In der komplexen Analysis ist der Gaußsche Kettenbruch eine bestimmte Klasse von Kettenbrüchen, die von hypergeometrischen Funktionen abgeleitet ist. Es war einer der ersten analytischen Kettenbrüche, die der Mathematik bekannt waren, und es kann verwendet werden, um mehrere wichtige elementare Funktionen sowie einige der komplizierteren transzendenten Funktionen darzustellen.

Geschichte

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Johann Heinrich Lambert veröffentlichte 1768 mehrere Beispiele für fortgesetzte Brüche in dieser Form, und sowohl Euler als auch Lagrange untersuchten ähnliche Konstruktionen, aber es war Carl Friedrich Gauß, der 1813 die im nächsten Abschnitt beschriebene Algebra verwendete, um die allgemeine Form dieses Kettenbruchs abzuleiten.[1]

Obwohl Gauß die Form dieses Kettenbruchs angab, lieferte er keinen Beweis für seine Konvergenzeigenschaften. Bernhard Riemann und L.W. Thomé erzielten teilweise Ergebnisse, aber der endgültige Beweis über die Region, in welcher der Kettenbruch konvergiert, wurde erst 1901 von Edward Burr Van Vleck gegeben.[2]

Herleitung

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Lassen wir   sequentiell-analytische Funktionen sein, so dass folgt

 

für alle  , wobei   eine Konstante ist.

Dann

 

Setzen wir  

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Also

 

Via der Wiederholung dessen dies ad infinitum wird der Kettenbruchausdruck erzeugt

 

In den Kettenbrüchen von Gauß, die Funktion   ist eine hypergeometrische Funktion der Form  ,  , und  ,und den Gleichungen   entstehen Identitäten zwischen Funktionen, bei denen sich die Parameter um ganzzahlige Beträge unterscheiden. Diese Identitäten können auf verschiedene Arten bewiesen werden, zum Beispiel durch Erweitern der Reihe und Vergleichen von Koeffizienten oder durch Ableiten auf verschiedene Arten und Eliminieren aus den erzeugten Gleichungen.

Die Reihe 0F1

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Der einfachste Fall ist

 

Beginnend mit der Identität

 

wir nutzen

 

was impliziert

 

oder

 

Dieser Kettenbruch konvergiert gegen die meromorphe Funktion, die durch das Verhältnis der beiden konvergenten Reihen definiert ist (vorausgesetzt natürlich, dass a weder Null noch eine negative ganze Zahl ist).

Die Reihe 1F1

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Der nächste Fall enthält

 

für den die zwei Identitäten

 
 

abwechselnd verwendet werden.

Definieren wir

 
 
 
 
 

und so weiter.

Das gibt  , wobei  , was folgert

 

oder

 

Ähnlich

 

oder

 

Da  , würde das substituieren von a zu 0 und b + 1 zu b zu den vereinfachten Spezialfall des Kettenbruchs führen:

 

Die Reihe 2F1

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Der finale Fall enthält

 

Nochmals, zwei Identitäten.

 
 

Diese sind essentiell gleich für wechselnde a und b.

Definieren wir

 
 
 
 
 

und so weiter.

Das gibt  , wobei  , was folgert

 

oder

 

Da  , würde das substituieren von a zu 0 und c + 1 zu c zu den vereinfachten Spezialfall des Kettenbruchs führen:

 

Anwendungsbeispiele

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Die Reihe 0F1

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Es ist bekannt, dass

 
 

woraus der Kettenbruch folgt

 

Dieser spezielle Kettenbruch ist auch bekannt als Lambertscher Kettenbruch und wir zurück auf 1768 datiert.

Damit folgt, dass

 

Die Reihenentwicklung des   kann z. B. genutzt werden um zu zeigen, dass   für alle ganzen   irrational ist (was jedoch nicht ausreicht um zu zeigen, dass   transzendent ist). Die Reihenentwicklung des   wurde sowohl von Lambert als auch Legendre genutzt um zu beweisen, dass pi irrational ist.

Die Bessel-Funktion   kann umgeschrieben werden zu

 

woraus der Kettenbruch folgt

 

Diese Formeln gelten auch für  .

Mit  ,   folgt

 
 

Was mit ein wenigen Umformungen zu einem simpleren Kettenbruch für   führt,

 

Die Fehlerfunktion  , definiert durch

 

kann ebenso in Termen von Kummers hypergeometrischen Funktionen (auch bekannt als konfluente hypergeometrische Funktion) geschrieben werden:

 

Unter der Verwendung des Kettenbruchs von Gauß kann ein nützlicher Kettenbruch gefunden werden, welcher für alle   gilt:

 

Eine ähnliche Argumentation kann für die Fresnel-Integrale, für die Dawson-Funktion, und die unvollständige Gammafunktion geführt werden. Eine einfachere Version des Arguments ergibt zwei nützliche Kettenbrucherweiterungen der Exponentialfunktionen.

Die Reihe 2F1

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Von

 
 

Es ist leicht zu zeigen, dass die Taylorreihenentwicklung des Arkustangens um 0 gegeben ist durch

 

Der Kettenbruch von Gauß kann auf diese Identität angewendet werden um den Kettenbruch zu erhalten

 

die zum Hauptzweig der inversen Tangensfunktion auf der Schnittebene konvergiert, wobei sich der Schnitt entlang der imaginären Achse von i bis zum Punkt im Unendlichen und von   bis zum Punkt im Unendlichen erstreckt.

Dieser spezielle fortgesetzte Bruch konvergiert ziemlich schnell, wenn  , und ergibt den Wert   bis auf sieben Dezimalstellen durch die neunte Konvergente. Die entsprechende Reihenentwicklung

 

viel langsamer konvergiert, da mehr als eine Million Terme erforderlich sind, um eine Genauigkeit von sieben Dezimalstellen zu erzielen.

Variationen dieses Ausdrucks können genutzt werden um die Kettenbrüche weiterer Funktionen wie den natürlichen Logarithmus, der Arkussinusfunktion und die verallgemeinerte binomische Reihe.

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Einzelnachweise

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  1. Vorlesung "Kettenbrüche" der Universität Bremen, ab WS 1004/2005, Seite 5, abrufbar unter https://www.fim.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/fim/lehrstuhl/sauer/geyer/Kettenbrueche.pdf
  2. https://www.spektrum.de/wissen/carl-friedrich-gauss/974336