Hirzenhain
Hirzenhain ist eine Gemeinde im hessischen Wetteraukreis. Der Ort liegt östlich der Wetterau im westlichen Vogelsberg und wird von der Nidder durchflossen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 23′ N, 9° 8′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Wetteraukreis | |
Höhe: | 246 m ü. NHN | |
Fläche: | 16,11 km2 | |
Einwohner: | 2960 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 184 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 63697 | |
Vorwahl: | 06045 | |
Kfz-Kennzeichen: | FB, BÜD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 40 011 | |
LOCODE: | DE HRE | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Karl-Birx-Straße 6 63697 Hirzenhain | |
Website: | www.hirzenhain.de | |
Bürgermeister: | Timo Tichai (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Hirzenhain im Wetteraukreis | ||
Geographie
BearbeitenHirzenhain grenzt im Norden an die Stadt Schotten (Vogelsbergkreis), im Osten an die Stadt Gedern, im Süden an die Stadt Ortenberg sowie im Westen an die Stadt Nidda.
Hirzenhain besteht aus den Ortsteilen Glashütten, Hirzenhain und Merkenfritz. Der Ortsteil Glashütten hat noch die angegliederten Ortsteile Streithain und Igelhausen.
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDie älteste erhaltene Erwähnung des Ortes datiert auf den 13. Januar 1330.[2] 1375 entstand das Augustiner-Chorherren-Stift und eine Waldschmiede. Hirzenhain gehörte zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, dessen drei Herren sich alle der Reformation anschlossen, so dass auch der Ort lutherisch und das Stift 1554 in eine Lateinschule umgewandelt wurde, die bis 1595 bestand.
Hirzenhain gehörte zu den Gebieten, in denen das Solmser Landrecht von 1571 gewohnheitsrechtlich, aber nur teilweise, rezipiert wurde. Das galt insbesondere für die Bereiche Vormundschaftsrecht, Erbleihe und eheliches Güterrecht. Im Übrigen galt das Gemeine Recht.[3] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Hirzenhain:
„Hirzenhain (L. Bez. Nidda) evangel. Pfarrdorf; liegt im Vogelsberg, 2 St. von Nidda und gehört dem Grafen von Stollberg-Roßla, hat 48 Häuser und 305 Einwohner, die außer 4 Katholiken evangelisch sind. Man findet 1 Kirche, 1 Mahlmühle und 1 Eisenwerk, welches an der Nidder liegt. Dieses Werk, das 1⁄4 St. von Hirzenhain entfernt ist, und 1703 errichtet wurde, besteht aus einem Hochofen, einem Eisenstein und Schlacken-Pochwerk, einem Großhammer mit einem Aufwerfer und zwei Feuern, und aus einem Klein- und Zainhammer. Außer Masseln, werden hier mancherlei Formwaaren, als Oefen, Kochgeschirre etc. verfertigt. Die Eisensteingruben sind theils 1⁄2, theils 1 St. von hier entfernt, namentlich werden auch Erze von Usenborn, Steinberg und Gelnbaar hierher gebracht, wie auch bei Hirzenhain selbst, Eisengruben sind. – Hier besassen die Grafen von Weilnau Güter, die sie aber 1429 veräußerten. Im Jahr 1476 wurde der Ort von Gottfried und Johann von Eppenstein, so weit er ihnen gehörte, ihrem Schwager, Philipp dem Jüngern, Grafen von Hanau, käuflich überlassen. Hirzenhain hatte früher eine Kapelle, welche zur Pfarrei Ufenborn gehörte. Diese verwandelten die Herrn von Eppenstein, 1437 und die folgenden Jahre, in ein Augustiner-Mönchs-Kloster, dem die Stifter auch Dorf und Gericht Hirzenhain, als Schenkung übergaben. Die Pfarrei Usenborn wurde durch einen Altar in Conradsdorf entschädigt. Die Landgrafen schrieben sich erst später einige Rechte über dieses Kloster zu, und noch 1519 verlieh Landgraf Philipp der Großmüthige dem Kloster den Zehnten zu Langd, und zwar von den Aeckern die aus seinen Hochwäldern gerodet worden. Dieses Kloster wurde wahrscheinlich gleichzeitig mit dem zu Conradsdorf (1581) aufgehoben. Seitdem wurde es eine gemeinsame Besitzung von Hanau, Isenburg und Stollberg, und kam bei der Abtheilung, 1601, an letzteres Haus, so wie Hirzenhain 1806 unter Hess. Hoheit gekommen ist.“[4]
Die einstige Waldschmiede entwickelte sich zu einem Eisenwerk, das von der Familie Buderus im Jahre 1678 gepachtet und 1869 gekauft wurde.
Im Zweiten Weltkrieg bestand das Arbeitserziehungslager Hirzenhain, eine Außenstelle des Arbeitserziehungslagers Heddernheim im Norden von Frankfurt am Main. Dort mussten deutsche und ausländische Häftlinge unter KZ-Bedingungen in der Produktion der Breuer-Werke arbeiten und Panzerteile herstellen. Am 23. März 1945, kurz vor Kriegsende, wurden 49 Frauen aus dem Arbeitserziehungslager in Frankfurt-Heddernheim zur Außenstelle nach Hirzenhain transportiert. Während des Transports flohen 5 Frauen. Die verbliebenen 44 wurden mit 37 weiteren Frauen und 6 Häftlingen aus dem Lager am 26. März 1945 durch die SS erschossen. Sie wurden später im Kloster Arnsburg auf dem dortigen Kriegsopferfriedhof beigesetzt.[5] In der Gemeinde selbst hielten sich unabhängig von den Breuer-Werken im Juli 1944 dreiundzwanzig Zwangsarbeiter auf, darunter zwölf Letten. Im März 1945 waren es 25 Zwangsarbeiter.[6]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Oktober 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Hirzenhain und Merkenfritz zur erweiterten Gemeinde Hirzenhain.[7] Am 1. April 1972 kam Glashütten hinzu.[8] Als Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Hirzenhain bestimmt. Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Hirzenhain angehört(e):[9][10][11]
- vor 1601: Heiliges Römisches Reich, Amt Ortenberg (Kondominat des Wetterauer Grafenvereins)
- ab 1601: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Stolberg-Wernigerode, Amt Ortenberg
- ab 1645: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Stolberg-Stolberg, Amt Ortenberg
- ab 1706: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Stolberg-Roßla, Amt Ortenberg[12]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen (Souveränitätslande),[Anm. 2]. Fürstentum Oberhessen, Amt Gedern (zur Standesherrschaft Stolberg gehörig)
- ab 1815: Großherzogtum Hessen (Souveränitätslande), Provinz Oberhessen, Amt Gedern[13] (zur Standesherrschaft Stolberg gehörig)
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Nidda[14][Anm. 3]
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Büdingen
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Büdingen[15][Anm. 4]
- ab 1945: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen,[Anm. 5] Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1946: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hirzenhain 2893 Einwohner. Darunter waren 179 (6,2 %) Ausländer, von denen 118 aus dem EU-Ausland, 40 aus anderen Europäischen Ländern und 21 aus anderen Staaten kamen.[16] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 11,8 %.[17]) Nach dem Lebensalter waren 533 Einwohner unter 18 Jahren, 1170 zwischen 18 und 49, 618 zwischen 50 und 64 und 574 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 1244 Haushalten. Davon waren 377 Singlehaushalte, 342 Paare ohne Kinder und 395 Paare mit Kindern sowie 109 Alleinerziehende und 21 Wohngemeinschaften.[19] In 265 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 794 Haushaltungen lebten keine Senioren.[20]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenHirzenhain: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 367 | |||
1840 | 369 | |||
1846 | 364 | |||
1852 | 380 | |||
1858 | 373 | |||
1864 | 431 | |||
1871 | 361 | |||
1875 | 366 | |||
1885 | 382 | |||
1895 | 400 | |||
1905 | 469 | |||
1910 | 516 | |||
1925 | 674 | |||
1939 | 681 | |||
1946 | 1.135 | |||
1950 | 1.204 | |||
1956 | 1.272 | |||
1961 | 1.340 | |||
1967 | 1.400 | |||
1970 | 1.522 | |||
1973 | 2.900 | |||
1975 | 2.802 | |||
1980 | 2.736 | |||
1985 | 2.672 | |||
1990 | 2.833 | |||
1995 | 3.092 | |||
2000 | 3.018 | |||
2005 | 2.956 | |||
2010 | 2.837 | |||
2011 | 2.893 | |||
2015 | 2.828 | |||
2020 | 2.879 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [9]; Hessisches Statistisches Informationssystem[17]; Zensus 2011[16] Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Religionszugehörigkeit
Bearbeiten• 1829: | 301 evangelische (= 98,69 %), 4 katholische (= 1,31 %) Einwohner[4] |
• 1961: | 876 evangelische (= 65,37 %), 393 katholische (= 29,33 %) Einwohner[9] |
• 1987: | 1839 evangelische (= 69,0 %), 451 katholische (= 19,9 %), 375 sonstige (= 14,1 %) Einwohner[21] |
• 2011: | 1677 evangelische (= 58,0 %), 409 katholische (= 14,1 %), 807 sonstige (= 27,9 %) Einwohner[22] |
Politik
BearbeitenGemeindevertretung
BearbeitenDie Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[23] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[24][25][26]
Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | |||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | 45,9 | 7 | 25,2 | 4 | 23,2 | 3 | — | — | — | — | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 44,2 | 7 | 33,3 | 5 | 31,4 | 5 | 42,0 | 6 | 31,0 | 7 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 9,9 | 1 | 41,5 | 6 | 45,4 | 7 | 52,2 | 8 | 61,1 | 14 | |
NPD | Nationaldemokratische Partei Deutschlands | — | — | — | — | — | — | 5,8 | 1 | — | — | |
HWI | Hirzenhainer Wählerinitiative | — | — | — | — | — | — | — | — | 7,9 | 2 | |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | ||
Wahlbeteiligung in % | 46,5 | 54,9 | 45,5 | 49,6 | 56,4 |
Bürgermeister
BearbeitenNach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Hirzenhain neben dem Bürgermeister und dem Ersten Beigeordneten weitere fünf ehrenamtliche Beigeordnete angehören.[27] Bürgermeister ist seit dem 1. Dezember 2017 der parteiunabhängige Timo Tichai.[28] Sein Amtsvorgänger Freddy Arthur Kammer war am 8. Mai 2017 nach einem Bürgerentscheid über seine Abwahl aus der zweiten Amtszeit vorzeitig ausgeschieden. Somit musste die Wahl des neuen Bürgermeisters vorgezogen werden. Timo Tichai erhielt am 8. Oktober 2017 in einer Stichwahl bei 57,7 Prozent Wahlbeteiligung 52,6 Prozent der Stimmen. Es folgte eine Wiederwahl im Oktober 2023.[29]
- Amtszeiten der Bürgermeister[30]
- 2017–2029 Timo Tichai[28]
- 2009–2017 Freddy Arthur Kammer
- 1991–2009 Elfriede Pfannkuche (SPD)[31]
- 1979–1990 Reinhold Medebach (SPD) (1952–2024)[32]
Jahr | Wahlbeteiligung in % |
Kandidaten | Partei | Stimmen in % |
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2023[29] | 65,38 | Timo Tichai[33] | 55,49 | |
Marcel Weber | UWG | 44,51 | ||
2017 Stichwahl |
57,7 | Timo Tichai | 52,6 | |
Stefan Endisch | 47,4 | |||
2017 | 73,1 | Willi Wirth | 6,0 | |
Stefan Endisch | 22,5 | |||
Michael Höhl | 20,0 | |||
Harald Otto | 7,9 | |||
Jörg Gottwals | 20,1 | |||
Timo Tichai | 23,5 | |||
2017 Bürgerentscheid |
64,5 | Abwahl JA | 60,8 | |
Abwahl NEIN | 39,2 | |||
2014 Stichwahl |
70,5 | Freddy Arthur Kammer(1) | 55,5 | |
Klaus Heusohn | SPD | 44,5 | ||
2014 | 61,8 | Klaus Heusohn | SPD | 48,0 |
Nicole Seitz | Piraten | 9,5 | ||
Freddy Arthur Kammer | 42,6 | |||
2008 Stichwahl |
62,3 | Elfriede Pfannkuche | SPD | 47,7 |
Freddy Arthur Kammer | 52,3 | |||
2008 | 63,2 | Elfriede Pfannkuche | SPD | 36,7 |
Mario Müller | CDU | 28,3 | ||
Freddy Arthur Kammer | 34,9 | |||
2002 | 75,6 | Elfriede Pfannkuche | SPD | 71,1 |
1996 | 75,0 | Elfriede Pfannkuche | SPD | 67,8 |
Jörg Scherbarth | HWI | 21,8 | ||
Andreas Müth | CDU | 10,3 |
(1) Kammer ist SPD-Mitglied, trat aber als unabhängiger Bewerber an.[34] Aufgrund von Wahlfälschungsvorwürfen erklärte die Gemeindevertretung Hirzenhains am 21. Juli 2014 die Wahl Kammers für ungültig. Die zuständige Staatsanwaltschaft klagte Kammer wegen Wahldelikten (Urkundenfälschung und Wahlfälschung) im Zusammenhang mit der Wahl an, die Anklage wurde vom Amtsgericht Büdingen zugelassen.[35] Am 7. Mai 2017 wurde Kammer durch einen Bürgerentscheid abgewählt.[36] Seine Amtsgeschäfte endeten am 8. Mai 2017, 24:00 Uhr, mit der Feststellung des amtlichen Endergebnisses durch den Gemeindewahlausschuss. Am 2. August 2023 erklärte der Hessische Verwaltungsgerichtshof die Abwahl Kammers für rechtswidrig, hatte aber an der Gültigkeit der anschließenden Neuwahl keine Zweifel.[37]
Wappen und Flagge
BearbeitenIm November 1951 wurde der Gemeinde Hirzenhain durch das Hessische Staatsministerium das Recht zur Führung eines Wappens verliehen.[38]
Am 5. September 1969 ist der Gemeinde durch den Hessischen Minister des Innern die nachstehend beschriebene Flagge genehmigt worden: „Auf dem von Schwarz und Gelb geteilten Flaggentuch das Gemeindewappen.“[39]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenMuseen
Bearbeiten- Eisenkunstgussmuseum[40]
Bauwerke
Bearbeiten- Augustinerkirche mit dreijochigem Kirchenschiff. Der Lettner ist ein Meisterwerk spätgotischer Steinmetzarbeit.[41]
Naturdenkmäler
BearbeitenWirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenAnsässige Unternehmen
BearbeitenDie Wirtschaft Hirzenhains wurde seit nahezu 300 Jahren vom Gießereiunternehmen Buderus dominiert. Deshalb erhielt Hirzenhain auch die Bezeichnung „Industriegemeinde“.
In der Blütezeit in den 1950er und 1960er Jahren hatte der Standort Hirzenhain der Buderus AG rund 2000 Beschäftigte. Die hohen Gewerbesteuereinnahmen ermöglichten der Gemeinde Hirzenhain eine Infrastruktur, z. B. ein großzügig angelegtes Freibad, die unter Gemeinden ähnlicher Größe ihresgleichen suchte.
Im Jahr 2003 kaufte der Robert Bosch Konzern die Firma Buderus (wobei Bosch nur an der Heiztechnik Sparte interessiert war). Die Gießerei-Aktivitäten am Standort Hirzenhain (Feinguss und Kunstguss) wurde 2005 an den Venture Capital Fonds SSVP verkauft.
Im Jahr 2006 wurde die kleinste Sparte Kunstguss wieder zur Bosch Thermotechnik GmbH rücküberführt und der Heiztechnik angegliedert. Somit beschäftigt die Bosch Thermotechnik GmbH (Heiztechnik und Kunstguss) noch ca. 55 Mitarbeiter und die Buderus Feinguss Hessen GmbH (gehört heute zum PERUSA-Fond) noch ca. 100 Mitarbeiter.
Bosch Thermotechnik GmbH – Buderus Kunstguss unterhält in Hirzenhain noch das Kunstgussmuseum, welches im Gebäude der Kunstgießerei unter einem eigenständigen Verein geführt wird.
Im Ortsteil Merkenfritz befindet sich eine Werkstatt für behinderte Menschen der Behindertenhilfe Wetteraukreis gGmbH.
Auf dem Friedhof der Gemeinde befinden sich in einem abgegrenzten Bereich die letzten Ruhestätten vieler Persönlichkeiten der Familie Buderus.
Verkehr
BearbeitenDie Oberwaldbahn, an der Hirzenhain (Oberhess) ein Bahnhof war, ist stillgelegt.
Bildungseinrichtungen
Bearbeiten- Fürst zu Stolberg-Wernigerodesche Bibliothek auf dem Hofgut Luisenlust
Freizeit- und Sportanlagen
Bearbeiten- Märchenland Merkenfritz
- Der Vulkanradweg verläuft auf der Trasse der ehemaligen Oberwaldbahn durch den Ort. Heute ist der Vulkanradweg Teil des BahnRadweg Hessen, der auf ehemaligen Bahntrassen ca. 250 km durch den Vogelsberg und die Rhön führt.
- Naturerlebnisbad Hirzenhain
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Carl Kellner (1826–1855), Pionier der Optik-Industrie Wetzlar, aus dem das Unternehmen Leica entstand
- Georg Buderus III (1838–1895), Montanindustrieller und Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände im Großherzogtum Hessen
- Hugo Buderus (1841–1907), geboren und gestorben in Hirzenhain, Unternehmer, Politiker und Namensgeber einer Schule in Hirzenhain
- Heinrich Schneider (1908–1994), geboren in Merkenfritz; deutscher katholischer Theologe und Professor für Altes Testament in Mainz
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Hirtzenhain. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (= Topographia Germaniae. Band 7). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1655, S. 91 (Volltext [Wikisource]).
- Hirzenhain, Glashütten, Merkenfritz: Bilder aus vergangenen Tagen. Geiger, Horb am Neckar 1996, ISBN 978-3-89570-231-0.
- Michael Keller: „Das mit den Russenweibern ist erledigt“: Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit, Gestapo-KZ, Massenmord einer SS-Kampfgruppe und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit am Tatort Hirzenhain wie auf dem Kriegsgräberfriedhof im Kloster Arnsburg 1943–1996. Bindernagel, Friedberg (Hessen) 2000, ISBN 3-87076-087-7 (2. stark erweiterte Auflage).
- Literatur über Hirzenhain nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Literatur von und über Hirzenhain im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Weblinks
Bearbeiten- Hirzenhain, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Hirzenhain, Gemeinde, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Hirzenhain bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Regest: Battenberg, Isenb. Urk. 1, S. 105 Nr. 383.
- ↑ Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108, Anm. 36 und S. 25, Anm. 82, sowie beiliegende Karte.
- ↑ a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 123 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Michael Keller: »Das mit den Russenweibern ist erledigt« – Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit, Gestapo-KZ, Massenmord einer SS-Kampfgruppe und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit am Tatort in Hirzenhain wie auf dem Kriegsgräberfriedhof im Kloster Arnsburg. 1943-1996. 2. durchges. und stark erw. Aufl. Bindernagel, Friedberg 2000, ISBN 3-87076-087-7 (= Wetterauer Geschichtsblätter 47).
- ↑ Klaus D. Rack, Monica Kingreen, Dirk Richhardt: Fern der Heimat unter Zwang: der „Einsatz fremdländischer Arbeitskräfte“ während des Zweiten Weltkriegs in der Wetterau. Geschichtsverein für Butzbach und Umgebung, Butzbach 2004, S. 112–114, ISBN 3-9802328-8-3
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 25. Oktober 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 43, S. 1716, Punkt 1425; Abs. 2. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,6 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352 f. (f. Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b c Hirzenhain, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Grafschaft Stolberg. Abgerufen im Mai 2024.
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
- ↑ Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ a b Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (Gruppen): Hirzenhain. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
- ↑ a b Hessisches Statistisches Informationssystem (Hesis) In: Statistik.Hessen.
- ↑ Bevölkerung nach fünf Altersklassen: Hirzenhain. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
- ↑ Haushalte nach Familien: Hirzenhain. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
- ↑ Haushalte nach Seniorenstatus: Hirzenhain. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
- ↑ Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 188, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2021 .
- ↑ Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit: Hirzenhain. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
- ↑ Gemeindevorstand
- ↑ a b FNP, 21. März 2023: Bürgermeisterwahl im Herbst
- ↑ a b Votemanager: Bürgermeisterwahl Hirzenhain 2023
- ↑ a b Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Hirzenhain ( vom 28. Januar 2021 im Internet Archive)
- ↑ FNP, 11. August 2023: Elfriede Pfannkuche: »Fahrradverleih käme gut an«: „von 1991 bis 2009 Bürgermeisterin“
- ↑ FNP, 15. März 2024: Früherer Bürgermeister Reinhold Medebach gestorben: „Der frühere Rosbacher und Hirzenhainer Bürgermeister Reinhold Medebach ist im Alter von 71 Jahren verstorben. … Mit gerade einmal 26 Jahren wurde der gelernte Bürokaufmann von der SPD zum Bürgermeister in Hirzenhain bestimmt. … Zwölf Jahre lang blieb er im Rathaus“
- ↑ Ergebnisse Bürgermeisterstichwahl: Hirzenhain – Stichwahl zur Bürgermeisterwahl am 08. Oktober 2017 in Hirzenhain (Wetterau). In: hessenschau.de. 8. Oktober 2017, abgerufen am 9. Oktober 2017.
- ↑ Die Gemeinde Hirzenhain und die Stadt Gemünden werden in Zukunft von einem parteilosen Bürgermeister regiert. In: Frankfurter Rundschau. Frankfurter Rundschau GmbH, 28. September 2008, abgerufen am 22. Januar 2021.
- ↑ Amtsgericht hebt Prozessauftakt gegen Freddy Kammer auf. Gießener Anzeiger vom 27. April 2015; VGH Kassel, Beschl. v. 5. Februar 2015 – 8 B 2099/14 = KommJur 2015, 210.
- ↑ Bürgerentscheid – Umstrittener Bürgermeister in Hirzenhain abgewählt. In: hessenschau.de. 7. Mai 2017.
- ↑ Abwahl des Bürgermeisters von Hirzenhain war rechtswidrig. In: hessenschau.de. 2. August 2023, abgerufen am 2. August 2023.
- ↑ Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Hirzenhain im Landkreis Büdingen, Reg.-Bezirk Darmstadt vom 15. November 1951. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1951 Nr. 49, S. 739, Punkt 1163 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,2 MB]).
- ↑ Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Bickenbach, Landkreis Darmstadt vom 5. September 1960. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 38, S. 1618, Punkt 1329 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,4 MB]).
- ↑ Kunstguss Museum Hirzenhain e. V. - Öffnungszeiten und Preise. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ Evangelische Kirche Hirzenhain. In: Website der Gemeinde Hirzenhain. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Landgericht Ortenberg) und Verwaltung.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.