Guido Jendritzko

deutscher Bildhauer, Maler, Grafiker und Fotograf

Guido Jendritzko (* 31. Januar 1925 in Kirchhain, Niederlausitz; † 1. Oktober 2009 in Wuppertal) war ein deutscher Bildhauer, Maler, Grafiker und Fotograf. Er war ein wichtiger und vielseitiger Vertreter der Abstrakten Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.

 
Siegespose, 1988 von Guido Jendritzko
 
Grabstätte Jendritzkos

Guido Jendritzko studierte von 1950 bis 1956 an der Hochschule für bildende Künste in Berlin als Meisterschüler von Karl Hartung. Er war 1957 Stipendiat des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Im selben Jahr erhielt er den Deutschen Kritikerpreis vom Verband der deutschen Kritiker e. V. in der Sparte Bildende Kunst. Im Jahr 1959 war Jendritzko Teilnehmer der Documenta II in Kassel in der Abteilung Plastik. 1960 wurde er mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet. Guido Jendritzko war seit 1964 Dozent an der früheren Werkkunstschule Wuppertal und von 1973 bis 1990 Professor für Freie Plastik an der Gesamthochschule Wuppertal.[1]

Stets kulturpolitisch engagiert, beteiligte sich Guido Jendritzko beispielsweise Anfang der 1970er Jahre konstruktiv an der Wuppertaler Debatte zur Frage des Neubaus des Von der Heydt-Museums. Im Auftrage des eigens konstituierten „Arbeitskreises für das neue Museum“, einer Bürgerinitiative, und im Bunde mit dem Happening-Künstler und Dozenten der Hochschule für bildende Künste Hamburg Bazon Brock sowie dem Dichter und in der Volkshochschule Wuppertal für Literatur und Kunst zuständigen Dozenten Gerd Hergen Lübben, forderte Jendritzko die Öffentlichkeit der Sitzungen eines ursprünglich geplanten „nichtöffentlichen Hearings“ mit ausgesuchten „Museumsfachleuten“[2][3][4] Jendritzkos Forderung hatte den Erfolg, dass die Öffentlichkeit dann zwar zugelassen wurde[5][6], nicht aber die zugleich erbetene partnerschaftliche Beteiligung der Bürgerinitiative.[7] – Für mediales Aufsehen und Einbeziehung in die öffentliche Erörterung sorgte dann doch noch die von Guido Jendritzko gemeinsam mit den Dozenten Gerd Hergen Lübben und Edgar Bach vorgelegte Schrift „NEUES MUSEUM. Ein Konzept“.[8][9] Die Neue Ruhr Zeitung (NRZ) notierte dazu: „Die Autoren gehen davon aus, Kunst nicht mehr im ästhetischen Freiraum der Gesellschaft schweben zu lassen. Auf Erkenntnis-, Bewusstseins- und Aktivitätserweiterung seiner Besucher soll das neue Museum hinwirken“; und der von Jendritzko gezeichnete „Distributionsplan“ des neuen Museumskonzepts führte zu dem NRZ-Ausruf: „Als wär’s ein neues Gedicht! Es schaut aus wie avantgardistische Lyrik.“[10]

Er starb, fünf Tage nachdem ihn am 26. September 2009 unbekannte Anhänger des Vereins Borussia Dortmund im Hauptbahnhof Wuppertal umgerannt hatten.[11] Die Obduktion ergab allerdings, dass er offenbar nicht direkt an den Folgen der dabei erlittenen Sturzverletzungen gestorben war, sondern an einer Lungenentzündung.[12]

Guido Jendritzko war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[13]

Einzelnachweise

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  1. Georg. F. Schwarzbauer: Guido Jendritzko. In: Sabine Selchow (Red.): Künstler im Wuppertal. 76 Porträts. Herausgegeben vom Kulturamt der Stadt Wuppertal. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, ISBN 3-87294-230-1, S. 66–67, hier S. 66.
  2. Guido Jendritzko (für den Arbeitskreis für das neue Museum), „Schritt vom Versprechen zur Praxis noch möglich!“; in: NRZ, 19. Januar 1970.
  3. Hans Hansen, „Krach um das Museum-Hearing. Boykott der SPD? Wenn Bürger draußen bleiben“; in: Westdeutsche Rundschau, 19. Januar 1970.
  4. Guido Jendritzko (für den Arbeitskreis für das neue Museum), „Wo bleibt der versprochene neue Stil?“; in: General-Anzeiger der Stadt Wuppertal, 21. Januar 1970.
  5. Vgl. Kurt Düllberg, Eike Pies: „Ein völlig neues Museums-Gefühl“; in: Westdeutsche Rundschau, 22. Januar 1970.
  6. Vgl. „30 Zuhörer erfuhren vom ‚Museum als Arbeitsplatz‘“; in: Neue Ruhr Zeitung, 22. Januar 1970.
  7. Vgl. Anne Linsel, „Marschroute“; in: Neue Ruhr Zeitung, 23. Januar 1970; hierin heißt es: „Zu hoffen bleibt, dass der Rat der Stadt Wuppertal sich den Ausführungen der Experten, zu denen auch Wuppertals Bürgerinitiative gehört, nicht verschließt.“
  8. Vgl. Guido Jendritzko, Gerd Hergen Lübben, Edgar Bach: „NEUES MUSEUM. Ein Konzept“; Wuppertal 1970.
  9. Vgl. „Das Museum der Zukunft. Ein mögliches Modell für die Wuppertaler Planung“; in: Westdeutsche Rundschau, 9. Dezember 1970.
  10. Vgl. Helmut Böger, „Neues Konzept für Museum der Zukunft“; in: NRZ, 16. Januar 1971.
  11. Umgerannt: 84-Jähriger gestorben (Memento vom 6. Oktober 2009 im Internet Archive) Westdeutsche Zeitung (online) vom 2. Oktober 2009
  12. 84-Jähriger stirbt nach Zusammenprall mit BVB-Fans (Memento vom 20. Oktober 2009 im Internet Archive) Ruhr Nachrichten (online) vom 6. Oktober 2009.
  13. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Jendritzko, Guido (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 2. September 2015)

Quellen und Literatur

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  • Georg. F. Schwarzbauer: Guido Jendritzko. Arbeiten mit Fotografie 1982–1988. Wuppertal 1988.
  • Katalog: Junge Künstler 58/59. 5 Monographien deutscher Künstler der Gegenwart: Joseph Faßbender, Emil Schuhmacher, K.R.H. Sonderborg, Fritz Koenig, Guido Jendritzko. Köln, DuMont Schauberg 1958
  • Ausstellungskatalog: II.documenta’59. Kunst nach 1945. Katalog: Band 1: Malerei; Band 2: Skulptur; Band 3: Druckgrafik; Textband; Kassel/Köln 1959.
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Commons: Guido Jendritzko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien