Gymnastikschule Ulrich
Das Wohnhaus Kurfürstenstraße 23 ist ein Wohnhaus mit der ehemaligen „Gymnastikschule Ullrich“, ein denkmalgeschütztes Gebäude in der nördlichen Innenstadt von Potsdam. Wie die benachbarte 2011 abgerissene Villa Dietz Kurfürstenstraße 24/25 ist es eines der wenigen Bauten der sog. Bauhaus-Moderne in Potsdam.
Geschichte
BearbeitenDas im Auftrag der Gymnastiklehrerin Margarete Ullrich (1895–1978) im Jahr 1927 errichtete Wohnhaus mit anschließender Turnhalle wurde von den Architekten Emil Schuster[1][2] und seinem Schwiegersohn Leopold Kuhlmann errichtet,[3] möglicherweise nach Otto Rudolf Salvisbergs Sommerhaus Kyser am Plessower See, Werder (Havel).[4] Der Entwurf des Gartens geht auf Karl Foerster, Hermann Mattern und Herta Hammerbacher zurück. Im Potsdamer Adressbuch 1938/39 ist die Gymnasiallehrerin Veronika Lepsius (1904–1981),[5] Tochter des evangelischen Theologen Johannes Lepsius, als Mitbewohnerin eingetragen. Die Musikpädagogin erbte das Haus nach Margarete Ullrichs Tod, das 1980 verkauft wurde und in Privateigentum ist.
Architektur
BearbeitenDas Haus besteht aus modernen Grundformen wie gestaffelten Kuben und liegenden Formeln und ist im Stil der Neuen Sachlichkeit gestaltet. Der auf der Gartenseite im spitzen Winkel aus der Wandfläche hervortretende Standerker und das ursprünglich nach oben spitz zulaufenden Einfriedungstor weist expressionistische Formen auf. Wegen des moorastigen Untergrunds steht das Haus auf einem Pfahlrost mit einer Rostplatte aus Eisenbeton. Um das Gewicht des Gebäudes zu reduzieren, wurde das zweigeschossige Wohnhaus und die eingeschossige Turnhalle in Fachwerkbauweise mit einer Ausfachung aus leichtem Schwemmstein konstruiert.[6] Die Außenwände sind hell verputzt und am Obergeschoss des Wohnhauses mit einer dunkelbraun gestrichenen Stülpschalung verblendet. Ein horizontales Fensterband belichtete den Umkleideraum und den angrenzenden Duschraum im Erdgeschoss des Wohnhauses. Die Belichtung der Turnhalle erfolgte über horizontale Fensterbänder im Dachbereich und drei doppelflügelige Fenstertüren auf der Gartenseite. Die Räume wurden in den 1980er-Jahren für Wohnzwecke umgenutzt.
Literatur
Bearbeiten- Catrin During, Albrecht Ecke: Gebaut! Architekturführer Potsdam. Lukas, Berlin 2008, ISBN 978-3-936872-90-3, S. 46.
- Paul Sigel, Silke Dähmlow, Frank Seehausen, Lucas Elmenhorst: Architekturführer Potsdam. Reimer, Berlin 2006, ISBN 3-496-01325-7, S. 85.
- Jörg Limberg: Potsdam. Moderne und Tradition. Zur Baukunst von 1919 bis 1933. In: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.): Brandenburgische Denkmalpflege. Jg. 20, Heft 2, Arenhövel, Berlin 2011, S. 47–49. (Grundstücksplan, Auf- und Grundrisse)
- Peter Degener: Immer schön sachlich. Die Gymnastikschule Ullrich – Ein Kleinod der Moderne, Friedrich Zeitschrift für BerlinBrandenburg, 2011-02, S. 18–19, (online)
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09155724 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Plötzlich war der Fischteich weg (PNN)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Emil Schuster. In: archINFORM.
- ↑ Dehio Brandenburg, 2012, S. 854
- ↑ Leopold Kuhlmann unterzeichnete die Pläne und die behördlichen Korrespondenzen allein, vgl. Architekturführer Potsdam, S. 85; Jörg Limberg: Potsdam. Moderne und Tradition. Zur Baukunst von 1919 bis 1933, in: Brandenburgische Denkmalpflege, Jg. 20, Heft 2, 2011, S. 47, (Digitalisat), Limberg benennt Emil Schuster und Leopold Kuhlmann als entwerfende Architekten
- ↑ Landhaus Kyser. In: archINFORM.
- ↑ Geburts- und Todesdatum sowie Beruf vgl. Hermann Goltz, Axel Meissner: Deutschland, Armenien und die Türkei 1895–1925. Teil 3, München 2004, S. 317.
- ↑ During, Ecke, S. 46.
Koordinaten: 52° 24′ 15,9″ N, 13° 3′ 50,6″ O