Hüttenbach (Simmelsdorf)
Hüttenbach ist ein Gemeindeteil von Simmelsdorf im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Hüttenbach hat eine Fläche von 4,156 km². Sie ist in 1190 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 3492,59 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Bühl und Kaltenhof.[4] Mit über 1000 Einwohnern ist Hüttenbach der größte Ort der Gemeinde.
Hüttenbach Gemeinde Simmelsdorf
| |
---|---|
Koordinaten: | 49° 37′ N, 11° 20′ O |
Höhe: | 394 m ü. NHN |
Einwohner: | 1055 (30. Juni 2024)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91245 |
Vorwahl: | 09155 |
Der Simmelsdorfer Gemeindeteil Hüttenbach
|
Geografie
BearbeitenDas Dorf liegt in einem Talkessel der Haunach. Im Ortszentrum mündet diese verrohrt als rechter Zufluss in den Grundelbach. Die Staatsstraße 2241 durchläuft den Ort und führt nach Simmelsdorf bzw. nach Oberndorf. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Unterwindsberg (0,9 km westlich), am Kaltenhof vorbei nach Oberwindsberg (1,8 km westlich), zur Kreisstraße LAU 3 (1,8 km nördlich) und nach Bühl (0,6 km südöstlich).[5]
Geschichte
BearbeitenBereits 1140 erschien mit Engelhard und Eschwin von Hüttenbach urkundlich ein Ministerialengeschlecht, von dessen Wasserburg an der Haunach teilweise noch der Wassergraben erhalten ist. 1254 ist ein Engelhard von Hüttenbach (d. J.) Zeuge für den Reichsministerialen Hiltpolt von Lauf-Hiltpoltstein.[6] Im 14. Jahrhundert zählten Hüttenbacher zu den Burghütern der böhmischen Burg Rothenberg. Spätestens um 1400 war der Sitz in den Händen eines Philipp Hiltpoltsteiner, ebenfalls ein Nachfahre aus der Hiltpoltstein-Rothenberger Dienstmannschaft. Dieser gründete 1420 das Bergwerk auf dem Berg „Huzpühel“.
1487 erwarb Heinrich Türriegel von Riegelstein, Pfleger von Betzenstein und Stierberg, das Rittergut. Dieser trat den Besitz schon 1491 an den Nürnberger Patrizier Anton Tucher ab, der ihn 1503 an Fritz von Seckendorff verkaufte, der zu den Ganerben des Rothenbergs zählte. Damals bestand der Sitz aus einem viergeschlossigen Wohnturm, zwei Kemenaten sowie einem Wassergraben mit Zugbrücke; im Vorhof verfügte der Sitz über ein Voithaus, einen Stadel, ein Brauhaus und zwei Nebenhäuser. Im 16. Jahrhundert wurde der Wohnturm durch einen angebauten Treppenturm erschlossen.
1528 kaufte Pankraz Lochner von Winterstein den Besitz, der fortan bis 1906 Stammsitz der Freiherrn Lochner von Hüttenbach blieb.[7] Unter Carl Dietrich Lochner kam es zum Abbruch eines großen Teils der alten Burg und zum Bau des neuen Schlosses, der bis etwa 1766 abgeschlossen wurde, ein barocker fünf- und sechsachsiger Baukörper. Von der alten Burg hat sich nur nördlich ein kleinerer Flügel unbestimmten Alters erhalten. Ihm ist nordwestlich ein Treppenturm mit einer Spindeltreppe angefügt. Der Bruder Joseph Christian Lochner übernahm sodann den Besitz des möglicherweise überschuldeten Bauherrn, an den eine Inschriftentafel über dem Westportal erinnert. Im Inneren sind zahlreiche Teile der originalen Ausstattungsteile aus der Bauzeit wie Stuckdecken, Türen, Schlosserarbeiten und Öfen erhalten. Trotz Verschuldung konnte das Geschlecht den Besitz noch einige Zeit halten.
Baron Adam Joseph Lochner starb 1866 auf Schloss Hüttenbach. Der letzte Lochner zu Hüttenbach, Josef Simon, ein bayerischer Offizier, blieb ohne Erben und verkaufte das Schloss 1906 dem Frankfurter Bankier Rudolf Plochmann. Die Ländereien des einstigen Ritterguts waren zuvor an die Tucher von Simmelsdorf veräußert worden. 1934 wurde das Schloss an den Verein „Schloß Hüttenbach e. V.“ verkauft, der sich seither um die Erhaltung des Baudenkmals bemüht. Durch den gesunkenen Grundwasserspiegel wurde die Pfahlrostgründung beschädigt. Der Verein hat das Schloss von 1979/80 bis 1990 aufwändig restauriert, unter anderem durch Unterfangung mit einem Betonsockel.
Jüdische Gemeinde Hüttenbach
BearbeitenHüttenbach hatte eine lebendige jüdische Geschichte. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis 1938 existierte im Ort eine jüdische Gemeinde, die vor dem Jahr 1700 die größte jüdische Gemeinde im Kurfürstentum Bayern war. Die 1619 erstmals erwähnte Synagoge wurde 1938 bei den nationalsozialistischen Novemberpogromen vollkommen zerstört, die jüdische Schule ist heute ein Wohngebäude. An die Gemeindemitglieder erinnern einige Stolpersteine.
19. Jahrhundert
BearbeitenMit dem Gemeindeedikt im Jahr 1808 entstand der Steuerdistrikt Hüttenbach und die Ruralgemeinde Hüttenbach. Zu diesem bzw. zu dieser gehörten Bühl, Kaltenhof, Oberndorf, Oberwindsberg, Sankt Martin und Unterwindsberg. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde die mittelbare Ruralgemeinde Hüttenbach gebildet, zu der Bühl und Kaltenhof gehörten. Sie unterstand in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Lauf. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit jedoch waren das Lochner’sche Patrimonialgericht Hüttenbach zuständig.[8][9] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde am 1. Januar 1972 nach Simmelsdorf eingegliedert.[10][11]
Baudenkmäler
BearbeitenIn Hüttenbach gibt es mehrere Baudenkmäler. Eines davon ist das Schloss Hüttenbach.
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Hüppenbach, Hüppach, Hüttenbach, Hüttenbeck. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 772 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Hüttenbach, Hüttenbeck. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 773 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Hüttenbach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 490 (Digitalisat).
- Werner Meyer, Wilhelm Schwemmer: Landkreis Lauf an der Pegnitz (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken XI). R. Oldenburg, München 1966, DNB 457322500, S. 122–133.
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- Pleikard Joseph Stumpf: Hüttenbach. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 739 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Hüttenbach. In: simmelsdorf.de. Abgerufen am 14. November 2024.
- Hüttenbach. In: herrensitze.com. Abgerufen am 14. November 2024.
- Hüttenbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 16. September 2021.
- Hüttenbach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 14. November 2024.
- Hüttenbach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 14. November 2024.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Aktuelle Einwohnerzahlen Simmelsdorf – Gemeinde Simmelsdorf. Abgerufen am 24. August 2024.
- ↑ Gemeinde Simmelsdorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ Gemarkung Hüttenbach (093541). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. November 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Geschichte nach Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- ↑ Kurzcharakteristik von Hüttenbach auf der Website der Gemeinde Simmelsdorf (abgerufen am 17. Okt. 2017)
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 52 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Schwemmer, Gustav Voit: Lauf-Hersbruck (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 14). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1967, DNB 456999256, S. 143 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 509 f.
- ↑ Simmelsdorf > Poltische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 14. November 2024.