Gustav Magnus von Wallbrunn
Gustav Magnus von Wallbrunn (* 25. Dezember 1702[1]; † 19. Juni[2] 1772 in Lörrach) war baden-durlachischer Landvogt für die Herrschaft Rötteln und die Landgrafschaft Sausenberg. Der Aufstieg von Lörrach zu einer wirklichen Stadt und der Beginn der Industrialisierung des vorderen Wiesentals sind maßgeblich auf seine Amtsführung zurückzuführen.
Leben
BearbeitenWallbrunn stammte aus dem Geschlecht der Herren von Wallbrunn (Linie Partenheim). Sein Vater war der baden-durlachische geheime Rat Johann Christoph von Wallbrunn und seine Mutter Eberhardina Henrica von Stockheim.[3] Der baden-durlachische Hofrat Johann Eberhard Friedrich von Wallbrunn war ein Bruder. 1720 war Wallbrunn an der Universität Tübingen immatrikuliert.[4] Er setzte seine Ausbildung an der Académie de Lausanne fort, wo er französisch lernte. Es wird vermutet, dass er seine guten italienischen Sprachkenntnisse bei einem Aufenthalt in Italien erworben hat.[5] Zu seinen Besitzungen gehörte die Ortsherrschaft über Gauersheim.
Im Mai 1748 wurde er als Nachfolger von Ernst Friedrich Leutrum von Ertingen nach Lörrach berufen, wo er Landvogt für die Herrschaft Rötteln und die Landgrafschaft Sausenberg – das Oberamt Rötteln – wurde. 1759 wurde er zum wirklichen geheimen Rat der Markgrafschaft Baden-Durlach ernannt.
Bald nach seinem Amtsantritt in Lörrach unterstützte er den Lörracher Rat energisch bei der Erlangung von Stadtprivilegien, um damit den Standort für Investoren aus der Schweiz und dem Elsass attraktiver zu machen. Generell setzte er die Wirtschaftspolitik des jungen Markgrafen Karl Friedrich, der erst 1746 seine Regentschaft angetreten hatte, konsequent um. Auf seine Initiative wurde „merkantilistisches Stadtmarketing“[6] betrieben und in deutscher und französischer Sprache ein Werbeprospekt erstellt, der die Vorteile einer Gewerbeansiedelung in Lörrach darstellte.[7]
Mit einer Polizeiverordnung führte Wallbrunn 1764 eine Veränderung der Markgräfler Tracht herbei. Er verbot den bis dahin zur Tracht gehörigen Zwickelrock, da dieser aus schmalen, keilförmigen Stoffstreifen zusammengesetzt wurde, so dass der Stoff eines ausrangierten Rockes kaum mehr zu verwenden war. Aus Sicht Wallbrunns war dies eine Verschwendung. Sein Verbot reiht sich ein in andere Maßnahmen zur Volkserziehung die unter der Regierung des Markgrafen Karl Friedrich ergriffen wurden. So führte Wallbrunn Spinn- und Webstuben für Schüler ein um sie an das Arbeitsleben zu gewöhnen.[8]
Aufgrund von Spannungen mit der Basler Nachbarschaft wollte Wallbrunn im Januar 1772 in den Ruhestand treten, wovon er aber auf Bitten des Markgrafen und der Gemeinden in seinem Oberamt Abstand nahm.[9] Am 19. Juni 1772 verstarb er in Lörrach.
Ehrungen
BearbeitenAm 24. August 1748 erhielt er den Hausorden der Treue des Hauses Baden. In Lörrach ist eine Straße nach Wallbrunn benannt. In der Evangelischen Stadtkirche Lörrach befindet sich im Verbindungsgang zwischen Kirche und Kapelle eine Gedenkplatte für Wallbrunn.[10]
Werke
Bearbeiten- Das preißwürdigste Angedencken des Weyland Reichs-Frey-Hochwohlgebohrnen Herrn, Herrn Friderich Emich Johann von Uxküll ... So den 19ten Novembris 1768. In dem 84ten Jahr Dero Ruhmvollen Alters, das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselten, wollte hierdurch schuldigst verehren, des Hochseeligen und des gesammten Hohen Trauer-Hauses aufrichtigster Freund und Diener Gustav Magnus von Wallbrunn, 1768 Digitalisat
Literatur
Bearbeiten- Karl Wilhelm Ludwig Friedrich von Drais von Sauerbronn: Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friederich: aus Archiven und andern Quellen bearbeitet, Band 2., Müllersche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1818, Beilagen S. 117 Google-Digitalisat
- Karl Seith: Zur Vorgeschichte und Geschichte der Indiennedruckerei Küpfer in Lörrach. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1939, S. 79–80 Digitalisat der UB Freiburg
- Christian Martin Vortisch: Die Ernennung des Frhr. Gustav Magnus von Wallbrunn zum Landvogt der Herrschaft Rötteln. In: Das Markgräflerland, Band 1981, Heft 2, S. 183–186 Digitalisat der UB Freiburg
- Paul Rothmund: Gustav Magnus von Wallbrunn (1702–1772). In: Der Kreis Lörrach, Stuttgart 1980, S. 98
- Johann Maximilian Humbracht, Georg Helwig, Georg F. von Greiffenclau zu Vollraths: Die höchste Zierde Teutsch-Landes, Und Vortrefflichkeit des Teutschen Adels : Vorgestellt in der Reichs-Freyen Rheinischen Ritterschafft, Auch auß derselben entsprossenen und angränzenden Geschlechten, so auff hohen Stifftern auffgeschworen, oder vor 150. Jahren Löblicher Ritterschafft einverleibt gewesen, Stamm-Taffeln und Wapen, Franckfurt am Mayn 1707, S. 119–120 Digitalisat
- Lars Adler (Bearbeiter): Verleihungsliste: Die Ritter des markgräflich badischen Fidelitasordens 1715–1802 – Markgrafschaft Baden. 2013, S. 43 pdf
- Robert Neisen: Das Dreiland: Entstehung einer grenzüberschreitenden Industrieregion. In: Markus Möhring, Marion Ziegler-Jung, Robert Neisen (Herausgeber): Reiches Erbe – Industriekultur im Dreiland. Lörracher Heft Nr. 23, Lörrach 2016, ISBN 978-3-922107-13-2, S. 29–64
- Jürgen Tacke: Der Merkantilismus als beherrschende Idee in der Werbeschrift zur Niederlassung gewerblicher Betriebe in der Stadt Lörrach. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1958, S. 38–40 Digitalisat der UB Freiburg
- Helmut Bertelmann: Die Anfänge der Industrialisierung im Lörracher Raum. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1981, S. 187–230 Digitalisat der UB Freiburg
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag Wallbrunn, Gustav Magnus; Reichsfreiherr von auf Landeskunde entdecken online - leobw
- Herbert Sitterle: Privilegien für Lörrachs Wirtschaft. In: Oberbadisches Volksblatt vom 10. September 2015; abgerufen am 6. März 2017
- Brief von Gustav Magnus von Wallbrunn an Gotthilf August Francke Franckesche Stiftungen, Halle (Saale)
- Sabine Ehrentreich: Gustav Magnus von Wallbrunn war ein früher Förderer der Lörracher Wirtschaft. Badische Zeitung, 21. September 2023.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ abweichend auch 1703; s. leobw
- ↑ abweichend auch 29. Juni; s. leobw
- ↑ s. Humbracht
- ↑ Heinrich Hermelink (Hrsg.): Die Matrikeln der Universität Tübingen 1477-1817, 3. Band, 1710 – 1817, Stuttgart, 1953, S. 40 Digitalisat
- ↑ s. Vortisch S. 185
- ↑ siehe Rudolf Steiner: Die Wiesentäler Gemeinschaftsfabrikordnung von 1837. In: Archiv-Nachrichten der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Nr. 25, November 2002, S. 2 pdf
- ↑ Text abgedruckt bei August Baumhauer: Lörrachs Entwicklung vom Dorf zur Stadt vom 15. zum 18. Jahrhundert. In: Badische Heimat, Band 38 (1958), S. 55–57 Digitalisat ( des vom 22. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ siehe Rothmund
- ↑ siehe Rothmund
- ↑ Herbert Sitterle: Ein verstecktes Kleinod. In: Oberbadisches Volksblatt vom 19. August 2014; abgerufen am 9. März 2017
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Ernst Friedrich Leutrum von Ertingen | Landvogt von Rötteln 1748–1772 | Ludwig Karl von Berckheim |
Personendaten | |
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NAME | Wallbrunn, Gustav Magnus von |
ALTERNATIVNAMEN | Walbronn, Gustav Magnus von |
KURZBESCHREIBUNG | Landvogt von Rötteln |
GEBURTSDATUM | 25. Dezember 1702 |
STERBEDATUM | 19. Juni 1772 |
STERBEORT | Lörrach |