Johann Wilhelm Körfgen

Generalsekretär des Département de la Roer

Johann Wilhelm Körfgen, auch Guilleaume Koerfgen (* 23. November 1768 in Straßfeld, Kurköln; † 20.[1] oder 21. Dezember 1829 in Bonn[2]), war von 1804 bis 1814 Generalsekretär des Département de la Roer.

An der Alten Universität Köln erhielt Johann Wilhelm Körfgen eine Ausbildung zum Juristen. Einer seiner Professoren war dort der Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf, zu dem er freundschaftlichen Kontakt hielt.[3] Vor 1802 wirkte er als Kapitelsekretär des Stifts St. Aposteln in Köln.[4] Körfgen war sodann Archivar der Präfektur des Rur-Departements,[5] als er am 10. September 1804 während des Besuchs des Ersten Konsuls der Französischen Republik, Napoleon Bonaparte, durch Dekret zum Generalsekretär des Départements ernannt wurde.[6][7] Als solcher diente er unter den Präfekten Jean Charles Joseph de Laumond, Alexandre de Lameth und Jean Charles François de Ladoucette. Seinen Aufstieg als Verwaltungsbeamter in der Franzosenzeit hatte er insbesondere seinen hervorragenden Kenntnissen der französischen Sprache zu verdanken. Als Generalsekretär war er Übersetzer und somit Bindeglied zwischen den französischen Präfekten und ihrer deutschsprachigen Verwaltung.

Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft 1813/1814 wurde er im Generalgouvernement Niederrhein für Angelegenheiten der Liquidation zunächst weiter beschäftigt.[8] Um 1816 wirkte er als „Bevollmächtigter der Staatsgläubiger des ehemaligen Roer-Departements“,[9] um für die Inhaber von alten Staatschuldverschreibungen die Auszahlung von Rückständen zu einzufordern.[10]

 
Gesellschaftshaus auf dem Lousberg, Ansichtskarte von 1915

Körfgens Wirken hatte besondere Bedeutung für die städtebauliche und gartenhistorische Entwicklung Aachens. Zuständig für das von Napoleon initiierte „Embellissement“ der Kaiserstadt, leitete er als Vorsitzender der „Commission d’Embellissement“ eine umfassende Planung des städtebaulichen Ausbaus und der Stadtverschönerung, insbesondere die Anlage von Esplanaden auf früheren Stadtgräben und die Entwicklung des Lousbergs zu einem Wald- und Bergpark nach Plänen des Landschaftsarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe.[11] Ein Belvedere genanntes klassizistisches Gesellschaftshaus auf dem Lousberg, in deren Aktiengesellschaft Körfgen als größter Anteilseigner den Vorsitz übernommen hatte, sollte den Aachener Fremdenverkehr beleben.[12] Auch privat dem Gedanken des Englischen Landschaftsgartens zugetan, ließ er seinen Aachener Sommerwohnsitz, das am Nordhang des Lousbergs gelegene, 1802 aus Flächen des säkularisierten Klosters St. Raphael gebildete Gut Müsch, zu einer Ferme Ornée umgestalten.[13]

Körfgen starb im Alter von 61 Jahren auf einer Reise in Bonn. Seine am 20. August 1814 geschlossene Ehe mit Anna Maria Lovens blieb kinderlos.[14]

Einzelnachweise

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  1. Bodo von Koppen: Alt-Aachener Gärten. Verlag Dr. Rudolf Georgi, Aachen 1987, ISBN 3-87248-049-9, S. 72.
  2. Angaben laut standesamtlicher Eintragung des Todes, Bonn 1829, Nr. 358
  3. Hiltrud Kier, Frank Günter Zehnder (Hrsg.): Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler. Band 1, Wienand, Köln 1995, ISBN 3-87909-472-1, S. 404, Fußnote 57.
  4. Karl Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt. Band V: 1670–1798. Erftstadt 1990, ISBN 3-9805019-2-2, S. 318.
  5. Emil Pauls: Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. In: Festschrift aus Anlass der Eröffnung des Bibliothekgebäudes der Stadt Aachen. (= Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. 19. Band). Aachen 1897, S. 77 (books.google.de)
  6. Dekret vom 23. Fructidor XII (10. September 1804), Bekanntmachung in: Aachener Merkur, Ausgabe vom 26. Vendose XIII (18. Oktober 1804), Nr. 125, S. 4; zitiert nach: Hermann Krüssel: Horatius Aquisgranensis. Aachen im Spiegel des neulateinischen Dichters Johann Gerhard Joseph von Asten (1765–1831) (= Noctes Neolatinae. Neo-Latin Texts and Studies. Band 3). Georg Olms Verlag, Hildesheim 2004, ISBN 3-487-12720-2, S. 57, Fußnote 119 (books.google.de)
  7. Récueil des Actes de la préfecture du département de la Roer, an XIII. S. 69.
  8. Friedrich Haagen: Geschichte Achens von seinen Anfängen bis zur neuesten Zeit. Band 2: Vom Jahre 1400 bis 1865. Verlag von P. Kaatzers Buchhandlung (Joseph Kaatzer), Aachen 1874, S. 518 (books.google.de)
  9. Barbara Becker-Jákli: Eberhard von Grote. Tagebuch 1815–1824. Band 2: Tagebuch 1816. (= Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde, LXXXII, 2). Böhlau Verlag, Köln 2020, ISBN 978-3-412-51708-3, S. 606 (books.google.de)
  10. Beschwerde der Inhaber Kölnisch-Landständischer Obligationen, wegen rückständiger Zinszahlung aus den Jahren 1793 bis 1813. In: Friedrich Wilhelm Leonhardi: Das Austrägalverfahren des Deutschen Bundes. Eine historisch-publicistische Monographie. Frankfurt am Main 1838, S. 906 (books.google.de)
  11. Emil Pauls: Der Lousberg bei Aachen. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 18, Aachen 1896, S. 26 f. (books.google.de)
  12. Thomas F. J. Terhart, Raimund Mohr: Der Lousberg. Seine Geschichte, seine Verwandlung in einen Waldpark nach dem Plan von Maximilian Friedrich Weyhe und seine Bedeutung für Aachen heute. Große Studienarbeit am Lehrstuhl für Baugeschichte der RWTH Aachen, Aachen 1987, S. 27, 46 (Fußnote 18)
  13. Elke Lorenz: Der Müschpark in Aachen. Eine Ferme Ornée am Fuße des Lousbergs. In: Rheinische Heimatpflege. Nr. 1, 2014, ISSN 0342-1805, S. 51–56.
  14. Bodo von Koppen: Alt-Aachener Gärten. Verlag Dr. Rudolf Georgi, Aachen 1987, ISBN 3-87248-049-9, S. 74.