Gardeur

deutsches Bekleidungsunternehmen

Gardeur ist ein 1920 gegründetes Bekleidungsunternehmen für Hosen mit Sitz in Mönchengladbach. Seine Produkte werden von 2.700 Warenhäusern, Filialisten, Versand- und Facheinzelhändler in 41 Ländern vertrieben.[1][3] Seit Dezember 2018 gehört die Atelier Gardeur GmbH zur niederländischen Duijndam-Gruppe.[4]

Atelier Gardeur GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1920
Sitz Mönchengladbach, Deutschland Deutschland
Leitung Steef Duijndam, Thomas Kültz
Mitarbeiterzahl 1.500[1]
Umsatz 36,1 Mio. EUR (2019)[2]
Branche Bekleidungsindustrie
Website www.gardeur.com
Stand: 1. Februar 2022

Laut Eigentümer Steef Duijndam ist Gardeur „der einzige Hosenanbieter in der Branche, der alle Entwicklungsschritte im Unternehmen vereint – vom Entwurf bis zum fertigen Paar Hosen“.[5]

Geschichte

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Das Unternehmen wurde 1920 von Dieter Janssen in Mönchengladbach als Familienbetrieb für Oberbekleidung Dieter Janssen & Co. gegründet.[1] 1959 spezialisierte es sich auf Herrenhosen. Die Marke gardeur wurde 1969 kreiert und war damit die erste Hosenmarke Deutschlands. Seit 1980 werden auch Damenhosen und -röcke produziert und vertrieben.[6] Die Gründung des ersten Produktionsbetriebes in Tunesien im Jahr 1974 leitete den Beginn der Auslandsfertigung in eigenen Werken ein.[7]

Im Jahre 2000 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 2004 erfolgte der Neubau des Produktions- und Verwaltungsgebäudes in Tunesien. Dort entstand zudem ein Logistikzentrum mit 12.000 m² zusätzlicher Nutzfläche. 2006 eröffnete Gardeur dort zudem eine eigene Wäscherei. Für das Geschäftsjahr 2007 vermeldete Gardeur einen Umsatz von 104 Mio. Euro, ein 10-prozentiges Wachstum im Vergleich zum Vorjahr und einen Exportanteil am Gesamtumsatz in Höhe von 54 Prozent.[7] 2008 verkauften die Familien Roesner und Janssen, die alle Anteile an Gardeur hielten, das Unternehmen an das Beteiligungshaus Capcellence, eine Private-Equity-Tochter der HSH-Nordbank.[8] Die Landesbank wies in ihrem Konzernjahresbericht 2011 einen Kapitalanteil i.H.v. 91,78 % (Vorjahr 88,50 %) an der Gardeur-Gruppe aus.[9] Im Zuge dessen wurde die gardeur AG in eine GmbH umgewandelt. Der Banker und Aufsichtsratsvorsitzende Friedrich Carl Janssen beendete mit dem Verkauf des Unternehmens sein Mandat für das Unternehmen und die Familien.[10] Im November 2010 löste Gerhard Kränzle als neuer Geschäftsführer Michael Simon ab, der das Unternehmen seit 2008 geleitet hatte.[7] 2010 befand sich Gardeur mit einem Umsatz von 97 Mio. Euro auf Rang 110 der europäischen Bekleidungshersteller.[11]

Nachdem das Unternehmen 2009 noch ca. 1,4 Mio. Euro in eine Betriebsänderung des deutschen Werkes in Augustfehn investiert hatte,[12] wurde der Standort zum Herbst 2011 (bis auf den Fabrikverkauf) geschlossen. Für die betroffenen 70 Mitarbeiter wurde mit dem Betriebsrat ein Sozialplan vereinbart.[13]

2013 übernahm die Kränzle Beteiligungs GmbH, die den Mitgliedern der Geschäftsführung Gerhard Kränzle, Frank Schulte-Kellinghaus und Marcus Kraft gehört[14], von Capcellence für einen unbekannten Preis 51 Prozent der Anteile an Gardeur, die übrigen 49 Prozent übernahm ein Fonds der NRW.Bank.[7]

Im Oktober 2017 meldete Gardeur Insolvenz an. Trotz positiver Jahresabschlüsse in den vorausgehenden Jahren und einem EBITDA von 3,1 Millionen Euro war das Unternehmen in eine Liquiditätskrise geraten.[15] Daraufhin übernahm Anfang Dezember desselben Jahres die niederländische Duijndam-Gruppe das Unternehmen. Neuer geschäftsführender Gesellschafter wurde Steef Duijndam, Gerhard Kränzle verließ Gardeur im März 2018.[4] Wegen der Covid-19-Pandemie ergriff Gardeur 2020 umfassende Sparmaßnahmen, darunter die Streichung von 30 Stellen.[16]

Produkte und Marke

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Die 1969 kreierte Marke gardeur wurde 2008/2009 durch den CEO Michael Simon und den Beiratsvorsitzenden Lothar Reiff[17] einem Relaunch unterzogen. Mit dem neuen Schriftzug und dem Wegfall des langjährigen, markanten Erkennungszeichens „g“ sollten die Neuausrichtung und die Modernität des Unternehmens signalisiert werden. Für den neuen Markenauftritt wurde am POS ein siebenstelliger Betrag investiert.[18] Zeitgleich wurde Gardeur erstmals für einige Damen- und Herren-Jeans als Fairtrade-Hersteller zertifiziert, 2013 wurde das Angebot ausgebaut.[19][7]

Die Marke Gardeur wurde 2011 vom Handel als eher klassisch und von gehobenem Genre wahrgenommen.[20] Von 2012 bis 2019 wurden die Produkte unter dem Namen Atelier GARDEUR beworben.[21][2] Von 2012 bis 2017 kooperierte Gardeur mit dem Designer Thomas Rath, mit dem zusammen das Unternehmen die Premiumlinie Thomas Rath Trousers vermarktete.[22] 2015 wurden Jan Josef Liefers und Anna Loos als Markenbotschaftern von Gardeur verpflichtet.[7] 2018 übernahm Gardeur die Lizenz für Michèle Hosen.[23] 2019 wurde das kleine „g“ wieder in das Markenprofil von Gardeur aufgenommen.[24]

Sportsponsoring

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Zwischen 1989 und 2009 sponsorte Gardeur den Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Nachfolger als Ausstatter des Vereins wurde die Marke Brax.[25]

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Einzelnachweise

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  1. a b c Über uns, gardeur.com. Abgerufen am 1. Februar 2022.
  2. a b Atelier Gardeur GmbH: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2019, Bundesanzeiger, 15.01.2021.
  3. Firmenprofil gardeur. TextilWirtschaft, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. November 2013;.
  4. a b Jan Schroder: Gerhard Kränzle nimmt Abschied von Atelier Gardeur. In: fashionunited.de. 20. März 2018, abgerufen am 1. Februar 2022.
  5. Jan Schroder: Gardeur-Eigentümer Steef Duijndam im Interview: "Ich besuche derzeit viele Kunden persönlich". In: fashionunited.de. 8. Januar 2018, abgerufen am 1. Februar 2022.
  6. Gardeur gmbh: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2008 bis zum 30.09.2008, Bundesanzeiger, 6. August 2009.
  7. a b c d e f Simone Preuss: Gardeur - von Innovation zu Insolvenz: die Entwicklungen der letzten zehn Jahre. In: fashionunited.de. 6. Oktober 2017, abgerufen am 1. Februar 2022.
  8. Martin Ott: Unternehmen: Gardeur an HSH Private Equity verkauft. In: textilwirtschaft.de. 21. Mai 2008, abgerufen am 1. Februar 2022.
  9. HSH Nordbank: Geschäftsbericht 2011 (Archivlink), hsh-nordbank.de, S. 128.
  10. Einladung zur ordentlichen Hauptversammlung der Interseroh vom 16. Mai 2008, Bundesanzeiger.
  11. Archivlink (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive). Abgerufen am 1. Februar 2022.
  12. Abschluss der Gardeur GmbH zum 30. September 2009, Bundesanzeiger.
  13. Kerstin Schumann: Gütliche Einigung bei Sozialplan, Nordwest-Zeitung vom 5. Juli 2011, abgerufen am 1. Februar 2022.
  14. Jan Schnettler: Mönchengladbach: Acht Millionen Euro frisches Kapital für Gardeur. In: RP ONLINE. 25. September 2013, abgerufen am 1. Februar 2022.
  15. Rüdiger Oberschür: Gardeur rutscht in die Insolvenz. In: FashionNetwork.com. 5. Oktober 2017, abgerufen am 1. Februar 2022.
  16. Jan Schroder: Wegen Covid-19: Gardeur streicht 30 Stellen. In: fashionunited.de. 26. Mai 2020, abgerufen am 1. Februar 2022.
  17. Stefanie Bilen: Der Mann, der Boss die Frauen bringt. Chefdesigner Lothar Reiff. In: www.handelsblatt.com. 28. Juli 2005;.
  18. Anja Probe: Gardeur investiert in Ladenbau. Textilwirtschaft, 12. November 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. November 2013;.
  19. GARDEUR setzt auf Fairtrade Baumwolle und faire Produktion. artikel-presse.de, 31. Januar 2012;.
  20. Wie der Handel die Marken sieht. (GIF) TW-Studie Damenhosen 2011. 12. Mai 2011;.
  21. Anja Probe: Atelier Gardeur setzt auf mehr Wertigkeit. Textilwirtschaft, 16. Januar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. November 2013;.
  22. Simone Preuss: Thomas Rath Trousers kommt als Komplettkollektion zurück. In: fashionunited.de. 21. Januar 2019, abgerufen am 1. Februar 2022.
  23. Weixin Zha: Atelier Gardeur übernimmt Michèle Lizenz. In: fashionunited.de. 4. Juli 2018, abgerufen am 1. Februar 2022.
  24. Atelier Gardeur GmbH: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2019, Bundesanzeiger, 15. Januar 2021.
  25. Ralf Jüngermann: Borussia bekommt soviel Sponsorengeld wie nie, rp-online.de (Memento vom 29. November 2010 im Internet Archive), 6. August 2010, abgerufen am 1. Februar 2022.