Genzentrum

geografische Region mit besonders großer genetischer Mannigfaltigkeit einer bestimmten Gattung oder Art

Als Genzentrum, auch Mannigfaltigkeitszentrum, Allelzentrum oder Ursprungszentrum, werden Gebiete mit besonders großer genetischer Mannigfaltigkeit einer bestimmten Gattung oder Art bezeichnet.[1][2]

Sie sind als eine geografische Region, in der eine Gruppe von Organismen entweder domestiziert oder auch frei-lebend ihre unterschiedlichen Eigenschaften entwickelt hat, definiert.[3]

Oft sind diese Zentren in Regionen mit stark unterschiedlichen Umweltbedingungen entstanden, wodurch eine einseitige Selektion verhindert wurde.[1]

Auch heute sind Ursprungszentren meist noch durch eine sehr hohe Bio-Diversität gekennzeichnet.

Pflanzen

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Die Ursprungszentren landwirtschaftlicher Nutzpflanzen sind für die Pflanzenzucht sehr bedeutend. So können Gene der wilden Verwandten (crop wild relatives), aber auch ähnlicher Kulturarten, für eine Verbesserung der Sorteneigenschaften herangezogen werden. (z. B. Resistenzzüchtung gegenüber bestimmten Krankheiten)

Die Auseinandersetzung mit der Herkunft unserer Pflanzen ist aber auch wichtig, um der radikalen Reduzierung der Artenvielfalt sowie dem Verlust des hohen genetischen Potenzials, bedingt unter anderem durch einen Rückgang des natürlichen Lebensraums (Abholzung der Regenwälder, Verstädterung, …) entgegenzuwirken.

Neben dem Schutz der natürlichen Lebensräume wird die genetische Vielfalt aber auch in großen Saatgutbanken gesichert.

Zentrum der Mannigfaltigkeit nach Wawilow

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Der russische Botaniker Nikolaj Wawilow entdeckte auf seinen zahlreichen Forschungsreisen, dass in bestimmten geographischen Regionen eine außerordentliche Mannigfaltigkeit an Wildformen unserer Kulturpflanzen aufzufinden sind. Diese Regionen bezeichnete er als Genzentren.[4]

Diese Zentren der Mannigfaltigkeit wurden als Ausgangszentren für die Domestizierung unserer Kulturpflanzen definiert.[5]

Wawilow entwickelte die Theorie, dass die Domestizierung nicht zufällig über die Welt verteilt, sondern in ganz bestimmten Regionen begann.

Bis heute ist in diesen Regionen eine besonders hohe Artenvielfalt an wilden Verwandten der Kultursorten zu finden.

Weltweite Ursprungszentren der Kulturpflanzen[6][7]

Region Pflanzen
1. Südmexiko, Mittelamerika: inklusive Guatemala, Honduras und Costa Rica.
2. Südamerika: 62 Pflanzen in 3 Unterzentren

2A. Peru, Ecuador, Bolivien:

2B. Chiloé (Insel bei Südchile)

2C. Brasilien-Paraguay

3. Mittelmeerraum: 84 Pflanzen
4. Mittlerer Osten: inklusive Teile Asiens, gesamter Südkaukasus, Iran, Berggebiete von Turkmenistan – 83 Pflanzen
5. Äthiopien: inklusive Abessinien, Eritrea und Teile von Somaliland. 38 Pflanzen; reich an Weizen und Gerste
6. Zentral-Asien: inklusive Nordwest-Indien (Punjab, Grenzregionen im Nordwesten und Kaschmir), Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan und West-Tian-Shan – 43 Pflanzen
7. Indien: Zwei Subzentren

7A. Indo-Burma: Hauptzentrum (Hindustan): umfasst Assam und Burma, aber nicht Nordwest-Indien, Punjab und die Grenzgebiete im Nordwesten – 117 Pflanzen

7B. Siam-Malaya-Java: inklusive Indochina und Malayischem Archipel, 55 Pflanzen

8. China: 136 Pflanzen

Einzelnachweise

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  1. a b Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 195.
  2. Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. Morphologie, Anatomie, Taxonomie, Evolution. 2., erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 978-3-937872-94-0, S. 126.
  3. ITPGRFA, Article 2
  4. Peter von Sengbusch: Genzentren, Atavismus. 31. Juli 2003, abgerufen am 24. November 2008.
  5. Blaine P. Friedlander Jr: Cornell and Polish research scientists lead effort to save invaluable potato genetic archive in Russia. 20. Juni 2000, abgerufen am 19. März 2008.
  6. World centers of origin of Cultivated Plants, Adapted from Vavilov (1951) by R. W. Schery, Plants for Man, Prentice Hall, Englewood Cliffs, NJ, 1972
  7. History of Horticulture, Jules Janick, Purdue University, 2002