Johannes Flügge
Johannes Flügge, auch Flüggé, (* 22. Juni 1775 in Hamburg; † 28. Juni 1816 in Barmbek) war ein deutscher Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Flüggé“.[1]
Leben und Wirken
BearbeitenEr war der Sohn von Benedict Gilbert Flügge (1740–1792), seit 1770 Pastor an der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg.[2] Flügge studierte Medizin und Naturgeschichte in Jena, Wien und Göttingen und wurde 1800 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert. Er befasste sich schon als Student intensiv mit Botanik. In Göttingen war er mit dem späteren Chemieprofessor Friedrich Stromeyer befreundet,[3] mit dem er eine botanische Sammelreise 1801 nach Frankreich (Pyrenäen) unternahm (die er allein nach Italien fortsetzte), und mit Heinrich Adolf Schrader. Einer Eingabe von Flügge war es nicht zuletzt zu verdanken, dass Schrader die Leitung des Botanischen Gartens in Göttingen von Georg Franz Hoffmann übernahm. Zuvor hatte sich Flügge geärgert, dass Hoffmann ihm trotz mehrfacher Bitten den Zugang zum Botanischen Garten verweigerte, Hoffmanns Vorgesetzte waren aber ebenfalls mit seiner Leitung unzufrieden.1810 gründete Flügge den ersten Botanischen Garten in Hamburg als Aktiengesellschaft, den er dank ausgezeichneter Beziehungen zu anderen Botanikern schnell ausbaute.[4] Er lag außerhalb der Stadtmauern an der Außenalster und wurde nur drei Jahre später 1813 während der Belagerung Hamburgs von Napoleonischen Truppen völlig zerstört. Johann Georg Christian Lehmann gründete 1821 einen neuen Botanischen Garten in Hamburg.
Flügge beschrieb eine Reihe von Süßgräsern (Poaceae) erstmals. Die Phyllanthaceae-Gattung Flueggaea ist nach ihm benannt.
Johannes Flügge war seit 1811 mit Karoline Auguste Preller verheiratet gewesen. Ihr Sohn August verstarb am 3. Dezember 1839 im Kreis Schleswig.[5]
Ein Tagebuch unter anderem mit Einträgen zu seiner Frankreichreise ist in der Bibliothek des Botanischen Gartens in Hamburg.[6] Flügges Bruder Benedict Gilbert (1777–1821) war Kaufmann und Weinhändler (ab 1804 in Kiel und auch in Bordeaux).[7]
Ehrungen
BearbeitenNach Flüggé benannt ist die Gattung Flueggea Willd. aus der Familie der Phyllanthaceae.[8], ebenso seit 1907 die Flüggestraße im Hamburger Stadtteil Winterhude.
Schriften
Bearbeiten- Graminum Monographiae. Pars 1, Paspalum, Reimaria, Hamburg 1810, Digitalisat.
- Rezension: Wissenschaftliche Werke. Naturgeschichte. Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 123, 5. Mai 1810, Sp. 33–36, Digitalisat .
- Rezension: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. III. Jg., 3. Abt., Medicin und Naturgeschichte, Mohr u. Zimmer, Heidelberg 1810, VII. Heft, S. 356–366, Digitalisat
- Plan zur Anlegung eines botanischen Gartens nahe bey Hamburg. Hamburg 1810[9]
Literatur
Bearbeiten- Dr. Johannes Flügge und der erste botanische Garten in Hamburg. In: Alfred Voigt: Die botanischen Institute der freien und Hansestadt Hamburg im Auftrage der Oberschulbehörde, Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold Voss, 1897. S. 11–23, Digitalisat , (Diesem Aufsatz liegen zugrunde: J. Flügge (1775). Erinnerungen [Tagebuch]: 1775-1816; Handschriftl. Original ohne Seitenzählung. Hamburg.)
- 1049. Flügge (Johannes). In: Hans Schröder (Hrsg.): Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 4. Perthes-Besser u. Mauke, Hamburg 1854, S. 329–330 (Digitalisat ).
Einzelnachweise und Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Die Schreibweise des Nachnamens mit Akzent auf dem Buchstaben e ist so auf dem Titel seines Buches Graminum Monographiae, 1810. Dem folgt der International Plant Names Index (IPNI).
- ↑ Flügge (Benedikt Gilbert), in: Johann Georg Meusel: Erster Nachtrag zu der vierten Ausgabe des gelehrten Teuschlandes, Lemgo 1786, S. 171, Digitalisat .
- ↑ Günther Beer, Eine Idee von der Geographie der Pflanzen – oder „Im Schatten Alexanders von Humboldts“, Dr. med. Friedrich Stromeyer und seine Briefe aus Frankreich 1801–1802 an seine Familie in Göttingen, Museum der Göttinger Chemie, Museumsbrief Nr. 18, 1999, pdf
- ↑ Nr. 176 Neue gemeinnützige Stiftungen in Hamburg, Dienstag, 24. Juli, in: Morgenblatt für gebildete Stände, 4. Jg., Juli, 1810 S. 702, Digitalisat .
- ↑ Allgemeine Zeitung München, Nr. 44, 13. Februar 1840, S. 350
- ↑ Dr. Johannes Flügge und der erste botanische Garten in Hamburg.
- ↑ Der Bruder Benedict Gilbert Flügge betrieb zeitweilig einen Weinhandel in Firma „Graepel et Flügge“, (Quelle: Hamburgisches Adressbuch für das Jahr 1803, Vierter Abschnitt, S. 79). Er war verheiratet mit Modesta Louise Graepel. Er verstarb am 15. August 1821. (Quelle: Beylage Nr. 194 [Staats und gelehrte Zeitung des] Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten vom 5. Dezember 1821.)
- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]
- ↑ Zacharias: 5. Botanischer Garten. In: Jahrbuch der hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten XIII. Jahrgang, Jahresberichte der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten für das Jahr 1895. Hamburg 1896, S. XXVIII, (Digitalisat , enthält Hinweis auf eine von Bülau geschenkte Schrift.)
Weblinks
Bearbeiten- Von Flügge gesammelte Pflanzen, Cistus crispus CATALOGUE Herbarium of University of Coimbra (Portugal)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Flügge, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Flüggé, Johannes; Flügge, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Botaniker |
GEBURTSDATUM | 22. Juni 1775 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 28. Juni 1816 |
STERBEORT | Barmbek |