Jakob Reinhard (Kanzler)

braunschweig-lüneburgischer und calenberg-göttingerscher Kanzler

Jakob Reinhard,[1] auch Jacob Reinhard oder Reichart[2] oder Reinharter (* um 1495 in Worms; † 5. Dezember 1569[3] in Linse),[1] war Kanzler der Herzöge Erich I. und Erich II. von Braunschweig-Lüneburg, Fürsten zu Calenberg-Göttingen,[3] sowie Mitglied der Vormundschaft über Letzteren seit 1540 bis zu dessen Volljährigkeit.[4]

Das Epitaph des Conrad Wiedemeyer an der Nordwand der Marktkirche in Hannover, mit den Wappen unter anderem der Familie Reinhard, ein Stern mit Krone

Der Sohn des Wormser Ratsbürgers Matthias Reinhard immatrikulierte sich 1513 an der Universität Erfurt an der juristischen Fakultät, avancierte zum Magister, dann zum Advokaten. 1520 wurde er zum Sekretarius der Hofkanzlei des Herzogs Erich I. von Braunschweig-Lüneburg in Münden,[5] 1529 zum herzoglichen Kanzler des Fürstentums Calenberg bestallt.[3] 1532 sandte ihn Herzog Erich als dessen Gesandten zum Reichstag nach Regensburg,[3] zusammen mit dem Erbmarschall Hermann von Oldershausen.[2]

Herzog Erich I. zu Calenberg-Göttingen hatte 1540 seinen Kanzler mit dem ehemaligen Burgsitz der Grafen von Hallermund in Eldagsen beliehen.[6] Der Kanzler war auch 1540 nach des Herzogs Tod gemäß Erichs Testaments zusammen mit dessen Witwe Elisabeth von Brandenburg und dem hessischen Landgrafen Philipp I. zum Vormund des damals noch minderjährigen Sohnes Erich II. (* 1528) geworden.[4]

Herzog Erich II. bestätigte seinem ehemaligen Vormund das Lehen zu Eldagsen im Jahr 1555 und dehnte dieses – nachdem Jakob Reinhards einziger, gleichnamiger Sohn (* um 1543) ohne männliche Nachkommen gestorben war – 1564 auch auf Reinhards Tochter, die mit dem Großvogt Konrad Wedemeyer verheiratet war, sowie deren männliche Nachkommen aus.[7][3]

Bis 1550 war der juristisch Promovierte als Kanzler im Amt, tat jedoch auch „nachher als Alt-Kanzler noch Dienste, zum Beispiel 1562 und 1566“.[5] 1551 bis zum Tode 1569 erscheint er in Urkunden als „Geheimer Rat von Haus aus“ und Herr auf Linse, geadelt als Reinharter von Reinhardessen,[8] nach dem erloschenen niedersächsischen ritterbürtigen[9] Adelsgeschlecht von Reinhardessen.[10]

Die Tochter erster Ehe mit Anna Mecke, die 1540 geborene Elisabeth Reinhart, heiratete den calenbergischen Großvogt Konrad Wedemeyer den Älteren.[11]

Eine Tochter zweiter Ehe mit Felicitas Stege, Felicitas Reinharter, war mit dem Mündener Ratsherrn Cord Mecke verheiratet. Beider Sohn war Joachim Mecke, Bürgermeister von Münden, dessen wappengeschmückte Grabplatte sich ebendort in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Blasius befindet.[12]

Literatur

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  • Reinhard Oberschelp (Bearb.): Niedersachsen-Bibliographie. Berichtsjahr 1908 bis 1970. Systematisches Gesamtverzeichnis, Bd. 5, Mainz-Kastel: Gaertner 1985, S. 287
  • Friedrich Busch, Reinhard Oberschelp: Bibliographie der niedersächsischen Geschichte für die Jahre 1961 bis 1965 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 16, 4), Hildesheim: Lax, 1972, 9201
  • Ad. Becker, Die Ahnen des Dr. Jacobus Reinhard, in: Familiengeschichtliche Blätter, 41. Jg. (1943), S. 131 ff.

Einzelnachweise

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  1. a b Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  2. a b Aller deß Heiligen Römischen Reichs gehaltener Reichstäg Ordnung, Satzung, Mainz 1615, S. 237
  3. a b c d e Urban Friedrich Christoph Manecke: Am Kalenberger Hofe. Von 1495 bis 1584, in ders.: Biographische Skizzen von den Kanzlern der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die Rechtsgelehrte gewesen sind; insbesondere Biographie des Kanzlers Klammer, Lüneburg: Herold & Wahlstab, 1823, S. 38f.; online über Google-Bücher
  4. a b Heinrich Christian Beck, M. Johannes Sutellius, Reformator und erster Superintendent der Kirchen zu Göttingen und Schweinfurt, Schweinfurt 1842, S. 50 f.
  5. a b Samse, Die Zentralverwaltung in den Südwelfischen Landen, S. 257.
  6. Johann Wolf: Versuch die Geschichte des Grafen von Hallermund und der Stadt Eldagsen zu erläutern. Beylagen. Göttingen 1815, S. 21 ff.
  7. Ad. Becker, Die Ahnen des Dr. Jacobus Reinhard, in: Familiengeschichtliche Blätter, 41. Jg. (1943), S. 131 ff.
  8. Deutsches Geschlechterbuch, Band 158, S. 338.
  9. Horst Gramatzki, Das Stift Fredelsloh von der Gründung bis zum Erlöschen seines Konvents (2001),S. 74
  10. August Seidensticker, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Norddeutscher Forsten Besonders Im Lande Hannover, S. 315
  11. Jacob REINHART(ER) nach Ahnenliste BRANDIS, 518
  12. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 299 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net
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Gernot Becker: Website Genealogie Becker – die Vorfahren unserer Enkelkinder, Reinhard (abgerufen am 6. September 2015)