Miłachowo (Kamień Pomorski)

Dorf in Polen

Miłachowo (deutsch Milchow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Kamień Pomorski (Stadt- und Landgemeinde Cammin) im Powiat Kamieński (Camminer Kreis).

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in Hinterpommern, östlich der Maade, eines mit dem Camminer Bodden verbundenen Nebengewässers des Pommerschen Haffs, etwa 62 Kilometer nördlich von Stettin, drei Kilometer südlich der Stadt Kamień Pomorski (Cammin) und sechs Kilometer nördlich des Dorfs Rekowo (Reckow).

 
Ehemaliges Gutshaus Milchow (2023)

Geschichte

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Das Gut Milchow war neben Alt Tessin und Drammin eines der Hauptgüter der hinterpommerschen Familie von Parlow, die sich nach dem Ort Parlow benannte, erst im 15. Jahrhundert urkundlich in Erscheinung tritt und 1805 im Mannesstamm erlosch.[1][2] Das Gut wurde ohne Rückkaufsvorbehalt verkauft und kam zunächst an Wilhelm Bogislav von Mellin als neues Lehen. Das am 22. Juni 1768 allodifizierte Gut gelangte am 25. Juli 1769 nach vorangegangenem Teilungsvergleich in den Besitz des Lieutenants Gotthilf Christian Curt von Mellin.[3] Nach dessen Tod verkauften es 1804 seine drei Töchter nach zuvor eingeholter königlicher Genehmigung vom 7. Juli 1803 für 8000 Taler an den Eigentümer Christian Bölz.[4]

In der Matrikel vom 19. April 1828 ist als Besitzer des Allodial-Ritterguts Milchow ein Dumstrey eingetragen.[5] 1884 hatte das Rittergut Milchow eine Flächengröße von 255 Hektar, und es befand sich im Besitz der Familie Gerber.[6] 1892 besaßen das Gut die Gerberschen Erben.[7] 1896 befand sich das Gut weiterhin im Besitz der Familie Gerber.[8]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Milchow eine Flächengröße von 261 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 86 Einwohner.[9] Der Gutsbezirk Milchow wurde am 30. Dezember 1927 in die Landgemeinde Jassow b. Cammin i. Pom. eingegliedert.[10]

Bis 1945 bildete Milchow eine Wohnstätte in der Landgemeinde Jassow b. Cammin i. Pom. im Landkreis Cammin i. Pom. der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Die Gemeinde Jassow war dem Amtsbezirk Reckow zugeordnet, dem Milchow schon vor der Eingemeindung ebenfalls angehört hatte.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Milchow zusammen mit Jassow und ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Die Wohnstätte Milchow wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Miłachowo‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Milchow, Jassow und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einem Ackerwerk, drei Bauernstellen und zehn Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Lieutenants Gotthilf Christian Curt von Mellin[3]
1818 41 Vorwerk[11][12]
1852 64 Gut[13]
1864 78 am 3. Dezember, Gutsbezirk[14]
1867 77 am 3. Dezember, Gutsbezirk[15]
1871 88 am 1. Dezember, Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[15]
1885 58 am 1. Dezember, Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[16]
1890 65 am 1. Dezember, Gutsbezirk[17]
1910 71 am 1. Dezember, Gutsbezirk[18]
1925 86 am 16. Juli, Gutsbezirk[9]

Die vor 1945 anwesende Dorfbevölkerung war mit seltenen Ausnahmefällen evangelisch und in Jassow eingepfarrt. Die Katholiken gehörten zum katholischen Kirchspiel Cammin i. Pom.

Die seit 1945 zugewanderten polnischen Migranten und deren Nachfahren sind größtenteils römisch-katholisch.

Literatur

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  • Milchow, Rittergut, Kreis Cammin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Milchow (meyersgaz.org).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 10–11 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 410 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 40, Ziffer 26 (Google Books), und S. 428–429, Ziffer 32
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Commons: Miłachowo, West Pomeranian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. George Adalbert von Mülverstedt: Der abgestorbene Adel der Provinz Pommern, Bauer & Raspe, Nürnberg 1894, S. 67–68 (Google Books).
  2. Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch, Band II, Stettin 1846, S. 61–63 (Google Books).
  3. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 40, Ziffer 26 (Google Books).
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 410 (Google Books).
  5. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 161, Ziffer 59 (Google Books).
  6. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 106–108 (Google Books).
  7. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 12–13 (Google Books).
  8. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc. Band 12: Pommern, Neunte Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 113 (Google Books).
  9. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 393 (Google Books).
  10. Amtsbezirk Reckow (Territorial.de)
  11. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 201, Ziffer 1832 (Google Books).
  12. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 164, Ziffer 42 (Google Books).
  13. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 393 (Google Books).
  14. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 5. Kreis Kammin. Berlin 1866, S. 18–25, Ziffer 121 (Google Books).
  15. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 66–67, Ziffer 168 (Google Books).
  16. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 76–77, Ziffer 161 (Google Books).
  17. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. I. Regierungsbezirk Stettin. 11. Kreis Kammin, S. 30, Ziffer 159 (Google Books).
  18. Landkreis Cammin (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)

Koordinaten: 53° 56′ N, 14° 46′ O