Haifischflossensuppe
Haifischflossensuppe (chinesisch 魚翅羹, Pinyin Yúchì Gēng, IPA (hochchinesisch) , Yale Yùh-chi Gāng, IPA (kantonesisch) ), ein ursprünglich kantonesisches Regionalgericht, gehört zu den klassischen Gerichten der chinesischen Küche.
Geschätzt wird sie in China weniger wegen ihres Geschmacks als vielmehr wegen ihrer gelatinösen Konsistenz, die jener der Vogelnestersuppe ähnelt. Außerdem steht sie in dem Ruf, die Lebenskraft und die inneren Organe zu stärken. Wegen ihres hohen Preises wird sie heute aber vor allem aus Prestigegründen konsumiert, etwa bei Festbanketten und zu Hochzeiten.[1] Einige Menschen glauben, dass Haifischflossensuppe gegen Potenzprobleme hilft.[2]
Grundlage der Suppe bildet die eigentlich geschmacklose, knorpelige Substanz, aus der die Haifischflossen bestehen. Sie werden in Hühnerbrühe gekocht, bis sie sich in ihre faserigen Bestandteile auflösen, die im Ergebnis dünnen Glasnudeln aus Mungbohnenstärke ähnlich sind – welche deshalb auch als billiger Ersatz Verwendung finden. Die im Handel erhältlichen getrockneten und gebleichten Haifischflossen werden in der chinesischen Küche zu den Vier Schätzen des Meeres gezählt; dazu gehören noch die Seeohren, die Seegurke und die Schwimmblase bestimmter Fische.
Problematisch an dem Gericht ist, dass Haie in großer Zahl dafür aus dem Meer gefischt werden. Außerdem ist es giftig, weil die Haut von Haien viele Toxine enthält.
Markt
BearbeitenDer Verzehr von Haifischflossen in Restaurants in Hongkong ist in den letzten Jahren zurückgegangen, aber insgesamt hat er durch zunehmende Nachfrage aus China zugenommen,[1] da der wirtschaftliche Aufschwung in China die an sich teure Delikatesse für ein größeres Publikum erschwinglich macht.[3]
Basierend auf Informationen des Hongkonger Haifischflossenhandels kann man von einer jährlichen Steigerungsrate von 5 % ausgehen.[4]
Flossen des vom Aussterben bedrohten Sägerochens „sind auf den asiatischen Märkten sehr geschätzt und gehören zu den wertvollsten Haifischflossen“.[5] Sägerochen gehören zu den am meisten geschützten Spezies gemäß der Convention on International Trade in Endangered Species (CITES), Appendix I,[6] aber angesichts des riesigen Handelsvolumens mit Haifischflossen und der Schwierigkeit, vom Rumpf abgetrennte Flossen zu identifizieren, kann bezweifelt werden, dass die CITES-Einstufung den Handel mit Sägerochenflossen wesentlich beeinflusst.
Ein Drittel aller nach Hongkong importierten Haifischflossen kommt aus Europa.[7] Spanien ist dabei mit 2.000 bis 5.000 Tonnen pro Jahr der weitaus größte Lieferant.[8][9] Norwegen liefert 39 Tonnen, aber England, Frankreich, Portugal und Italien sind ebenfalls bedeutende Zulieferer.[10]
Über Hongkong werden mindestens 50 %, vielleicht sogar 80 % des Welthandels mit Haifischflossen abgewickelt; die Hauptzulieferer kommen aus Europa, Taiwan, Indonesien, Singapur, Vereinigte Arabische Emirate, USA, Jemen, Indien, Japan und Mexiko.[11]
Malaysia hat angekündigt, dass ab 2012 die Jagd auf Haifische vor der Küste Sabahs verboten wird.[12]
Kritik
BearbeitenDie „Gewinnung“ der Haifischflossen wird von Biologen und Umweltschutzorganisationen außerhalb Asiens heftig und oft kritisiert. Verschiedene Haiarten werden nach ihren Aussagen gezielt oder als Beifang genutzt; den meist noch lebenden Tieren werden die Flossen abgeschnitten (das sogenannte Shark-Finning) und die Tiere ins Meer zurückgeworfen, wo sie entweder durch Blutverlust verenden oder ersticken, da bei Haien nur durch ständiges Schwimmen sauerstoffreiches Wasser an den Kiemen vorbeigeführt wird.[13] Schätzungen zur Anzahl der so getöteten Haie bewegen sich zwischen 10 und 100 Millionen Tieren pro Jahr.
Ein weiterer negativer Aspekt gründet sich auf dem Umstand, dass Haie am Ende der Nahrungskette stehen und dementsprechend viele Schadstoffe im Organismus einlagern. Vor allem Quecksilber könne unter Umständen bei häufigem Verzehr von Haiprodukten ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Weblinks
Bearbeiten- Boykott von Disney-Hongkong wegen Haifischflossen Bericht auf pressetext.com
- Shark Fin Soup – support the ban and stop the killing of sharks worldwide. ( vom 2. Februar 2009 im Internet Archive) thailändische Informationsseite (englisch)
- Nicholas Bakalar: 38 Million Sharks Killed for Fins Annually, Experts Estimate. In: National Geographic. 12. Oktober 2006, archiviert vom am 13. Februar 2007 (englisch).
- Kochrezept mit Hinweis auf Jagdverbot auf kirchenweb.at
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Yao Ming unlikely to curb China's shark fin appetite. In: Taipei Times. 3. September 2006, abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Haiflossen gegen Potenzprobleme? In: hai-seite.de. Archiviert vom am 13. April 2016; abgerufen am 13. April 2016.
- ↑ Media silent on shark fin soup affair. In: thestandard.com.hk. 1. September 2006, archiviert vom am 2. November 2007; abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Julie Chao: Chinese Taste For Endangered Seafood Growing. flmnh.ufl.edu, 19. September 2004, archiviert vom am 19. Dezember 2008; abgerufen am 10. Juli 2011 (englisch).
- ↑ Smalltooth Sawfish Recovery Plan. (PDF; 2,5 MB) (Pristis pectinata). In: nmfs.noaa.gov. Januar 2009, archiviert vom am 25. Juni 2009; abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Richard Black: Sawfish protection acquires teeth. In: BBC News. 11. Juni 2007, abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Elizabeth Fleming & Philippe Papageorgiou: Shark fisheries and trade in Europe. (PDF) In: Shark Alliance. Abgerufen am 6. Januar 2007 (englisch).
- ↑ EU faces shark fin ban call. In: British Broadcasting Corporation. 25. Juni 2001, abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Ian Sample: Sharks pay high price as demand for fins soars. guardian.co.uk, 31. August 2006, abgerufen am 10. Juli 2011 (englisch).
- ↑ Steve Connor: Growth in shark fin trade could lead to species extinction. In: The Independent. 31. August 2006, abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Sarah Fowler & John Musick: Shark Specialist Group Finning Statement. (PDF) In: flmnh.ufl.edu. Archiviert vom am 31. Oktober 2007; abgerufen am 4. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Masidi Manjun, Minister für Tourismus, Kultur und Umwelt, zitiert in: The Star, 16. Mai 2011, S. N29.
- ↑ Axel Wagner: Haie - Räuber der Meere. In: Planet Wissen. 30. Januar 2007, archiviert vom am 26. Februar 2009; abgerufen am 4. Oktober 2024.