Hecheln (Mühlingen)

Weiler im Landkreis Konstanz

Hecheln ist ein Weiler der Gemeinde Mühlingen im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland.

Hecheln
Gemeinde Mühlingen
Koordinaten: 47° 55′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 47° 54′ 59″ N, 8° 59′ 22″ O
Höhe: 666 (657,1–682,1) m ü. NHN
Eingemeindung: 1938
Postleitzahl: 78357
Vorwahl: 07775
Lage im Gemeindegebiet
Lage im Gemeindegebiet

Geographie

Bearbeiten

Geographische Lage

Bearbeiten

Hecheln liegt im Nordosten des Hegaus, am Übergang zum Linzgau, etwa zwei Kilometer nordwestlich der Mühlinger Ortsmitte, auf einer Höhe von bis zu 682,1 m ü. NHN.[1] Früher, im ausgehenden Mittelalter, wurde diese Landschaft nördlich von Stockach als das „Madach“ bezeichnet.

Im Norden grenzt Hecheln an den Mühlinger Ortsteil Gallmannsweil, im Osten an Mühlingen und im Süden an die Stadt Stockach.

Gliederung

Bearbeiten

Zur ehemaligen, aus dem Äußeren und Inneren Hecheln bestehenden, Gemeinde gehören die Höfe „Bushof“, „Glashüttenhof“, „Rehaldenhof“ und „Stengelehof“.

1874 betrug die Fläche Hechelns 1431 Morgen und 299 Ruten (= 5,154 Quadratkilometer).[2]

Geologie

Bearbeiten

Im Wesentlichen liegt Hecheln im Bereich der Überlinger Gletscherzunge des Rheingletschers; regionalgeologisch bedeutet das: am Nordrand der Äußeren Jungmoräne bzw. des voralpinen Molassebeckens.[3]

Geschichte

Bearbeiten

Der aus einer Burgsiedlung hervorgegangene Ort wurde 1364 erstmals urkundlich erwähnt. Walter von Schwandorf schenkte seinen Besitz dem Abt Eberhard von Brandis des Klosters Reichenau, der ihn damit wieder belehnte. Das Lehen bestand bis in das 19. Jahrhundert.

1938 wurde Hecheln zu Mühlingen zwangseingemeindet. Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Mühlingen durch Vereinigung der Gemeinden Mühlingen, Mainwangen und Gallmannsweil neu gebildet. Die heutige Gemeinde entstand am 1. Januar 1975 durch Vereinigung dieser Gemeinde mit Schwackenreute und Zoznegg.[4]

1531 wurde der Bushof als Hof zum Buchs bezeichnet. Als Lehen der Herren von Hewen war er ab 1537 im Besitz der Hechelner Ortsherrschaft und somit Teil der Kameralherrschaft Nellenburg. Im 17. Jahrhundert bestand der Hof aus einem Schupf- sowie Erblehen und war im Besitz der Familie Traber.

Glashüttenhof

Bearbeiten

Balthasar Schmid von Herrenberg bei Isny bekam vom österreichischen Oberamt in Stockach 1695 einen Platz zum Bau und Betrieb einer Glashütte, eine Produktionsstätte für Glas und Glasprodukte, mit der er aber wenig Erfolg hatte. Im 18. Jahrhundert erscheint der Ort als bäuerliches Anwesen. Ein Freiburger Medizinprofessor, sein Sohn (1846/47) sowie reiche Privatiers versuchten sich als Rittergutsbesitzer und in der Landwirtschaft, allerdings mit wechselndem Erfolg.
Der aus dem dreigeschossigen Haupthaus mit flach geneigtem Walmdach, einer kleinen Stallscheune mit massivem Erdgeschoss und Fachwerk, einem gusseisernen Brunnen in Form einer Viehtränke sowie einem Weiher bestehende Hof steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz (§2 DSchG BW), siehe auch Liste der Bau- und Kunstdenkmale in Mühlingen.[5]

Rehaldenhof

Bearbeiten

Der 1521 als „Rürhalden“ erstmals genannte Rehaldenhof kam 1576 zusammen mit Hecheln zu Vorderösterreich. 1615 als „Rierhalden“ bezeichnet, war er als Erblehen im Besitz eines Hannß Petter. Für das 18. Jahrhundert wird die Größe des Hofes mit 60 Jauchert (~ 20,5 Hektar) Ackerland und 24 Mannsmahd (~ 8,2 Hektar) Wiesen angegeben.
Das mit 1905 datierte Flurkreuz beim Rehaldenhof steht unter Denkmalschutz (§2 DSchG BW), siehe auch Liste der Bau- und Kunstdenkmale in Mühlingen.[5]

Stengelehof

Bearbeiten

Der Stengelehof war als Lehen Eigentum der Landgrafschaft Nellenburg, hatte 1737 rund elf Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche und kam 1938 zusammen mit Hecheln zu Mühlingen.

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
  • im frühen 18. Jahrhundert: ≈ 50
  • 1847: 161 katholische Einwohner in 25 Familien
  • 1865: 168, mit den Außenhöfen
  • 1875: 93 im Ort, 76 in den Außenhöfen

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten
Vor 1900

Privatpersonen mussten vor 1821 ihre Post auf der Stockacher Postanstalt selbst abgeben. Dann entstand durch die Einrichtung einer Amtsbotenanstalt die Möglichkeit, dass Privatpersonen ihre Post einem Amtsboten übergeben konnten. Dieser brachte die Post anfangs zweimal, später dreimal wöchentlich zur Stockacher Postexpedition.
In den 1850er Jahren wurde die Amtbotenanstalt aufgrund stetig zunehmendem Schriftverkehr aufgehoben, ihre Dienste der Post übertragen und zum 1. Mai 1859 die Landpostanstalt ins Leben gerufen. Im Amtsbezirk Stockach wurden fünf Botenbezirke eingerichtet, von denen der Botenbezirk No. II von der Expedition in Eigeltingen besorgt wurde. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag machte sich der Bote von Liptingen auf die Runde über Schwandorf nach Hecheln sowie über Heudorf und Rorgenwies zurück nach Liptingen. Poststücke, die in die Hechelner Brieflade eingeworfen worden waren, wurden vor der Weiterleitung vom Postboten mit dem Uhrradstempel14.“ versehen.[6]

Öffentlicher Personennahverkehr

Bearbeiten

Vom Verkehrsverbund Hegau-Bodensee (VHB) wird Hecheln mehrmals täglich angefahren. Es besteht eine Verbindung über Gallmannsweil, Mainwangen, Mühlingen, Zoznegg und Hohenfels nach Stockach.[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
Kapelle St. Wendelin

Bauwerke

Bearbeiten

Kapelle St. Wendelin

Flurkreuze

Mehrere Flurkreuze an exponierten Stellen, auf Anhöhen und an Weggabelungen in und um Hecheln werden heute von der Denkmalpflege zu den Kleindenkmalen gezählt und stehen zum Teil unter Denkmalschutz.

Literatur

Bearbeiten
  • Wolfgang Kramer (Hrsg.): Mühlingen, eine gemeinsame Ortsgeschichte der Madachdörfer Gallmannsweil, Mainwangen, Mühlingen, Schwackenreute und Zoznegg. Hegau-Bibliothek Band 135. MARKORPLAN Agentur & Verlag, Singen (Hohentwiel) 2007, ISBN 978-3-933356-48-2.
Bearbeiten
Commons: Hecheln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Top25 Viewer - [Top. Karte 1:25000 Baden-Württemberg (Süd)]
  2. Uebersichts-Plan der Gemarkungen Mühlingen, Hecheln und Schwackenreuthe; gezeichnet im Maßstabe von 1/10.000 der natürlichen Grösse. Stich und Druck der Hof-Steindruckerei v. H. Straub, 1874.
  3. Matthias Geyer: Landschaft und Geologie um Mühlingen in „Mühlingen, eine gemeinsame Ortsgeschichte der Madachdörfer Gallmannsweil, Mainwangen, Mühlingen, Schwackenreute und Zoznegg“, Seiten 12 bis 17
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 519 f. (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. a b Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Verzeichnis der unbeweglichen Bau- und Kunstdenkmale und der zu prüfenden Objekte in der Gemeinde Mühlingen, Landkreis Konstanz, Regierungsbezirk Freiburg; erstellt: November 1999, Stand: 10. Februar 2000
  6. Dr. Edwin Fecker: Der Landpostbezirk von Stockach im Rundschreiben Nr. 140 der „Arbeitsgemeinschaft Baden“ im Bund Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh), Herbst 2004; Seite 1713ff
  7. Fahrpläne (Memento des Originals vom 22. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vhb-info.de des VHB, abgerufen am 31. Mai 2017