Haplorchis pumilio

Saugwurm der Gattung Haplorchis

Haplorchis pumilio ist ein Zwergdarmegel, ein digener Saugwurm aus der Gattung Haplorchis und einer der Auslöser der Haplorchiasis.[1] Die Erstbeschreibung basierte auf adulten Exemplaren aus dem Dünndarm von Vögeln und Säugetieren in Ägypten unter dem Synonym Monostomum pumilio.[2]

Haplorchis pumilio

Haplorchis pumilio

Systematik
Klasse: Saugwürmer (Trematoda)
Unterklasse: Digenea
Ordnung: Plagiorchiida
Familie: Heterophyidae
Gattung: Haplorchis
Art: Haplorchis pumilio
Wissenschaftlicher Name
Haplorchis pumilio
(Looss, 1896), Looss 1899

Morphologie

Bearbeiten

H. pumilio ist Typspezies der Gattung. Zur Unterscheidung von anderen Vertretern der Gattung werden Größe, Form und Zahl und Anordnung der Stacheln am Bauchsaugnapf herangezogen. H. pumilio weist einen Ring aus 32 bis 40 I- or Λ-förmigen Skleriten auf, die 2,5 bis 5,9 μm lang sind. Dieser Ring wird rückenseitig zwischen den seitlich-rückenseitigen Lappen des Bauchsaugnapfs unterbrochen. Zudem treten bis zu 9 kleine Häkchen mit variabler Länge am seitlich-rückenseitigen und inneren rückenseitigen Lappen auf.[3]

Lebenszyklus

Bearbeiten
 
Die Nadel-Kronenschnecke dient als erster Zwischenwirt und breitet sich weltweit immer weiter aus.

Der erste Zwischenwirt ist die Nadel-Kronenschnecke (Melanoides tuberculata). Hier entwickeln sich die Zerkarien.[3] Haplorchis pumilio ist durch eine „Soldatenkaste“ (engl. soldier caste) gekennzeichnet, das sind Individuen, deren Mundhöhle fünfmal größer als bei Adulten oder unreifen Stadien ist. Sie besitzen keine Reproduktionsorgane, sondern töten Zerkarien anderer Saugwürmer ab, die diese Schnecken ebenfalls befallen. Sie können später eine Metamorphose zu reproduktiven Stadien vollziehen.[4] Zweiter Zwischenwirt sind zahlreiche Süßwasser- und Brackwasserfische, darunter viele Speisefische wie Karpfenfische, Welse, Steinbeißer und Tilapia-Arten. Im Zwischenwirt entwickeln sich die in Zysten abgekapselten, ansteckenden Metazerkarien. Natürliche Endwirte sind fischfressende Vögel und Säugetiere einschließlich Hunden, Katzen und Menschen. Experimentell lassen sich auch Mäuse, Ratten, Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen infizieren.[3]

Verbreitung

Bearbeiten

Hohe Befallsraten kommen in Vietnam vor, wo vor allem in Restaurants servierte, unzureichend erhitzte Silberkarpfenfilets Hauptansteckungsquelle sind. In Thailand und Laos ist vor allem frisch fermentierter Fisch die Ursache einer Haplorchiasis. Auch in Kambodscha, Südchina, Taiwan, Korea, den Philippinen, im Nahen Osten, Indien, Sri Lanka, Bangladesh und Malaysia kommt Haplorchis pumilio vor, Infektionen des Menschen sind hier aber aufgrund anderer Verzehrsgewohnheiten sehr selten.[3] Haplorchis pumilio ist, wie ihr Zwischenwirt Nadel-Kronenschnecke, eine weltweit invasive Art. Die Schnecken wurden vermutlich mit dem Aquarienhandel weltweit verbreitet.[5] Dank seiner Soldatenkaste verdrängt H. pumilio andere Saugwürmer. Haplorchis pumilio wird mittlerweile auch in Kalifornien[4] und anderen US-Südstaaten[5], in Südamerika[6][7] und im Victoriasee[8] beobachtet.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. W. Cong, H. M. Elsheikha: Biology, Epidemiology, Clinical Features, Diagnosis, and Treatment of Selected Fish-borne Parasitic Zoonoses. In: The Yale journal of biology and medicine. Band 94, Nummer 2, Juni 2021, S. 297–309, PMID 34211350, PMC 8223542 (freier Volltext) (Review).
  2. Arthur Looss: Weitere Beitrage zur Kentniss der Trematoden-Fauna Aegyptens, zugleich Versuch einer naturalischen Gliedrung des Genus Distomum Retzius. Zool. Jahrb. Band 12, 1899, S. 521–784.
  3. a b c d Jong-Yil Chai, Bong-Kwang Jung: Fishborne zoonotic heterophyid infections: An update. In: Food and Waterborne Parasitology. Band 8–9, 2017, S. 33–63.
  4. a b D. C. Metz, R. F. Hechinger: The physical soldier caste of an invasive, human-infecting flatworm is morphologically extreme and obligately sterile. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 121, Nummer 31, Juli 2024, S. e2400953121, doi:10.1073/pnas.2400953121, PMID 39042696, PMC 1129507 (freier Volltext).
  5. a b Daniel C.G. Metz, Andrew V. Turner, Alexandria P. Nelson, Ryan F. Hechinger: Potential for Emergence of Foodborne Trematodiases Transmitted by an Introduced Snail (Melanoides tuberculata) in California and Elsewhere in the United States. In: The Journal of Infectious Diseases. 2022, Band 227, Nummer 2, S. 183–192 doi:10.1093/infdis/jiac413.
  6. A. S. Lopes, E. A. Pulido-Murillo, A. L. Melo, H. A. Pinto: Haplorchis pumilio (Trematoda: Heterophyidae) as a new fish-borne zoonotic agent transmitted by Melanoides tuberculata (Mollusca: Thiaridae) in Brazil: A morphological and molecular study. In: Infection, genetics and evolution : journal of molecular epidemiology and evolutionary genetics in infectious diseases. Band 85, November 2020, S. 104495, doi:10.1016/j.meegid.2020.104495, PMID 32777454.
  7. Daniel Romero-Álvarez, Gabriela Valverde-Muñoz, Yoshihisa Hashiguchi, Maira Rojas, William Cevallos, Hideo Kumazawa, Hidekazu Takagi, Hiromu Sugiyama: Liver fluke infections by Amphimerus sp. (Digenea: Opisthorchiidae) in definitive and fish intermediate hosts in Manabí province, Ecuador. In: PLoS neglected tropical diseases. 2020, Band 14, Nummer 6, S. e0008286 doi:10.1371/journal.pntd.0008286.
  8. Hyejoo Shin et al.: Molecular Detection of Haplorchis pumilio Eggs in Schoolchildren, Kome Island, Lake Victoria, Tanzania. In: Emerging infectious diseases. 2022, Band 28, Nummer 11, S. 2298–2301 doi:10.3201/eid2811.220653.