In den Rhythmen von Tukaj

sinfonische Dichtung von Almas Monassypow (1975)

In den Rhythmen von Tukaj (tatarisch Тукай аһәңнәре Tuqáy ahäñnäré, russisch В ри́тмах Тука́я) ist eine vokal-symphonische Dichtung nach den Gedichten von Gabdulla Tukaj, bestehend aus sieben Liedern für Singstimme und Kammerorchester, die Almas Monassypow im Jahr 1975 komponierte.

Entstehung

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Die Texte stammen von Gabdulla Tukaj (1986–1913). Er war einer der bekanntesten Vertreter der tatarischen Renaissance des frühen 20. Jahrhunderts. Almas Monassypow entnahm die sieben Gedichte aus verschiedenen Jahren. Das Werk wurde 1975 zum 90. Geburtstag des Dichters fertig gestellt.[1] Die erste Ausgabe der Dichtung, arrangiert für Bariton und Klavier, wurde 1976 im Tatarischen Buchverlag veröffentlicht. Das Werk wurde 1976 vom Bariton Emil Djalaletdinow mit dem Kammerorchester der TASSR unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt.

Das Interesse des Komponisten am Jazz ist teilweise auf seine Zusammenarbeit mit dem Oleg-Lundstrem-Orchester zurückzuführen. Die vokal-symphonische Dichtung basiert einerseits auf Merkmalen der tatarischen und in größerem Umfang der für die vorrevolutionäre Zeit charakteristischen allgemeinen türkischen Musik.[2][3] Andererseits spiegelt die Arbeit die Techniken des Jazz, des Neoklassizismus und sogar der Popmusik wider.[2] Das Werk verwendet die tatarischen Volksmelodien Täftiläw und Ein paar Pferde.[4] Die im Gedicht weit verbreiteten 5/8 und 7/8 Taktbezeichnungen, d. h. die metrischen Merkmale sind Charakteristika, wie bei den Volksliedern Munadjat und Bajet.[5]

Es gibt zwei Ausgaben der Dichtung. Die erste Ausgabe war für den Bariton Emil Djalaletdinow bestimmt, die zweite Ausgabe erschien 1993 für den Tenor Idris Gasiew.[6][7] Die zweite Ausgabe benutzt die folgende Instrumentierung:[8]

Name des Teils Originalname Gedichtname Originalname des Gedichtes Jahr des Gedichtes I. Ausgabe II. Ausgabe
1 (Einführung) c-moll d-moll
Für das Heimatland Tuğan ciremä Für das Heimatland Tuğan ciremä 1907 C-dur D-dur
2 Versuchen Sie, die Herzen der Menschen zu erreichen Quzğatmaqçı bulsañ xalıq küñellären Das Unbenannte Serläwxäsez 1909 fis-moll g-moll
3 Das Heimatdorf Tuğan awıl Das Heimatdorf Tuğan awıl 1909 c-moll f-moll
4 Umkehr und Buße Täwbä wä istiğfar Umkehr und Buße Täwbä wä istiğfar 1911 d-moll e-moll
5 Gebrochene Hoffnung Özelgän ömid Gebrochene Hoffnung Özelgän ömid 1910 F-dur G-dur
6 Ich wußte nicht Belmädem Stimme vom Muridenfriedhof Möridlär qaberstanınnan ber awaz 1906 c-moll d-moll
7 Diese dunkle Wolke über uns wird verschwinden Bu yämsez bolıt baştan kitär Tatarische Jugend Tatar yäşläre 1912 e-moll f-moll

Einführung

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Die Dichtung beginnt mit einer Einführung zum Thema des Volksliedes „Ein paar Pferde“ in den Text von Tukaj. Dieses Thema, verbunden mit Tukajs Ankunft in Kasan, „der Stadt seines Schicksals“, wird zum Leitmotiv des Schicksals der Hauptfigur.[9] Die Einführungsmusik ist eine sich allmählich entwickelnde Volksliedmelodie, die von einem wachsenden rhythmischen Ostinato begleitet wird. Der Ostinato-Rhythmus ahmt die Geräusche der Hufe eines laufenden Pferdes nach. Ohne Worte zu verwenden, ist „Ein paar Pferde“ in gewisser Weise das achte Gedicht von Tukaj in dieser Dichtung.[10]

Für das Heimatland

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Die ornamentreiche Melodie in einer engen Stimmlage ähnelt tatarischen Buchgesängen (ein Genre der tatarischen Folklore).[11] Der Gesang wird von Pentakkorden im Orchester begleitet. Von den neun Strophen des Gedichts Tukajs werden nur sechs verwendet und bilden die drei Verse des Teils.

Versuchen Sie, die Herzen der Menschen zu erreichen

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Im zweiten Teil der Dichtung wird Gedicht „Das Unbenannte“ von G. Tukaj vollständig verwendet. Die meisten Techniken, die in diesem Lied angewendet werden, einschließlich der diatonischen Quintfallsequenz, entsprechen dem Stil der sowjetischen Popmusik der 1970er Jahre.[12] Die Episoden, in denen die Orgel zwischen den Versen solo erklingt, erinnern an orientalische Musik.[13]

Das Heimatdorf

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Im dritten Teil werden nur drei der vier Strophen von Gabdulla Tukajs Gedicht verwendet. Die zweite Strophe, in der der Koran und der Prophet Mohammed erwähnt werden, wurde gestrichen. Die Melodie, die mit 5/8-Taktangabe an einen Munadjat-Gesang erinnert, wird von Orgelakkorden begleitet.[11]

Umkehr und Buße

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Der Teil verwendet vollständig das gleichnamige Gedicht von Gabdulla Tukaj, das eine Antwort auf Alexander Puschkins Gedicht „Das zehnte Gebot“ ist. Dieses Gedicht ist im Genre der orientalischen Poesie Nazire, als eine Nacherzählung des Autors des Gedichts eines anderen Autors, geschrieben. Kleine Sekunden und rhythmische Merkmale, die in der Passage verwendet werden, erinnern an klassische orientalische Musik.[12] In der Einleitung wird mit einer Fülle von kleinen Sekunden der schrille Klang von Sornay nachgeahmt. Dieses Duett aus Sornay und Daira nähert das Lied an die Unterhaltungsmusik des Ostens an, (z. B. obwohl die Nay ein Blasinstrument ist, das in Verbindung mit sufistischen Ideen steht, wird es häufiger in der ernsten Musik des Ostens verwendet).

Gebrochene Hoffnung

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In der Einleitung des Teils ertönt das Leitmotiv „Ein paar Pferde“. Das Lied ist auf eines der berühmtesten Gedichte von Gabdulla Tukaj – „Gebrochene Hoffnung“, gesungen zur Volksmelodie „Täftiläw“, geschrieben. Der Reichtum des Liedes besteht darin, dass sich hier Abschnitte mit Gesang und Rezitation abwechseln. Dieser Teil ist das lyrische Zentrum der vokal-symphonischen Dichtung.

In den Takten 48–64 im Orchesterteil gibt es ein Zitat der tatarischen Volksmelodie „Täftiläw“. Um den Kontrapunkt der Melodie des Solisten und des Zitats prägender klingen zu lassen, verbindet der Komponist sie in verschiedenen Taktangaben. In anderen Passagen wird das Volkslied in Modifikationen verwendet.

In den Takten 43–46 des Liedes erscheint in der Sängerpartie die erste Hälfte des Leitmotivs „Ein paar Pferde“.

Ich wußte nicht

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Der sechste Teil ist auf dem Gedicht „Stimme vom Muridenfriedhof“ von Gabdulla Tukaj geschrieben, das unter dem Einfluss von Ayaz İshakis Roman „Verschwinden in 200 Jahren“ geschaffen wurde. Eine der Hauptideen dieses Gedichts von G. Tukay ist die Kritik am Sufismus, aber keine Ablehnung.[14] Almas Monassypow war gezwungen, eine von der sowjetischen Zensur zugelassenen Version des Gedichts zu verwenden: Der die Hauptidee abschließende 10. Bayet über dem Roman „Verschwinden“ wurde weggelassen, das Wort „Koran“ im sechsten Bayet wurde durch „Tschulpan“ ersetzt.[14] Dieser Teil wurde mit den Originalwörtern von Gabdulla Tukai und einer die an die moderne tatarische Sprache angepasste Version von Nuri Arslan veröffentlicht. Im Repertoire von Idris Gasiew und Emil Djalaletdinow wird das Lied nur nach den Worten von Nuri Arslan aufgeführt.[15]

Die Musik basiert auf der auf- und absteigenden Ostinato-Bewegung entlang des Tetrachords.

Diese dunkle Wolke über uns wird verschwinden

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Der letzte Teil ist nach dem Gedicht „Tatarische Jugend“ geschrieben. Die Form des Liedes geht auf eine Spielart der Basso-ostinato-Variationen zurück. Mit jeder neuen Variation nehmen die Veränderungen zu. Am Ende der sechsten Variation moduliert das Thema in c-Moll (oder cis-Moll in der II. Ausgabe). Am Ende der siebten Variation kehren sie zu der Tonalität zurück. Neben Basso Ostinato sind Melismen, Figuren und Texturen der Barockmusik nahe und spiegeln sich daher in dem für die europäische Musik des 20. Jahrhunderts charakteristischen Neoklassizismus wider.[8]

Rezeption

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Bisher wurde „In den Rhythmen von Tukaj“ in Konzertsälen in Kasan, Ufa, Moskau, Sankt Petersburg, Jekaterinburg und anderen Städten aufgeführt.[16] Das Werk mit der Stimme Emil Djalaletdinows wurde auf der neunten CD der Tatarischen musikalischen Phonochrestomatie aufgenommen.[17]

Das dritte Lied „Das Heimatdorf“ wird als Hauptthema des zweiten Satzes in Almas Monassypows „Kammerkonzert für drei Flöten und Harfe“ verwendet.[18]

Einspielungen

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  • Emil Djalaletdinow, Bariton; Kammerorchester der TASSR unter der Leitung von Almas Monassypow; 1976
  • Idris Gasiew, Tenor; Staatliches Akademisches Sinfonieorchester der Tatarstan Republiks unter der Leitung von Almas Monassypow; 1993

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 315.
  2. a b Моң патшасы Алмаз Монасыйповның тууына 90 ел. 2016, abgerufen am 29. Juni 2020.
  3. Раил Сәйфуллин: Габдулла Тукай сүзләренә иҗат ителгән вокаль музыка. In: Музыка дәресләре: 5—7 нче сыйныфлар: Укытучылар өчен методик кулланма. Мәгариф, 2004, abgerufen am 29. Juni 2020.
  4. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 316, 323.
  5. Наилә Шәрифуллина: Казан утлары, 1985 №7. КПССның Татарстан өлкә комитетының газета һәм журналлар нәшрияты, Казан 1985, Моң тамырсыз булмый, S. 185–187 (tatarisch).
  6. Газиев И.М.: Граммофон язмаларында Тукай әсәрләре. In: Фәнни Татарстан, 2017 №2. S. 37–43, abgerufen am 29. Juni 2020 (tatarisch).
  7. Җәләлетдинов Эмиль Усман улы. Archiviert vom Original am 29. Juni 2020; abgerufen am 29. Juni 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tatfil.ru
  8. a b В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 325.
  9. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 317.
  10. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 316.
  11. a b В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 318.
  12. a b В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 319.
  13. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 320.
  14. a b Л.З. Бородовская: Традиции суфизма в татарской музыке. Директ-медиа, Москва, Берлин 2020, ISBN 978-5-4499-1575-7, S. 94 (google.ru).
  15. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 35.
  16. Идрис Газиев: Тукай яшәргә өмет бирә. Abgerufen am 29. Juni 2020.
  17. Вадим Дулат-Алеев, Саләхова З.: Татар музыкасы фонохрестоматиясе: музыка уку йортлары өчен. Hrsg.: Җ. Дәрзаман. Казан 2005, Кереш мәкалә (tatarisch, russisch).
  18. В. Дулат-Алеев: Татарская музыкальная литература. Казанская государственная консерватория, Казань 2007, ISBN 5-85401-082-8, S. 321.