Jüdische Gemeinde Angenrod
Eine Jüdische Gemeinde in Angenrod, einem Stadtteil von Alsfeld im Vogelsbergkreis in Hessen, ist seit 1736 nachgewiesen. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts werden die Juden Falck und Isaac genannt. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde endete 1942 mit der Deportation der letzten acht jüdischen Einwohnern.
Geschichte
BearbeitenEine starke Zuwanderung jüdischer Einwohner erfolgte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als von Fürstabt Bernhard Gustav von Baden-Durlach die Juden aus seinem Herrschaftsbereich ausgewiesen wurden. Die Grundherren, die Familie derer von Nodung, erlaubte ihre Ansiedlung in Angenrod als Schutzjuden. Die Juden, die Schutzgeld zahlen mussten, konnten kleine Häuser bauen und ernährten sich durch den Warenhandel. Sie wohnten im Bereich der jetzigen Judengasse, der von den Einheimischen ab dem 19. Jahrhundert Neu-Jerusalem genannt wurde.
Synagoge
BearbeitenIm Jahr 1797 wurde die neu errichtete Synagoge, auf dem Gelände des Hofguts, eingeweiht. Sie war 13 Meter breit und 7,50 Meter breit. Sie war in Fachwerkbauweise errichtet und bot den 12 jüdischen Familien ausreichend Platz. An die Synagoge war die Wohnung des Rabbiners angebaut. Die Synagoge wurde 1961 abgebrochen und an deren Stelle ein Gefrierhaus errichtet.
Nationalsozialistische Verfolgung
BearbeitenNach 1933 sind viele jüdische Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen oder ausgewandert.
Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 41 in Angenrod geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]
Friedhof
BearbeitenGemeindeentwicklung
BearbeitenJahr | Gemeindemitglieder | in % der Gesamteinwohnerschaft | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
um 1800 | 12 Familien | |||||||
um 1830/40 | ca. 170 Personen | 1837 | 179 Personen | 1861 | 247 Personen | 41,94 % der Einwohner | ||
1895 | 132 Personen | |||||||
1905 | 129 Personen | ca. 25 % der Einwohner | ||||||
1910 | 109 Personen | |||||||
1925 | 70 Personen | |||||||
1932/33 | ca. 60 Personen | |||||||
1939 | 7 Personen |
Literatur
Bearbeiten- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 1: Aach – Groß-Bieberau. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2 (Online-Ausgabe).
- Ingfried Stahl: Die Israelitische Religionsgemeinde Angenrod. Alsfeld 2007 (Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, Heft 1, Juni 2007), ISBN 978-3-927284-43-2.
- Ingfried Stahl: Opfer des NS-Regimes – Angenrods letzte Israeliten, Etabliert seit 1736 : Die Israelitische Religionsgemeinde Angenrod. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen. 95. Band. Gießen 2010, S. 183 und 263.
- Ingfried Stahl: Opfer der NS-Ideologie – Angenrods letzte Israeliten. Die Israelitische Religionsgemeinde Angenrod (1736–1942). Selbstgestaltete erweiterte Dokumentation auf Bais des offiziellen Textbeitrags in den Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, 95. Band. Gießen 2010, S. 183 und 263. 2012. ISBN 978-3-00-037437-1. http://d-nb.info/103298127X.
Weblinks
Bearbeiten- Jüdische Gemeinde Angerod bei Alemannia Judaica (mit vielen Fotos)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 7. Oktober 2012.
- ↑ nach Alicke, Bd. 1, Spalte 119