Innovationskraftwerk Dresden-Reick
Das Innovationskraftwerk Dresden-Reick (bis 2015 Heizkraftwerk Dresden-Reick) ist ein von der SachsenEnergie AG betriebenes Heizkraftwerk im Dresdner Stadtteil Reick. Die Anlage besteht primär aus dem Heizkraftwerk, das mit Erdgas oder leichtem Heizöl betrieben wird, mehreren Wärmespeichern sowie einer Photovoltaikanlage und daran angeschlossen einem elektrischen Batteriespeicher. In direkter Nachbarschaft befindet sich die ehemalige Gasanstalt Dresden-Reick mit den weithin sichtbaren Gasometern.
Innovationskraftwerk Dresden-Reick | |||
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Heizkraftwerk Dresden-Reick, 1981 | |||
Lage
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Koordinaten | 51° 1′ 28″ N, 13° 47′ 3″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Daten
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Typ | Heizkraftwerk Photovoltaik | ||
Primärenergie | Fossile Energie, Photovoltaik | ||
Brennstoff | Erdgas, Heizöl | ||
Leistung | 2 MW elektrisch 266 MW thermisch | ||
Eigentümer | SachsenEnergie AG | ||
Betriebsaufnahme | 09.10.1976[1] | ||
Schornsteinhöhe | 2 × 50, 1 × 40 m | ||
Website | sachsenenergie.de |
Geschichte
BearbeitenDas Heizkraftwerk wurde von 1972 bis 1976 im Zusammenhang mit dem Bau der Plattenbausiedlung in Prohlis errichtet, bei dem in kürzester Zeit 10.000 neue Wohnungen entstanden. Auch die neuen Plattenbausiedlungen in Leuben mit rund 3.500 Wohnungen sollten von hier aus mit Fernwärme versorgt werden. Das Reicker Heizkraftwerk ging am 9. Oktober 1976 in Betrieb.[1][2]
Umbaumaßnahmen und Sanierungen fanden 1986, 1992, 1996, 2005, 2008 und 2017 statt. Der letzte und bisher größte Umbau 2017 bestand aus dem Bau von zwei neuen Schornsteinen, dem Abriss alter Schornsteine und dem Bau neuer Wärmespeicher. Insgesamt werden dafür acht Millionen Euro ausgegeben.
Neubau Gasmotoren-Heizkraftwerk
Bearbeiten2019 wurde im nordwestlichen Bereich mit dem Bau eines Gasmotoren-Heizkraftwerkes begonnen. Dieses wird über insgesamt 8 Motoren vom Typ Wärtsilä 31SG mit einer thermischen Leistung von insgesamt 84 MW sowie einer elektrischen Leistung von 90 MW verfügen. Damit soll im Sommer in Zeiten geringen Wärmebedarfs das Dresdner Fernwärme-Netz ausschließlich versorgt werden, was die Niedriglastzeiten des Kraftwerkes Nossener Brücke reduzieren soll. Weiterhin beabsichtigt die Drewag aufgrund der hohen Flexibilität der Anlage am Day-Ahead- und Intraday-Handel teilzunehmen. Die Bereitstellung von Sekundärregelleistung ist ebenfalls möglich, da die Motoren bereits 30 Sekunden nach Start elektrische Energie einspeisen können.[3]
Eine weitere Besonderheit ist die geplante Schwarzstartfähigkeit des Kraftwerkes. Bei einem großflächigen Stromausfall wird sich dieses Kraftwerk ohne Stromzufuhr von außen wieder in Betrieb nehmen lassen. Dazu werden eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung für die Hilfsaggregate installiert und zwei der Motoren mit Druckluftanlassern ausgestattet.[3]
Die Fertigstellung des neuen Kraftwerks durch die finnische Firma Wärtsilä ist für 2021 geplant. Die Baukosten werden auf 95 Millionen Euro veranschlagt.[4]
Ausstattung
BearbeitenInnovationskraftwerk
BearbeitenDie Umbenennung von Heizkraftwerk Dresden-Reick zu Innovationskraftwerk Dresden-Reick erfolgte mit der Verleihung des VKU-Innovationspreises 2015.[5] Diese Umbenennung soll den innovativen Charakter der Anlage widerspiegeln. Dabei geht es um die Verbindung von konventioneller und regenerativer Energieerzeugung sowie der Speicherung von Wärme und elektrischer Energie.
Vier Projekte sind dafür maßgeblich:
Wärmespeicheranlage
BearbeitenEine Zwischenspeicherung der im Heizkraftwerk erzeugten Wärme ist in den freistehenden Wärmespeichern möglich. Diese lassen sich in zwei Ausbaustufen unterscheiden.
Zwischen 1984 und 1986 wurden 40 Behälter mit je 165 m³ Volumen erbaut. Dies entspricht bei 80 K Spreizung einer Speicherkapazität von 600 MWh. Jeweils zehn Behälter sind in Reihe geschaltet.
In den Jahren 2017 und 2018 kamen 20 weitere Behälter mit einem Volumen von jeweils 390 m³ dazu. Die Kapazität wird hier bei 55 K Spreizung mit 490 MWh beziffert. In dieser Anlage sind jeweils 5 Behälter in Reihe geschaltet.[6]
Kraft-Wärme-Koppelanlage
BearbeitenDas Heizkraftwerk Dresden-Reick erzeugt mittels zwei jeweils 116 MW starken Heißwassererzeugern und zwei Dampferzeugern sowie einem Dampf-Heißwasser-Umformer Wärme für die Versorgung des Dresdner Fernwärmenetzes. Mittels einer Dampfturbine kann zusätzlich auch Strom erzeugt werden.[6]
Photovoltaikanlage
BearbeitenIm Jahr 2014 wurde südöstlich des Hauptgebäudes eine Photovoltaikanlage errichtet. Diese besteht aus 4080 Solarmodulen mit einer Gesamtfläche von rund 5000 m². Die installierte Leistung beträgt 813 kWp, die Wechselstrom-Leistung der Wechselrichter 600 kW. Die Module sind für eine gleichmäßigere Leistungsverteilung über den Tag hinweg in Ost-West-Ausrichtung aufgestellt und um 21° geneigt. Optimal wären 30° gewesen, was aber aufgrund der Blendgefahr für die nahe gelegene Eisenbahntrasse abgelehnt wurde. Vorrangig deckt die Anlage den Eigenbedarf des Kraftwerkes. Überschüsse werden an der Strombörse vermarktet.[1][7][6]
Batteriespeicheranlage
BearbeitenEine Batteriespeicheranlage wurde im März 2015 in Betrieb genommen. Die installierte Kapazität beträgt 2,7 MWh, die maximale Leistung 2 MW. Der Speicher stellt dabei Primärregelleistung zur Verfügung, indem es entsprechend der gemessenen Netzfrequenz Strom aus dem Netz entnimmt beziehungsweise einspeist. Der Speicher ist der erste seiner Art in Sachsen.[6]
Leitstelle
BearbeitenDie Leitstelle beziehungsweise Warte des Kraftwerkes Reick besteht aus vier modernen Arbeitsplätzen. Davon dienen zwei Plätze der Drewag zur Überwachung und Steuerung des Kraftwerkes in Reick und des Heizkraftwerkes Dresden-Nord sowie zwei Plätze der Enso zur Überwachung mehrerer regenerativer Kraftwerke in Ostsachsen.
Schornsteine
BearbeitenDer 2008 bis 2011 sanierte Schornstein des Kraftwerks war mit 200 Metern Höhe das nach dem Fernsehturm zweithöchste Bauwerk Dresdens. Er wurde vom September 2017 bis Juni 2018 rückgebaut. Grund des Schornsteinrückbaues war, dass die Kraftwerksanlage mindestens acht Stunden täglich in Betrieb sein musste, um Durchfeuchtungsschäden des überdimensionierten Schornsteins zu vermeiden, sowie die hohen Instandhaltungskosten.[8][9][10]
Diesen Schornstein ersetzen zwei kleinere, fast 50 Meter hohe Stahlschornsteine.
Ein weiterer, 1976 erbauter und circa 40 m hoher Backsteinschornstein ist noch heute in Betrieb und dient der Rauchgasabführung der im Kraftwerk installierten zwei Dampferzeuger. Er wurde mit einer Edelstahlauskleidung nachgerüstet, um die Rauchgasverluste weiter zu senken.
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Der Schornstein war zweithöchstes Bauwerk Dresdens nach dem Fernsehturm. (30. Juni 2017)
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Vorbereitung des Abrisses, Kleinbagger mit einem Presslufthammer steht auf der Fahrstuhlbühne (23. August 2017)
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Aufgesetzter ferngesteuerten Spinnenbagger mit Presslufthammer (29. November 2017)
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Nahaufnahme des ferngesteuerten Spinnenbaggers mit Presslufthammer (29. November 2017)
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Ab ca. 50 Meter kam eine sechs Tonnen schwere Abbruchzange an einem Kranausleger zum Einsatz, was aber zu viel Zeit kostete (24. März 2018)
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Arbeit der Abbruchzange (24. März 2018)
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Spinnenkran an einem Kranausleger für die letzten Meter, daneben die zwei neuen 50 Meter hohen Schornsteine (18. Juni 2018)
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Nahaufnahme des ferngesteuerten Spinnenbaggers (18. Juni 2018)
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c DREWAG - Stadtwerke Dresden GmbH (Hrsg.): Innovationskraftwerk Dresden-Reick. August 2016.
- ↑ Dietmar Sehn: Aus Luben wurde Leuben. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch. Nr. 6. DZA, Altenburg 2000, S. 74.
- ↑ a b Die neue Gasmotorenanlage der DREWAG im HKW Reick. (PDF) Wärtsilä, Mai 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
- ↑ Neues Kraftwerk: Baustart noch dieses Jahr. Sächsische Zeitung, 27. August 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
- ↑ Innovationspreis | VKU-Innovationspreis | Veranstaltungen | Verband | Verband kommunaler Unternehmen e.V. Abgerufen am 25. November 2020.
- ↑ a b c d DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH (Hrsg.): Herzlich willkommen im Innovationskraftwerk Dresden-Reick (Präsentation). Dresden 20. Dezember 2019.
- ↑ DREWAG baut zweite große Photovoltaikanlage in Reick. 3. Juni 2014, abgerufen am 19. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Sächsische Zeitung - 25./26. März 2017 - Aus der Landeshauptstadt - Seite 23 - Ausgabe Sebnitz
- ↑ Annechristin Bonß: Der Rest von Dresdens höchstem Schornstein in Sächsische Zeitung vom 29. März 2018 [1]
- ↑ Der Schornstein in Reick verschwindet bis April. dnn.de, 30. März 2018.