Isaak Abelin

Schweizer Chemiker, Pharmazeut und Hochschullehrer

Isaak Abelin (* 6. Februar 1883 in Witebsk oder Moskau; † 25. April 1965 in Bern; heimatberechtigt seit 1918 in Bern) war ein Schweizer Physiologe, Pharmazeut und Hochschullehrer.

Zur Herkunft und schulischen Ausbildung von Isaak Abelin liegen keine Hinweise vor. Nach seiner Geburt im heutigen Belarus begann er dort eine Ausbildung zum Apotheker und legte 1904 eine Apothekergehilfenprüfung an der Universität Odessa ab. Er kam 1904 in die Schweiz und immatrikulierte sich später zu einem Studium der Chemie an der Universität Bern; er hörte unter anderem Vorlesungen bei Stanislaw Kostanecki. 1910 promovierte er mit seiner Dissertation Ueber einige Derivate des 5-Methoxy-2-Styryl-Cumarons zum Dr. phil. und war darauf[1] bis 1918 als Assistent, unter anderem bei Emil Bürgi[2], am Medizinisch-Chemischen, am Pharmakologischen und am Physiologischen Institut[3] in Bern tätig; 1914 habilitierte er sich als Privatdozent für anorganische Chemie.[4] 1922 schloss er ein Medizinstudium in Bern mit seiner Promotion Ueber die spezifisch dynamische Wirkung der Eiweisskörper ab, habilitierte sich 1924 für Physiologie und erhielt 1925 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bern einen Lehrauftrag für Biochemie und Ernährungslehre.[5]

1927 wurde er ausserordentlicher[6] und 1943[7] ordentlicher Professor der Ernährungslehre und der allgemeinen Physiologie an der Universität Bern; mit Ernennung zum ordentlichen Professor durch den Regierungsrat erhielt er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Medizinische Chemie.[8]

Er beschäftigte sich 1928 mit der Erforschung von Brot als Lebensmittel und dessen Auswirkungen.[9] Seine Publikation Zur Brotfrage von 1937 führte zu mehreren Gegendarstellungen.[10][11] Er hielt auch einige öffentliche Vorträge zu Ernährungsfragen[12] und veröffentlichte unter anderem in der Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift (siehe Swiss Medical Weekly)[13][14] und in der Zeitschrift für Vitaminforschung.[15]

Er verfasste unter anderem 1944 eine Einführung in die experimentelle chemische Physiologie, 1952 Spezielle klinisch-chemische Methoden und 1960 Hormone (mit 144 Abbildungen und 88 Tabellen).

1946 wurde er Leiter des Instituts für medizinische Chemie[16], das 1950 in ein neues Gebäude umzog;[17][18] drei grosse Forschungsthemen prägten seine Tätigkeit am rasch wachsenden Medizinisch-Chemischen Institut: Ernährung, Hormone und Klinische Chemie.[19] 1953 trat er von seinem Amt als Institutsdirektor zurück; sein Nachfolger wurde Hugo Aebi (1921–1983).[20][21][22]

Er wurde 1948 zum Mitglied der Medizinalprüfungskommission gewählt; 1955 trat er zurück.[23][24]

1954 emeritierte er als Ordinarius für Physiologische Chemie.

In den 1950er Jahren beschäftigte er sich mit der Erforschung der Milch.[25]

Er rief 1952, nach dem Tod des Unternehmers Albert Wander, die Stiftung Dr.-Albert-Wander-Gedenkvorlesung ins Leben, die alle zwei Jahre einen wissenschaftlichen Vortrag durchführte.[26][27][28]

Nach Isaak Abelin ist die Abelinsche Reaktion[29] zum Nachweis von Salvarsan in Blut und Harn benannt.

1911 heiratete er Sarah Machla (geb. Rosenblatt; * 1876; † 29. März 1951 in Bern)[30], Dr. phil. aus Lublin.[31]

Der Stadtrat der Stadt Bern erteilte ihm 1918 die Heimatberechtigung.[32]

Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Bern beigesetzt.[33]

Mitgliedschaften

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Isaak Abelin war Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften, unter anderem wurde er 1937 von der Wiener Biologischen Gesellschaft zum korrespondierenden Mitglied ernannt.[34]

1957 ernannte ihn der Schweizerische Verein für Physiologie, Pharmakologie und Physiologische Chemie zum Ehrenmitglied[35], und 1958 wurde er durch die Schweizerische Gesellschaft für Klinische Chemie[36] zum ersten Ehrenmitglied ernannt.

Schriften (Auswahl)

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  • Ueber einige Derivate des 5-Methoxy-2-Styryl-Cumarons. Bern 1910.
  • Über eine neue Methode, das Salvarsan nachzuweisen. In: Münchener medizinische Wochenschrift. 58. Jahrgang, I. Hälfte. 1911, S. 1002–1003 (Digitalisat)
  • Ueber die spezifisch dynamische Wirkung der Eiweisskörper. 1922.
  • Das Brot und die Brotforschung. In: Der Bund. 13. August 1931, S. 8 (Digitalisat).
  • Zur Brotfrage: Was ergibt die Forschung an der Universität Bern? In: Der Bund. 8. Oktober 1937, S. 1–2 (Digitalisat).
  • Alkohol und Ernährung. 1939.
  • Ueber einige Ernährungsfragen der Gegenwart. 1942.
  • Rudolf Signer; Hugo Theorell; Isaak Abelin, Eduard Glanzmann: Zur Chemie, Physiologie und Pathologie des Eiweißes. Bern 1944.[37]
  • Einführung in die experimentelle chemische Physiologie. 1944.[38]
  • Spezielle klinisch-chemische Methoden. 1952.
  • Hormone. 1960.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Letzte Nachrichten: Berner Regierungsrats-Verhandlungen. In: Der Bund. 15. Oktober 1910, abgerufen am 15. September 2024.
  2. Abschiedsvorlesung von Professor Bürgi. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 20. Juli 1944, abgerufen am 15. September 2024.
  3. Stadt Bern. Hochschule. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 16. April 1918, abgerufen am 15. September 2024.
  4. Stadt Bern. Universität. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern. 9. November 1914, abgerufen am 15. September 2024.
  5. Aus dem Berner Rathaus. Hochschule. In: Der Bund. Zweites Blatt, 6. Februar 1925, abgerufen am 15. September 2024.
  6. Verhandlungen des Regierungsrates. In: Berner Tagwacht. 23. August 1927, abgerufen am 15. September 2024.
  7. Aus dem Regierungsrat. Universität. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 22. September 1943, abgerufen am 15. September 2024.
  8. Prof. Dr. I. Abelin. In: Der Bund. Morgen-Ausgabe, 24. September 1943, abgerufen am 15. September 2024.
  9. W. Rytz: Das Brot und die Brotfrage. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 15. November 1928, abgerufen am 15. September 2024.
  10. Zur Brotfrage. Eine Erwiderung auf die Einsendung von Prof. Dr. J. Abelin. In: Der Bund. Morgen-Ausgabe, 22. Oktober 1937, abgerufen am 15. September 2024.
  11. Zur Brotfrage. Erwiderung auf den Artikel von Prof. Dr. I. Abelin im «Bund» Nr. 470. In: Der Bund. Sonntags-Ausgabe, 12. Dezember 1937, abgerufen am 15. September 2024.
  12. Was die Woche bringt. Freitag. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 18. November 1938, abgerufen am 15. September 2024.
  13. Kleine Zeitung. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 19. März 1943, abgerufen am 15. September 2024.
  14. Alkoholgefahr bei Unterernährung. In: Die Gewerkschaft. 6. Mai 1943, abgerufen am 15. September 2024.
  15. Gute Erfahrung mit kriegsbedingten Mischbroten. In: Der Bund. Abend-Ausgabe, 19. Juli 1943, abgerufen am 15. September 2024.
  16. Zum Neubau des Medizinisch-Chemischen Instituts der Universität Bern. In: Der Bund. Abendausgabe, 28. Juni 1946, abgerufen am 15. September 2024.
  17. Berner Universitäts-Projekte. In: Zürcher Oberländer. Zweites Blatt, 14. August 1950, abgerufen am 15. September 2024.
  18. Das neue Medizinisch-chemische Institut der Universität Bern. In: Der Bund. Morgenausgabe, 14. Dezember 1950, abgerufen am 15. September 2024.
  19. Ernährung und Hormone. In: Der Bund. 8. Oktober 1976, abgerufen am 15. September 2024.
  20. Urs Boschung: Hugo Aebi. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 6. März 2001, abgerufen am 15. September 2024.
  21. Bern. Rücktritte an der Universität. In: Neue Zürcher Zeitung. Abendausgabe, 25. Februar 1953, abgerufen am 15. September 2024.
  22. Prof. Dr. Hugo Aebi der neue Direktor des medizinisch-chemischen Instituts in Bern. In: Der Bund. Morgenausgabe, 15. Juli 1954, abgerufen am 15. September 2024.
  23. Aus dem Bundesrat. Medizinalprüfungskommission. In: Neue Zürcher Nachrichten. 24. Juli 1948, abgerufen am 15. September 2024.
  24. Eidg. Medizinalprüfungskommission. In: Der Bund. Abendausgabe, 19. August 1955, abgerufen am 15. September 2024.
  25. Milch – Urnährstoff der Zelle. Milch ist weißes Blut. In: Der Bund. Morgenausgabe, 8. März 1954, abgerufen am 15. September 2024.
  26. Zweite Dr.-Albert-Wander-Gedenkvorlesung. In: Der Bund. Morgenausgabe, 15. November 1954, abgerufen am 15. September 2024.
  27. Stadt Bern. Sulfonamide und Biologie. In: Der Bund. Morgenausgabe, 19. November 1956, abgerufen am 15. September 2024.
  28. Stadt Bern. Dr.-Albert-Wander-Gedenkvorlesung. In: Berner Tagwacht. 17. November 1958, abgerufen am 15. September 2024.
  29. Hans Bergmann, Bodo Spiethoff: Arsenspeicherung und -ausscheidung nach Einverleibung von Salvarsanserum- und Salvarsanwasserlösungen: Inaugural-Dissertation. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-42360-8 (google.de [abgerufen am 15. September 2024]).
  30. Todesanzeige. In: Der Bund. Sonntagausgabe, 1. April 1951, abgerufen am 15. September 2024.
  31. Zivilstand der Stadt Bern. In: Der Bund. Abendblatt, 23. Februar 1911, abgerufen am 15. September 2024.
  32. Die stadträtliche Einbürgerungskommission. In: Berner Tagwacht. 6. Juli 1922, abgerufen am 15. September 2024.
  33. Todesanzeige. In: Neue Zürcher Zeitung. Abendausgabe, 27. April 1965, abgerufen am 15. September 2024.
  34. Hochschule. In: Der Bund. Ausgabe 02, 16. Februar 1937, abgerufen am 15. September 2024.
  35. Wir notieren … In: Der Bund. Abendausgabe, 19. Dezember 1957, abgerufen am 15. September 2024.
  36. Schweizerische Gesellschaft für Klinische Chemie. Abgerufen am 15. September 2024.
  37. Ein Muster von Gemeinschaftsarbeit in der Naturwissenschaft. In: Die Tat. 3. Juni 1944, abgerufen am 15. September 2024.
  38. Naturwissenschaften. In: Neue Zürcher Zeitung. Morgenausgabe, 2. Dezember 1944, abgerufen am 15. September 2024.