Indemini

Ortschaft im Tessin in der Schweiz

Indemini, im alpinlombardischen Ortsdialekt Indemen [inˈdeːmən],[1] ist eine Ortschaft in der Tessiner Gemeinde Gambarogno, Schweiz. Sie bildete bis zum 24. April 2010 eine selbständige politische Gemeinde.

Indemini
Wappen von Indemini
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Locarnow
Kreis: Kreis Gambarogno
Gemeinde: Gambarognoi2
Postleitzahl: 6571
Koordinaten: 707293 / 105725Koordinaten: 46° 5′ 40″ N, 8° 49′ 34″ O; CH1903: 707293 / 105725
Höhe: 950 m ü. M.
Fläche: 11,32 km²
Einwohner: 43 (31. Dezember 2008)
Einwohnerdichte: 4 Einw. pro km²
Website: www.gambarogno.ch
Indemini vom Monte Tamaro aus gesehen.
Indemini vom Monte Tamaro aus gesehen.
Karte
Indemini (Schweiz)
Indemini (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 24. März 2010
Indemini
Alpe di Neggia
Alpe di Neggia-Pass
Luftbild (1954)

Geographie

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Indemini liegt, von Locarno her gesehen, hinter dem Gambarogno auf 950 m ü. M. im sonst italienischen Valle Veddasca. Von Vira aus führt die Strasse von 190 m hinauf zur Alpe di Neggia auf 1395 m und danach wieder hinunter zum Dorf, das auf 950 m liegt. Dabei sind 37 Haarnadel- und 54 normale Kurven zu bewältigen. Der Talfluss, die Giona, fliesst bei Maccagno in den Lago Maggiore.

Geschichte

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Erste Erwähnungen findet das Dorf im Jahre 1213 als Indempno und 1260 als Indemine. Indemini wurde von den Eidgenossen erobert, da dessen Lage als erster Ort jenseits des St.-Anna-Passes strategisch wichtig war. Während sich die anderen Dörfer des Veddasca-Tals nach Luino und Maccagno orientierten, richtete sich Indemini nach der Eidgenossenschaft aus. Der Pass wurde im Mittelalter von Soldaten begehbar gemacht, fahrbar aber erst im 20. Jahrhundert.

Bereits 1800 und erneut während des Wiener Kongresses 1814/1815 versuchte das Tessin erfolglos, den Ort Indemini, «die abgelegenste Gemeinde der Schweiz», gegen den italienischen Ort Campione d’Italia einzutauschen. Das begehrte Tauschobjekt ist bis heute eine italienische Exklave am Ostufer des Luganersees, der vollständig vom schweizerischen Tessin umgeben ist.

Am 25. November 2007 wurde die Fusion der neun Gemeinden am Südufer des Lago Maggiore von acht Gemeinden gutgeheissen: Caviano, Contone, Gerra, Indemini, Magadino, Piazzogna, Sant’Abbondio und Vira fusionieren zur Gemeinde Gambarogno. Einzig San Nazzaro sprach sich gegen die Gemeindezusammenlegung aus. Gegen den Entscheid des Tessiner Grossen Rates, die Fusion trotzdem wie geplant durchzuführen, wurde beim Bundesgericht Beschwerde eingelegt. Nach deren Ablehnung trat die Fusion per 25. April 2010 in Kraft.

Indemini bildet aber nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde. Diese besitzt die Alpe Montóia[2] und 985,79 Hektaren Land. Die Bürgergemeinde ist für die Verwaltung ihrer Besitztümer verantwortlich. Die aktiven Bürgerfamilien sind: Pedroni und Donizetti.[3]

Blasonierung: In Grün ein neunmal Silber-Rot schrägrechts gestückter Faden, über dem eine goldene Mittagssonne aufgeht; unten gekreuzt eine Axt nach rechts und eine Heppe nach links in Silber mit goldenen Stielen.

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1591 1683 1801 1850 1900 1950 1970 2000[4] 2008
Einwohner ca. 200 376 287 409 340 206 64 39 43

In den frühen 1980er-Jahren war der Fortbestand Indeminis angesichts anhaltender Abwanderung gefährdet. Auswärtige Indeminesi waren nicht bereit, in ihre abgelegene Heimatgemeinde zurückzukehren. Dank einer gewissen Zuwanderung aus der Deutschschweiz zählt der Ort inzwischen wieder etwas über 40 Einwohner.

Heute ist das Dorf zur Hälfte italienisch- und zur Hälfte deutschsprachig (2002: je 49 % deutsch- und italienischsprachig).

Wirtschaft

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Indemini ist durch eine Postautolinie mit Vira (Gambarogno) und San Nazzaro verbunden.

Wichtige Erwerbszweige sind die Landwirtschaft, die Gastwirtschaft und das Kleingewerbe.

Innerorts gibt es nur wenige Arbeitsplätze.

Sehenswürdigkeiten

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Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[5]

  • Pfarrkirche San Bartolome[6]
  • Pfarrhaus (Bottega dell’artista), renoviert 2002[6]
  • Oratorium Madonna del Monte oder Sant’Anna (1342 m, ca. 1,5 km nordwestlich des Dorfes)[6]
  • Wohnhaus Casa du Pudastée, mit Fresko Santa Pietà di Cannobio[6]
  • Museo del Patriziato[7]
  • Verschiedene bäuerliche Wohnhäuser[6]
  • Verschiedene Betkapellen[6]
  • Zeichenstein und Schalenstein an der Grenze von Biegno der Gemeinde Maccagno con Pino e Veddasca (1160 m)[8]

Persönlichkeiten

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Literatur

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  • Giuseppe Gambonini: Indemini, 50 anni fa. In: Bollettino della Società Storica Locarnese. Nr. 4, Tipografia Pedrazzini, Locarno 2001, S. 111–116.
  • Virgilio Gilardoni: I monumenti d’arte e di storia del Canton Ticino, volume III: L’alto Verbano II. I circoli del Gambarogno e della Navegna. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 73). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1983, ISBN 3-7643-1500-8, S. 37–48.
  • Peter Knecht: Endstation Indemini: Bericht eines Aussteigers. Bottega „al Böcc“, Indemini 1987.
  • Simona Martinoli u. a.: Indemini. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007.
  • Urbano Pedroni, Stefano Vassere (Hrsg.): Repertorio toponomastico ticinese. I nomi di luogo dei comune del Cantone Ticino: Indemini. Band 26. Hrsg. vom Staatsarchiv des Kantons Tessin. Bellinzona 2009.
  • Adolph Schalk: Die Indemini-Story: neue Impulse am Ende der Welt. Arlecchino-Verlag, Indemini 1983.
  • Graziano Tarilli: Indemini. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Januar 2017.
  • Celestino Trezzini: Indemini. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 4: Hoescheller – Jestetten. Attinger, Neuenburg 1927, S. 343 (Digitalisat).
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Commons: Indemini – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 460.
  2. Alpe Montoia. In: lunasole.ch/wp-content/uploads, abgerufen am 20. Juli 2024 (deutsch, italienisch; mit Fotos).
  3. Patriziato di Inemini (italienisch) auf ti.ch/di/sel/patriziati
  4. Graziano Tarilli: Indemini. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Januar 2017, abgerufen am 4. Februar 2020.
  5. Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung (Memento vom 10. Juli 2018 im Internet Archive), Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
  6. a b c d e f Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 155. 156.
  7. Museo Patriziale (mit Foto) (italienisch) auf ticino.ch/it/commons
  8. Franco Binda: Il mistero delle incisioni. Locarno 2013, S. 66–67.
  9. Gianfranco Domenighetti (Memento vom 29. April 2016 im Internet Archive) (italienisch) in search.usi.ch (abgerufen am 29. April 2016.)
  10. Gianfranco Domenighetti (mit Fotos) (italienisch) auf gianfrancodomenighetti.ch
  11. Guido Domenighetti (Memento vom 11. November 2014 im Internet Archive) auf eoc.ch/Dettagli (abgerufen am 29. April 2016.)