Jarszewo

Dorf in Westpommern, Polen

Jarszewo (deutsch Jassow bei Cammin in Pommern, amtlich abgekürzt Jassow b. Cammin i. Pom., früher Jaßow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Kamień Pomorski (Stadt- und Landgemeinde Cammin) im Powiat Kamieński (Camminer Kreis).

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in Hinterpommern, östlich der Maade, eines mit dem Camminer Bodden verbundenen Nebengewässers des Pommerschen Haffs, etwa 62 Kilometer nördlich von Stettin, fünf Kilometer südlich der Stadt Kamień Pomorski (Cammin) und vier Kilometer nördlich des Dorfs Rekowo (Reckow).

Geschichte

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Das Dorf Jassow hatte seit dem Mittelalter zum Domkapitel Cammin gehört.[1][2] Nachdem das Domkapitel durch das Edikt vom 30. Oktober 1810 aufgehoben worden war,[3] wurde Jassow dem Amt Cammin einverleibt.[4]

Am 30. Dezember 1927 wurde der Gutsbezirk Milchow in die Landgemeinde Jassow eingegliedert.[5]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Gemeinde Jassow eine Fläche von 8,4 km², und im Gemeindebezirk standen insgesamt 60 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnorten:[6]

  1. Jassow b. Cammin i. Pom.
  2. Milchow

Jasssow hatte um 1935 einen Gasthof, eine Gemischtwarenhandlung, eine Mühle, eine Schmiede und eine Viehhandlung.[7]

Bis 1945 bildete Jassow eine Gemeinde im Landkreis Cammin i. Pom. der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Jassow war dem Amtsbezirk Reckow zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Jassow zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Das Dorf Jassow wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Jarszewo‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Jassow und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 Dorf mit acht Bauernstellen, sechs Halbbauern, acht Büdnern, die Haus und Garten besitzen, einem Wirtshaus, einer Mutterkirche und dreißig Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Lieutenants Gotthilf Christian Curt von Mellin[8]
1818 181 Dorf[9][10]
1852 423 Dorf[11]
1864 371 am 3. Dezember[12]
1867 389 am 3. Dezember[13]
1871 411 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[13]
1885 401 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[14]
1890 376 am 1. Dezember[15]
1910 356 am 1. Dezember[16]
1925 460 darunter 407 Evangelische und neun Katholiken[6]
1933 425 [17]
1939 421 [17]

Die vor 1945 anwesende Dorfbevölkerung war mit seltenen Ausnahmefällen evangelisch. Die mit einer Orgel ausgestattete evangelische Mutterkirche gehörte zur Synode Cammin, eingepfarrt waren im 18. Jahrhundert die Ortschaften Scharchow, Düssin, Büssenthin, Milchow und Revenow.[8]

Die Pfarrei hatte einen Prediger, einen Küster, einen Organisten und ein Predigerwitwenhaus.[8] 1887 trat Wilhelm Palis (* 22. Dezember 1856) das Pfarramt an, das insgesamt 960 Seelen zu betreuen hatte.[18] Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1572 zurück.[19]

Die Katholiken gehörten zum katholischen Kirchspiel Cammin i. Pom.

Die seit 1945 zugewanderten polnischen Migranten und deren Nachfahren sind größtenteils römisch-katholisch.

Literatur

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  • Jassow, Dorf, Kreis Cammin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von (meyersgaz.org).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 302–303 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 52, Ziffer 17 (Google Books).
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Commons: Jarszewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. Christian Friedrich Wutstrack: Nachtrag zur Kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogtum Vor- und Hinterpommern. Stettin 1795, S. 152–154, insbesondere S. 153, Ziffer 17 (Google Books).
  2. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände, Teil I, Band 4, Schwickert, Leipzig 1793, S. 437–439, insbesondere S. 438 (Google Books).
  3. Friedrich Ludwig von Medem: Das Königliche Provinzial-Archiv zu Stettin, in: Zeitschrift für Archivkunde, Diplomatik und Geschichte, Band 2, Hamburg 1835, S. 29–119, insbesondere S. 95 (Google Books).
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 410 (Google Books).
  5. Amtsbezirk Reckow (Territorial.de)
  6. a b Die Gemeinde Jassow b. Cammin i. Pom. im ehemaligen Kreis Cammin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  7. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1059 (Google Books).
  8. a b c Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 52, Ziffer 17 (Google Books).
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 246, Ziffer 494 (Google Books).
  10. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 162, Ziffer 5 unter den Ortschaften des ehemaligen Domkapitels Cammin (Google Books).
  11. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 259 (Google Books).
  12. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 5. Kreis Kammin. Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 90 (Google Books).
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 62–63, Ziffer 47 (Google Books).
  14. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 70–71, Ziffer 43 (Google Books).
  15. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. I. Regierungsbezirk Stettin. 11. Kreis Kammin, S. 28, Ziffer 43 (Google Books).
  16. Landkreis Cammin (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  17. a b Michael Rademacher: Cammin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  18. Das evangelische Deutschland, 2. Auflage, Schulze & Co., Leipzig 1898, S. 237 (Google Books).
  19. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 237 (Google Books).

Koordinaten: 53° 56′ N, 14° 47′ O