Johanneskirche (Düsseldorf)
Die Johanneskirche, auch Stadtkirche genannt, ist die größte evangelische Kirche in Düsseldorf. Sie befindet sich am Ende der Berliner Allee im Stadtteil Stadtmitte auf dem Martin-Luther-Platz (vormals Königsplatz). Auf dem Platz vor der Turmfassade befinden sich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das Bismarck-Denkmal und die Reste des Moltke-Denkmals.
Die Johanneskirche ist im Rundbogenstil errichtet. Das Kirchenschiff ist 61 Meter lang, der Turm 87,5 Meter hoch. Ursprünglich als Kirche der Kirchengemeinde Düsseldorf errichtet, dient sie inzwischen als Citykirche und zentrale Veranstaltungsstätte im Kirchenkreis Düsseldorf.
Geschichte
BearbeitenDie lutherische und die reformierte Gemeinde Düsseldorfs schlossen sich auf Drängen der preußischen Obrigkeit 1824 zu einer Union zusammen. Seit diesem Zeitpunkt entstand der Plan einer evangelischen Stadtkirche. Der Beschluss zum Bau erfolgte 1859. Die Verhandlungen mit der Stadt über das Baugrundstück dauerten bis 1874.
Nach mehreren abgelehnten Entwürfen wurde 1869 ein Entwurf von Walter Kyllmann und Adolf Heyden von der Gemeinde akzeptiert. Dieser musste aber weiter überarbeitet werden. 1875 wurde schließlich der Grundstein gelegt. Am 6. Dezember 1881 wurde die Johanneskirche geweiht. Schon zwanzig Jahre später, im Herbst 1905, musste die Kirche renoviert werden, da die Blend- und Hausteine aus Tuffstein verwittert waren. An den Fenstern, Strebepfeilern und Ecktürmen wurden sie durch Basalt ersetzt. Dies geschah unter der Leitung des Regierungsbaumeisters Wilhelm Schleicher (* 6. August 1857 in Stolberg; † 13. März 1938 in Düsseldorf).[1]
Ein Bombenangriff am 12. Juni 1943 zerstörte die Johanneskirche schwer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abriss der Kirche zugunsten einer veränderten Verkehrsführung diskutiert, aber letztlich blieb sie stehen. Im März 1953 wurde die Kirche nach ihrer Wiederherstellung neu eröffnet. Größere Umbauten im Innern geschahen 1997 und 2008.
Die zwei Engel des Bildhauers Carl Hubert Müller (1818–1893), welche sich heute vor dem Westportal befinden, saßen vormals als Wächter auf den Giebeln über den Seitenportalen, dem Dach des Querschiffs. Die Skulpturen aus Sandstein von 1878, eine davon kopflos, wurden während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Düsseldorfer Journalisten Hans Stöcker aus den Trümmern gerettet und für ein „gutes Trinkgeld“ an die helfenden Bauarbeiter nach Kaiserswerth gebracht,[2] wo sie am unteren Absatz des Treppenabganges der Brücke, welche vom Klemensplatz zum Kaiserswerther Markt führt, und gegenüber an der Stützmauer, ihren Platz fanden. Im November 1994 wurden die Engel, nach Restaurierung, vor der Kirche mit Blick auf die Schadow-Arkaden aufgestellt.[3]
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Johanneskirche im Gefüge der ursprünglichen Bebauung (historische Aufnahme)
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Blick durch die Königstraße, um 1890
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Restaurierung der Johanneskirche Düsseldorf, September 1905
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Äußeres von Nord
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Chorraum
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Kanzel
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Engel vor dem Westportal der Johanneskirche
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Komplett eingerüstet (September 2023)
Orgel
BearbeitenDie große Orgel der Johanneskirche wurde 1953/54 von dem Hamburger Orgelbauer Rudolf von Beckerath als mechanische Schleifladenorgel erbaut und im Jahr 2001 überholt. Seitdem sind die Spieltrakturen des Pedals und die gesamte Registertraktur elektrisch. Im Jahre 2001 sind die elektrischen Koppeln hinzugekommen, ebenso ein MIDI-Anschluss. Die Disposition ist – bis auf die Mixtur (Nr. 39) – unverändert geblieben.[4]
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- Koppeln:
- Mechanische Normalkoppeln: III/II, IV/II, I/P, III/P
- Elektrische Normalkoppeln (2001): I/II, III/II, IV/II, III/I, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
- Elektrische Suboktavkoppeln (2001): III/II, III/III
- Elektrische Superoktavkoppeln (2001): III/II, III/III
- Spielhilfen (2001): MIDI-Interface mit Synthesizer
- Anmerkungen:
Kirchenmusiker
Bearbeiten- Gerhard Schwarz (1949–1967)
- Almut Rößler (1967–1997)
- Gerhard Luchterhandt (1997–2000)
- Joachim Vogelsänger (2000–2002)
- Wolfgang Abendroth (ab 2002)
Glocken
BearbeitenIm Turm der Johanneskirche befindet sich das größte Glockengeläut aller evangelischen Kirchen von Düsseldorf. Alle Glocken hängen an tief gekröpften Stahljochen.[5]
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer | Masse (kg) | Ø (mm) | Schlagton | Anmerkungen |
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1 | 1952 | Rincker, Sinn | 3.000 | 1.750 | a0 | ||
2 | 1952 | Rincker, Sinn | 1.450 | 1.450 | c1 | ||
3 | 1782 | Copinius | 970 | 1.260 | d1 | ||
4 | 1860 | H. P. Lieboldt | 1.100 | 1.230 | e1 | ||
5 | 1952 | Rincker, Sinn | 480 | 960 | g1 |
Motiv: "Ad te levavi animam meam"
Literatur
Bearbeiten- Festschrift zur Erinnerung an die Feier der Grundsteinlegung der evangelischen Kirche auf dem Königsplatze zu Düsseldorf am 18. Juni 1875. Eigenverlag der Gemeinde, Düsseldorf 1875 Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
- Adalbert Natorp: Die Johanneskirche zu Düsseldorf: eine Festschrift zur Einweihung derselben am 6. Dezember 1881. Düsseldorf 1881 Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
- Rudolf Utermöhlen: Gedanken zum gegenwärtigen Orgelbau, dargestellt am Beispiel der neuen Orgel der Johanneskirche zu Düsseldorf. Düsseldorf 1954.
Weblinks
Bearbeiten- Internetpräsenz der Johanneskirche
- Stadt Düsseldorf: Kirchen
- Eintrag in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
- Informationen zu den Orgeln der Johanneskirche auf Organ index
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Restaurierung der Johanneskirche in Düsseldorf, in Rhein und Düssel (Nr. 40), vom 1. Oktober 1905, S. 5
- ↑ Heinrich Brandt: Engel. In: Rudolf Mohr (Hsgr.): Evangelische Kirchen und kirchliches Leben in Düsseldorf. Im Auftrag des Kirchenkreisverband Düsseldorf, S. 18.
- ↑ Zwei Engel, Bildhauer Carl Müller (1818–1893), Martin-Luther-Platz, auf d:kult, abgerufen am 28. April 2018.
- ↑ Informationen zur Orgel der Johanneskirche
- ↑ Videoaufnahme des Geläuts mit weiteren Informationen zu den Glocken
Koordinaten: 51° 13′ 28,2″ N, 6° 46′ 56,8″ O