Heeresfeldbahnlokomotive HF 160 D

Schmalspurdampflokomotive der deutschen Heeresfeldbahnen

Die deutsche Schmalspur-Dampflokomotive der Heeresfeldbahntype HF 160 D war eine für den Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg entwickelte Heißdampf-Schlepptenderlokomotive. Die Reihe wurde auch als Kriegsdampflokomotive 11 (KDL 11) bezeichnet.

Heeresfeldbahnlokomotive HF 160 D
699.01 im roten Touristikbahnanstrich auf der Taurachbahn in Mauterndorf
699.01 im roten Touristikbahnanstrich auf der Taurachbahn in Mauterndorf
699.01 im roten Touristikbahnanstrich auf der Taurachbahn in Mauterndorf
Nummerierung: ÖBB 699.01–03 [2]
ÖBB 699.101–104 [t]
Hersteller: Société Franco-Belge
Baujahr(e): 1944–45
Bauart: D h2(t)+T
D h2t
Spurweite: 600, 750, 760, 785, 800, 1435 mm
Länge über Kupplung: 10.278 mm [2]
12.205 mm [4]
6.970 mm [t]
Höhe: 2.950 mm
3.400 mm (mit Gieslejektor)
Breite: 2.100 mm
2.480 mm [t]
Fester Radstand: 1.600 mm
Gesamtradstand: 2.700 mm
Radstand mit Tender: 7.270 mm [2]
9.007 mm [4]
Kleinster bef. Halbmesser: 30 m
Leermasse: 18,3 t (nur Lok)
19,8 t [t]
Dienstmasse: 22,0 t [2][4]
26,3 t [t]
Dienstmasse mit Tender: 34,5 t [2]
43,5 t [4]
Reibungsmasse: 22,0 t [2][4]
26,3 t [t]
Radsatzfahrmasse: 5,5 t [2][4]
6,6 t [t]
Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h
Indizierte Leistung: ca. 160(–210) PSi
(≙ 118(–154) kW)
Treibraddurchmesser: 650 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 330 mm
Kolbenhub: 310 mm
Kesselüberdruck: 14 atü
Anzahl der Heizrohre: 55 (Ø 44,5 mm)
Anzahl der Rauchrohre: 16 (Ø 118 mm)
Heizrohrlänge: 2.500 mm
Rostfläche: 1,0 m²
Strahlungsheizfläche: 04,50 m²
Rohrheizfläche: 34,05 m² (wasserberührt)
Überhitzerfläche: 12,98 m²
Verdampfungsheizfläche: 38,55 m²
Tender: 2T6
Dienstmasse des Tenders: 12,5 t [2]
21,5 t [4]
Wasservorrat: 0,6 m³ + 6 m³ [2]
0,6 m³ + 10 m³ [4]
3,2 m³ [t]
Brennstoffvorrat: 0,5 t + 2,5 t [2]
0,5 t + 3,2 t [4]
1,0 t [t]
Lokbremse: Wurfhebelbremse, Dampfbremse
Zugbremse: Vakuumbremse
Kupplungstyp: Bosna-Kupplung, Trichterkupplung
[2] mit 2ax-Tender (Lokvorrat + Tendervorrat)
[4] mit 4ax-Tender (Lokvorrat + Tendervorrat)
[t] Umbau auf Tenderlokomotive (Lokvorrat)

Nach dem Krieg wurden viele Lokomotiven zivilen Verwendungszwecken zugeführt, dabei wurden einige Exemplare auch auf Normalspur umgespurt.

Geschichte

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Prototyplokomotive von Krupp
 
KDL 11 der Chemin de fer Froissy-Dompierre

In den Jahren 1938/39 lieferten die BMAG, Krauss-Maffei, Orenstein & Koppel sowie Krupp jeweils Prototypen für eine Halbtenderlokomotive mit Schlepptender im Leistungsbereich von 140–160 PS. Diesen Einzelstücken folgte jedoch keine Serienfertigung.[1]

Im Zuge der Erstellung des Kriegstypenkataloges kam es 1943 auch zur Definierung der späteren HF 160 D. Diese ersetzte aufgrund der Beschränkung der zu bauenden Lokomotivtypen in Spurweite 750 mm die bisher gebaute HF 110 C als Type für den Streckeneinsatz, da sie über größere Leistungsreserven verfügte. Für die neue, auch als KDL 11 bezeichnete Lokomotivtype wurde der Entwurf der BMAG weiterentwickelt und als Heißdampflokomotive ausgeführt.[1]

Da die großen Lokfabriken des Reichs mit der Produktion der normalspurigen Kriegslokomotivtypen ausgelastet waren, wurde die Produktion der geplanten 55 Lokomotiven an die Société Franco Belge im besetzten Frankreich vergeben, die 1944 mit der Auslieferung der ersten Lokomotiven aus ihrem Werk in Raismes begann.[1]

Da die KDL 11 besonders für den Osteinsatz unter widrigen Bedingungen vorgesehen war, sollte die Halbtenderlok mit einem reichlich dimensionierten vierachsigen Tender gekuppelt werden. Aufgrund der relativ späten Fertigstellung gelangten nur noch zwei dieser Lokomotiven zum Transport Richtung Osten, sie blieben allerdings in Polen und Finnland liegen. Der überwiegende Teil der Lokomotiven wurde daraufhin als Tenderlokomotive ausgeliefert und erhielten zum Teil mit verlängerte Wasserkästen.[1]

Von 24 insgesamt Lokomotiven ist die Existenz nachgewiesen, wobei einige erst nach dem Krieg aus vorhandenen Komponenten montiert worden sind. Einige bei Franco Belge verbliebene Exemplare wurden nach Kriegsende an französische Zuckerfabriken verkauft, die restlichen Lokomotiven wurden auf Normalspur umgespurt und an Werksbahnen verkauft.[1]

Einsatz nach 1945

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Tenderlok 699.103 im Bahnhof Aschach an der Steyr auf der Steyrtalbahn
 
TPT 4-12

HF 160 D in Österreich

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Bei den ÖBB wurden die Lokomotiven als Reihe 699 geführt. Statt der ursprünglich vorgesehenen vierachsigen Tender fuhren die Loks mit überzähligen zweiachsigen Tendern der Type HF 110 C. Die Reihe 699.1 entstand durch Umbau zu Tenderlokomotiven mit entsprechend vergrößerten Vorräten.

Die Lokomotiven der Reihe 699 waren auf mehreren Schmalspurstrecken der ÖBB eingesetzt. Sie waren auf der Bregenzerwaldbahn, der Pinzgaubahn, den Waldviertler Schmalspurbahnen, der Vellachtalbahn und der Steyrtalbahn anzutreffen. Sechs Maschinen schieden bis 1973 aus, die 699.103 gehörte bis zu deren Einstellung 1982 zum Betriebsbestand der Steyrtalbahn.

Laut Adolph Giesl-Gieslingen waren die gedrungen wirkenden Lokomotiven dank ihres Heißdampfkessels der ÖBB 498 (BBÖ Uh) leistungsmäßig fast ebenbürtig.[2]

 
699.01 im roten Touristikbahn­anstrich im Bahnhof Mauterndorf
 
699.01 im Bahnhof Mauterndorf

Erhaltene Exemplare

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Hersteller Fabrik-Nr. Baujahr Erste Nr. nach 1945 Zustand Bemerkung
SFB 2817 1944 ÖBB 699.101, zur Tenderlok umgebaut betriebsfähig im Einsatz auf der Gurktalbahn
SFB 2818 1944 ÖBB 699.01 betriebsfähig Club 760, im Einsatz auf der Taurachbahn
SFB 2819 1944 ÖBB 699.102 1983 von ÖBB verschrottet zur Tenderlok umgebaut
SFB 2821 1944 ÖBB 699.103 betriebsfähig zur Tenderlok umgebaut, ÖGEG Steyrtalbahn
SFB 2822 1944 ÖBB 699.02 in Aufarbeitung[3] Privatbesitz Österreich
SFB 2836 1945 Zuckerfabrik Ternynck in Coucy le Chateau; NR. 21 betriebsfähig APPEVA
SFB 2843 1945 TPT 4-12 (Tramway Pithiviers-Toury) betriebsfähig umgespurt auf 600 mm Spurweite, Pithiviers, L’Association du Musée des Transports de Pithiviers
SFB 2844 1945 TPT 4-13 nicht betriebsfähig umgespurt auf 600 mm Spurweite, Bligny-sur-Ouche
SFB 2845 1945 umgespurt auf 1435 mm Spurweite (Normalspur), Chemin de Fer Touristique de la Vallée de la Doller
SFB 2855 1944 nicht betriebsfähig ex SKGLB, ex StLB, Sir Drefaldwyn, Tenderlok analog ÖBB 699.1
SFB 2856 1944 ÖBB 699.03 verschrottet[4] ausgemustert 1971
SFB 2857 1944 ÖBB 699.104 verschrottet 1965 abgestellt, 1968 Ersatzteilspender in Hauptwerkstätte Knittelfeld

Siehe auch

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Literatur

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  • Herbert Fritz: KDL 11 – Kriegsdampflokomotive 11. Von der Heeresfeldbahn zur ÖBB-Reihe 699. Club 760 im Eigenverlag, Murau 1986.
  • Walter Krobot, Josef Otto Slezak, Hans Sternhart: Schmalspurig durch Österreich. Geschichte und Fahrpark der Schmalspurbahnen Österreichs. 4. Auflage. Verlag Slezak, Wien 1991, ISBN 3-85416-095-X.
  • Josef Otto Slezak, Hans Sternhart: Renaissance der Schmalspurbahn in Österreich. Verlag Slezak, Wien 1986, ISBN 3-85416-097-6 (Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte 36).
  • Markus Strässle: Schmalspurbahn-Aktivitäten in Österreich. Verlag Slezak, Wien 1997, ISBN 3-85416-184-0 (Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte 43).
  • Dieter Zoubek: Erhaltene Dampflokomotiven in und aus Österreich 2004. = Preserved Austrian steam locos 2004. Eigenverlag, Guntramsdorf 2004, ISBN 3-200-00174-7.
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Commons: Heeresfeldbahnlokomotive HF 160 D – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e HF 160 D / KDL 11. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  2. Adolf Giesl-Gieslingen: ÖBB-Schmalspurlokomotiven. In: Eisenbahn-Sammelheft (ESA). Band 13. Verlag Slezak, Wien 1979, ISBN 3-900134-59-6, S. 20.
  3. Dampflok Restauration - Metallbau Gallé | Deutschlandsberg | Steiermark. Abgerufen am 5. November 2021 (deutsch).
  4. im Januar 1971 für Kinderspielplatz in Kapfenberg bestimmt - nach Anliefung zur Aufstellung wurde festgestellt, dass die seit 1. September 1964 in Zell am See abgestellte Lok nur noch Schrott war. Quelle: EK 1971