 10 | 74,3 | 6 | ||||
Interessengemeinschaft Bürgerhaus, Sport und Familie | IG Bürgerhaus | 35,9 | 3 | 31,1 | 4 | — | — | — | — | — | — | ||||
Christlich Demokratische Union Deutschlands | CDU | — | — | — | — | — | — | 14,5 | 2 | — | — | ||||
Freizeitverein Schilfa | Freizeit | — | — | — | — | — | — | — | — | 15,2 | 1 | ||||
Partei des Demokratischen Sozialismus | PDS | — | — | — | — | — | — | — | — | 10,5 | 1 | ||||
unabhängige Kandidaten | — | — | — | — | 2,6 | 2 | — | — | — | — | |||||
prozentualer Anteil ungültiger Stimmabgaben | 6,8 | 6,6 | 2,5 | 6,1 | 6,7 | ||||||||||
Sitze gesamt | 8 | 12 | 12 | 12 | 8 | ||||||||||
Wahlbeteiligung | 50,8 % | 56,5 % | 44,0 % | 68,8 % | 76,9 % |
Bürgermeister
BearbeitenDer ehrenamtliche Bürgermeister Franz-Joachim Tornack wurde am 27. Juni 2004 gewählt. Er wurde zuletzt am 5. Juni 2016 mit 88,4 % der Stimmen in seinem Amt bestätigt.[9][10]
Wappen
BearbeitenDas Gemeindewappen zeigt in Blau einen silbernen Ritter auf einem nach rechts schreitenden silbernen Ross mit silbernem Schwert und einem silbernen Schild mit schwarz-silber geständertem Kreuz, in der Rechten eine schwarze Lanze mit silberner Spitze und Fahne haltend. Im linken silbernen Obereck drei beblätterte Schilfrohre mit schwarzen Kolben.
-
Kirche St. Gangolf
-
Soldatengräber von April 1945 auf dem Kirchhof
-
Kulturhaus 1950
-
15 Windkraftanlagen über Gangloffsömmern
Sport
BearbeitenIm Ort gibt es den Mehrspartensportverein SV Blau-Weiss Gangloffsömmern/Schilfa.
Verkehr
BearbeitenIn Gangloffsömmern gibt es einen Haltepunkt der Bahnstrecke Wolkramshausen–Erfurt.
- Landstraßen 2130 und 2132 in Richtung Bad Tennstedt mit Anbindung an die B4
- Busverkehr nach Sömmerda, Bad Langensalza, Greußen
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johannes Thienemann (* 1863 in Gangloffsömmern; † 1938 in Rossitten) war ein bedeutender deutscher Ornithologe. Er wirkte in Königsberg und gründete 1901 in Rossitten auf der Kurischen Nehrung in Ostpreußen eine weltberühmte Vogelwarte.
- Hans Moritz von Brühl (* November 1655 in Gangloffsömmern; † 1727 ebenda), Geheimer Rat und Oberhofmeister des Herzogs von Sachsen-Weißenfels und Oberhauptmann des Fürstentums Sachsen-Querfurt und der Thüringer Landesportion.
- Johann Adolph von Brühl (* 1695 in Gangloffsömmern; † 1742), königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Stallmeister und Kammerherr, Rittergutsbesitzer
- Moritz Buddensieg (* 1815 in Gangloffsömmern; † 1885 in Greußen), Landtagsabgeordneter
Literatur
Bearbeiten- Arno Trübenbach: Beiträge zur Chronik der Orte Ottenhausen, Gangloffsömmern, Grüningen, Herrnschwende, Nausiß und Schilfa (Kreis Weißensee in Thüringen). Thüringer Verlagsanstalt Dietmar, Langensalza 1940.
- Heimat- und Geschichtsverein Gangloffsömmern-Schilfa (Hrsg.): Schilfa 1253–2003. (Festschrift 750 Jahre Schilfa). Heimat- und Geschichtsverein Gangloffsömmern-Schilfa. Gangloffsömmern 2003.
- Frank Boblenz, Roland Frank, Horst Friedrich, Hilmar Hundt, Joachim Hundt, Fritz Lendrich, Doris Schacke, Dieter Schreck, Otto Seifert, Marko Sischka, Franz-Joachim Tornack: Chronik und Heimatbuch von Gangloffsömmern und Schilfa in Thüringen. „Mi Gangsämmern“. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2009, ISBN 978-3-86777-122-1.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- ↑ Der Landkreis Weißensee im Gemeindeverzeichnis 1900
- ↑ Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 268.
- ↑ Gemeinderatswahl 2014 in Thüringen – endgültiges Ergebnis. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.
- ↑ Gemeinderatswahl 2009 in Thüringen – endgültiges Ergebnis. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.
- ↑ Gemeinderatswahl 2004 in Thüringen – endgültiges Ergebnis. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.
- ↑ Gemeinderatswahl 1999 in Thüringen – endgültiges Ergebnis. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.
- ↑ Gemeinderatswahl 1994 in Thüringen – endgültiges Ergebnis. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.
- ↑ Bürgermeisterwahlen in Thüringen – Wahl vom 27.06.2004. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.
- ↑ Bürgermeisterwahlen in Thüringen – Wahl vom 05.06.2016. In: wahlen.thüringen.de. Abgerufen am 5. März 2018.