Grethe Weiser

deutsche Schauspielerin (1903-1970)

Grethe Weiser, geboren als Mathilde Ella Dorothea Margarethe Nowka (* 27. Februar 1903 in Hannover; † 2. Oktober 1970 in Bad Tölz), war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin.

 
Grethe Weiser, Auftritt im Berliner Wintergarten (1932)

Die Tochter eines Hochbau-Unternehmers wuchs in Klotzsche und Dresden auf.[1] Sie besuchte die Höhere Töchterschule und die Friedelsche Privatschule in Blasewitz.

Mit 18 Jahren[2] heiratete sie den Süßwaren-Großhändler und -Fabrikanten Josef Weiser. Das Ehepaar lebte zunächst in Dresden; 1922 kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Nachdem ihr Mann das Kabarett-Theater „Charlott“ am Kurfürstendamm in Berlin gepachtet hatte, absolvierte Grethe Weiser dort erste Auftritte als Diseuse.

Kurze Zeit später zerbrach die Ehe; sie wurde 1934 geschieden. Grethe Weiser war nun als alleinerziehende Mutter auf sich gestellt, sie nahm Gesangs- und Schauspielunterricht und absolvierte Auftritte als Soubrette und Komikerin in zahlreichen Kabaretts, Revuen und Operetten. Von 1928 bis 1930 war sie an der Volksbühne in Berlin tätig, trat dann in verschiedenen Berliner Kabaretts sowie auch als Chansonsängerin auf. Weitere Auftritte hatte sie unter anderem am Thalia Theater in Hamburg oder am Komödienhaus in Dresden.

Die Filmschauspielerin

Bearbeiten

Grethe Weiser stand 1930 erstmals und ab 1932 regelmäßig vor der Kamera. Als Filmschauspielerin war sie in der Nebenrolle „schlagfertige Zofe“ gefragt, beispielsweise in der romantischen Komödie Eskapade (1936). Als Sängerin hatte sie in dieser Zeit erfolgreiche Schlager mit Chansons wie „Der Vamp“ oder „Emil seine Hände“.

Ein Durchbruch gelang ihr 1937 mit Erich Waschnecks Film Die göttliche Jette. Weiser brillierte darin als eine junge Sängerin, die sich mit gesundem Selbstbewusstsein und Berliner Kodderschnauze behauptet und zum gefeierten Star aufsteigt. Ebenfalls 1937 spielte sie die Hauptrolle im Film Mädchen für alles.[3]

Danach spielte sie fast nur Nebenrollen in Filmen aller Sparten, in denen sie jedoch das gesamte Repertoire ihres komischen Talents zeigen konnte, so unter anderem in Rolf Hansens Die große Liebe (1942), in Helmut Käutners Wir machen Musik (1942), in Carl Froelichs Familie Buchholz (1944) oder in Georg Jacobys Die Frau meiner Träume (1944).

Dem Ansinnen, dem Vorstand der Reichstheaterkammer und der NSDAP beizutreten, widersetzte sie sich erfolgreich. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[4]

Nachkriegszeit

Bearbeiten
 
Berliner Gedenktafel am Haus Giesebrechtstraße 18 in Berlin-Charlottenburg

Im Film der Nachkriegszeit spielte Weiser in zahlreichen Unterhaltungsfilmen mit, oft als obsiegende Witwe, resolute Tante oder gefürchtete Schwiegermutter. Ihr Markenzeichen blieb auch weiterhin: Herz mit Schnauze. Sie war zu sehen in Hans Deppes Ferien vom Ich (1952) – als erholungsbedürftiger Bühnenstar Käthe Greiser – Meine Kinder und ich (1955), Lemkes sel. Witwe (1957) oder So angelt man keinen Mann (1959) und wirkte in insgesamt mehr als 100 Filmen mit. Zu ihren wenigen Auftritten beim Hörfunk gehört die 1949 produzierte Komödie Du kannst mir viel erzählen mit Heinz Rühmann und Elfriede Kuzmany (Regisseur Ulrich Erfurth).

Ab 1934 war sie mit dem Ufa-Produktionschef Hermann Schwerin liiert. Die beiden heirateten am 21. März 1958.

1949 spielte sie unter der Regie ihrer Freundin Ida Ehre in Hamburg erstmals auf der Bühne die Rolle der Mary Miller in der Komödie Das Kuckucksei von Irma und Walter Firner, die zu ihrer Paraderolle wurde. Sie spielte diese Rolle alle zehn Jahre und nannte sie daher scherzhaft „meine Oberammergauer Passionsspiele“. Ebenfalls auf der Bühne hatte sie 1953 Erfolg als Mutter Wolffen in Gerhart Hauptmanns klassischer Gaunerkomödie Der Biberpelz. 1966 hatte sie in der deutschen Erstaufführung von Friedrich Dürrenmatts Theaterstück Der Meteor am Thalia Theater Hamburg als sterbende Toilettenfrau Nomsen eine ernste Charakterrolle. In dieser Rolle schlug sie ungewohnt leise, ernste und böse Töne an.

In den späteren 1960er Jahren sendete das Fernsehen viele heitere Theaterstücke. Das ZDF sendete zahlreiche Stücke mit Grethe Weiser. Eines der erfolgreichsten Stücke war Keine Leiche ohne Lily, die deutsche Adaption der Kriminalgroteske Busybody des britischen Bühnenautors Jack Popplewell.

1969 begannen die Vorbereitungen zu einer Neuauflage von Das Kuckucksei, das diesmal, am 26. September 1970, auch im ZDF übertragen wurde. Dem waren die Dreharbeiten zu der sechsteiligen Fernsehreihe Theatergarderobe nach Drehbüchern von Horst Pillau vorausgegangen. Weiser spielte darin eine resolute Garderobiere, die als guter Geist der Schauspieler hinter den Kulissen wirkt und für alle Lebenslagen einen passenden Rat auf den Lippen hat.

Tod und Grabstätte

Bearbeiten
 
Das Ehrengrab von Grethe Weiser auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Grethe Weiser und Hermann Schwerin verbrachten ihren Urlaub im Herbst 1970 in Oberbayern. Am 2. Oktober waren sie mit einem von Schwerin gesteuerten Citroën unterwegs. Ebenfalls im Auto saßen die Haushälterin Maria Reisch sowie ihre Gesangslehrerin und Freundin Agnes von Spetzler.[5] Bei der Fahrt kollidierte der Wagen in Untersteinbach bei Bad Tölz frontal mit einem vorfahrtberechtigten Lkw. Während die anderen Insassen des Autos sofort tot waren, starb Weiser, nachdem Nothelfer Rettungsversuche unternommen hatten.[6] Sie wurde 67 Jahre alt.

Grethe Weiser und Hermann Schwerin wurden am 9. Oktober 1970 auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg (heutiger Ortsteil Westend) bestattet. Der Regierende Bürgermeister Berlins Klaus Schütz, zahlreiche Kollegen Weisers und mehrere tausend Menschen nahmen an dem Begräbnis teil.[7]

Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Grethe Weiser (Grablage: 18-L-228/229) seit 1978 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde 1999 um die inzwischen übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[8]

Ab 1934 besaß sie ein Sommerhaus am Blauen See bei Neu Wiednitz.[9]

In Neu-Ulm wurde eine Straße nach ihr benannt. Sie befindet sich in der Nähe eines Kinos und weiterer Straßen mit Schauspielernamen.

Im Berliner Stadtteil Westend in Charlottenburg gibt es seit 1972 einen Grethe-Weiser-Weg.

Auszeichnungen

Bearbeiten

Filmografie

Bearbeiten

Fernsehen (Auswahl)

Bearbeiten
  • 1955: Premiere im Metropol (Fernsehfilm)
  • 1964: Im Tingeltangel tut sich was (Fernsehfilm – ZDF, 6. März 1964)
  • 1965: Die Chefin (Fernsehfilm)
  • 1965: Jenny und der Herr im Frack (Fernsehfilm)
  • 1967: Keine Leiche ohne Lily (Fernsehfilm)
  • 1968: Auftritt in der Rudi Carrell Show (Fernsehshow)
  • 1969: Die Lokomotive (Fernsehfilm)
  • 1969: Berlin-Geflüster (Fernsehshow; gesendet 1970)
  • 1970: Löwe gesucht (Fernsehfilm)
  • 1970: Die lieben Kinder (Fernsehfilm)
  • 1970: Das Kuckucksei (Fernsehfilm)
  • 1970: So schön wie heut’ (Fernsehshow)
  • 1970: Theatergarderobe (Fernsehserie; gesendet 1971)

Diskografie (Auswahl)

Bearbeiten
  • 1935: Chiribiri, Text und Musik: Ralph Benatzky: Lied der Barsängerin aus dem musikalischen Lustspiel Das kleine Café, Grete Weiser mit Orchester, Leitung: Willi Lachner, Parlophon Nr. B 97 188-II
  • 1935: Eine Weiße mit ’nem Himbeerschuß, Musik: Ralph Benatzky, Text: Ch. K. Roellinghoff, aus dem musikalischen Lustspiel Das kleine Café, Victor de Kowa im Dialog mit Grethe Weiser, Begleitung: Orchester des Deutschen Künstlertheaters, Berlin, Leitung: Willi Lachner, Odeon Nr. O-25318 b
  • 1936: Uns gefällt diese Welt, Musik: Harald Böhmelt, Text: Aldo von Pinelli, aus dem Film Raub der Sabinerinnen, (Regie: Robert Adolf Stemmle), Tanz-Orchester mit Gesang: Grethe Weiser, Odeon Nr. Prv. 352
  • 1938: Die Hauptsache ist... Chanson aus dem Lustspiel Besuch am Abend, Musik und Text: Willi Kollo, Grethe Weiser mit dem Admiralspalast-Orchester, Leitung: Werner Albrecht, Grammophon Nr. 47275 b + Chanson aus dem Lustspiel „Besuch am Abend“, Musik und Text: Willi Kollo, „Sag mir schnell gutnacht“, Orchester des Theaters im Admiralspalast unter Werner Albrecht

Literatur

Bearbeiten

Filmdokumentation

Bearbeiten
  • Geliebte Grethe. Erinnerungen an Grethe Weiser – Fernsehdokumentarfilm von Hans Borgelt, Deutschland 1983, ZDF
Bearbeiten
Commons: Grethe Weiser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Das Klotzscher Heideblatt IV. Quartal 1999. (PDF; 4,2 MB) In: klotzscher-heideblatt.de. S. 3, abgerufen am 7. Dezember 2024.
  2. Ernst Probst: Grethe Weiser - Die volkstümliche Schauspielerin. GRIN Verlag, Norderstedt 2012, ISBN 978-3-656-16097-7, S. 4.
  3. Mädchen für alles im Lexikon des internationalen Films
  4. Weiser, Grete [sic!]. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 418
  5. S. Bannack: Grethe Weisers Kindheit in Klotzsche. In: klotzscher-heideblatt.de. Klotzscher Heideblatt, September 1999, abgerufen am 22. Februar 2024.
  6. Grethe Weiser tödlich verunglückt. In: Hamburger Abendblatt. Sonnabend/Sonntag, 3./4. Oktober 1970. S. 1 und 24. Abgerufen am 24. November 2019.
  7. Abschied von Grethe Weiser. In: Hamburger Abendblatt. Sonnabend/Sonntag, 10./11. Oktober 1970. S. 1. Abgerufen am 24. November 2019.
  8. Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018) (PDF, 413 kB), S. 91. Abgerufen am 24. November 2019. Vorlage – zur Kenntnisnahme – über die Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten namhafter und verdienter Persönlichkeiten als Ehrengrabstätten Berlins. Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 13/4050 vom 23. August 1999, S. 3. Abgerufen am 24. November 2019.
  9. Petra Siemon: Große Diva Grethe Weiser: Ihrem Sommerhaus droht jetzt das Aus. In: sz-online.de. Sächsische Zeitung, 28. September 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juni 2018; abgerufen am 3. November 2018.