Halle (westfälisches Adelsgeschlecht)
Halle (lateinisch de Hallis) ist der Name eines erloschenen westfälischen Adelsgeschlechts, das auch nach Ostpreußen und in das Baltikum kam.
Geschichte
BearbeitenBei dem Geschlecht handelte es sich um Mindener Ministerialen.[1] Sehr früh war die Familie auch in Livland präsent. Bereits 1231 erscheinen Conradus et Volquinus de Hallis zu Riga. Tidemann von der Halle war Rigaischer Ratsherr ab 1384 und Johann von Halle, früher Burggraf von Küstrin, war 1424/5 Hauskomtur in Segewold.[2]
Die Familie war in Niedersachsen 1553 zu Drakenburg und Rinteln, 1559 zu Elbingerode sowie 1611 zu Bernsen begütert.[3]
Paul von Halle kam bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Ostpreußen, wo er die Güter Karschau, Kukernese und Codaunen erwarb. Später waren mehrere Nachkommen Amtshauptleute zu Rhein. Heinrich Ehrenfried von Halle († 1633), kurbrandenburgischer Oberst zu Ross und Fuß, Gouverneur der Louisenschanze, Jägermeister und Amtshauptmann zu Rhein, war mit Johanna Maria von Rohr vermählt. Ein Sohn desselben, Wilhelm Reinhard von Halle war Oberförster im Samland. In Ostpreußen besaß die Familie Arensberg 1609, Bensen, Petershagen und Sieslack im Kreis Preußisch Eylau noch 1779. Ferner in Preußen Drosden (Labiau) (1662), Heinrichswalde (Heidekrug) (1664–1727), Karschau (ebenda) (1560–1660), Kiselkehmen (Insterburg) (1664), Kukernese (Heidekrug) (1590–1664), Marienwalde (ebenda) (1664–1729), Mattischkehmen (Stallupöhnen) (1590), Perwissau (Königsberg), Poduhren (ebenda) (1664) und Trempau (ebenda) (1620).[3][4]
Im Mannesstamm starb das Geschlecht mit dem Tod von George Wilhelm von Halle zu Heinrichswalde im Jahr 1721 aus. Die Letzte des Geschlechts war dessen Tochter Johanna Charlotte von Halle, die am 9. Dezember 1801 verstarb.[5]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Christine von Halle (1533–1603), deutsche Geschäftsfrau
Wappen
BearbeitenBlasonierung: In Silber ein schwarzer rechtsschräger Balken beladen mit drei roten Rosen. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-schwarz-silbernen Helmdecken zwei von Rot und Silber geteilte Büffelhörner, dazwischen drei grüne Pfauenfedern.[1]
Alternativ wird das Wappen auch in gewechselter Tingierung beschrieben und dargestellt: In Schwarz ein silberner rechtsschräger Balken beladen mit drei roten Rosen.[3] Auch die Helmzier wird abweichend dargestellt, z. B. mit einem schwarzen Hahnenfederbusch.[6]
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Wappen derer von Halle (andere Helmzier)
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Wappen derer von Halle (andere Tingierung und Helmzier)
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Wappen derer von Halle (andere Tingierung und Helmzier)
Vereinigung der Namen und Wappen der Familien von Halle und von Liptay
BearbeitenErst nach dem Aussterben der von Halle erhielt Amtsrat Johann Benjamin Halle zu Wittenberg in Ostpreußen am 8. Januar 1819 eine Adelsanerkennung mit dem Namen „Halle genannt von Liptay“[7]. Dabei soll er aber nicht, wie an anderen Stellen angegeben,[8][3] das Wappen derer von Halle mit dem Wappen derer von Liptay vermehrt haben. Dennoch sind die beiden Wappen später nebeneinander und auch vereint geführt worden. Das vereinigte Wappen war gespalten. Vorne zeigte es das Stammwappen derer von Halle, hinten das Stammwappen derer von Liptay (Geteilt. Oben in Blau zwei goldene gegeneinander gekehrte Löwen, die gemeinschaftlich eine Krone halten; unten in Silber drei (2:1) Rosen).[9]
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Wappen derer von Liptay
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Wappen der Halle genannt von Liptay („nebeneinander“)
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Wappen der Halle genannt von Liptay („vereinigt“)
Literatur
Bearbeiten- Maximilian Gritzner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 11. Abt., T. 2: Der Adel der russischen Ostseeprovinzen, Teil 2: Der Nichtimmatrikulierte Adel, Nürnberg 1901, S. 57 (uni-goettingen.de) und Tfl. 40 (uni-goettingen.de).
- Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 3. Abt.: Der Adel der freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck, Nürnberg 1871, S. 9 (digitale-sammlungen.de) und Tfl. 9 (digitale-sammlungen.de).
- Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 1: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute A–L, Nürnberg 1878, S. 157 (uni-goettingen.de), 241 f. (uni-goettingen.de) sowie Tfl. 205 (uni-goettingen.de), 291 (uni-goettingen.de).
- Horst Hefler u. Herbert Kater: Die Ritterfamilien von Halle und Rommel. (= Sonderveröffentlichung des Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde e.V., Band 29) Hannover 1997
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 4: Graffen – Kalau v. Kalheim. Leipzig 1863, S. 168 f. (Google Bücher).
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Band 1: A–K, Berlin 1855, S. 313 (digitale-sammlungen.de).
- George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch,
- Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 2: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute. Nachträge und Verbesserungen, Nürnberg 1906, S. 93 (uni-goettingen.de) und Tfl. 78 (uni-goettingen.de).
- Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 4. Abt.: Abgestorbener Preußischer Adel, Provinz Preußen, Nürnberg 1874, S. 25 (uni-goettingen.de) u. Tfl. 18 (uni-goettingen.de).
- Johann Siebmacher: Johann Siebmachers allgemeines großes und vollständiges Wappenbuch, 1. Teil, 12. Ausgabe, Nürnberg 1772, Tfl. 183 (uni-goettingen.de).
- Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Wappengrafiken von Adolf Matthias Hildebrandt, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 64 (uni-duesseldorf.de); Band 2, Görlitz 1903, Tafel 153 (uni-duesseldorf.de).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Spießen (1901–1903), S. 64.
- ↑ Gritzner (1901), S. 57.
- ↑ a b c d Kneschke (1863), S. 168.
- ↑ Ledebur (1855), S. 313.
- ↑ Mülverstedt (1874), S. 25.
- ↑ Siebmacher (1772), Tfl. 183.
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser (1909). Dritter Jahrgang, S. 280–282.
- ↑ Hefner/Grenser/Mülverstedt (1878), S. 157, 241 f.
- ↑ Mülverstedt (1906), S. 93 und Tfl. 78.