KZ-Friedhof Holzhausen
Friedhof | |
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KZ-Friedhof Holzhausen | |
Land: | Deutschland |
Region: | Landkreis Landsberg am Lech |
Ort: | Holzhausen, Gemeinde Igling |
Einweihung: |
Der KZ-Friedhof Holzhausen ist ein KZ-Friedhof in Holzhausen bei Buchloe, einem Ortsteil der oberbayerischen Gemeinde Igling im Landkreis Landsberg am Lech. Er liegt unweit des 1910 bis 1912 errichteten Magnusheims, das ab 1942 ein von 38 Dillinger Franziskanerinnen betreutes Reservelazarett war und in der Nachkriegszeit ein KZ-Hospital für Überlebende des KZ-Außenlagerkomplex Kaufering, bis 1947 zudem einen Kibbuz beherbergte.[1] Der Friedhof ist ein bayerisches Baudenkmal (D-1-81-127-27).
Lage
BearbeitenDer Friedhof liegt am Fuße des ehemaligen Magnusheims, betrieben von den Regens-Wagner-Werken, in der Gabel zwischen Magnusstraße, direkt östlich des Dammooswegs und südlich der Singold.
Die Toten
BearbeitenIm Magnusheim wurden von 29. April bis 28. Juli 1945 insgesamt 526 ehemalige KZ-Häftlinge des KZ-Außenlagerkomplex Kaufering behandelt, sie stammten aus Frankreich, Rumänien, Litauen, Tschechien, Afrika, Holland, Österreich, Griechenland, Italien, Polen, Russland, Belgien, Jugoslawien, der Ukraine, Luxemburg, Ungarn und Deutschland. In den drei Monaten nach der Befreiung verstarben 114 von ihnen.[2]
„Am 29. April rollten die ersten Lastautos mit KZ-Häftlingen an. Selbe waren in Stroh verpackt. Sie sahen elend, halb verhungert und verletzt aus. Sie wogen 50-60 Pfund. Es wimmelte von Läusen. Wir haben Tag und Nacht gebadet. Als alle fertig waren, ging es wieder von vorn an... Stündlich ein Löffel Haferschleim konnte helfen, langsam wieder zu Kräften zu kommen. 23 Menschen kamen schon tot an, Ihre Namen und Herkunft konnten wir nicht mehr erfahren. Die ersten Tage starben täglich bis zu 10 Menschen. Wir legten oft 3-4 in einen Sarg, weil wir gar nicht so viele Särge beibringen konnten. Im neu errichteten Friedhof an der Singold, der von der amerikanischen Militärbehörde bestimmt wurde, hat man sie begraben.“
KZ-Friedhof Holzhausen
BearbeitenInsgesamt 94 dieser KZ-Opfer wurden auf dem KZ-Friedhof Holzhausen bestattet. Von ihnen sind 71 namentlich bekannt, von 23 nur, dass sie aus dem KZ-Außenlager Kaufering I – Landsberg ins Magnusheim eingeliefert wurden.[4] Danach wurden bis 1948 vereinzelt jüdische Displaced Persons dort bestattet.[2] Der Friedhof wurde 1947 unter Beteiligung des Jüdischen Komitees gestaltet[4] und in vier Reihen mit je zehn sowie zwei Reihen zu je sieben Gräbern angelegt. Die Einzelgräber bestehen heute nicht mehr.[2] 1954 wurde der Friedhof umgestaltet und 28 Grabsteine entlang der Friedhofsmauer angelegt, von denen nach Exhumierung und Überführung von zweien noch 26 bestehen.[4] Sie verweisen überwiegend auf Displaced Persons, da diese Angehörige hatten, die diese individuellen Grabsteine aufstellen ließen.[2]
Weitere Friedhöfe
BearbeitenVon den 20 weiteren, nichtjüdischen Toten aus dem Magnusheim wurden elf auf dem Holzhausener Dorffriedhof (1960 sieben exhumiert und auf den Waldfriedhof Dachau umgebettet[5]), sechs auf dem Flüchtlingsfriedhof (alle 1956 exhumiert und auf den Waldfriedhof Dachau umgebettet[5]), zwei in Landsberg am Lech (1960/61 exhumiert und auf den Waldfriedhof Dachau umgebettet[5]) und einer in Epfenhausen beerdigt.[2]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Alemannia Judaica: Igling-Holzhausen (Kreis Landsberg am Lech) Jüdischer Friedhof (KZ-Friedhof). In: Jüdische Friedhöfe / Oberbayern / Igling – Holzhausen (LL). alemannia-judaica.de, 15. Oktober 2013, abgerufen am 1. Oktober 2021.
- Holzhausen. In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Bayern. Bearbeiterin: Felicitas Grützmann.
- Manfred Deiler: Die KZ-Friedhöfe und Massengräber des KZ-Lagerkomplexes Kaufering auf landsberger-zeitgeschichte.de.
Literatur
Bearbeiten- Constanze Werner: KZ-Friedhöfe und -Gedenkstätten in Bayern. „Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet ...“. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, S. 80–83, ISBN 978-3-7954-2483-1.
- Regens-Wagner-Stiftung (Hrsg.): 100 Jahre Regens Wagner Holzhausen Magnusheim. Igling-Holzhausen 2004, 1933 bis 1945: Die Zeit des Nationalsozialismus (regens-wagner-holzhausen.de).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ 1933–1947 in: Geschichte von Regens Wagner Holzhausen ( vom 19. April 2016 im Internet Archive) auf regens-wagner-holzhausen.de.
- ↑ a b c d e KZ-Friedhof Holzhausen bei Buchloe. In: touristik-i.de. 2021, archiviert vom am 4. Dezember 2021; abgerufen am 29. Juli 2023 (siehe Text auf Foto der Infotafel auf dem KZ-Friedhof).
- ↑ Rainer Remmele: Das Magnusheim in der NS-Zeit – KZ-Hospital für befreite jüdische KZ-Häftlinge. In: Geschichte von Regens Wagner Holzhausen / Magnusheim in der NS-Zeit. regens-wagner-holzhausen.de, abgerufen am 1. Oktober 2021.
- ↑ a b c J. Ramming, D. Stonus: Machbarkeitsstudie für einen Dokumentationsort zum ehemaligen KZ-Außenlagerkomplex Landsberg / Kaufering. Hrsg.: FranKonzept. Würzburg April 2016, S. 66 (198 S., stiftung-bayerische-gedenkstaetten.de ( vom 28. September 2021 im Internet Archive) [PDF; 20,3 MB; abgerufen am 11. September 2021]).
- ↑ a b c KZ-Terrassengräberanlage auf dem Waldfriedhof Dachau – Stand
1. August 19611.1.1972. Originaldokument Gräberliste. In: Arolsen Archives (Hrsg.): Signatur 2737000, Entstehungszeitraum 1961-02-01 – 1972-01-01. Bad Arolsen 1. Januar 1971 (78 S., arolsen-archives.org [JPG; abgerufen am 28. August 2022] „Erläuterungen zur Gräberliste“ (Document IDs: 9954142–9954218, 9954252–9954254, Anzahl Dokumente: 78), zur Belegung und Detailangaben siehe lfd. Nr. 1 bis 1312 für die insgesamt 8 x 4 x 41 = 1312 Grabstellen).
Koordinaten: 48° 2′ 42,1″ N, 10° 47′ 11,8″ O