Gymnasium Nordhorn

Gymnasium im Landkreis Grafschaft Bentheim

Das Gymnasium Nordhorn ist ein Gymnasium in Nordhorn in Niedersachsen. 1925 gegründet, ist es das älteste Gymnasium im Landkreis Grafschaft Bentheim.

Gymnasium Nordhorn
Gymnasium Nordhorn
Schulform Gymnasium
Gründung 1925
Adresse Stadtring 29
48527 Nordhorn
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 26′ 5″ N, 7° 3′ 38″ OKoordinaten: 52° 26′ 5″ N, 7° 3′ 38″ O
Schüler ca. 1100
Leitung Andreas Langlet
Website gymnasium-nordhorn.de

Geschichte

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Nachdem die Textilindustrie in Nordhorn (Rawe, Povel und Niehues & Dütting (NINO)) nach dem Ersten Weltkrieg einen Aufschwung hatte, die Inflation 1923 durchgestanden war, der preußische Kultusminister Carl Heinrich Becker die Gründung von „Aufbauschulen“ forderte und es in der Grafschaft Bentheim, die zu diesem Zeitpunkt etwa 50.000 Einwohner hatte, noch keine Schule mit zum Hochschulzugang berechtigten Abschluss gab, mehrten sich Forderungen nach der Gründung einer Oberschule. Die Forderungen wurden von den Landräten Richard Böninger und Heinrich Specht unterstützt. So nahm das Gymnasium Nordhorn am 1. April 1925 als „Aufbauklasse für die männliche Jugend nach dem Lehrplan der Oberrealschule“ an verschiedenen Standorten innerhalb Nordhorns seinen Betrieb auf. 1928 wurden die Standorte in einem Neubau am Postdamm, wo sie sich bis dato befindet, zusammengefasst. Abweichend von der Bezeichnung war die Schule von Beginn an koedukativ.

Die Zeit des Nationalsozialismus wird uneinheitlich rezipiert. So waren einerseits vermutlich über 90 % der Schüler in der Hitlerjugend organisiert, andererseits wurden kaum Parteiuniformen getragen und ein Lehrer war in einer bürgerlichen Widerstandsgruppe aktiv. In den Jahren 1937–1954 war die Schulzeit auf 12 Jahre begrenzt. Am 1. April 1939 wurde die Schule zu einer grundständigen „Deutschen Oberschule“ mit Latein als Fremdsprache umgegliedert. Im Zweiten Weltkrieg verloren zwanzig Prozent der Abiturjahrgänge 1930–1935 ihr Leben. Im Frühjahr 1945 wurden 31 männliche Schüler der Oberprima mit „Reifevermerk“ entlassen, wobei bis zum 1. Mai 1945 siebzehn fielen. Ab Dezember 1945 konnte der Schulbetrieb, nach Belegung des Gebäudes durch das Rote Kreuz und Besatzungstruppen, schrittweise im Schichtbetrieb wieder aufgenommen werden. Teilweise wurde der Unterricht im nahegelegenen Kolpinghaus abgehalten. Die Schülerzahlen stiegen stark an, u. a. durch Kinder Heimatvertriebener. Ab Mitte der 1950er Jahre konnte die Situation durch mehrere Anbauten und die Gründung anderer weiterführender Schulen im Landkreis zunehmend entschärft werden, wohingegen der Mangel an Lehrkräften bis in die 1970er Jahre erheblich blieb. Verschiedene Reformen des niedersächsischen Schulwesens wurden umgesetzt. Im Jahr 1971 wurde eine große Turnhalle errichtet; 1997 kam eine Cafeteria mit mehreren Unterrichtsräumen und ab 2002 ein Eckgebäude hinzu.[1] Im Jahr 1980 war das Gymnasium Kulisse für die Anfangsszenen des Filmes Luftwaffenhelfer.

Seit 2008 gibt es mit dem Evangelischen Gymnasium Nordhorn ein weiteres Gymnasium in Nordhorn.[2]

Das Gymnasium ist seit 2002 eine Europaschule, welche über ein MINT-Profil verfügt und seit 2009 als „Sportfreundliche Schule“ zertifiziert ist. Zudem ist sie wiederholt als „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet worden.[3]

Bekannte Absolventen

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Abiturjahrgang Name Lebensdaten Kurzinformation
1933 Wilhelm Buddenberg 1914–1992 Lehrer und Politiker
1954 Bernhard Großfeld 1933–2024 emeritierter Hochschullehrer für Jura
1961 Peter Veddeler * 1941 Historiker und Staatsarchivar
1961 Ferdinand Ahuis * 1942 Evangelischer Theologe
1963 Gerd-Jan Krol * 1943 Wirtschaftswissenschaftler
1965 Hanna Krabbe * 1945 Ehemalige Terroristin der Rote Armee Fraktion (RAF)
1969 Karl-Wilhelm ter Horst * 1950 Sozialwissenschaftler, Theologe und Pfarrer
1972 Bernhard Brink * 1952 Schlagersänger sowie Fernseh- und Radiomoderator
1980 Friedhilde Trüün * 1961 Kinderstimmpädagogin und Kirchenmusikerin
1982 Klaus Wiener * 1962 Mitglied des 20. Deutscher Bundestag (CDU)
1983 Thomas Ebers * 1964 Fachbuchautor, Referent und Verleger
1984 Andreas Sentker * 1964 Geschäftsführender Redakteur DIE ZEIT und Herausgeber des Magazins Zeit Wissen
1986 Stefan Wintels * 1966 Vorstandsvorsitzender der KfW-Bankengruppe
1991 Ebba Durstewitz * 1971 Musikerin, Sängerin, Literaturwissenschaftlerin und freie Autorin
1996 Jeroen S. Dickschat * 1977 Chemiker und Hochschullehrer
2000 Sarah Liu * 1981 Moderatorin, Fernseh- und Theaterschauspielerin sowie Kommunikationscoach
2002 Jessica de Bloom * 1983 Hochschullehrerin für Psychologie an der Reichsuniversität Groningen
2002 Christian-Hendrik Heeger * 1982 Professor für Kardiologe und Elektrophysiologie, Hochschullehrer am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
2002 Ulrike Henny-Krahmer * 1982 Juniorprofessorin für Digital Humanities an der Universität Rostock
2002 Timo Hennig * 1982 Hochschullehrer für Psychologie an der Universität Potsdam
2002 Arne Rigterink * 1982 Handballspieler bis 2004 HSG Nordhorn, 2004–2010 TV Hüttenberg (2. Bundesliga), ab 2010 HSG Pohlheim (3. Bundesliga)[4]; Geschäftsführer der Rigterink Logistik GmbH & Co. KG[5]
2003 Simon Heeger * 1983 Musikproduzent und Komponist
2003 Henner Will (1984–2011) Sohn von Gerd Ludwig Will, Namensgeber der Henner Will Stiftung[6]
2004 Christoph Domnick Privatdozent, Chirurg an der Euregio-Klinik Grafschaft Bentheim[7]

Sonstige Persönlichkeiten

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Einzelnachweise

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  1. Winfried Zander: Geschichte des Gymnasiums Nordhorn 1925-200. In: Gymnasium Nordhorn (Hrsg.): 1925-200 GYMNASIUM NORDHORN. Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Bad Bentheim April 2000, S. 17–79.
  2. Evangelisches Gymnasium Nordhorn. Evangelisches Gymnasium Nordhorn, abgerufen am 31. August 2023.
  3. Gymnasium Nordhorn. Gymnasium Nordhorn, abgerufen am 31. August 2023.
  4. mac/pm: Pohlheim verpflichtet Rigterink. Gießener Allgemeine Zeitung, 5. April 2019, abgerufen am 28. Dezember 2023.
  5. Impressum. Rigterink Logistik GmbH & Co. KG, abgerufen am 28. Dezember 2023.
  6. Lena Stelmachenko: Henner Will Stiftung. Henner Will Stiftung, abgerufen am 29. August 2023.
  7. Christoph Domnick. Researchgate, abgerufen am 29. August 2023.