Jakob Wentzel (* in Magdeburg; † 1693[1]) war ein deutscher Glockengießer im 17. Jahrhundert.
Leben
BearbeitenWentzel, auch andere Schreibweisen wie Jacob Wentzel und Jakob Wenzel sind geläufig, wirkte in Magdeburg, wo er im März 1665 das Bürgerrecht erwarb. Es wird angenommen, dass er der Geschäftsnachfolger von Schreiber und Müller war. 1678 kaufte er für 1500 Taler das Haus Zum goldenen Stück, Dreienbrezelstraße 14 und führte hier eine Gießhütte.[2] Da es sich um ein Brauhaus handelte, war er auch Mitglied der Brauerinnung. Ab 1686 betrieb Wentzel im Kuriengarten des Domherren Baron von Schweinitz, Breiter Weg 8[3], eine Gießhütte, für die er acht Taler im Jahr zahlte.[4] Zumindest ab 1688 war er Eigentümer des Hauses Zur Jagd am Magdeburger Breiten Weg.
Wentzel war verheiratet.[5] Es wird vermutet, dass der 1654 geborene Johann Gottfried Wentzel sein Sohn war und nach dem Tod des Vaters die Geschäftsnachfolge antrat.[6] 1694 veräußerten seine Erben das Haus Zum goldenen Stück[7].
Werke
BearbeitenFolgende Werke Wentzels sind bekannt:
Jahr | Ort | Name | Bild | Gewicht in kg | Durchmesser in mm | Nominal | Bemerkung |
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1666 | St. Laurentius in Carsdorf | ||||||
1666 | Jüdendorf | ||||||
1666 | Leiha | ||||||
1666 | Dorfkirche Möckerling in Möckerling | ||||||
1666 | St. Georg in Nebra (Unstrut) | zwei Glocken | |||||
1666 | Stöbnitz | im Inventar fälschlich unter Hans Wenzel geführt | |||||
1666 | Unterteutschenthal | ||||||
1667 | Borne | ||||||
1667 | Sachau | ||||||
1668 | Egeln | ||||||
1669 | Dorfkirche Kläden in Kläden | ||||||
1670 | St. Andreas in Brandenstein | ||||||
1670 | St.-Johannis in Magdeburg | Festglocke | 6500 | 2172 | g0 | Neuguss der 1667 bei einem Trauergeläut für die verstorbene Kurfürstin von Brandenburg gesprungenen Glocke | |
1670 | Sankt-Jakobi-Kirche in Magdeburg | ||||||
1670 | Dorfkirche Sachau in Sachau[8] | ||||||
1671 | Sankt-Jakobi-Kirche in Schönebeck (Elbe) | ||||||
1671 | Wellen | ||||||
1671 | Sankt-Marien-Kirche in Wernigerode | zwei Glocken | |||||
1673 | St. Lambertus in Osterweddingen | ||||||
1674 | Marktkirche Unser Lieben Frauen in Halle (Saale) | Große Glocke | 3001 | 1740 | a'0 | zwei Glocken | |
1674 | Groß Schierstedt | ||||||
1674 | Uichteritz | ||||||
1675 | Felgeleben | ||||||
1675 | Gröningen | ||||||
1675 | Dorfkirche Markwerben in Markwerben | zwei Glocken | |||||
1675 | Uichteritz | nach amtlichen Listen stammt die Glocke, die keinen Gießernamen trägt, aus Erfurt | |||||
1675 | Stadtkirche St. Marien in Weißenfels | ||||||
1676 | Kleinalsleben | ||||||
1676 | Mammendorf | ||||||
1677 | Stadtkirche Bismark in Bismark (Altmark) | zwei Glocken | |||||
1677 | Sankt-Margaretha-Kirche in Borne[9] | ||||||
1677 | Ermsleben | nach anderen Angaben stammt sie von 1673 | |||||
1677 | Dorfkirche Steinitz in Steinitz[10] | 920[11] | |||||
1678 | Sankt-Johannis-Kirche in Magdeburg | ||||||
1683 | ursprünglich Heilig-Geist-Kirche, heute Wallonerkirche in Magdeburg | Telemannglocke[12] | 595 | 990 | Auf der Glocke wird inschriftlich Heinrich Telemann, der Vater Georg Philipp Telemanns, erwähnt. Überstand den Zweiten Weltkrieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof. Glocke ist beschädigt, steht seit 1983 nicht läutend in der Wallonerkirche. | ||
1683 | Plötzkau | ||||||
1683 | Wehrstedt | ||||||
1685 | Glockenturm des Alten Berliner Doms, ab 1906 Berliner Dom[13] | Brandenburger | 2062 | 1470 | 1685 vor dem Spandauer Tor aus einer zuvor gesprungenen Glocke umgegossen, 1907 zersprungen und dann neu gegossen | ||
1685 | Marktkirche Unser Lieben Frauen in Halle (Saale) | Vesperglocke | 870 | 1130 | e1 +13 | ||
1685 | Dorfkirche Rogäsen in Rogäsen | ||||||
1687 | Sankt-Annen-Kirche in Eisleben | ||||||
1687 | Sankt-Marien-Kirche in Wernigerode | ||||||
1687 | St. Markus in Ziepel[14] | 670 | |||||
1688 | Dörnitz | ||||||
1690 | Magdeburger Dom in Magdeburg | Apostolica | 4980 | 1938 bis 1945 | b0+5[15] | erstmals 1445/46 erwähnt, erster Umguss wegen Rissen 1593, zweiter Umguss der wiederum gesprungenen Glocke 1690 durch Wentzel[16][17] | |
1690 | Dorfkirche Göttlin in Göttlin | in Kirchenneubau von 1890 gelangt[18] | |||||
17. Jahrhundert | St. Annen in Süpplingen[19] | 850 | 1918 für Rüstungszwecke abgeliefert und eingeschmolzen |
Literatur
Bearbeiten- Ernst Neubauer, Magdeburger Glocken; Jakob Wentzel in Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg, 51/52. Jahrgang 1916/17, Seite 147 f.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Magdeburg feiert Telemann vom 10. August 2017 auf www.meine-kirchenzeitung.de
- ↑ Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 101
- ↑ Ernst Neubauer: Häuserbuch der Stadt Magdeburg, Teil II. Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1956, Seite 8
- ↑ Heiko Brandl, Christian Forster, Der Dom zu Magdeburg, Band 2: Ausstattung, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Verlag Schnell & Steiner Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2462-6, Seite 867
- ↑ Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 427
- ↑ Ernst Neubauer, Magdeburger Glocken; (Johann) Gottfried Wentzel in Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg, 51/52. Jahrgang 1916/17, Seite 149
- ↑ Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 101
- ↑ Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, Seite 788
- ↑ Der Kreis Calbe, Ein Heimatbuch, Herausgeber: Werner Wickel, Otto Thinius, Hesse & Becker Verlag Leipzig, 1937, Seite 289
- ↑ Sparkasse finanziert Steinitzer Glocke vom 2. März 2019
- ↑ Frank Bürger, Glocke in Steinitz erklingt wieder in der Volksstimme vom 3. März 2019
- ↑ Brit Reipsch, Telemann in Magdeburg – Kindheit und Jugend auf telemann.org
- ↑ Bernau: d1 auf www.hansjuergen.vahldieck.info
- ↑ Dorfkirche St. Markus auf www.ehrenamt-ekm.de
- ↑ Constanze Treuber, Peter Oehlmann, Gegossene Vielfalt – Glocken in Sachsen-Anhalt, Hinstorff Verlag Rostock 2007, ISBN 978-3-356-01180-7, Seite 104
- ↑ https://www.magdeburg.de/media/custom/698_4874_1.PDF?1362076031
- ↑ Heiko Brandl, Christian Forster, Der Dom zu Magdeburg, Band 2: Ausstattung, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Verlag Schnell & Steiner Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2462-6, Seite 867
- ↑
- Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Dorfkirche des Monats Oktober – Göttlin (Havelland), Infobrief 10/21, 1. Oktober 2021, Seite 1 und 2.
- ↑ Glocken in Süplingen auf kirche.xn--blstringen-9db.de
Personendaten | |
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NAME | Wentzel, Jakob |
ALTERNATIVNAMEN | Wentzel, Jacob; Wenzel, Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Glockengießer |
GEBURTSDATUM | vor 1666 |
GEBURTSORT | Magdeburg |
STERBEDATUM | 1693 |