Johanna Beckmann

deutsche Malerin, Scherenschnitt-Künstlerin und Schriftstellerin

Bertha Louise Johanna Charlotte Helene Beckmann (* 3. Mai 1868 in Brüssow[1]; † 8. Februar 1941 in Berlin) war eine deutsche Porzellanmalerin, Scherenschnitt-Künstlerin und Schriftstellerin.

Die Gartenwelt

Johanna Beckmann wurde in der Uckermark geborenals Tochter des Guts- oder Hofbesitzers[2] Wilhelm Beckmann (1827–1892) auf Butterholz bei Brüssow und dessen Frau Charlotte Marie Sophie, geb. Bergell (1836–1920), Gutspächtertochter aus Quastenberg bei (Burg) Stargard.

In der Folgezeit zogen die Eltern zurück ins mecklenburgische Stargard (heute Burg Stargard), in die Heimat ihrer Mutter, wo Johanna ihre Kinder-, Jugend- und Schulzeit verbrachte. 1883 wurde sie in Stargard konfirmiert. Der Vater war dort inzwischen Angestellter in der Amtsverwaltung (Amtsdiätar) geworden.[3]

Im April 1886 begann sie eine Berufsausbildung in Berlin. Sie besuchte drei renommierte Ausbildungsstätten: die Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums, die Königliche Kunstschule und die Zeichenschule des Lette-Vereins. Nach einer kurzen Zeit als Zeichenlehrerin, begann sie im November 1891 als Gestalterin und „Silhouetten-Malerin“ an der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM). Hier verbrachte sie zwanzig anstrengende, doch auch erfolgreiche Berufsjahre. Ihr Jugendstil-Dekor verleiht ihren Porzellanen heute einen hohen Sammlerwert.

Nach anfänglichen Arbeiten in verschiedenen Techniken (Pflanzenzeichnungen als Buchillustration, Dekore für Tapeten, Fliesen u. ä. Mustervorlagen für kunstgewerbliche Arbeiten) konzentrierte sie sich in ihrer weiteren künstlerischen Entwicklung auf den Scherenschnitt. Ihre ersten Scherenschnitt-Bilder stellte sie 1895/96 im Kunstsalon Eduard Schulte in Berlin aus. Johanna Beckmann arbeitete sowohl als Zeichnerin als auch als Scherenschnitt-Künstlerin für bekannte und viel gelesene Kinder-, Jugend- und Unterhaltungszeitschriften wie „Westermanns Monatshefte“, „Über Land und Meer“ u. a. Während ihrer schöpferischsten Jahre konnte sich die vielseitige Künstlerin großer Beliebtheit erfreuen. Viele zollten ihrem Werk Anerkennung. 1913 beispielsweise erhielt sie das begehrte Rom-Stipendium.

 
Johanna Beckmann: Jedem das Seine. Schwarzbilder und Sprüche. Verlag Martin Warneck, Berlin 1906, Einband.

Von 1905 an veröffentlichte Johanna Beckmann etwa 30 Bücher, in welchen sie eigene Texte mit Scherenschnitten illustrierte. Doch auch für Texte von Goethe, Eichendorff, Storm u. a. waren ihre filigranen Scherenschnitte eine gelungene illustrative Entsprechung.

Der Erste Weltkrieg unterbrach ihre erfolgreiche künstlerische Entwicklung. Es gelang ihr in den 1920er Jahren nur bedingt, an die Erfolge der Vorkriegszeit anzuknüpfen. So waren ihre letzten Lebensjahre von materieller Not und vom Vergessensein belastet.

Johanna Beckmann starb 1941 als „Kunstgewerblerin“ unverheiratet und kinderlos in ihrer Berliner Wohnung (Klopstockstraße 4).[4] Sie wurde auf dem Friedhof in Burg Stargard beigesetzt, wo es wahrscheinlich noch eine Familienstelle ihrer Eltern gab. Dort ist ihre Grabstätte als Gedenkort bis heute erhalten.

Werke (Auswahl)

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  • Natur. Vom Wollen und Walten. 1905.
  • Storch und Frauenfrage. 1905.
  • Wichtel-Männchen. 1906.
  • Jedem das Seine. Kinderbuch. 1906.
  • Sternlein. Märchen. 1907.
  • Vom Zufriedenwerden. (1910; 5. Auflage: 1932)
  • Waldsagen. (1913; 3. Auflage: 1921)
  • Traum und Tat. (1920; 5. Auflage: 1929)

Literatur

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nach Autoren alphabetisch geordnet

  • Gudrun Mohr: Johanna Beckmann – die Meisterin des Scherenschnitts. Ein Künstlerleben zwischen Historismus, Jugendstil und Naturphilosophie. Steffen Verlag, Friedland 2011, ISBN 978-3-941683-07-5. (Leseprobe)
  • Gudrun Mohr: Die Künstlerin Johanna Beckmann (1868–1941) als Pflanzenzeichnerin. Zur Gartenbuchillustration um 1900. In: Die Gartenkunst 23 (2011), 1, S. 32–50.
  • Beckmann, Johanna. In: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 1. Brockhaus, Leipzig 1913, S. 163–164.
  • Beckmann, Johanna. In: Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon = Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte. Band 9. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, S. 19.

Einzelnachweise

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  1. Kirchenbuch Brüssow: Geburts- und Taufeintrag Nr. 28/1868 (der Wohnort ihrer Eltern wird mit "Brüssow" angegeben). Auch ihre Sterbeurkunde nennt "Brüssow, Kr. Prenzlau" als Geburtsort, die Konformantenliste von 1883 jedoch abweichend "Butterholz bei Brüssow", also den väterlichen Hof.
  2. Im Geburtseintrag (1868): "Ackerhofsbesitzer".
  3. Kirchenbuch (Burg) Stargard: Konfirmantenliste 1883.
  4. Standesamt Berlin C1: Sterbeurkunde Nr. 372/1941.
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Commons: Johanna Beckmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien