Herrenhaus Üselitz
Das Herrenhaus Üselitz ist ein ursprünglich im Stil der Renaissance erbautes Herrenhaus auf der pommerschen Insel Rügen. Das Gebäude verfiel in den 1970er Jahren zu einer Ruine. 2018 wurde der Wiederaufbau abgeschlossen. Das Herrenhaus steht unter Denkmalschutz.
Lage
BearbeitenDas Herrenhaus befindet sich wenige hundert Meter nordwestlich von Üselitz, einem Ortsteil von Poseritz im Süden von Rügen.
Geschichte
BearbeitenÜselitz wurde 1311 als Uselitze erstmals urkundlich erwähnt. Durch Tausch gelangte Üselitz aus dem Besitz des Herzogs Ernst Ludwig von Pommern im Jahre 1562 an Erich von Zuhm. Bei der ab 1580 stattgefundenen Errichtung[1] des bis dahin nicht fertiggestellten Herrenhauses im Stil der Renaissance wurde über den Toren und Türen das Zuhmische Wappen angebracht. Die Grablege war in einem zugehörigen Erbbegräbnis.[2] Nachdem sich die Zuhm[3] mit dem Herrenhaus, das eines der schönsten Schlösser der Insel war,[2] ruiniert hatten, wechselte der Besitz in der Folge mehrfach, so zunächst 1644 pfandweise an die Familien von Ahnen, bereits 1664 als Gnadenlehn an die Putbus und noch vor Ausgang des 17. Jahrhunderts an die von Normann. 1706 erwarb derselben Jahres nobilitierte Stettiner Ratsherr und Großkaufmann, Friedrich von Langen (1642–1718) das Gut. Seine Nachfahren,[4] unter anderem vertreten durch Friedrich Ernst Philipp Freiherr von Langen-Keffenbrinck und Familie, Mitglied des Deutschen Reichstags, behielten Üselitz bis 1939. Der letzte Besitzer vor der Enteignung im Jahr 1945 war Burghard von Veltheim.
Während der 1950er und 1960er Jahre wurde das Gebäude weiterhin als Wohnhaus genutzt. 1970 stürzte das Dach des seither leerstehenden Gebäudes durch eingetretene gravierende Schäden an der Bausubstanz ein und das Haus verfiel. Obwohl es dennoch 1975 in die Kreisdenkmalliste aufgenommen wurde, missbrauchte in den folgenden Jahren die Stralsunder Bereitschaftspolizei und die Bergener Kampfgruppe das wertvolle Haus als Übungsobjekt.[5] Das Herrenhaus befindet sich heute in Privatbesitz. Im Jahr 2000 begannen erste Sicherungsarbeiten. Seit Ende 2017 ist das Haus wieder vollständig hergerichtet und wird als Veranstaltungsort und Mietobjekt genutzt.[6]
Das Gebiet um das ehemaligen Herrenhauses wurde ab 2006 im Rahmen eines Renaturierungsprojektes als Ausgleich für den Bau der neuen Rügenbrücke auf eine Überflutung vorbereitet. Das dadurch entstandene Wiek existierte in kleinerer Form bereits bis in die 1930er Jahre und wurde trockengelegt.[7] Bereits kurze Zeit nach Flutung hat sich das Areal zu einem überregional bedeutsamen Durchzugs- und Rastgebiet für Wasser- und Watvögel sowie Kraniche entwickelt. Hier rasten tausende Enten wie Pfeifenten, Stockenten und Reiherenten sowie Graugänse. Bei Niedrigwasser rasten Watvogelarten wie Kiebitz und Goldregenpfeifer in der Wiek. Im Südwestteil der Wiek hat sich eine große Kormoran-Kolonie etabliert.[8][9]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sabine Bock, Thomas Helms: Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen 3. Auflage, Bremen 2013, S. 181.
- ↑ a b Carl Günther Ludovici, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste (1744), Sp. 1795
- ↑ Sedina Archiv, Familiengeschichtliche Mitteilungen Pommerns. Vereinigung für Stamm- und Wappenkunde, N.F. Bd. 12, Jg. 53, 2007, S. 35–36.
- ↑ G. G. Winkel: Biografisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Hrsg.: Verband Borussia. Biografien, Nr. 649. Selbstverlag. Wailandtsche Druckerei AG, Aschaffenburg, Bonn 1928, S. 197 (uni-bonn.de [abgerufen am 2. Oktober 2022]).
- ↑ Sabine Bock, Thomas Helms: Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen 3. Auflage, Bremen 2013, S. 182.
- ↑ ueselitz.de, abgerufen am 24. Februar 2018
- ↑ regierung-mv.de Schlotmann: Mellnitz-Üselitzer Wiek auf Rügen wird ab morgen geflutet, vom 18. August 2011, abgerufen am 7. März 2019
- ↑ naturschutz-vorpommern.de: Mellnitz Üselitzer Wiek ( des vom 13. Juli 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 12. Juli 2020
- ↑ mv-regierung.de: kormoranbericht_mv_2019.pdf, abgerufen am 12. Juli 2020
Literatur
Bearbeiten- Sabine Bock: Rügen. Burgen und Schlösser, Kirchen und Kapellen, Rittersitze und Herrenhäuser. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2022. ISBN 978-3-944033-42-6, S. 356–361
- Sabine Bock, Thomas Helms: Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen 3. Auflage, Bremen 2013, S. 181–183. 4. Auflage, Edition Temmen, Bremen 2004. ISBN 978-3-86108-912-4.
- Walter von Hueck, Klaus von Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser, B (Briefadel), C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1989, S. 290 ff. ISSN 0435-2408
Koordinaten: 54° 16′ 1,8″ N, 13° 17′ 26,7″ O