Holger Poppenhäger

deutscher Politiker

Holger Poppenhäger (* 3. April 1957 in Kassel) ist ein deutscher Jurist, Politiker (SPD) und Beamter. Er war von November 2009 bis Dezember 2014 Thüringer Justizminister im Kabinett Lieberknecht und von Dezember 2014 bis August 2017 Thüringer Minister für Inneres und Kommunales im Kabinett Ramelow I. Seit dem 1. Mai 2018 ist er Präsident des Thüringer Landesamtes für Statistik.

Holger Poppenhäger
Unterschrift von Holger Poppenhäger
Unterschrift von Holger Poppenhäger

Werdegang

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Poppenhäger studierte von 1976 bis 1984 Rechtswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er im Dezember 1980 Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses wurde. Nach dem ersten Staatsexamen im November 1984 absolvierte er von 1985 bis 1987 sein Referendariat in Frankfurt am Main und Gießen und im März 1988 das zweite juristische Staatsexamen. Von Mai 1988 bis Februar 1989 arbeitete er als Verwaltungsjurist im Regierungspräsidium Gießen, anschließend von 1989 bis 1994 im Statistischen Bundesamt in Wiesbaden, zuletzt ab 1992 als Referatsleiter in der Gruppe „Statistikrelevante Rechtsangelegenheiten“. 1994 wurde er von der Universität Gießen mit summa cum laude zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert; der Titel seiner Dissertation lautete Die Übermittlung und Veröffentlichung statistischer Daten im Lichte des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung.

Ab 1994 war er als höherer Verwaltungsbeamter für den Thüringer Landtag tätig. Daneben hatte er 2002/2003 einen Lehrauftrag an der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt inne. Vom 4. November 2009 bis zum 5. Dezember 2014 war er im Kabinett Lieberknecht Thüringer Justizminister. Seit dem 5. Dezember 2014 war Poppenhäger Thüringer Minister für Inneres und Kommunales im Kabinett Ramelow I. Als Innenminister war Poppenhäger maßgeblich verantwortlich für die Gebietsreform in Thüringen, eines der zentralen Projekte der rot-rot-grünen Koalition. Nach Verzögerungen in der Reform, die von 2018 auf 2021 verschoben worden ist, wurde Poppenhäger auf Betreiben des SPD-Landesvorsitzenden Andreas Bausewein am 30. August 2017 als Minister entlassen; unmittelbar danach wurde Georg Maier zu seinem Nachfolger ernannt.[1][2]

Poppenhäger war von 2006 bis 2012 SPD-Kreisvorsitzender in Erfurt, ist Mitglied des Forums Demokratische Linke 21 und wurde am 7. Juni 2009 bei den Kommunalwahlen in Thüringen als Stadtrat in Erfurt gewählt. Eine gleichzeitige Kandidatur für das Europaparlament scheiterte. Seit 2010 gehört er dem Ausschuss der Regionen der Europäischen Union an.[3] Bei der Landtagswahl in Thüringen 2014 kandidierte er für ein Direktmandat im Wahlkreis Unstrut-Hainich-Kreis I und erhielt 17,4 Prozent der Stimmen.[4]

Am 28. November 2017 wurde er vom Kabinett mit Wirkung zum 1. Mai 2018 zum Präsidenten des Thüringer Landesamtes für Statistik bestellt. Der Thüringer CDU-Generalsekretär Raymond Walk kritisierte dies im Zusammenhang mit Poppenhägers Entlassung als Versorgung mit Posten. Walk äußerte, Zweifel an der gebotenen Neutralität Poppenhägers, der als Landesamtspräsident automatisch auch Landeswahlleiter geworden ist, seien „fast unvermeidlich“.[5]

Poppenhäger ist seit dem Jahr 2010 Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Theater Waidspeicher e. V. in Erfurt.[6]

Holger Poppenhäger lebt seit 1995 in Erfurt, ist evangelisch, verheiratet und hat eine Tochter.

Publikationen

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Commons: Holger Poppenhäger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Entlassung von Poppenhäger – Protokoll einer Demontage. Thüringer Allgemeine, 31. August 2017, abgerufen am 31. August 2017.
  2. Holger Poppenhäger: Thüringens Innenminister muss wegen Gebietsreform gehen. In: zeit.de. 30. August 2017, abgerufen am 31. August 2017.
  3. Liste der Mitglieder der deutschen Delegation im Ausschuss der Regionen (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive)
  4. Wahlkreis Unstrut-Hainich-Kreis I beim Landeswahlleiter Thüringen
  5. Ehemaliger Innenminister Poppenhäger soll Landesamt für Statistik leiten. In: mdr.de. 28. November 2017, abgerufen am 29. November 2017.
  6. Rechtsträger und Förderung. 2023, abgerufen am 22. April 2023.