Ina Freese
Ina Freese (* 6. April 1868 in Lübeck; † 17. Juli 1916 in Pönitz) war eine der führenden Persönlichkeiten im Lübecker Schulwesen.
Leben
BearbeitenLaufbahn
BearbeitenFreese entstammte einer alten lübeckischen Kaufmannsfamilie. Sie besuchte die Schule von Amalie Dethloff, erhielt ihre Seminarausbildung bei Amélie Roquette.
Zu ihren Begabungen zählte insbesondere die Musik. Nur die äußeren Verhältnisse hinderten sie daran, sich ganz der Kunst hinzugeben. Selbst als schon große Erfolge auf anderen Gebieten ihre Arbeit krönten, erkannte sie in der Musik das ihrer Neigung am meisten entsprechende Ideal. Als eine Veränderung der häuslichen Verhältnisse sie früh zwang, sich auf eigene Füße zu stellen, ergriff sie den Beruf, dem fortan ihr Lebenswerk gelten sollte und bestand Ostern 1886 ihr Lehrerinnenexamen.
Zu Michaelis kam Freese als Lehrerin an die Höhere Mädchenschule von Ida Hinckeldeyn in der Hüxstraße 60. Zehn Jahre später übernahm sie, nachdem sie ihr Oberlehrerinnenexamen bestand, als die Jüngste im Kollegium die Schule und verlegte sie in die Fleischhauerstraße 35. Seit der Einführung der Gewerbefreiheit 1867 hatte sich die Nutzung der Straße durch die Ansiedelung vieler Schulen grundlegend geändert.
Während der zwei Jahrzehnte andauernden Leitung ihrer Schule unterrichtete sie in den oberen Klassen und war stets Klassenlehrerin der ersten Klasse. So erwarb sie sich einen anwachsenden Anhängerkreis. Die abgesehen vom normalen Wachstum der Anstalt erste Vergrößerung erfolgte, als Amalie Dethloff 1900 ihre Schule aufgab. Die Aufgabe der Roquetteschen Schule hatte zuvor die Zahl der Schülerinnen nochmals beträchtlich wachsen lassen. Die Freesische Schule musste ihren Unterricht bereits in zwei Häusern der Straße erteilen.
Als die preußischen Bestimmungen für das höhere Mädchenschulwesen höhere Anforderungen an die innere und äußere Ausgestaltung stellten, brachte die Schulbehörde ihr Vertrauen in Fräulein Freese dadurch zum Ausdruck, dass sie ihr eine größere Subvention zur Verfügung stellte. Das vom Staat erbaute Schulhaus am Falkenplatz wurde ihr mietweise überlassen.
In Freeses letztem Schuljahr wurde die Schule von mehr als 400 Schülerinnen besucht.
Die rastlose Arbeit ging an Ida Fresse nicht spurlos vorüber. Zur Erholung ließ sie sich ein Blockhaus am Pönitzer See errichten. Am 16. Juli 1916 zog sie in das Sommerhaus ein und verstarb in der Nacht.
Ihr Kollegium schrieb in ihrem Nachruf: „Ihr Bild steht vor uns als das einer geradezu idealen Schulleiterin. Mit ehrfurchtsvoller Dankbarkeit gedenken wir ihrer besonderen Gabe der Leitung. Ihrer überlegenen Ruhe und Festigkeit, ihrer gewinnenden Freundlichkeit und Weitherzigkeit, ihrer freudigen Schaffenslust und ihrer auch im alltäglichem Schulwesen großzügigen Art. Ihre Persönlichkeit drückte der Schule den Stempel ihres feinen und weiten Geistes auf.“
Die Schule wurde 1920 verstaatlicht. Seine Bezeichnung wechselte von 1927 bis 1936 vom Lyzeum am Falkenplatz zum Oberlyzeum am Falkenplatz, nach dem Krieg zur Oberschule am Falkenplatz. 1959 hat man verbunden mit der Namensänderung in Thomas-Mann-Schule das heute noch genutzte Schulgebäude am neuen Standort unweit der Wallbrechtstraße bezogen. Ab 1967 erfolgte die Einführung der Koedukation in der Thomas-Mann-Schule.
Neubau
BearbeitenZu Beginn des Schuljahres 1914 wurde nach nur fünfmonatiger Bauzeit das auf dem Falkenplatz neu errichtete spätere Lyzeum am Falkenplatz übergeben. Die Wahl des Platzes hatte in der Bürgerschaft eine lebhafte Opposition gefunden. Die Bewohner der Hüxtertorvorstadt wünschten keine Bebauung des vorgeschlagenen Platzes. Nachdem am 13. November 1912 durch Rat- und Bürgerschluss der Bau eines Schulgebäudes für Freeses die höhere Mädchenschule beschlossen war, wurde nach langen Ringen der Bürgerschaft in der Sitzung vom 10. Februar 1913 der Falkenplatz zur Verfügung gestellt und in der Sitzung vom 21. April 1913 der Baudeputation ein Betrag vom 250.000 ℳ unter der Bedingung bewilligt, dass die für den Schulhof nicht verwendete nördliche und südliche Spitze des Falkenplatzes bis zur Errichtung eines Erweiterungsbaues als öffentliche Spielplätze erhalten bleiben.
Der Entwurf des ein Kellergeschoss, ein Erdgeschoß, zwei Stockwerke und ein Dachgeschoß aufweisenden Schulgebäudes stellte das städtische Bauamt her. Die Leitung der Ausführung oblag dem im gleichen Jahr Lübeck verlassenden Baurat Carl Mühlenpfordt. Das an der Straßenfluchtlinie der Falkenstraße gelegene Schulhaus wurde im Ziegelrohbau mit Ziegeldach ausgeführt.
Der Haupteingang, der morgens als Hauptzugang der Schule diente, befindet sich in der Falkenstraße. Bei beiden Treppenhäusern, sie waren besonders für den Verkehr zwischen Schult und Hof bestimmt, befinden sich weitere Nebeneingänge.
Wirkungsvoller als die Straßenfront mit den zahlreichen, in gleichmäßiger Reihenfolge angebrachten Fenstern der einzelnen Klassenzimmer präsentierte sich die Gartenseite des Gebäudes mit den hohen übereinanderliegenden Fenstern der Aula und der Turnhalle. Die dort angebrachten Terrakotten modellierte die heimische Firma Köhn & Hübscher, während die Modelle der Märchenfiguren an der Straßenfront von Firma Walter Zehle aus Hamburg stammten.
Von dem etwa 3534 m² großen Platz waren rund 2500 m² für den Schulhof reserviert. Für jedes Kind der Schule, die nach der eventuellen Erweiterung im Höchstfall 800 Kinder aufnehmen sollte, stände somit eine Fläche von 2,9 m² zur Verfügung.
Im Kellergeschoss, dass auch von der Turnhalle und dem Geräteraum in Anspruch genommen wurde, befanden sich die sonnig und luftig angelegte Wohnung des Hausmeisters, die Räume für Heizung und Kohle sowie die nicht getrennt vom Schulgebäude gelegten Aborte. Zur Vermeidung von Geruchsbelästigungen wurde für genügend Luftschächte Sorge getragen.
Die Turnhalle hatte zwei Zugänge und in etwa die Größe der der Ernestinenschule. Zudem war sie mit den für Schwedische Gymnastik erforderlichen Turngeräten ausgestattet. Um Zuschauern bei besonderen Gelegenheiten Platz zu bieten, waren hier in der Höhe des Erdgeschosses kleine Emporen geschaffen worden.
In den übrigen Stockwerken und im Dachgeschoss waren folgende Räume untergebracht:
- 15 Klassen à 40 Schülerinnen
- 1 Zeichensaal à 40 Schülerinnen
- 1 Handarbeitssaal à 40 Schülerinnen
- 1 Physikzimmer mit Vorbereitungsraum
- Aula
- 1 Lehrerinnenzimmer mit Garderobenschränkn
- 1 Zimmer für die Vorsteherin mit Wartezimmer
- Räume für die vorhandene Bibliothek und die Lehrmittel, sowie Toilettenräume
Zur Abhaltung des Zugwindes verwendete man Doppelfenster. Geheizt wurde mit der üblichen Niederdruckdampfheizung. Alle Klassen wurden mit elektrischer, durch Mattglasscheiben gedämpfter Beleuchtung versehen. Gasbeleuchtung war teilweise vorgesehen. Die in das Dach eingebauten Räume waren durch die Anwendung einer Eisenbetonkonstruktion ebenfalls feuersicher untergebracht. Die Treppen waren massiv auf einer Eisenbetonunterlage ausgeführt worden. Zur Schalldämpfung waren die Flure und einige Klassen mit Linoleum belegt worden.
Die die Höhe des 1. und 2. Obergeschosses einnehmende Aula wurde in dunklen Farbtönen gehalten. Sie erhielt zur Vermehrung der Sitzgelegenheit eine große Empore.
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Vorderfront
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Hinterfront
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Turnhalle
Dem Schulgebäude hätte sich zukünftig durch den Bau von weiteren fünf Klassen und einigen Lehrerzimmern vergrößern können.[1][2]
Literatur
Bearbeiten- Ina Freese †. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1915/16, Nr. 43, Ausgabe vom 23. Juli 1916, S. 177.
- Frl. Ina Freese †. In: Von Lübecks Türmen, 26. Jahrgang, Nr. 31, Ausgabe vom 29. Juli 1916, S. 212.
- Ina Freese †. In: Lübeckische Blätter, 58. Jahrgang, Nr. 31 vom 30. Juli 1916, S. 428–429.
Weblinks
BearbeitenReferenzen
Bearbeiten- ↑ Neubau der Freeseschen höheren Mädchenschule. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1913/14, S. 115–117.
- ↑ Neubau der Freeseschen höheren Mädchenschule. In: Von Lübecks Türmen, Nr. 10, 24. Jahrgang, Ausgabe vom 7. März 1914, S. 73.
Personendaten | |
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NAME | Freese, Ina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schulleiterin |
GEBURTSDATUM | 6. April 1868 |
GEBURTSORT | Lübeck |
STERBEDATUM | 17. Juli 1916 |
STERBEORT | Pönitz |