Größter gemeinsamer Teiler

mathematische Funktion
(Weitergeleitet von GgT)
Dies ist die gesichtete Version, die am 14. Januar 2025 markiert wurde. Es existieren 42 ausstehende Änderungen, die noch gesichtet werden müssen.

Der größte gemeinsame Teiler (ggT) ist die jeweils größte natürliche Zahl , durch die sich zwei oder mehr gegebene ganze Zahlen ohne Rest teilen lassen. Weiterhin sind auch alle (echten) Teiler von dann Teiler aller beteiligten Zahlen, aber nicht die größten Teiler. Ist der größte gemeinsame Teiler , sind die beteiligten Zahlen teilerfremd. In der elementaren Mathematik ist dessen wichtigste Anwendungen das Kürzen von Brüchen.

So ist der , da sich sowohl und durch teilen lassen. Der Bruch lässt sich zu kürzen. Die beiden „verbleibenden“ Zahlen und sind nun teilerfremd und lassen sich nicht weiter kürzen.

Sein Pendant ist das kleinste gemeinsame Vielfache (kgV). Beide spielen unter anderem in der Arithmetik, der Algebra und der Zahlentheorie eine Rolle.

Wichtigste Anwendung ist heutzutage die Kryptografie.

Das Konzept des größten gemeinsamen Teilers lässt sich auf Gaußsche Zahlen, Polynome, Funktionen und vieles andere erweitern.

Definition

Bearbeiten

Der größte gemeinsame Teiler ggT zweier ganzen Zahlen   und  , von denen mindestens eine ungleich Null ist, ist die größte ganze Zahl  , so dass   ein Teiler sowohl von   als auch von   ist. Das heißt, es gibt ganze Zahlen   und  , so dass

  und  

ist, und   ist die größte Zahl mit dieser Eigenschaft.

Als Operator wird er   in deutschen Texten,   (greatest common divider) in englischen Texten geschrieben, wobei letztere Schreibweise auch in deutschen Texten zu finden ist.

Ist eine der beiden Zahlen   und   Null, so ist der ggT der absolute Wert der betragsmäßig größeren Zahl:

 ,

da   ist und was auch mit   und   übereinstimmt, wobei   hier für   für positive und  für negative Zahlen steht. Dieser Fall ist weiterhin wichtig für den Abschluss des euklidischen Algorithmus.

Sind beide Zahlen Null, so ergibt letztere Regel

 ,

was wiederum mit   und   übereinstimmt, auch wenn die Zahl   mit dem Namen größter gemeinsamer Teiler nicht harmonisiert.

Diese Definition bzw. Konvention wird meist auch verwendet, da sie einige Konzepte vereinfacht (wie z. B. die Bézout-Identität). Auch die meisten Computeralgebrasysteme, wie z. B. Wolfram Alpha benutzen diese Definition. Einige Autoren lassen   jedoch ähnlich wie   undefiniert.

Der ggT von   und   ist ihr größter gemeinsamer positiver Teiler in der Quasiordnung der Teilbarkeit. Das bedeutet, dass die gemeinsamen Teiler von   und   genau die Teiler ihres ggT sind. Dies wird in der Regel mit Hilfe des Lemma von Euklid, des Fundamentalsatzes der Arithmetik oder des euklidischen Algorithmus bewiesen. Dies ist die Bedeutung von „größte“, die für die Verallgemeinerungen des Konzepts des ggT verwendet wird. Dies spielt eine wesentliche Rolle, wenn man die Schulmathematik verlässt und nicht nur Zahlen, sondern komplexere mathematische Konzepte wie Polynome, Funktionen und Matrizen verwendet.

Beispiele

Bearbeiten

Größter gemeinsamer Teiler zweier Zahlen

Bearbeiten

 [1]

  •   hat die Teiler:  .
  •   hat die Teiler:  .
  • Die gemeinsamen Teiler von   und   sind:   und  .
Der größte gemeinsamen Teiler ist  :
 

Größter gemeinsamer Teiler dreier Zahlen

Bearbeiten

 [2]

  •   hat die Teiler:  .
  •   hat die Teiler:  .
  •   hat die Teiler:  .
  • Die gemeinsamen Teiler von  ,   und   sind:   und  .
Der größte gemeinsamen Teiler ist  :
 

Größter gemeinsamer Teiler zweier Polynome

Bearbeiten

 [3]

  •   hat die Teiler:   und  .
  •   hat die Teiler:   und  .
  •   lässt sich als   darstellen.
  • Die gemeinsamen Teiler von   und   sind:
 ,  ,   und  .
Der größte gemeinsamen Teiler ist  
 .

Größter gemeinsamer Teiler zweier Funktionen

Bearbeiten

 [4]

  •   hat die Teiler:  ,   und  .
  •   hat die Teiler:   und  .
  • Die gemeinsamen Teiler von   und   sind:  
 .

Rechenregeln

Bearbeiten

Für ganze Zahlen   gilt – mit   als dem Betrag von  :

    Kommutativgesetz
   
   
   
   
    für  
   
    mindestens für  
    Assoziativgesetz
   
   
    Distributivgesetz
    Verhältnis zwischen ggT und kgV
Ist   ein gemeinsamer Teiler von   und  , dann gilt:
    teilt       und
     
für  
Ist     (  und   sind kongruent modulo  ), dann gilt:
     

Aus der genannten Rechenregel   ergibt sich speziell  . Dies ergibt sich auch daraus, dass jede ganze Zahl   (sogar die 0 selbst) wegen   Teiler der 0 ist, während umgekehrt 0 keine von 0 verschiedene Zahl teilt.

Hält man eines der beiden Argumente fest, dann ist   eine multiplikative Funktion, denn für teilerfremde Zahlen   und   gilt:

 

Berechnung des größten gemeinsamen Teilers zwei Zahlen

Bearbeiten

Berechnung über die Primfaktorzerlegung

Bearbeiten

Man kann den   über die Primfaktorzerlegung der beiden gegebenen Zahlen bestimmen.

Beispiel
  •  
  •  

Für den   nimmt man die Primfaktoren, die in beiden Zerlegungen vorkommen, und als zugehörigen Exponenten den jeweils kleineren der Ausgangsexponenten:[5]

  •  

Euklidischer Algorithmus

Bearbeiten

Die Berechnung der Primfaktorzerlegung großer Zahlen und damit auch die Bestimmung des größten gemeinsamen Teilers über die Primfaktorzerlegungen ist sehr aufwändig. Mit dem euklidischen Algorithmus existiert jedoch auch ein effizientes Verfahren, um den größten gemeinsamen Teiler zweier Zahlen zu berechnen.

Der klassische euklidische Algorithmus berechnet den größten gemeinsamen Teiler, indem er nach einem gemeinsamen „Maß“ für die Längen zweier Linien sucht.[6] Dazu wird die kleinere zweier Längen von der größeren mehrfach abgezogen, bis ein Ergebnis übrig bleibt, das kleiner als die kleinere ist (erste zwei Schritte im Beispiel). Bei einer Differenz von 0 ist man fertig und die kleinere Länge das Ergebnis. Andernfalls wiederholt man dieses Abziehen – jetzt aber mit der kleineren Länge anstelle der größeren und der letzten Differenz anstelle der kleineren Länge (im Beispiel die Schritte drei bis sieben mit dem Rest 13 als der kleineren Länge und 65 als der jetzt größeren). Beispiel für den größten gemeinsamen Teiler von 143 und 65:

 

Der größte gemeinsame Teiler von 143 und 65 ist somit 13.

Beim modernen euklidischen Algorithmus wird in aufeinanderfolgenden Schritten jeweils eine Division mit Rest durchgeführt, wobei im nächsten Schritt der Divisor zum neuen Dividenden und der Rest zum neuen Divisor wird. Der Divisor, bei dem sich Rest 0 ergibt, ist der größte gemeinsame Teiler der Ausgangszahlen. Beispiel für die Ausgangszahlen 3780 und 3528:

 

Somit ist 252 der größte gemeinsame Teiler von 3780 und 3528.[7]

In der Programmiersprache C kann der Algorithmus wie folgt programmiert werden:

int GroessterGemeinsamerTeiler (int a, int b)
{
    if (a == 0) return abs(b);
    if (b == 0) return abs(a);

    do {
        int h = a % b;
        a = b;
        b = h;
    } while (b != 0);

    return abs(a);
}

Eine Variante mit Rekursion ist wie folgt formuliert:

int GroessterGemeinsamerTeiler (int a, int b)
{
    if (a == 0) return b;
    if (b == 0) return a;
    return GroessterGemeinsamerTeiler (b, a % b);
}

Steinscher Algorithmus

Bearbeiten

Der steinsche Algorithmus ist eine Variation des euklidischen Algorithmus. Ob er eine Verbesserung darstellt, hängt von der jeweiligen Bewertungsfunktion und „Maschinerie“ ab, die den jeweiligen Algorithmus ausführt.

Der ggT von mehreren Zahlen

Bearbeiten

Man verwendet alle Primfaktoren, die in jeder der Zahlen vorkommen, mit der jeweils kleinsten vorkommenden Potenz, zum Beispiel:

 
 
 

also:[8]

 

Man könnte auch zunächst   berechnen und danach   denn als eine zweistellige Verknüpfung auf den natürlichen Zahlen ist der   assoziativ:

 

Dies rechtfertigt die Schreibweise  .[9]

Lemma von Bézout

Bearbeiten

Nach dem Lemma von Bézout lässt sich der größte gemeinsame Teiler zweier ganzer Zahlen   und   als Linearkombination von   und   mit ganzzahligen Koeffizienten darstellen:

  •    mit  [10]

Beispielsweise besitzt der größte gemeinsame Teiler von   und   die folgende Darstellung:

  •  

Die Koeffizienten   und   können mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus berechnet werden.

Sonderfälle

Bearbeiten

Für gerades  , ungerades   sowie ganzes   gilt:

 ;
 ;
 ;
 ;
 ;
 , falls   und   gerade.
 , falls   gerade und   ungerade.
 , falls   und   ungerade.

Setzt man eine Primzahl aus zwei echten Summanden zusammen, gilt für diese stets Teilerfremdheit:

Aus   folgt  .

Anwendungen

Bearbeiten

Bruchrechnung

Bearbeiten

Beim Kürzen wird ein gemeinsamer Faktor von Zähler und Nenner eines Bruches entfernt, wobei sich der Wert des Bruches nicht ändert, z. B.  . Kürzt man mit dem größten gemeinsamen Teiler von Zähler und Nenner, entsteht ein Bruch, der nicht weiter kürzbar ist.[11] Zum Beispiel ist  , also

 

Ein Bruch mit Zähler   und Nenner  , bei dem   ist, ist nicht weiter kürzbar. Er wird voll gekürzt[12] oder auch vollständig oder maximal gekürzter Bruch genannt.

Zusammenhang zwischen ggT und dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen

Bearbeiten

 

Beweis: Nachweis für positive ganze Zahlen   und  , alle anderen Fälle lassen sich analog behandeln. Sei  , dann ist   auch Teiler des Produkts  . Die Zahl   enthalte dagegen alle Primfaktoren des Produkts  , die   nicht enthält. Betrachtet man, wie der   aus der Primfaktordarstellung des Produkts aus   und   berechnet wird, dann folgt  . Daraus ergibt sich die obige Gleichung.[13]

Weitere algebraische Strukturen mit ggT

Bearbeiten

Der Begriff des   baut auf dem Begriff der Teilbarkeit auf, wie er in Ringen definiert ist. Man beschränkt sich bei der Diskussion des   auf nullteilerfreie Ringe, im kommutativen Fall sind das die Integritätsringe.

Ein Integritätsring, in dem je zwei Elemente einen   besitzen, heißt ggT-Ring oder ggT-Bereich. (In einem  -Ring haben je zwei Elemente auch ein  .)

In Allgemeinen besitzen solche Ringe keine Halbordnung, die antisymmetrisch ist, wie die ganzen oder die natürlichen Zahlen eine haben. Häufig ist die Teilbarkeitsrelation, die eine Quasiordnung ist, die einzige Ordnungsrelation. Deshalb lässt sich der   gegebenenfalls nicht mehr eindeutig als nicht-negativ normieren, sondern nur bis auf Assoziiertheit bestimmen. Zwei Elemente   und   sind assoziiert, in Zeichen  , wenn es eine Einheit   mit   gibt.

Wir erweitern den Begriff des   auf die Menge aller größten gemeinsamen Teiler der Elemente einer Teilmenge   eines Ringes  , formal:

 .

In Worten: Die Teiler von   sind genau die Elemente aus  , die alle Elemente aus   teilen. Die   sind untereinander assoziiert.

Polynomringe

Bearbeiten

Man kann den   z. B. auch für Polynome bilden. Statt der Primfaktorzerlegung nimmt man hier die Zerlegung in irreduzible Faktoren:

 

Dann ist

 

Der Polynomring   in einer Variablen   ist euklidisch. Dort gibt es zur Berechnung des   eine Division mit Rest.

Gaußscher Zahlenring

Bearbeiten

Im gaußschen Zahlenring   ist der größte gemeinsame Teiler von   und   gerade  , denn   und  . Genau genommen ist   nur ein größter gemeinsamer Teiler, da alle zu dieser Zahl assoziierten Zahlen ebenfalls größte gemeinsame Teiler sind. (Die Einheiten sind  .)

Integritätsringe

Bearbeiten

Im Integritätsring   haben die Elemente

 

keinen  : Die Elemente   und   sind zwei maximale gemeinsame Teiler, denn beide haben den gleichen Betrag, aber diese zwei Elemente sind nicht zueinander assoziiert. Also gibt es keinen   von   und  .

Die genannten Elemente   und   haben aber ihrerseits einen  , nämlich  . Dagegen haben sie kein  , denn wenn   ein   wäre, dann folgt aus der „ggT-kgV-Gleichung“, dass   assoziiert zu   sein muss. Das gemeinsame Vielfache   ist jedoch kein Vielfaches von  , also ist   kein   und die beiden Elemente haben gar kein  .

Ist   ein Integritätsring und haben die Elemente   und   ein  , dann haben sie auch einen  , und es gilt die Gleichung:

 

Ein euklidischer Ring ist ein Hauptidealring, der ein faktorieller Ring ist, der schließlich ein ggT-Ring ist. Ebenso ist jeder Hauptidealring ein Bézoutring, der wiederum stets ein ggT-Ring ist.

Ein Beispiel für einen nicht-kommutativen ggT-Ring sind die Hurwitzquaternionen.

Analytische Zahlentheorie

Bearbeiten

In der elementaren Zahlentheorie gehört der größte gemeinsame Teiler   von zwei ganzen Zahlen   zu den wichtigsten Grundkonzepten. Man schreibt dort regelmäßig   und meint damit dann den positiven  , geht also von   aus.

In der analytischen Zahlentheorie kann die ggT-Funktion   in einer Variablen für festes   analytisch zu einer ganzen Funktion fortgesetzt werden. → Siehe Ramanujansumme.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Wolfram Alpha zu ggT(12, 18)
  2. Wolfram Alpha zu ggT(12, 18, 30)
  3. Wolfram Alpha zu ggT(2x³ + 9x² + 6x + 1, 3x³ + 14x² + 11x + 2)
  4. Wolfram Alpha zu ggT((x^2−1) f(x), (x+1) g(x))
  5. Schüler-Duden: Die Mathematik I. Dudenverlag Mannheim, 1990, ISBN 3-411-04205-2, S. 354.
  6. Lambacher Schweizer: Mathematik für Gymnasien 5 Niedersachsen. Klett Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-12-734551-3, S. 197.
  7. Schüler-Duden: Die Mathematik I. Dudenverlag Mannheim, 1990, ISBN 3-411-04205-2, S. 100
  8. Schüler-Duden: Die Mathematik I. Dudenverlag Mannheim, 1990, ISBN 3-411-04205-2, S. 168.
  9. Harald Scheid: Einführung in die Zahlentheorie. Klett Verlag, Stuttgart, 1972, ISBN 3-12-983240-8, S. 78.
  10. Lemma von Bézout.
  11. Lutz Engelmann (Hrsg.): Kleiner Leitfaden Mathematik. Paetec, Berlin 1997, ISBN 3-89517-150-6, S. 51/2.
  12. Schüler-Duden: Die Mathematik I. Dudenverlag, Mannheim. Leipzig, Wien, Zürich 1990, ISBN 3-411-04205-2, S. 48.
  13. § 4. ggT und kgV. In: math-www.uni-paderborn.de. S. 14.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten