Normann (Adelsgeschlecht)

rügensches Adelsgeschlecht

Die Familie von Normann ist ein altes pommersch-rügisches Adelsgeschlecht, das erstmals im 13. Jahrhundert im Fürstentum Rügen erwähnt wurde.

Stammwappen derer von Normann
Allianzwappen der Familien von Normann und von Barfuß über dem Westeingang der Dorfkirche Illmersdorf Lausitz (2016)

Geschichte

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Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals 1316 mit Thesemer, Henneke und Thesdart Norman[1] und teilte sich dann in sieben Stämme. Auf der Insel Rügen hatte die Familie Besitzungen in den Orten Dubkevitz, Helle, Liddow, Lebbin, Tribbevitz, Jarnitz, Tribberatz und Poppelvitz. Im Laufe der Zeit kamen weitere Besitze auf dem vorpommerschen Festland dazu, wie Mocker und Thurow, sowie Gnatzkow bei Greifswald.

1556 war ein Heinrich von Normann Statthalter des Camminer Stiftes. Die Familie stellte zahlreiche Landvögte auf Rügen. Melchior von Normann war Erster Rat des Herzogs Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast und regierte mit unbeschränkter Vollmacht.

Die Linie auf Gnatzkow bei Greifswald endete 1679 mit der letzten Erbin Maria Lucretia von Normann, die Christoph von Bohlen heiratete und damit ging das vorpommersche Gut an die Familie von Bohlen über und erhielt nach Carl Behrend von Bohlen mit dem Bau des Herrenhauses von um 1773 den Namen Gut Carlsburg. In Hessen und Nassau bildete sich zeitgleich eine freiherrliche Linie mit Hofbeamten und Offizieren heraus.[2]

Es gründeten sich Linien der Familie in Schweden und Dänemark sowie in Schlesien und Württemberg. Aus dem Haus Dubnitz kamen die Besitzer des Rittergutes Illmersdorf bei Drebkau in der Lausitz, die über Generationen diese Begüterung betreute. Mehrere Angehörige der in den brandenburgisch-preußischen Provinzen begüterten Linien waren in preußischen Militärdiensten. Karl Ludwig von Normann erlangte unter König Friedrich II. und Georg Balthasar von Normann unter Friedrich Wilhelm II. den Rang eines Generalmajors. Letzterer adoptierte seinen Neffen, welcher die Familie von Kahlden-Normann begründete. Die Württemberger Linie gelangte 1806[3] unter dem Namen von Normann-Ehrenfels[4] in den Grafenstand. Sie war bereits seit 1803 mit Ehrenfels, ehemals Besitz des im 14. Jahrhundert erloschenen gleichnamigen Geschlechts, dann Sommersitz der Reichsäbte zu Zwiefalten, belehnt.

Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befindet sich 1799 eine Eintragung von Normann auf Diestelow zur Aufnahme in das adelige Damenstift im Kloster Dobbertin; ob die eingetragene Agnatin später Konventualin wurde, bedarf noch einer validen Überprüfung.

1793, 1794 und 1798 waren Adelslegitimationen unter Beilegung des väterlichen Wappens für insgesamt acht uneheliche Nachkommen des Uradelsgeschlechts erfolgt, aber teils nur in den Ausgaben des Briefadels in den Gothaischen Genealogischen Taschenbüchern publiziert.[5]

Der schwarzburg-rudolstädtische Oberjägermeister Anton Adam Ludwig von Holleben (1711–1782) erhielt durch die Ehe mit seiner zweiten Ehefrau (1747) Sophie Margarethe von Normann (1728–1803)[6] 1756 die vorpommerschen Rittergüter Leistenow, Buschmühl und Gatschow[7] (Gnatzkau). Er selbst kaufte 1760–69 die Rittergüter Helschdorf, Köditz (Koditz) und Fröbitz (Ferbitz) und bildete daraus ein Majorat.[8] Daher erfolgte die Namensvereinigung als von Holleben genannt (von) Normann bzw. von Holleben-Normann.[9] Die Namensvereinigung stand dem jeweiligen Fideikommissherrn auf Köditz zu und erlosch mit dem sächsischen Generalleutnant Anton von Holleben genannt von Normann (1854–1926), der das Fideikommiss 1924 auflöste und Köditz mit Fröbitz an seine Tochter Helene (* 1890) übertrug. Sie war seit 1911 mit dem sächsischen Major Hans Freiherr von Schaumberg (1876–1934) verheiratet und führte laut Verfügung des sächsischen Ministers des Inneren seit 1927 den Namen Freifrau von Schaumberg-Normann. Der Besitz von Köditz mit Fröbitz wurde in Folge des Zweiten Weltkrieges enteignet.[10]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch drei genealogische Stämme mit vielen Nebenzweigen der alten uradeligen Familie, an traditionsreichen Grundbesitz war wenig zu konstatieren.[11] 1902 und 1939 sind im alten Stammland Pommern noch das Rittergut Barkow im Kreis Greifenberg als Besitztum mit 610 ha des M. d. R. Oberstleutnant Oskar von Normann-Barkow und dann dessen Sohnes Rittmeister a. D. Philipp[12] von Normann (1887–1945) nachweisbar.[13]

Briefadelige von Normann

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Oskar Normann (1833–1914), preußischer Oberstleutnant, erhielt 1893[14] den preußischen Adelsstand als von Normann-Loshausen, unter Bewilligung der Weiterführung des bislang geführten Stammwappens der rügenschen von Normann. Seine Stammreihe konnte er auf den 1705 in Stockholm geborenen Knut Normann († 1789), Bürger in Kassel, zurückverfolgen. 1891 hatte er Schloss, Park und Wald von Loshausen erworben (119 Hektar Äcker und Gärten, 45 Hektar Wiesen und 151 Hektar Wald)[15] und ließ das alte Herrenhaus abbrechen. An seiner Stelle wurde ein Basaltgebäude errichtet. Bis 1924 war das Gut in Familienbesitz, dann wurde es verkauft.[16] 1908 war die Mildenburg durch Kauf in Besitz gekommen. Die Anlage des Burghofes im Stil der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts sowie umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen der Innenräume folgten. 1943–1979 war die Burg in Besitz der Normann-Loshausenschen Erben, der Familie Bock von Wülfingen, dann erwarb die Stadt Miltenberg den Gebäudekomplex.[17] Oskars Sohn Adolf[18] von Normann-Loshausen (1864–1927) war preußischer Generalmajor und Kommandeur der 18. Kavallerie-Brigade während des Ersten Weltkriegs.

Bereits 1838 hatte Alexander Normann aus Gera, Rittmeister und Adjutant des gothaischen Prinzen Ferdinand,[19] unter anderem Wappen den sachsen-coburg-gothaischen Adels- und Freiherrenstand erhalten.

1863 hatte der Berliner Bankier Siegfried Normann (1802–1874) aus einer jüdischen Danziger Familie, getauft 1861, unter anderem Wappen den preußischen Adel erlangt.[20] Aus seiner Ehe mit Karoline Wulff-Levin genannt Halle stammte eine Tochter Marie Philippine (1835–1896), deren Gatte Erik von Witzleben (1827–1866) als preußischer Hauptmann und Kompaniechef im Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 in der Schlacht bei Trautenau fiel. Ihre Söhne Erik (1855–1931; Oberstleutnant) und Kurt von Witzleben (1857–1931; Kammerherr) erhielten 1876 die preußische Erlaubnis zur Namen- und Wappenvereinigung von Witzleben-Normann.[21]

Das Stammwappen zeigt im geteilten Schild oben in Silber einen wachsenden schwarzen Adler, unten in Blau drei nebeneinander stehende rote Wecken. Auf dem Helm mit rot-silbernen (auch rot-silbern-blau-silbern-schwarz-silbern-rot-silbernen[22]) Decken vor einem natürlichen Pfauenwedel zwei aufwärts geschrägte goldene (oder auch rote[22]) Ruder.

Das Grafenwappen Normann-Ehrenfels erweiterte das Stammwappen neben den gräflichen Prunkstücken mit dem Wappen der erloschenen Ehrenfelser, in Blau drei Schräglinksbalken direkt nebeneinander, die beiden äußeren rot, der mittlere golden.[23]

Bekannte Familienmitglieder

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Literatur

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Commons: Normann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Original mit anh. Siegel im Stadtarchiv Stralsund, vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1928, Gerader Jg. Deutscher Uradel, Jg. 101, Justus Perthes, Gotha 1927, S. 392.
  2. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1860. In: "Der Gotha". 10. Auflage. Normann. Justus Perthes, Gotha 1. Oktober 1859, S. 575–576 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  3. Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 2. Normann-Ehrenfels, Nr. 1806. T. O. Weigel, Leipzig 1853, S. 159–160 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  4. K. H. Freiherr Roth v. Schreckenstein (Hrsg.): Philipp Christian Friedrich Graf v. Normann-Ehrenfels. Königlich württembergischer Staatsminister geboren 1756 – gestorben 1817. Denkwürdigkeiten aus dessen eigenhändigen Aufzeichnungen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1891, S. 1–395 (google.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1942 B (Briefadel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. In: "Der Gotha". 34. Auflage. Normann, Nr. 1798. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. XXXI (google.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  6. Neues genealogisches Handbuch auf das Jahr 1778. Erster Teil, Verlag des adeligen Comptoirs, Frankfurt am Main 1778. S. 303.
  7. Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon. S. 426.
  8. Johann Samuel Ersch: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. F. A. Brockhaus, Leipzig 1833. S. 62.
  9. Schlossarchiv: von Holleben
  10. Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A, Band IV, Band 22 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1960, S. 365–366.
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1903. In: "Der Gotha". 4. Auflage. Normann, Stamm A, B, C. Justus Perthes, Gotha 10. November 1902, S. 614–623 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  12. Eugen Georg Schwarz: „Mein lieber, lieber Philipp“. Vor 60 Jahren erreichte die Vergeltung für den Krieg die Deutschen im Osten. Ein Tagebuch erinnert die Schrecken. In: Manuela Kampp-Wirtz, Philipp Welte (Hrsg.): Focus Online, FOCUS Magazin. Nr. 53. 2004. FOCUS Magazin Verlag GmbH, München, Berlin 27. Februar 2017, S. 1–2 (focus.de [abgerufen am 23. September 2022]).
  13. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Reprint Klaus D. Becker Potsdam. Facsimile Edition Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Regierungsbezirk. Kreis Greifenberg. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, ISBN 978-3-88372-229-0, S. 182 (google.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  14. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1900. In: "Der Gotha". 1. Auflage. Normann, Normann-Loshausen. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 641–652 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  15. Loshausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  16. Gemeinde Willingshausen: Loshausen (Memento des Originals vom 23. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.willingshausen.de
  17. Museen der Stadt Miltenberg: Die Mildenburg (Memento des Originals vom 29. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum-miltenberg.de
  18. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1909. In: "Der Gotha". 3. Auflage. Normann-Loshausen, Stammreihe. Justus Perthes, Gotha 22. Oktober 1908, S. 564–565 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  19. Zeitung für den Deutschen Adel. Band (Semester) 1, Heinrich Franke, Leipzig 1840, S. 36, Vermählungen; Geburts- und Sterbefälle
  20. L. Clericus: Beilage zum Deutschen Herold. Fortsetzung des Verzeichnisses der seit dem Bestehen des Königl Heroldsamtes (1855) erfolgten Standeserhebungen, Adelsbestaetigungen und Namensvereinigungen. In: Herold Verein zu Berlin (Hrsg.): Der deutsche Herold. Organ des Verein für Sphragistik und Genealogie. 7. Auflage. Nr. 12. Allgemeine Verlagsanstalt. Stakelsche Buchdruckerei Würzburg, Berlin 1876, S. 8 (google.de [abgerufen am 23. September 2022]).
  21. Brünner Taschenbuch. 1889, S. 248; vgl. Ahnenforschung bildet: Geadelte jüdische Familien (Nr. 329)
  22. a b Danmarks Adels Aarbog
  23. Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band IX, Band 116 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1998, S. 450–453.
  24. G. Hassel: Allgemeines Europäisches Staats-und Addres-Handbuch für das Jahr 1809. 1. Königreich Preussen., D. Kriegs- und Domänen-Cammern. a. Mark Brandenburg. 2) Kriegs-und Domänen-Cammer Küstrin. Landräthe. Landes-Industrie-Comptoirs, Weimar 1809 (S. 516. [abgerufen am 27. April 2023]).