Istār
arabisches Maß im Feingewicht
Istār (arabisch إستار) war ein arabisches Feingewichtsmaß mit einem metrischen Gewicht von etwas unter 20 Gramm. Der Name geht wahrscheinlich auf den Stēr zurück, eine im Sassanidenreich gebräuchliche Vier-Drachmen-Münze, die dem griechischen Stater entsprach.[1] Davon abgeleitet, wurde Istār im Arabischen auch allgemein zum Ausdruck einer Vierheit verwendet.[2]
Als Gewichtseinheit wurde das Istār nach zwei verschiedenen Ansätzen bestimmt:
- Zum einen gab es den medizinischen Istār, bei dem galt 1 Istār = 6 Dirham + 2 Dāniq = 4 Mithqāl.[3] In dieser Weise definierten zum Beispiel Ibn Sinā[4] und az-Zahrāwī[5] den Istār. Die Gleichung geht allerdings nur dann auf, wenn der Münz-Dirham und der Mithāl maiyāl zugrunde gelegt wird. Ins metrische System umgerechnet, ergibt dieser medizinische Istār ein Gewicht von 18,88 Gramm.[6]
- Zum anderen gab es den Handels-Istār, bei dem galt: 1 Istār = 6 ½ Dirham = 4 ½ Mithqāl.[7] Diesen Istār legt auch der hanafitische Gelehrte Ibn ʿĀbidīn in seinem Werk Radd al-muḥtār zugrunde.[8] Die Gleichung geht nur dann auf, wenn der Münz-Dirham und der alte Mithqāl zugrunde gelegt werden.[9] Bei dieser Definition wird der Istār auch 1/40 Mann und 1/20 Ratl gleichgesetzt.[10] Die Relation 1 Istār = 1/40 Mann wird schon in der Enzyklopädie Mafātīḥ al-ʿulūm von al-Chwārazmī (10. Jh.) genannt.[11] Die Gleichung 1 Istār = 1/20 Ratl funktioniert beim Handels-Istār nur, wenn der Bagdader Ratl à 130 Dirham zugrunde gelegt wird. Ins metrische System umgerechnet, ergibt der Handels-Istār ein Gewicht von 19,125 Gramm.[12]
Literatur
Bearbeiten- Walther Hinz: Islamische Masse und Gewichte: umgerechnet ins Metrische System. E.J. Brill, Leiden/Köln 1970. S. 15.
- Cengiz Kallek: „İstâr“ in Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Ansiklopedisi Bd. XXIII, S 310c-311. Digitalisat
- M. H. Sauvaire: „Matériaux pour servir à l'histoire de la numismatique et de la métrologie musulmanes“ in Journal Asiatique IV (1884) 368–445. Hier S. 375–380. Digitalisat
- E. v. Zambaur: „Istār“ in Enzyklopaedie des Islam Brill, Leiden, 1913–1936. Bd. II, S. 599b.
- Mohammad Reżā Nāǧī: „Istār“ in Dāʾirat-i maʿārif-i buzurg-i islāmī. Markaz-i Dāʾirat al-Maʿārif-i Buzurg-i Islāmī, Teheran, 1988ff. Bd. VIII, S. 145. Digitalisat
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Nāǧī: "Istār" in DMBI. Bd. VIII, S. 145a.
- ↑ al-Ǧawāliqī: al-Muʿarrab min kalām al-aʿǧamī ʿalā ḥurūf al-muʿǧam. Ed. F. ʿAbd ar-Raḥīm. Dār al-Qalam, Damaskus, 1990. S. 151f. Digitalisat
- ↑ Zambaur: "Istār" in EI1 Bd. II, S. 599b.
- ↑ Nāǧī: "Istār" in DMBI. Bd. VIII, S. 145a.
- ↑ Sauvaire: Matériaux. 1884, S. 375.
- ↑ Zambaur: "Istār" in EI1 Bd. II, S. 599b.
- ↑ Zambaur: "Istār" in EI1 Bd. II, S. 599b.
- ↑ Ibn ʿĀbidīn: Radd al-muḥtār ʿalā Durr al-muḫtār. Ed. ʿĀdil Aḥmad ʿAbd al-Mauǧūd und ʿAlī Muḥammad Muʿauwiḍ. Dār ʿĀlam al-kutub, Riyad, 2003. Bd. III, S. 320. Digitalisat.
- ↑ Zambaur: "Istār" in EI1 Bd. II, S. 599b.
- ↑ Sauvaire: Matériaux. 1884, S. 378f.
- ↑ Abū-ʿAbdallāh Muḥammad Ibn-Aḥmad al-Ḫwārazmī: Kitāb Mafātīḥ al-ʿulūm. Ed. Gerlof van Vloten. Brill, Leiden, 1895. S. 14f. Digitalisat
- ↑ Zambaur: "Istār" in EI1 Bd. II, S. 599b.